d
19. berLebens
Bohemia Nr. 55.
Die Frau des Regimentsobersten ist noch
einmal zu Max gegangen, der ihr Geliebter war.
Der Oberst erwischt sie in der Stube des Osfizierd
und erschießt sie. Dem Lentnant bleibt nichts
anderes übrig, als den Mord auf sich zu nehmen
und sich, ehe der Tag graut, gleichfalls eine Kugel
durch den Kopf zu jagen. Vorher aber will er
noch die Nacht mit Marie genießen, und so un¬
gehenerlich dies erscheint, so stürmen beide doch
von der Leiche der ermordeten Frau hinweg zu
wohllüstigstem Genusse. Am nächsten Morgen
erschießt sich der Offizier. Marie bleibt am
Leben. Wie sie ihre Existenz trotz all der furcht¬
baren Erinnerungen ertragen kann, das ist das
Problem des Akts, das derselbe nur unklar beant¬
wortet. Wird noch einmal an Marie der volle,
reine Ruf des Lehens ergehen? Ist das Leben
und Atmen alles? Diese Fragen werden aufge¬
worfen; aber es bleibt bei einem Spiele mit
Worten.
So ist das Drama mit aller Gewaltsamkeit
der Handlung und mit mit all seinen balladen¬
haften, manchmal an den „Rosenmontag“ anklin¬
genden Stimmungen in der Sphäre befremdender
Unbestimmtheit geblieben. Die herzliche Wärme,
mit der Schnitzler seine Probleme zu erfassen
pflegt, ist auch hier nicht zu verkennen. Manches
schön en pfundene Wort erklingt, aber alles ist zu
sehr erklügelt, als daß man sich auch nur einen
Augenblick dem Dichter ganz gefangen geben
könnte. Die Darsteller zeigten sich nicht alle auf
gleicher Höhe. Die männlichen Darsteller blieben
hinter den weiblichen zurück, unter welch letzteren
besonders Irene Triesch als Marie hervorzu¬
heben ist.
„Das schöne Prag“. Nux noch eine
Woche trennt uns vom Schlusse der Ausstellung
und heute ist der vorletzte Sonntag, an dem die¬
selbe geöffnet ist. Das Interesse für die Aus¬
stellung zeigt sich nicht nur in dem gleichmäßig
starken Besuch, sondern insbesondere auch in der
lebhaften Kaufbewegung.
Seit der letzten Nachricht sind nämlich folgende
Werke in den Privatbesitz übergegangen: Kat.=Nr. 258,
Franz Schembera: „Uebersicht der Stadt Prag“; Kat.=
Nr. 184, Josef Barta: „Prag am Abend“ (dreimal);
Kat.=Nr. 160, A. Hofbauer: „Plakat“ (dreimal); Kat.=
Nr. 155, Josef Sembera: „Uebersicht von Prag“;
Kat.=Nr. 58, 212, 213, 214, 217, 219, 222, Zdenka
Brauner: „Die Wschehrdgasse“ „Die Plattnergasse“
„Der Waldsteinplatz“, „Meißlgasse“, „Insel Kampa“.
„Katzengasse“ Leouardiplatz": Kat.=Nr. 85, Bl Hof¬
mann: „Rabbinergasse"; Kät.=Nr. 220, J. Benda:
„Saazergasse"; Kat=Nr. 95, J. Zamponi: „Türme
der Teinkirche"; Kat.=Nr. 206, 207, Viktor Stretti:
Zum Neujahr 1905“, „Die Niklaskirche": Kat.=Nr.
201, Richard Teschner: „Die Meißnergasse“; Kat.=
Nr. 149, Johann Safarik: „Die Niklaskirche“.
—
Gerichtssaal.
* Geschworenenauklosung. Bei der gestern
unter dem Vorsitze des Herrn Hofrates Dr. Wo¬
kaun abgehaltenen Auslosung der Geschwornenen,
bei welcher die Staatsanwaltschaft durch Herrn OLG.
Morstadt und die Advokatenkammer durch ihren
Vizepräsidenten Dr. Körner vertreten war, wurden
ausgelpst als Hauptgeschworene die Herren:
Josef Blaha, Hausbesitzer in der Stadt Weinberge,
Karl Bohakek, Hausbesitzer in Nusle, Mathias
Brebta, Oekonom in Liebschitz, Josef Hamrnik Guts¬
behtzer in Wokowitz, Josef Herr, Oekonom in Kundra¬
titz. Karl Höfer, Sekretär in Branik, Franz Holovsky,
Oekonom in Nautonitz, Karl Kleteschka, Fabriksdirek¬
tor in Smichow, Jaroslaw Konkal, Oekonom in
Hostiwak, Josef Kovarik, Privatier in Tiebetau, Joh.
Kubikek, Baumeister in der Stadt Weinberge, Ema¬
nuel Landa, Oekonom in Tetin, Loskot Selcher in
Smichow, Franz Miskovsky, Realitatenbesitzer in
Hoch=Lieben, Ferdinand Nikek, Handelsmann in Fe¬
bekweteletz, Josef Nolé, Oekonom in Oberpokernitz,
Wenzel Pavlicek, Oekonom in Zamach, Wenzel Petr¬
Meinberde, Krand
box 24/1
Telephon 12801.
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
nellensbgabe ehne Gesühr) rablatt, Wien
Illustrirtes
Ausschnitt aus;
2. M6
vom:
15 Aus Berlin, 25. Jebruar, wird uus teie
gmet: Riluer Schnlolers vieseiges Schen¬
spiel „Der### hatte bei der
gestrigen Erstaufführung im Leising=Theater
starken, zuletzt jedoch bestrittenen Erfolg, der
ander honnte noch seden uche nchrlachen der¬
wohl stark
##s
vorusen folgen. Die Handlung is
an äußeren Ereignissen, doch hent
schleppende Tempo des immer geistreichen, manchmal
dichterisch tiefen Digloges die Spannung in den
ungewöhnlichen und ziemlich erassen Vorgängen auf.
Gespielt wurde durchwegs gut. Die Trieich, Marr.
Bassermann und Reicher waren glänzend, Rittner
schien aus seiner Rolle nichts Rechtes machen zu
wenen und Eie Schmann mäte ich mit angr 690
—
undankbaren Partie.
Telephon 12801.
99
„UDSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
###35 Zeiturg
Ausschnitt aus:
460-106
RUR T•
vom: #
(Ein Stück Artur Schnitzlers.) Artur
Schnitzters dreiaktiges Schauspiel „Der Ruf des
Lebens“ hatte bei der vorgestrigen Erstaufführung
im Lessing=Theater in Berlin einen starken, zuletzt
jedoch bestrittenen Erfolg. Der Autor konnte nach je¬
dem Akte mehrfachen Hervorrufen folgen. Die These
des Stückes, daß mancher dem Rufe des Lebens zu
folgen glaubte, und daß dieser Ruf doch trügt, indem
er ins Verderben lockt, wird in ener stellenweise
spannenden, zumeist jedoch — bei allerdings recht
Sentenzen — sich hinsch eppenden
geistreichen
Handlung durchzuführen versucht. Gespielt wurde
durchwegs gut. Besonders glänzend war Marr in
der Rolle eines siechen, verbitterten und doch am Le¬
ben hängenden Greises.
19. berLebens
Bohemia Nr. 55.
Die Frau des Regimentsobersten ist noch
einmal zu Max gegangen, der ihr Geliebter war.
Der Oberst erwischt sie in der Stube des Osfizierd
und erschießt sie. Dem Lentnant bleibt nichts
anderes übrig, als den Mord auf sich zu nehmen
und sich, ehe der Tag graut, gleichfalls eine Kugel
durch den Kopf zu jagen. Vorher aber will er
noch die Nacht mit Marie genießen, und so un¬
gehenerlich dies erscheint, so stürmen beide doch
von der Leiche der ermordeten Frau hinweg zu
wohllüstigstem Genusse. Am nächsten Morgen
erschießt sich der Offizier. Marie bleibt am
Leben. Wie sie ihre Existenz trotz all der furcht¬
baren Erinnerungen ertragen kann, das ist das
Problem des Akts, das derselbe nur unklar beant¬
wortet. Wird noch einmal an Marie der volle,
reine Ruf des Lehens ergehen? Ist das Leben
und Atmen alles? Diese Fragen werden aufge¬
worfen; aber es bleibt bei einem Spiele mit
Worten.
So ist das Drama mit aller Gewaltsamkeit
der Handlung und mit mit all seinen balladen¬
haften, manchmal an den „Rosenmontag“ anklin¬
genden Stimmungen in der Sphäre befremdender
Unbestimmtheit geblieben. Die herzliche Wärme,
mit der Schnitzler seine Probleme zu erfassen
pflegt, ist auch hier nicht zu verkennen. Manches
schön en pfundene Wort erklingt, aber alles ist zu
sehr erklügelt, als daß man sich auch nur einen
Augenblick dem Dichter ganz gefangen geben
könnte. Die Darsteller zeigten sich nicht alle auf
gleicher Höhe. Die männlichen Darsteller blieben
hinter den weiblichen zurück, unter welch letzteren
besonders Irene Triesch als Marie hervorzu¬
heben ist.
„Das schöne Prag“. Nux noch eine
Woche trennt uns vom Schlusse der Ausstellung
und heute ist der vorletzte Sonntag, an dem die¬
selbe geöffnet ist. Das Interesse für die Aus¬
stellung zeigt sich nicht nur in dem gleichmäßig
starken Besuch, sondern insbesondere auch in der
lebhaften Kaufbewegung.
Seit der letzten Nachricht sind nämlich folgende
Werke in den Privatbesitz übergegangen: Kat.=Nr. 258,
Franz Schembera: „Uebersicht der Stadt Prag“; Kat.=
Nr. 184, Josef Barta: „Prag am Abend“ (dreimal);
Kat.=Nr. 160, A. Hofbauer: „Plakat“ (dreimal); Kat.=
Nr. 155, Josef Sembera: „Uebersicht von Prag“;
Kat.=Nr. 58, 212, 213, 214, 217, 219, 222, Zdenka
Brauner: „Die Wschehrdgasse“ „Die Plattnergasse“
„Der Waldsteinplatz“, „Meißlgasse“, „Insel Kampa“.
„Katzengasse“ Leouardiplatz": Kat.=Nr. 85, Bl Hof¬
mann: „Rabbinergasse"; Kät.=Nr. 220, J. Benda:
„Saazergasse"; Kat=Nr. 95, J. Zamponi: „Türme
der Teinkirche"; Kat.=Nr. 206, 207, Viktor Stretti:
Zum Neujahr 1905“, „Die Niklaskirche": Kat.=Nr.
201, Richard Teschner: „Die Meißnergasse“; Kat.=
Nr. 149, Johann Safarik: „Die Niklaskirche“.
—
Gerichtssaal.
* Geschworenenauklosung. Bei der gestern
unter dem Vorsitze des Herrn Hofrates Dr. Wo¬
kaun abgehaltenen Auslosung der Geschwornenen,
bei welcher die Staatsanwaltschaft durch Herrn OLG.
Morstadt und die Advokatenkammer durch ihren
Vizepräsidenten Dr. Körner vertreten war, wurden
ausgelpst als Hauptgeschworene die Herren:
Josef Blaha, Hausbesitzer in der Stadt Weinberge,
Karl Bohakek, Hausbesitzer in Nusle, Mathias
Brebta, Oekonom in Liebschitz, Josef Hamrnik Guts¬
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titz. Karl Höfer, Sekretär in Branik, Franz Holovsky,
Oekonom in Nautonitz, Karl Kleteschka, Fabriksdirek¬
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Hostiwak, Josef Kovarik, Privatier in Tiebetau, Joh.
Kubikek, Baumeister in der Stadt Weinberge, Ema¬
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bekweteletz, Josef Nolé, Oekonom in Oberpokernitz,
Wenzel Pavlicek, Oekonom in Zamach, Wenzel Petr¬
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Telephon 12801.
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Verfretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
nellensbgabe ehne Gesühr) rablatt, Wien
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15 Aus Berlin, 25. Jebruar, wird uus teie
gmet: Riluer Schnlolers vieseiges Schen¬
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gestrigen Erstaufführung im Leising=Theater
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schleppende Tempo des immer geistreichen, manchmal
dichterisch tiefen Digloges die Spannung in den
ungewöhnlichen und ziemlich erassen Vorgängen auf.
Gespielt wurde durchwegs gut. Die Trieich, Marr.
Bassermann und Reicher waren glänzend, Rittner
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London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
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(Ein Stück Artur Schnitzlers.) Artur
Schnitzters dreiaktiges Schauspiel „Der Ruf des
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im Lessing=Theater in Berlin einen starken, zuletzt
jedoch bestrittenen Erfolg. Der Autor konnte nach je¬
dem Akte mehrfachen Hervorrufen folgen. Die These
des Stückes, daß mancher dem Rufe des Lebens zu
folgen glaubte, und daß dieser Ruf doch trügt, indem
er ins Verderben lockt, wird in ener stellenweise
spannenden, zumeist jedoch — bei allerdings recht
Sentenzen — sich hinsch eppenden
geistreichen
Handlung durchzuführen versucht. Gespielt wurde
durchwegs gut. Besonders glänzend war Marr in
der Rolle eines siechen, verbitterten und doch am Le¬
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