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dem ##
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der
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19. Der Ruf des Lebens
in der ungewissen Verwirrung des Lebens taumeln und seine daß er vor morgen früh doch sterb
mal ein Verlangen auf, da er in M
lockenden trügerischen Rufe hören.
lichen Vergangenheitsmoment seines
Ein Zeuge jener Vergangenheit ist der alte Moser selbst,
so von ihm sich zum letzten Mal
e Jeuilleton.
er war an jener Flucht schuld, wie eine Besessenheit hatte
mit ihr fort.
ihn der Lebenshunger gepackt und er gab seine soldatische
Nach so wüstem und wilden Ge#
„V7) Berliner Theater.
Ehre preis. Und was er gewann, war ein jämmerliches
in einem fernen und milden Licht.
Leben, „ein Weib, das ihn verachtete, eine Tochter, die ihn
Arthur Schnitzlers „Ruf des Lebens“.
Draußen auf dem Lande, in e
haßte“.
In dieser Tochter Marie spinnt sich das Geschick weiter.
Dorfe, spielt er. Wie von weiten
(Erstaufführung im Lessingtheater. — Buch bei S. Fischer.)
schehens, daß die blauen Kürassiere
Sie kommt, in diesem ersten Akt, zerquält und erstickt von
Berlin, 25. Februar.
den sind, daß sich einer ihrer Off
dem fürchterlichen Druck ihrer luft= und lichtlosen Knecht¬
Frau des Obersten vor dem Ausm
schaft an der Seite dieses Mannes, der sie quält und feelisch
Das Lessingtheater hatte am Samstag seinen zweiten
anderer, der Leutnant Albrecht sich
mißhandelt, und gepeitscht von einem übermächtigen Ver¬
Schnitzler=Abend in diesem Theaterwinter.
langen zu einer furchtbaren Tat. Sie mischt dem Vater die
nach der verhängnisvollen Schlacht
Nach dem „Zwischenspiel“, das wir vor Weihnach¬
Schlaftropfen so, daß er nicht mehr erwachen wird. Und
sen Ausgängen fällt nun ein ganz
#ten hier sahen, kam jetzt der „Ruf des Lebens“. Gegen
sie stürzt dann in dumpfer Gefühlsverwirrung fort, um den
schichte von dem todgeweihten Re
jenes erste Stück, das ganz auf inneren Vorgang, auf einen
noch einmal zu sehen, dem sie sich verfallen fühlt und den
daß diese Eroica im letzten Grunden
absichtlich ganz enggezogenen Lebenskreis beschränkt war, über¬
des Obersten gewesen, der in Men
sie nach dieser Stunde für immer verlieren wird.
raschte dies neue Werk durch die starken und kühnen drama¬
Dieser Mann, mit dem sie vordem nur einmal, in einer
und einer Ueberlegenheitsleidenschaf
#tischen Accente, durch katastrophische Situationen, die auch
kargen Freiheitspause ihres eingeschlossenen Lebens, zusam¬
seines Lebens eine riesenhafte Gen
äußerlich zur explosiven Darstellung kommen, und durch den
men war, ist ein junger Offizier der blauen Kürassiere, der
Avotheose des Untergangs.
sehr weit gespannten Horizont und die mannigfachen Perspek¬
Leutnant Max.
Das ist ein geistreicher und or
tiven euner verzweigten, in vielen Einzelgeschicken sich ver¬
In seiner Stube in der Kaserne spielt der zweite Akt,
lers, und die Gestalt des Obersten
schieden spiegelnden Schicksalshandlung.
der an nervösen Spannungen noch stärker ist, als der erste.
voll Souveränität, ist verwandt de
Es ist hier wieder jene Vorstellung wirksam, die Schnitz¬
In seinen Anfängen aber spielt, echt Schnitzlerisch, poin¬
dem „Einsamen Weg“ in seiner
so oft schon und so tief beschäftigt, die Vorstellung der
tierte Lebensbetrachtung in Dialoguen. Zuerst zwischen Max
Ironie, dem geistigen Hochmut, de
k Zebensmomente unter dem Schatten des Todes, der gestei¬
und seinem Freund Albrecht.
dem philosophischen Dandysmus,
gerten „Lebendigen Stunden“, über die das blutrote Sonnen¬
Morituri=Stimmung.
ein Epigramm macht: „wenn nur
Untergangslicht fällt.
Und dabei kommt eines zwingend heraus, die Herrschaft
Eine gewisse. Verlegenheit aber
Ein Wort des Novalis: „Durch den Tod wird das Leben
der Idee über die Menschen, wie dieser Gedanke des Opfer¬
Maric gegenüber. Er behaftete si
voetisch“ bekommt in Schnitzlers Dichten neue Geltung. Be¬
todes, des Zuges in den Untergang Macht über die jungen
Erleben. Das Motiv von Schuld u
deutsamer wird jede Handlung, jedes Gefühl, das sich ganz
Seelen hat, wie der eine von beiden, Albrecht, trotzdem er mit
kam dabei für ihn nicht in Betrach
dicht am Rande des Abgrunds begibt.
dem Verstande skeptisch und widerwillig der Idee gegenüber¬
Richter seinen Personen gegenüber
Im „Schleier der Beatrice“ hatte der Dichter diese Ge¬
steht, dabei doch genau weiß, daß er sich ihr nie entziehen
der sich bemüht, auch das Furc
danken zu purpurnen Gesichten geballt und Tod und Liebe
könnte.
tungen zu begreifen. So blieb ihm
zu Reimen voll romantischem Klang gebunden, in diesem
Dann der Dialog zwischen Max und dem Oberst. Der
von Aussprache, in einer Art weltlich
jüngsten Werk ist die äußere Sphäre bürgerlich, das Wien
spielt in einer unheimlicheren geladenen Schicksalsatmosphäre.
herbeizuführen. Diese Aussprache f
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Aber alle die
Zwischen diesen beiden Männern, dem alternden und dem
dem Arzt statt. Marie klagt ihm,
Menschen, die hier erscheinen, stehen in einem seelischen Zu¬
jungen, schwebt etwas Unausgesprochenes. Starke Zuneig¬
wie ein Gespenst ihrer selbst umher
sammenhang mit einer Geschichte, die man romantisch nennen
ung spricht, sund doch lastet dabei etwas Drückendes Be¬
aus jenem Abgrund eigenen und
kann. Und es ist Schnitzlers große und sichere Kunst, diese
klommenes, Wehes: quälender Argwohn und quälendes
schickes wieder auftauchen konnte,
Verknüpfungen ganz zwanglos zu schürzen und sie scheinbar
Schuldbewußtsein. Wir aber haben vorher schon gehört, daß
daß sie sich selbst nicht begreift,
unabsichtlich in allmählicher Erhellung den Zuhörern beizu¬
der Oberst eine junge Frau hat.
Und der Arzt, der ihre ver ###
bringen.
Zu einem Unheilsknoten wird nun die Verwicklung am
einer neuen reineren Existenz, bei
Wie eine Anekdote hört es sich an, als in dem engen
Ausgang dieses Aktes geschürzt. Der Oberst überrascht kurz
tung zu geben, die sie aus dem W
Krankenzimmer des alten Moser, der ein verbitterter mür¬
nach dem Zwiegespräch seine Frau, die Max beschwören
was sie erlebt, überlebte, soll sie
rischer Greis von seiner Tochter Marie gepfiegt wird, der
wollte, mit ihm zu fliehen. Er hat nun seine Gewißheit,
anerkennen. Daß sie hier in der
Arst die Geschichte von den blauen Kürassieren erzählt. Er
er schießt sie nieder und überläßt es in einer überlegenen,
lingshimmel steht, das ist wahrhaf
erzählt von dem „todgeweihten Regiment“, das jetzt in den
man könnte von diesem Mann sagen, epigrammatischen Grau¬
als es jene Nacht gewesen ist, da es
Krieg zieht mit der festen Absicht, sich bis auf den letzten
samkeit, dem underen an sich selbst das Urteil zu vollziehen.
nach dunklen Abenteuern lockte“,
Mann aufzuopfern, um eine Schande der Vergangenheit, die
In dem Moment, schon auf der Schwelle des Selbst¬
zu ihr: „Wer weiß, ob Ihnen nic
schimpfliche Flucht in einem Kampf des letzten Krieges, von
mordes, kommt noch einmal der Ruf des Lebens zu Max;
wie der heutige der Ruf des Leben
seiner Fahne rein zu waschen.
Marie, die versteckt das alles schaudernd mit angesehen, springt
Diese Geschichte in ihrer Vergangenheit und ihrer Zu¬
kunft wird der Schicksalshintergrund für die Personen, die alle“ hervor umd entreißt ihm die Vistole und in ihm. der weiß, Seele klingen wird, als aus ien
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19. Der Ruf des Lebens
in der ungewissen Verwirrung des Lebens taumeln und seine daß er vor morgen früh doch sterb
mal ein Verlangen auf, da er in M
lockenden trügerischen Rufe hören.
lichen Vergangenheitsmoment seines
Ein Zeuge jener Vergangenheit ist der alte Moser selbst,
so von ihm sich zum letzten Mal
e Jeuilleton.
er war an jener Flucht schuld, wie eine Besessenheit hatte
mit ihr fort.
ihn der Lebenshunger gepackt und er gab seine soldatische
Nach so wüstem und wilden Ge#
„V7) Berliner Theater.
Ehre preis. Und was er gewann, war ein jämmerliches
in einem fernen und milden Licht.
Leben, „ein Weib, das ihn verachtete, eine Tochter, die ihn
Arthur Schnitzlers „Ruf des Lebens“.
Draußen auf dem Lande, in e
haßte“.
In dieser Tochter Marie spinnt sich das Geschick weiter.
Dorfe, spielt er. Wie von weiten
(Erstaufführung im Lessingtheater. — Buch bei S. Fischer.)
schehens, daß die blauen Kürassiere
Sie kommt, in diesem ersten Akt, zerquält und erstickt von
Berlin, 25. Februar.
den sind, daß sich einer ihrer Off
dem fürchterlichen Druck ihrer luft= und lichtlosen Knecht¬
Frau des Obersten vor dem Ausm
schaft an der Seite dieses Mannes, der sie quält und feelisch
Das Lessingtheater hatte am Samstag seinen zweiten
anderer, der Leutnant Albrecht sich
mißhandelt, und gepeitscht von einem übermächtigen Ver¬
Schnitzler=Abend in diesem Theaterwinter.
langen zu einer furchtbaren Tat. Sie mischt dem Vater die
nach der verhängnisvollen Schlacht
Nach dem „Zwischenspiel“, das wir vor Weihnach¬
Schlaftropfen so, daß er nicht mehr erwachen wird. Und
sen Ausgängen fällt nun ein ganz
#ten hier sahen, kam jetzt der „Ruf des Lebens“. Gegen
sie stürzt dann in dumpfer Gefühlsverwirrung fort, um den
schichte von dem todgeweihten Re
jenes erste Stück, das ganz auf inneren Vorgang, auf einen
noch einmal zu sehen, dem sie sich verfallen fühlt und den
daß diese Eroica im letzten Grunden
absichtlich ganz enggezogenen Lebenskreis beschränkt war, über¬
des Obersten gewesen, der in Men
sie nach dieser Stunde für immer verlieren wird.
raschte dies neue Werk durch die starken und kühnen drama¬
Dieser Mann, mit dem sie vordem nur einmal, in einer
und einer Ueberlegenheitsleidenschaf
#tischen Accente, durch katastrophische Situationen, die auch
kargen Freiheitspause ihres eingeschlossenen Lebens, zusam¬
seines Lebens eine riesenhafte Gen
äußerlich zur explosiven Darstellung kommen, und durch den
men war, ist ein junger Offizier der blauen Kürassiere, der
Avotheose des Untergangs.
sehr weit gespannten Horizont und die mannigfachen Perspek¬
Leutnant Max.
Das ist ein geistreicher und or
tiven euner verzweigten, in vielen Einzelgeschicken sich ver¬
In seiner Stube in der Kaserne spielt der zweite Akt,
lers, und die Gestalt des Obersten
schieden spiegelnden Schicksalshandlung.
der an nervösen Spannungen noch stärker ist, als der erste.
voll Souveränität, ist verwandt de
Es ist hier wieder jene Vorstellung wirksam, die Schnitz¬
In seinen Anfängen aber spielt, echt Schnitzlerisch, poin¬
dem „Einsamen Weg“ in seiner
so oft schon und so tief beschäftigt, die Vorstellung der
tierte Lebensbetrachtung in Dialoguen. Zuerst zwischen Max
Ironie, dem geistigen Hochmut, de
k Zebensmomente unter dem Schatten des Todes, der gestei¬
und seinem Freund Albrecht.
dem philosophischen Dandysmus,
gerten „Lebendigen Stunden“, über die das blutrote Sonnen¬
Morituri=Stimmung.
ein Epigramm macht: „wenn nur
Untergangslicht fällt.
Und dabei kommt eines zwingend heraus, die Herrschaft
Eine gewisse. Verlegenheit aber
Ein Wort des Novalis: „Durch den Tod wird das Leben
der Idee über die Menschen, wie dieser Gedanke des Opfer¬
Maric gegenüber. Er behaftete si
voetisch“ bekommt in Schnitzlers Dichten neue Geltung. Be¬
todes, des Zuges in den Untergang Macht über die jungen
Erleben. Das Motiv von Schuld u
deutsamer wird jede Handlung, jedes Gefühl, das sich ganz
Seelen hat, wie der eine von beiden, Albrecht, trotzdem er mit
kam dabei für ihn nicht in Betrach
dicht am Rande des Abgrunds begibt.
dem Verstande skeptisch und widerwillig der Idee gegenüber¬
Richter seinen Personen gegenüber
Im „Schleier der Beatrice“ hatte der Dichter diese Ge¬
steht, dabei doch genau weiß, daß er sich ihr nie entziehen
der sich bemüht, auch das Furc
danken zu purpurnen Gesichten geballt und Tod und Liebe
könnte.
tungen zu begreifen. So blieb ihm
zu Reimen voll romantischem Klang gebunden, in diesem
Dann der Dialog zwischen Max und dem Oberst. Der
von Aussprache, in einer Art weltlich
jüngsten Werk ist die äußere Sphäre bürgerlich, das Wien
spielt in einer unheimlicheren geladenen Schicksalsatmosphäre.
herbeizuführen. Diese Aussprache f
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Aber alle die
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dem Arzt statt. Marie klagt ihm,
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wie ein Gespenst ihrer selbst umher
sammenhang mit einer Geschichte, die man romantisch nennen
ung spricht, sund doch lastet dabei etwas Drückendes Be¬
aus jenem Abgrund eigenen und
kann. Und es ist Schnitzlers große und sichere Kunst, diese
klommenes, Wehes: quälender Argwohn und quälendes
schickes wieder auftauchen konnte,
Verknüpfungen ganz zwanglos zu schürzen und sie scheinbar
Schuldbewußtsein. Wir aber haben vorher schon gehört, daß
daß sie sich selbst nicht begreift,
unabsichtlich in allmählicher Erhellung den Zuhörern beizu¬
der Oberst eine junge Frau hat.
Und der Arzt, der ihre ver ###
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Zu einem Unheilsknoten wird nun die Verwicklung am
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Wie eine Anekdote hört es sich an, als in dem engen
Ausgang dieses Aktes geschürzt. Der Oberst überrascht kurz
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Krankenzimmer des alten Moser, der ein verbitterter mür¬
nach dem Zwiegespräch seine Frau, die Max beschwören
was sie erlebt, überlebte, soll sie
rischer Greis von seiner Tochter Marie gepfiegt wird, der
wollte, mit ihm zu fliehen. Er hat nun seine Gewißheit,
anerkennen. Daß sie hier in der
Arst die Geschichte von den blauen Kürassieren erzählt. Er
er schießt sie nieder und überläßt es in einer überlegenen,
lingshimmel steht, das ist wahrhaf
erzählt von dem „todgeweihten Regiment“, das jetzt in den
man könnte von diesem Mann sagen, epigrammatischen Grau¬
als es jene Nacht gewesen ist, da es
Krieg zieht mit der festen Absicht, sich bis auf den letzten
samkeit, dem underen an sich selbst das Urteil zu vollziehen.
nach dunklen Abenteuern lockte“,
Mann aufzuopfern, um eine Schande der Vergangenheit, die
In dem Moment, schon auf der Schwelle des Selbst¬
zu ihr: „Wer weiß, ob Ihnen nic
schimpfliche Flucht in einem Kampf des letzten Krieges, von
mordes, kommt noch einmal der Ruf des Lebens zu Max;
wie der heutige der Ruf des Leben
seiner Fahne rein zu waschen.
Marie, die versteckt das alles schaudernd mit angesehen, springt
Diese Geschichte in ihrer Vergangenheit und ihrer Zu¬
kunft wird der Schicksalshintergrund für die Personen, die alle“ hervor umd entreißt ihm die Vistole und in ihm. der weiß, Seele klingen wird, als aus ien