II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 34

19. De
Leb
HS
des
box 24/1
rRiL SS
Nr. 48, 27. Februar 1906.
zurückzuschrecken, falls er sich nur neben seiner Schöpferwill=, nächsten Augenblick von d
1 Tbener und Want. 6.4.
kür auch seiner Richt= und Sühnepflicht bewußt bleibt und ] Gatten niedergeknallt zu v
(Lessing=Theater: „Der Ruf des
hinter diese Kapitalverbrechen einen trogischen Preis setzt,
Leiche Irenes allein gelass
Lebens“ Schauspiel in drei Akten von Arthur
der hoch genug ist, sie zu üverschatten. Um der . Lebens
mit sich aufzuräumen, trit
Schnitzler
willen zwei Leichen auf der Bühne — wenig, wenn es
den Arm. „Bist Du's?
e Titel sind die besten Kritiker und Charak¬
ein starkes, stolzes, von furchtbaren Taten und furchtbarer
bleibst? Und wbeißt, daß
teristiker seiner Kunst. „Sterben“ — „Lebendige Stunden“
Liebe erfülltes Leben ist, das da rust; zuviel, zweimal zu¬
die Sonne aufgeht?“
„Der einsame Weg“ — „Der Schleier der Beatrice“
viel, wenn nur ein Spiel, ein Tand, ein Schaumgekräusel
„Ich bin gekommen.“
„Zwischenspiel“ — „Der Puppenspieler“ — „Liebelei“
der Sinne oder eine Seifenblase des witzigen Kopfes da¬
dem einen, den Mantel m
„Die Toten schweigen“: schon aus diesen Dramen= und
hinter steckt.
sie darein und eilt mit ih
Nrvellentiteln llingt die Melodie seiner künstlerischen Sehn¬
Was anders aber ist es, das Schnitzlersche „Helden“
davont? Wäre es nichtn
sucht. Es sind innner dieselben Probleme, wenn auch in
Leben nennen? Die 26jährige Marie Moser, die sich tagaus
beiden die Leiche Irenes
immer neuen Formen und Abwandlungen, um die er
tagein am Krankenpelt ihres hämisch=tyrannischen, von
lager benutzt hätten? MMa
wirbt: das verwirrende Spiel des Daseins, die Unmög¬
schwerer Gewissensschuld verwüsteten Vaters gesesselt
Ungeschmacks und der Gefü
lichkeit, Traum und Wirklichkeit, Sein und Schein von ein¬
sieht, ist eine aus der italienischen Renaissance ins öster¬
kann, der stets nur Impr
ander zu trennen und richtig aneinander abzuschätzen; das
reichische Biedermeiertum der vierziger Jahre übersetzte
und wie ihm sein immer
Verhälknis des Künstlers zum Leben, zu den anderen und
Stiefschwester der Beatrice Nardi aus dem „Schleier“. Auch
Gemälben nachtaumelndes
zu den Geschäpfen seiner eigenen Phantasie; die Stimme
sie lockt es mit heißer Stimme aus dem düstern Verließ ihrer
des Lebens, das dem Me
des Lebens mitten im Grausen des Todes, das Schaudern
Jugend hinaus ins pochende, lachende Leben. Seit sie eine
eine hohle, verfaulte und
ides Todes mitten im Rausch des Lebens. Diese Probleme,
Ballnacht mit einem jungen Offizier der blauen Kürassiere.
letzte Akt besteht nur noch
so eng geschlossen ihr Kreis ist, könnten in die tiefsten Tie¬
durchtanzt hat, kommt die Sehnsucht nach ihm nicht mehr
flexionen. Vergebens ver#
fen menschlichen Daseins dringen, wenn der, der sie auf¬
aus ihrem Blut. Vergessen ist der solide Herr Forstadjunkt,
flicken und nachtröglich we
wirft, von seinem herben Vorbilde Ibsen das unerschütter¬
mit dem zusammen in einem einsamen Forsthaus zu wohnen,
„Leben“ zu füllen. Offenb
liche germanische Sittlichkeitsbewußtsein einer starken Per¬
ihr einmal so schön deuchte, und mehr als einmal hat sich
die schlotternde Angst vor
sönlichkeit geerbt hätte, und wenn seine künstlerische An¬
ihre Hand gekrampft, dem röchelnden Leben des bösen
gefahren* Er beruft ein
schauungs= und Gestaltungsgabe die Kraft besäße, die blassen
Kerkermeisters an ihrer Seite ein schnelles Ende zu machen.
durch ocffen Mund zu b
Gedankenschemen und Phantasiegesichte, die vor ihm her¬
Da vernimmt sie, daß das Regiment des Geliehten am
aus einer leuchtenden M
tanzen, zu lebendigen Ereignissen und Menschen von Fleisch
nächsten Morgen ins Feld ziehen soll und daß es, eine alte
überschienenen Wiesenplan,
und Blut zusammenzuballen.
Regimentsschuld zu sühnen, bis auf den letzte Mann dem
einem versöhnten Abschied
Um dieses spezifisch dramatische Ideal hat er sich in
sicheren, unabwendbaren Tode geweiht ist. Diesem letzten
und rein erklingt, wie a#
seinem jüngsten Bühnenwerk so leidenschaftlich gemüht wie
Schrei des Lebens widersteht sie nicht. Jetzt oder nie! Ein
begaben, die so furchtba
lange nicht. Daß das Pianissimo seiner Musikerkomödie
paar Tropsen mehr von des Vaters Schlaftrunk in sein
wie Mord und Liebe.
„Zwischenspiel“ nicht mehr überboten werden dürfte, sollte
Trinkglas — und die Tür zum „Leben“ ist entriegelt.
gibt es nichts dazwisch
die Bühne den Weichling nicht vor der Geburt erdrücken,
Schnitzler hat in diesem ersten Aktschluß eine glutvolle, aus
nur trägt, sondern auch
sah er wohl selber ein. So hat er denn in den beiden
Daseinsdrang und Todesgrausen unheimlich gemischte Stim¬
und nackt muß eine Liebe
ersten Akten dieses neuen Schauspiets eine sich immerfort
mung zusammengepreßt, und seine um immer neue Mittel
als ein Sinnenrausch,
steigernde und erhitzende „Handlung“ angesammelt, daß das
der Motivierung nicht verlegene Psychologie bringt es fertig,
Blumenduft, und die nicht
Gefäß fast springt und daß die Propheten einer leisen,
daß wir trotz alles Ekels und Schauderns mit der Bacchan¬
gewiß wäre“, als noch d
möglichst gedämpften Stimmungs= und Seelenkunst auch auf
tin des Lebins über die Leiche dieses bösen alten Mannes
über sich zu fühlen! Sp
der Bühne über den schnöden Verrat, den da ihr Liebling
er war er auch, der als ehemaliger Rittmeister jene
Kunst und Weisheit.
Schnitzler begeht, vor Schrecken und Schauder die Hände
Schuld der Feigheit auf sich geladen — aufrechten Hauptes
Kunst: „Mit Menschenseele
über dem Kopf zusammenschlagen. Mich, gestehe ich, ver¬
hinwegschreiten. Denn noch wissen wir nicht, womit Maries
von dem gefunden, der
langt nicht nach der Gesellschaft dieser Klageweiber. Für
verworrene Sehnsucht nach dem „Leben“ diesen Begriff is
Traum und Wachen, Wah
trauliche Dämmerstunden gibt es Novellen und Gedicht¬
Wirklichkeit ausfüllen wird und ob sich nicht aus dem Grau¬
nirgend. Wir spielen alle
bücher; im Theater, wo ich mit Hunderten in demselben
sen dieses Abends ein starker junger Morgen des wahrhaften
Es lohnt sich nicht, b
Raume vor derselben Bühne des Geschehens sitze, wo mein
Lebens entringen wird. Sie kommt in die Kummer des
faulen Stück nach Einzel
Gefühl sich des Zusammenflusses all des Fremden gar nicht
Leutnants, wird durch herannahende Stimmen hinter die
und bleiben Schmarotzerg
erwehren kann, da mögen getrost ein paar Scherben klirren
Vorhänge gescheucht und muß nun Zeugin sein, wie die
Blühen vortäuschen sollen.
und ein paar Schüsse knallen. Selbst vor einem Vater= und
Gattin des Obersten den jungen Offizier durch heiße Liebes¬
Lessingtheaters vermag in
einem Galtenmord braucht der moderne Dramatiker nicht i schwüre zur gemeinsamen Flucht zu bewegen sucht, um im
den Glauben an die Wah
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