II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 36

des
Leb
19. Der Ruf LEnS
Nr. 48. 27. Februar 1906.
zu suggerieren. Irene Triesch (Marie) ist ja inner
dort am größten, wo sich ihr sunkelndes Können nur
gerade mit Natur und Gefühl zu schminken braucht. So
war sie hier mit Recht und in Wahrheit Alleinherrscherin.
Allg anderen haben nur Episodenrollen zu verwalten.
Wie sie das taten, war außerordentlich lehrreich. Wo es
eing kurze, konzentrierte Charakterstudie zu geben galt,
So
taten sie mit Lust und Hingabe, ihre Schuldigkeit.
Bassermann als vom geschäftigen Müßiggang des
langen Kasernenlebens blasierter Oberst, so Hans Marr
als vom bösen Gewissen zerfressener, grämelnder Kranker
und als mit hippokratischer Genauigkeit vor unseren Augen
Verröchelnder. Die anderen, die häufiger zu kommen und
zu gehen hatten, wurden der Sache bald müde und
retteten ihre Seele in einen einzelnen Schrei aus Lebens¬
liesen wie die Lehmann, oder in eine gelassene
Wurschtigkeit, wie der zum Werther im Grünrock erniedrigte
Rittner (Forstadjunkt). Das alles mag hingehen. Daß
aber am Lessingtheater ein so gespreizter, parfümiecler
Dilettantismus möglich sein darf, wie ihn die Darstellerin
der Katharina, einer weiteren Lebens= und Todeskandidatin
des an Wiederholungen reichen Stückes, zur Schau irng,
zeugt für eine Kritiklosigkeit der Regie, für die es keine
andere Entschuldigung als den baren Unverstand gibt.
D.
Zeitungsstimmen.
Die österreichische Wahlreform wird fast durch¬
weg als absichtlicher Schlag gegen das ostmärkische Deutsch¬
tg.“ schreibt:
tum anerkannt. Die „Münch. Allg.
Bisher bestand ein gewisses Gleichgewicht
zwischen Deutschen und Slawen insbesondere dadurch, daß
die Italiener zwischen beiden stehend gleichsam das Züng¬
lein an der Wage bildeten, wenn ein geschlossener Aufmarsch
der Nationalitäten stattfand. Jetzt aber erhalten die Slawen
eine, wenn auch nicht große Mehrheit und bei ihrem star¬
ken Nationalgefühl im Gegensatz zu der häufigen Zersplitte¬
rung der Deutschen kann man sicher sein, daß sich eine
Koalition bilden wird, die nicht bloß auf die innere, son¬
dern auch auf die äußere Politik nachhaltigen Einfluß zu
nehmen entschlossen ist. Es wäre kindisch zu glauben,
daß sich die Regierung über die Konsequenzen dieses Sach¬
verhaltes nicht klar sein sollte, daß sie ein blindes Ohn¬
sie sich zu dieser Benachteiligung
gefähr walten ließ, a
der Deutschen erbot. Zwei Gründe können es gewesen sein,
durch welche man sich an leitender Stelle bestimmt fühlte,
die Mehrheit des Parlaments einfach den Slawen in die
Hände zu spielen: Entweder wollte man die Reform ab¬
sichtlich vereiteln, indem man die Deutschen mit
vollstem Bewußtsein zum Widerspruch aufstachelte, oder aber
die Strömung in den leitenden Kreisen ist eine den Deut¬
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„Wenn es in Badennig eiter Liniebdynäfttische Shms # Charektete## ihmen
pathien sind, die diesen Familikkzuwachs begrüßen werden versprechen so herzlich
so nimmt das protestantische Deutschland an #der t aller uteremander ist
Sicherung der Erbfolge eim Hätse Jöhringen noch einen
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weiteren Anteil. Bekanntlich bestand ohne diese Sichee gon schlichter, gesunder
rung die Aussicht, daß, bei der Kindikkosigskeit der Ehe de
Erbgroßherzogs die großherzoglitt Würde, dermakeinkt in die 1 geize, alles verstehen,
Agnaten übergchen Pinnert viels, di um
Hände entfernter kath
könnte, und da der geeiche Uchergaks in Württkema ; Kalser Wilhelm E I
als Frontaffiziet sit
berg bereits für den nachuen Regierungswechset Hevör¬
und dabeisheine eifrige
steht, so wären in abseyggret Zeitdie Kronen stämt
licher deutscher Mittelstaaten ddem Katholjzismus Sanheim¬
— was in diesen Zeßläuften: woeder Klerikaliz= schichte und befonders
gefallen,
mus seinen Siegeszug unaufhallsam soktsetzt ingnerhin als dem Spork auch we
ernste Gefahr betrachtet werden mußte. In Baden er seine ausgesprochene
war bereits davon die eede, daß zur Abwendung dieseh1 füre den Reitspürt, so
Gefahr für das Großherzägtum die Ehe des jüngsten Bru¬ Hoheftzollern ist, von
ders des Großherzogs, Priezen Karl, mit der zur Gräfin 4 technischen Sinne wirk
v. Rhena erhobenen Frei#=v. Peust fürssebenbürtig terklärt 4 diess vornehmsten Spo
werden sollte, um demaus dieser Ehe heiporgegangenen! Tadel seines Vaters
Sohn, dem jungen Gellsen* Rhena, 3
TThranfolge blüter hatte zum Renn
nach dem Prinzen Mar ##verschaffen. Viellesthi kommnt es
Erfolge, daß er als Z
trotz der heute eingetretenen Befestigung dynastsicher Hoff¬
meints, gewiß nicht o
nungen doch noch zu er Maßnahme, so flange jene
habe micht i
Hoffnungen immer noch ab den zwei Augen des heute ges
borenen Prinzen stehen, gusgl das Haus Zähringen in sandere Aufgabe
der Kronprinz selbst g
seinem gegenwärtigen Bestande bekanntlich ebenfalls auf der
Legitimierung der unebenbürtigen zweiten Ehe des Gro߬
Ein anderes, eben
herzogs Karl Friedrich mit der spateren Gräfin von Hoch¬
brachte ihm einen mil
berg beruht.“
Tages an der Spitze
Das bezeichnende Gegenstück dazu ist folgende Aeußerung
ments die historisch=hei
des führenden bayerischen Zentrumsblattes, des „Bayer.
Schlosses von Sansso
Courier“:
Sehr charakteristisch
„Heilo! Die Evangelibündler samt ihrem süddeut¬
prinzen ist in manche
schen Anhängsel, nationalliberale Presse genannt, können be¬
gewesen, die er als K
ruhigt aufalmen. Das katholische Baden ist von der
zubrachte.
Gefahr befreit, von einem katholischen Herr¬
Trotz allen Verst
scher regiert zu werden. Den „M. N. N.“, die schon
er sich als ein abgesa
Zähren vergossen, bleiben die „Zähringer“ erhalten.“
opfert dem sehr begreif¬
anderer Regeln des
Die „Köln. Volksztg.“
damals soweit, daß
lichen Bedürfnis, die Reichstagsschwänzerei zu ver¬
Kaiser vorstellig wurd
teidigen, mit folgender Verherrlichung des gegenwärtigen
in einer Immediataud
Zustandes:
sehr liebenswürdig,
„Es kann gegenüber den oft tendenziös ## bten Be¬
entschied.
merkungen über den schlechten Besuch des Reuhstags nicht
oft genug darauf hingewiesen werden, daß der Besuch des
Jedenfalls darfn
Reichstages und der Eifer seiner Abgeordneten nicht be¬
Sinn des Thronfolge
messen werden darf nach der Zahl derjenigen, welche zu Be¬
gabung, zu den beste
ginn der Sitzung oder während langer Reden anwesend sind.
rechtigt.
Der gewöhnliche Lebenslauf der regelmäßig arbeitenden Ab¬
Der zweite Sohn
geordneten suielt sich folgendermaßen ab: von morgens
Friedrich, ist w
10 Uhr ist Kommissionssitzung, bis die Glocke zur Plenar¬
sitzung ruft; dann ist von 1 bis 6 Uhr oder noch später
zu nennen.
Plenarsitzung, und von 8 Uhr ab Fraktionssitzung. Will also
Seine Mutter ha
der Abgeordnete etwas essen oder hat er sonst etwas Wich¬
trot strengster ärztlich
tiges zu besorgen, so bleibt ihm nichts anderes übrig, als
ganfleatal