II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 48

Der
des
Lebens
box 24/1
19. # Ruf desnanens
. Adel Einzelheiten dieses Festzages ium.
Sehepeie dentien und uechtnd deren der Fher
der Erzengelkathedrale schmiegt. Und man fühlt,
1 durch die
o
wie die Sympathien des Autors nicht bei dem
haltlos zwischen Trägkeit und guten Absichten hin
früherer
Aus den
2
ist kein
und her geschleudert wird. Den Abschluß bildet
energischen, zielbewußten, rücksichtslosen Boris,
„Zar Boris“ seine Machthöhe und seine Ge¬
aber die
sondern bei dem weibisch=zärtlichen Feodor sind,
Berliner Theatern.
wissensqualen; doch ist jedes der drei Dramen
und schr
dessen Herzensgüte zu Dreivierteln aus Trägheit
in sich abgeschlossen und für sich verständlich.
2 Berlin, den 26. Februar. Die Mitglieder des
besteht, dessen Gattenliebe nur Anklammerungs¬
der eigen
Leider gibt es keine allgemein zugängliche
Rittmeist
Moskauer künstlerischen Theaters
bedürfnis statt schützender Kraft ist. Herr
Uebersetzung der Stücke. Dafür hat die Direktion
haften N##
Moskwin hat mit diesem Zaren eine Meister¬
sind zu einem Gastspiel im „Berliner Theater“
einen sehr praktisch gefaßten kleinen Führer mit
mit licher
eingetroffen und haben am Freitag, den 23. vor
leistung gegeben. Die Historie weiß von einem
Illustrationen herausgegeben, der, unterstützt
vorbei
ausverkauftem Hause und mit reichen Ehren ein¬
geistesschwachen Zar Feodor: Tolstoj hat ihn
durch die ungemein präzise Mimik der Schau¬
Kranken
gesetzt. Herr Stanislawski, ihr Direktor, huldigt
nur zu einem willensschwachen gemacht.
spieler, auch dem Nichtrussen bequem zu folgen
mertwürdigerweise am Vormittag dem Merkur
Moskwin aber verwischt wiederum die Grenze
ter, an d
Lebens
gestattet, sobald er sich erst einmal über die Haupt¬
und abends der Thalia, im Gegensatz zu den
zwischen beiden. Die imposante Wut des Halb.
personen orientiert hat.
meisten anderen Direktoren, für die Merkur auch
geht, bis
narren, die kindische Zärtlichkeit des Leicht¬
dröhnend
Am Abend der Erstaufführung freilich gab es
am Abend ausschlaggebend bleibt. Er hat denn
gläubigen, die furchtbare Angst vor der schemen¬
Mörderi
nicht viele die auf den Führer allein angewiesen
auch ein Ensemble geschaffen, das in seiner dis¬
haft ungewissen Welt um ihn, mischte der Künst¬
waren. Das ganze Theater war erfüllt von den
krete Abtönung, seiner Ausgeglichenheit auch
ler zu einem traurigen und rührenden Bilde;
weichen slavischen Gutturallauten, denen hier
der lleinsten Leistungen den Namen „Künstle¬
lebendige
mit sanfter Gewalt zog er die Herzen vom eiser¬
und da die Schärfe eines Zischlautes den süd¬
risches Theater“ vollauf rechtfertigt. Den Veris¬
nen ragenden Boris zu seiner mitleidheischenden
einem O
Schwäche.
lichen Wohlklang beeinträchtigte. Klingt doch ge¬
mus auf der Bühne, den in Rußland eingeführt
bringen.
sungenes Russisch beinahe wie Italienisch! Vom
zu haben die „Moskauer“ als ihren Ruhm be¬
ihm
Am Sonnabend wurde im Lessing¬
Botschafter, Grafen von der Osten=Sacken in der
anspruchen, kann man nach der ersten Aufführung
schiedsdrch
theater zum ersten Male Arthur Schnitz¬
Fremdenloge bis zu geflüchteten Gymnasiasten,
noch nicht beurteilen. Ueberdies ist ja der Veris¬
wille den
lers neues Schauspiel „Der Rüf des¬
mus etwas Relatives. Bei einem pathetisch an¬
Lebens“ aufgeführt, mit einem Erfolge, der
seigen Fl
deren helltressige Uniformen vom zweiten Rang
herab glitzerten, war so ziemlich alles vertreten,
vorher b4
gelegten Volk wird die Naturtreue ebensogut in
nach dem ersten Akt beinah explosiv einsetzte, um
was von russischer „Intelligenz“ in Berlin zur
der Pathetik bestehen, wie bei einem nüchternen Volk
nach dem dritten abzuflauen, wie dieser selbst.
des Tod
in der Einfachheit. Bei den Russen erscheint uns
Zeit weilt. Der donnernde Applaus, der nach
Das ungeheuerste, ewig menschlichste Thema
kennen;
jedem Akt erschallte und sich vor der großen Pause
eine gewisse drückende Schwermut, eine Lust¬
aller Themen hat sich Schnitzler diesmal gewählt,
ehrenvoll
losigkeit am Leben, die nur von wenigen Tat¬
zu einem mit deutschen (1 Farben geschmückten
das des Selbsterhaltung iebes. Wie der Prinz
donanz zu
kräftigen durchbrochen wird, auf den ersten Bück
Lorbeerkranz kondensierte, dürfte also ebensowohl
von Homburg vor seinem offenen Grabe, so er¬
ziehen.
als Volkscharakteristikum. Und diese resignierte
als Willkommensgruß, wie als künstlerischer
schauern die jungen warmen Menschen vor dem
ab. Nun
Dank aufzufassen sein. Aber während der zweiten
Melancholie, dieses langsame Bewegen bei
Abschied
seelischen Tode an der Seite siechen Alters, vor
Hälfte des Dramas kam auch letzterer mit Recht
raschester Sprachtechnik ist auch der ersten Auf¬
dem physischen Tode durch schleichende [Krankheit,
des Leut
führung aufgeprägt gewesen und dünkt mich echter
zum vollen Ausdruck. Leute, die eine so trockene
durch die unentrinnbare Kugel. Man liest in
bringen,
als die vielbewunderten, goldstrotzenden Kostüme,
Haupt= und Staatsaktion mit so schmerzlich
den altitalienischen Chroniken, wie eine letzte
Ehe der
die niederen Türen und Ikone in den gewölbten
zuckendem Leben erfüllen können, die der starre
Raserei des Lebens ganze Städte ergriff, vor
komnmt 2
Nischen. Man gab „Zar Feodor Joan¬
Goldbrokat des Gewandes und der lächerliche
deren Mauern der blutige Feind stand. So
noch einn
Kopfputz nicht hindert, Menschen zu geben, müssen
nowitsch“, die mittlere aus den drei „Boris
raffen auch hier die Todgeweihten mit gieriger
diese bei
gute Künstler sein, deren weiteren Leistungen
Godunow“=Tragödien des Grafen Alexej
Hand alles an sich, was ihnen das Leben noch
In
Tolstoj, eines entfernten Verwandten des bei
man mit Spannung entgegensehen darf.
zu bieten hat; diemal und nimmer mehr! Und
Stube,
Merkwürdigerweise, aber dem russischen Volks¬
uns ungleich berühmteren Leo Tolstoj. Die
hinter ihnen bleibt ein Trümmerfeld. Daß aus
Frau alle
Trilogie gehört zu dem eisernen Bestand des
charakter entsprechend, konzentrierte sich das
Die S
dieser Wüste wiederum neues Leben ersprießen
russischen vaterländischen Dramas und wird als
Interesse auf die leidenden, die passiven Helden
wird, in ewigem Kreislauf sich erneuend, das
Werden
statt auf die Männer der Tat. „Vertrauen und
eine glänzende Schilderung russischer Zustände zur
will uns der Arzt Schnitzler schließlich tröstend
Of
Mitleid“ sind die zwei idealen Forderungen der
Rurikszeit angesehen. Der „Tod Iwans des
sagen; aber damit zerstört er dem Dramatiker
se
Russen, wie „Wahrheit und Selbstlosigkeit“ die
Schrecklichen“ als erster Abend enthält bereits
Schnitzler das Beste seines Erfolges. Der Stoff,
die
der Scandinavier, „Mut und Treue“ die der
die Kronensehnsucht des ehrgeizigen Godunow
der sich in grandioser Herbheit während zweier
f des
„N
Deutschen, „Keckheit und Liebe“ die der Fran¬
der, ein einfacher Bojarensohn, an den Zarenhof
Akte aufbaut, zerbröckelt während des Zwischen¬
gelingen
zosen sind. Es ist wie eine Art umgekehrter Zucht¬
kommt und dessen Streben es gelingt, seine
aktes zum dritten zu einer Wald= und Wiesen¬
letzte Akt
idylle mit sentimentalem Ausgang.
wahl, dieses Mitleid mit den Minderwertigen,
Schwester Irina zur Gattin Feodors, sich selbst
lehrhaften
Der Oberst der blauen Kürassiere — die
mit denen, die dem Leben nicht gewachsen sind,
aber zum unentbehrlichen Beirat, zum wahren
erzählt u
die am Leben leiden. „O Gott, warum hast du
Regenten des Landes zu muchen. „Zar Feodor
Handlung spielt in den sechziger Jahren des
Morgen
Ivannowilsch“ bringt die weitere Zuspitzung der
mich zum Zaren gemacht!“ schließt Zar Feodor
vorigen Jahrhunderts zu Wien— hat beim Aus¬
der Unge
Konflikte zwischen Boris Godunow und der Hof¬
das Drama, da er, mit seiner geliebten Irina
bruch eines neuen Krieges beschlossen, mit seinem
Maries
partei, die bei Tolstoj hauptsächlich durch die allein gelassen, hilfesuchend sich an das Gebälk ganzen Regiment in den Tod zu gehen, weil erzählt, d