II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 49

des Le
1S
19.
box 24/1
Der Ruf . ben
Scuterhele
.. Ader Einzelheiten dieses Festzuger ium

durch die Schuld dieses selben Regiments ein aufgerieben worden sei; der Arzt erzählt, was
der Erzengelkathedrale schmiegt. Und man fühlt,
n der Zar
man sich vom Obersten, seiner Frau, dem Leut¬
früherer Feldzug verloren worden ist. Freilich
wie die Synputhien des Autors nicht bei dem
sichten hin
nant und dessen Geliebten erzählt habe — und
ist kein einziger jener Feigen mehr unter ihnen,
energischen, zielbewußten, rücksichtslosen Boris,
hluß bildet
so geht es fort. Schließlich trollt der Adjunkt
aber die Schmach haftet an Rock und Fahne
sondern bei dem weibisch=zärtlichen Feodor sind,
seine Ge¬
sich seiner Wege, die Base Katherin, eine patho¬
und schreit nach Sühne. Niemand weiß, daß
dessen Herzensgüte zu Dreivierteln aus Trägheit!
i Dramen
logisch sehr interessante Phtisikerin, die den Reiz
der eigentliche Schuldige der nunmehr 78jährige
besteht, dessen Gattenliebe nur Anklammerungs¬
tändlich.
des Lebens und des Küssens auf totgeweihte
Rittmeister Moser war, der mit dem greisen¬
bedürfnis statt schützender Kraft ist. Herr
zugängliche
Lippen sehr zu schätzen weiß, stirbt in den Armen
haften Neid des Alters auf die blühende Jugend,
Moskwin hat mit diesem Zaren eine Meister¬
Direktion
ihrer Mutter, und der Arzt verabschiedet sich
mit kicherndem Hohn die Todgeweihten schweigend
leistung gegeben. Die Historie weiß von einem
Führer mit
wortreich von der armen Marie. Sein Hinweis
vorbei ziehen sieht. Eigensinnig an seinen
geistesschwachen Zar Feodor; Tolstoj hat ihn
unterstützt
auf den neu zu erwartenden Ruf des Lebens
Krankenstuhl gefesselt, hält er Marie, seine Toch¬
nur zu einem willensschwachen gemacht.
der Schau¬
eröffnet gewissermaßen philiströse Perspektiven
#ter, an deren jungen Leib der mächtige Ruf des
Moskwin aber verwischt wiederum die Grenze
zu folgen
auf das friedliche Forsthaus, in dem Marie, die
Lebens drängender und immer drängender er¬
zwischen beiden. Die imposante Wut des Halb¬
die Haupt¬
ihren Vater mordete, um einer Liebesmacht
geht, bis er Kindesliebe und menschliche Satzungen
narren, die kindische Zärtlichkeit des Leicht¬
willen, ihrem braven Oberförster grüne
dröhnend übertäubt und aus der Sklavin eine
gläubigen, die furchtbare Angst vor der schemen¬
lich gab es
Strümpfe strickt.
Mörderin wird. Marie reicht ihrem Vater den
haft ungewissen Welt um ihn, mischte der Künst¬
angewiesen
Frau Triesch als Marie und Frau Leh¬
tötlichen Schlaftrunk, um diese eine, diese letzte
ler zu einem traurigen und rührenden Bilde;
lt von den
mann als Mutter der vom Tode gezeichneten
lebendige Nacht bei dem Mann ihrer Sehnsucht,
mit sanfter Gewalt zog er die Herzen vom eiser¬
denen hier
Katherin, sowie Herr Stieler als Leutnant
einem Offizier der blauen Kürassiere, zuzu¬
nen ragenden Boris zu seiner mitleidheischenden
s den süd¬
boten prächtige Leistungen. Herr Basser
bringen. Von der Leiche ihres Vaters eilt sie
Schwäche. —
igt doch ge¬
mann (Oberst) blieb ziemlich unverständlich,
zu ihm und wird Zeugin eines zweiten Ab¬,
Am Sonnabend wurde im Lessing¬
isch! Vom
1 von Herrn Rittner (Adjunkt) sah man den
schiedsdramas. Die junge Frau des Obersten
theater zum ersten Male Arthur Schni߬
cken in der
ganzen Abend nur den breiten Rücken, und
will den Leutnant, der ihr Geliebter ist, zur
lers neues Schauspiel „Der Rüf des¬
mnasiasten,
Fräulein Schiff (Obersten=Gattin) war mehr
feigen Flucht überreden. Der Oberst war lurz
Lebens“ aufgeführt, mit eiem Erfolge, der
eiten Rang
laut als leidenschaftlich. —
vorher bei dem Leutnant und hat ihn angesichtss
nach dem ersten Akt beinah explosiv einsetzte, um
svertreten,
des Todes gebeten, ihm die Wahrheit zu be¬
nach dem dritten abzuflauen, wie dieser selbst.
Berlin zur
kennen; er schlägt ihm für diesen Fall einen
Das ungeheuerste, ewig=menschlichste Thema
, der nach
ehrenvollen Ausweg vor: er will ihn als Or¬
aller Themen hat sich Schnitzler diesmal gewählt,
foßen Pause
donanz zum Kaiser senden und so dem Tode ent¬
das des Selbsterhaltungstriebes. Wie der Prinz
geschmückten
ziehen. Aber der Leutnant schweigt und lehnt
von Homburg vor seinem offenen Grabe, so er¬
ebensowohl
ab. Nun überrascht der Oberst das Paar beim
schauern die jungen warmen Menschen vor dem
künstlerischer
Abschied und schießt die Frau nieder. Sein und
feelischen Tode an der Seite siechen Alters, vor
der zweiten
des Leutnants Leben darf er nicht in Gefahr
dem physischen Tode durch schleichende [Krankheit,
r mit Recht
bringen, denn sie beide gehören dem Vaterland.
durch die unentrinnbare Kugel. Man liest in
so trockene
Ehe der Leutnant selbst ein Ende machen kann,
den altitalienischen Chroniken, wie eine letzte
schmerzlich
kommt Marie aus ihrem Versteck hervor, und
Raserei des Lebens ganze Städte ergriff, vor
der starre
noch einmal reißt der betäubende Ruf des Lebens
deren Mauern der blutige Feind stand. So
lächerliche
diese beiden Menschen einander in die Arme.
raffen auch hier die Todgeweihten mit gieriger
eben, müssen
In einen Mantel gehüllt verlassen sie die
Hand alles an sich, was ihnen das Leben noch
Leistungen
Stube, auf deren Boden der Leichnam einer
zu bieten hat; diemal und nimmer mehr! Und
darf.
Frau aLein zurückbleibt.
hinter ihnen bleibt ein Trümmerfeld. Daß aus
ischen Volks¬
Die Spannung zum dritten Akt ist gewaltig.
dieser Wüste wiederum neues Leben ersprießen
te sich das
Werden die beiden fliehen? Wie wird der
wird, in ewigem Kreislauf sich erneuend, das
ssiven Helden
Offizier, wenn er wieder zu Bewußtsein kommt,
will uns der Arzt Schnitzler schließlich tröstend
rtrauen und
seinen befleckten Rock, wie wird das Mädchen,
sagen; aber damit zerstört er dem Dramatiker
erungen der
die vatermörderische Hand betrachten? Wird der
Schnitzler das Beste seines Erfolges. Der Stoff,
osigkeit“ die
„Ruf des Lebens“ sie den Sprung auf die Klippe
der sich in grandioser Herbheit während zweier
ue“ die der
gelingen lossen? — Nichts von alledem. Der
Akte aufbaut, zerbröckelt während des Zwischen¬
der Fran¬
letzte Akt ist allen möglichen Erzählungen und
aktes zum dritten zu einer Wald- und Wiesen¬
fehrter Zucht¬
lehrhaften Wiederholungen gewidmet. Marie
idylle mit sentimentalem Ausgang.
derwertigen,
erzählt uns, daß der Leutnani sie am nächsten
Der Oberst der blauen Kürassiere — die
achsen sind,
Morgen verlassen hätte, um sich an der Leiche
Handlung spielt in den sechziger Jahren des
rum hast du
der Ungetreuen zu töten; ein Adjunkt, der erst
vorigen Jahrhunderts zu Wien— hat beim Aus¬
Zar Feodor
Maries Base und dann sie selbst treu geliebt,
bruch eines neuen Krieges beschlossen, mit seinem
gebten Irina
das Gebälk ganzen Regiment in den Tod zu gehen, weil erzählt, daß das blaue Ktürassierregiment völlig