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lichung der Bühne hebt den Begriff entschwundener Wochen,
den Spiegel des Todes. Angesichts des drohenden Untergangs
mählich erblühter Bäume für den Zuschauer auf. Für ihn ist
wird ihnen das Leben lauter rufen.
alles in einen engen Kreislauf eingeschlossen. Schnitzler greift
Die Tochter eben des Mannes, der damals Schuld ge¬
in diesem dritten Akte — ein Fehler, den er oft begeht — aus
tragen, daß das Regiment seinen Hosten in feiger Flucht ver¬
dem Bereich des Dramas in das des Romans hinüber. Er
ließ, liebt einen der todgeweihten Offiziere. Ihr Berz gehört
verliert damit die Möglichkeit, dichterische Kraft zu betätigen,
ihm, ihre Sinne fiebern nach ihm, obwohl sie nur ein einziges¬
und rettet nur das Ansehen des belehrenden Referenten. Er
mal mit ihm zusammengewesen. Der alte, kranke Dater aber
predigt, anstatt zu gestalten. Der Raisonneur übernimmt die
hält sie in strenger Haft. Keinen Schritt darf sie von seiner
Führung. Hier aber stellt sich noch ein Bedenken ein. Schnitzler
Seite weichen, bei Tage nicht und nicht bei Nacht. Wie ihn die
faßt Mariens Verbrechen als eine Tat der Selbstbefreiung auf;
Krankheit quält, so quält er sie. Mit dem Leben zerfallen und
das ist sein gutes, dichterisches Recht. Es wäre auch durch¬
doch sich an das Dasein klammernd, ist es ihm eine Wollust,
führbar gewesen, im Roman zu zeigen, wie sie die Tat innerlich
ihre Gefühle zu verletzen, ihre Geheimnisse auszuschreien, sie
überwand. Aber es ist vielleicht kein Zufall, daß sich das
sklavisch zu erniedrigen. Er weiß, daß sie ihm den Tod wünscht,
Drama solcher Entwicklungsmöglichkeit entgegenstellt. Das
und eben das trägt dazu bei, ihm sein Leben teurer zu machen.
Drama, scheint es, verlangt aus seinem inneren Wesen heraus
Nun aber ist die letzte Nacht gekommen, die sie mit dem Ge¬
eine andere Moral. Die der Gebundenheit anstelle jener der
liebten vereinigen könnte. Sie muß frei sein! Ihr Entschluß
freien Selbstbestimmung.
ist gefaßt. Sie gibt dem Dater das Schlafmittel so reichlich,
daß für ihn kein Aufwachen mehr ist. Von seiner Leiche stürzt
So zerrinnt hier vieles. Es trat mir schon im „Zwischen¬
sie fort, den Geliebten zu suchen.
spiel“ entgegen, ohne daß ich es aussprechen mochte, doch wird
Indem sie dessen Zimmer betritt, schreitet sie gleichsam in
der Eindruck diesmal stärker: Schnitzlers Charakteristik blaßt
ein zweites Drama hinüber. Der junge Offizier hat ein Ver¬
ab. Diele der Gestalten des neuen Schauspiels sind zu Be¬
hältnis mit der Frau seines Oberst unterhalten. Bei einem
griffen, sei es zu sehr geistreichen, verflüchtigt. In einer
Stelldichein werden beide vom Oberst überrascht, der Ehemann
aber lebt seine Schöpferkraft in aller Frische wieder auf.
schießt seine Gattin nieder. Marie hat das alles versteckt mit¬
Diese eine ist der Oberst. Er gehört zu jenen Menschen,
angesehen, aber auch das vermag ihren Entschluß nicht umzustoßen.
die der Wiener Dichter liebt, den großen Egoisten, die zugleich
Die Frist, die der Tod gesteckt, ist kürzer geworden, das Leben
große Lebenskünstler sind. Herr von Sala steht ihm nicht fern.
will sein Recht, es gilt seine Wonnen ein letztesmal gierig zu
Doch sind dem Typus diesmal ganz neue, individuelle Züge
schlürfen, und die Liebenden kosten sie aus. Die Nacht ist vor¬
abgewonnen. Dieser Oberst spielt mit den Menschen. Er
über, der Offizier erschießt sich selbst, den Mord an der Frau
hat das Liebesgehäkel des kleinen Leutnants mit seiner kleinen
des Oberst auf sich zu nehmen, Marie geht dem Leben ent¬
Frau lange Zeit ruhig, wissend mit angesehen. Rühl, überlegt
gegen.
stellt er den jungen Mann, fordert Rechenschaft und läßt sich,
Es stecken zwei dramatische Kerne in der Schale von
scheint es, das Opfer aus seinen Händen entschlüpfen. Im
Schnitzlers neuem Drama. All diese Geschehnisse, innerlich
rechten Augenblick ist er wie der Tiger mit einem Sprung bei
schwer zu überblicken, sind in zwei Akte hineingepreßt. Taten,
seiner Beute. Die kleine Frau, sein eigenes Weib, wird mit
vor denen es wie ein Abgrund klafft, geschehen in drängender Eile.
einem Epigramm abgetan. Der junge Mann darf weiter¬
Aber nicht die Tat ist von Belang für uns, sondern ihr
atmen, den Mord auf sich zu nehmen. „Es wäre menschlicher
innerliches Wachsen im Menschenherzen. Wie gewinnt es
gewesen, es in einem abzutun, sagt der Jüngling. „Mensch¬
Marie über sich, dem Vater das Gift zu reichen? Es fehlt
licher — ja. Aber das lag nicht in meiner Absicht.“
an Anlässen nicht. Sie haßt den Dater und hat beinahe ein
Diesem großen, kalten und egoistischen Lebenskünstler aber
Recht dazu, ihm den Tod zu wünschen. Die Stunde drängt.
ist sein Leben dennoch unter den Fingern entglitten. Sein
Der Arzt des Hauses hat ihr das Verbrechen nahegelegt.
Beruf hat ihm gelogen. Um Kriegsdienste zu tun, war er bei
Eine Freundin, die, den sicheren Tod an der Schwindsucht vor
der Armee eingetreten, aber es wurde und es blieb Friede. Wie
Augen, sich jedem Genusse hingibt, stärkt den Lebensdrang in
ein Advokat, der nur mit gemalten Verbrechern zu tun hätte,
ihr. Der Dater macht sich ihr im entscheidenden Augenblick
kommt er sich vor. Nun ihm endlich die Gelegenheit
verächtlicher. Aber das alles sind doch nur Anlässe, die Tat
wird, sein Handwerk zu üben, am lebenden Material, soll sie
näherzubringen. Man muß Mörderin sein, um zu morden, oder
ihm nicht wieder ungenossen fliehn. Denn es kommt vor,
ein schwerer, wechselvoller, innerer Kampf muß vorangehn.
daß Regimenter nicht ein einziges Mal im Feuer stehen.
Dem aber ist hier nicht so. Dies Verbrechen wirft keine
Davor bewahrt zu sein, einen guten Abgang zu gewinnen und
Schatten vorauf. Und man fragt weiter: Wie kann der junge
gleichzeitig dem albernen Betrugsspiel seiner dummen Frau ent¬
Offizier es über sich gewinnen, sich den Tod der Frau, die
hoben zu werden, erfindet er die Fabel, daß es notwendig
seinetwillen erschossen wurde, so ganz aus dem Sinn zu schlagen,
sei, die vor dreißig Jahren der Fahne angetane Schmach mit
daß er fähig ist, neue Liebe mit einer anderen auszugenießen?
dem Tode aller zu sühnen.
Mag man es Marie glauben, daß sie, an einer Leiche vorüber¬
Hiermit nun, als hätte man einen Gipfel erstiegen, er¬
gegangen, der des eigenen Daters, durch die zweite nicht fürder
öffnen sich ganz neue Ausblicke auf Schnitzlers Drama. Eine
zurückgehalten wird, — aber er, der Mitschuldige? Hier nun
Ferne tut sich auf. Reichtümer blinken. Man sieht die Dinge
fehlt jede Motivierung, auch jene äußerliche, die Tharakteristik
wie im hellen Licht der Wirklichkeit, das bei oder trotz seiner
gibt keinen Auf“ ut. So sinken die dramatischen Vorgänge
Helle nie erkennen läßt, wie sie in Wahrheit gestaltet sind.
.... Drama, so gewaltsam sie äußerlich sind,
in Schnitzlers
Die Luft, die allzeit bewegliche, das Ungewisse alles Menschen¬
auf den Wert en Thronikenfakten hinab.
seins ist gleichsam mitgemalt.
Marie geht, nachdem die Nacht ihres Schicksals dem
Hier gibt Schnitzler aus seinem Eigensten. Also, — die
Morgen gewichen, einem neuen Leben entgegen. Waren die
Notwendigkeit des Todesritts ist eine Fabel. Der alte kranke
beiden ersten Akte mit äußerer Handlung übersättigt, so schlägt
Mann, Mariens Dater, der wie ein Geizhals am Leben hängt,
der dritte die stillen Pfade beruhigender Betrachtung ein.
hört von dem Fahnenschwur der Offiziere, sieht sein altes Re¬
Sanftes Wellenspiel, abebbend, nach dem Sturm. Es gibt noch
giment den Marsch antreten, und eine perverse Wollust be¬
einen andern Auf des Lebens, der von Mord und Liebe und
schleicht ihn, daß er es im Grund ist, der diese alle in den
wie die hochklingenden Worte heißen mögen, nichts weiß. Er
Tod schickt, daß er, der Alte, diese Jungen überleben wird.
ist im Rhrthmus der sich ebenmäßig erneuenden Tage, im
Dielleicht war er garnicht der erste, der damals vor dreißig
Wechsel von Abend zu Morgen. Er singt das leise Lied des
Jahren floh? Nun aber redet er sich's ein und, da er's
steten Sichverjüngens. Er senkt die Schleier über die Ver¬
seiner Tochter sagt, schürt er den Haß in ihr und — bringt
gangenheit. Und dieser andere Ruf des Lebens schlägt nun,
sich selbst damit ums Leben.
sei es von ferne noch und undeutlich, dennoch tröstend an
Der Oberst hat die Fabel von der Notwendigkeit der
Mariens Ohr.]
sicherlich auch deshalb, um
Fahnenentsühnung erfunden
Es ist die Zeit, deren Heilkraft angerufen wird. Im
seinen jungen Nebenbuhler aus dem Weg zu räumen, seiner
Drama aber gibt es keine Zeit. Die starke Vergegenständ¬
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lichung der Bühne hebt den Begriff entschwundener Wochen,
den Spiegel des Todes. Angesichts des drohenden Untergangs
mählich erblühter Bäume für den Zuschauer auf. Für ihn ist
wird ihnen das Leben lauter rufen.
alles in einen engen Kreislauf eingeschlossen. Schnitzler greift
Die Tochter eben des Mannes, der damals Schuld ge¬
in diesem dritten Akte — ein Fehler, den er oft begeht — aus
tragen, daß das Regiment seinen Hosten in feiger Flucht ver¬
dem Bereich des Dramas in das des Romans hinüber. Er
ließ, liebt einen der todgeweihten Offiziere. Ihr Berz gehört
verliert damit die Möglichkeit, dichterische Kraft zu betätigen,
ihm, ihre Sinne fiebern nach ihm, obwohl sie nur ein einziges¬
und rettet nur das Ansehen des belehrenden Referenten. Er
mal mit ihm zusammengewesen. Der alte, kranke Dater aber
predigt, anstatt zu gestalten. Der Raisonneur übernimmt die
hält sie in strenger Haft. Keinen Schritt darf sie von seiner
Führung. Hier aber stellt sich noch ein Bedenken ein. Schnitzler
Seite weichen, bei Tage nicht und nicht bei Nacht. Wie ihn die
faßt Mariens Verbrechen als eine Tat der Selbstbefreiung auf;
Krankheit quält, so quält er sie. Mit dem Leben zerfallen und
das ist sein gutes, dichterisches Recht. Es wäre auch durch¬
doch sich an das Dasein klammernd, ist es ihm eine Wollust,
führbar gewesen, im Roman zu zeigen, wie sie die Tat innerlich
ihre Gefühle zu verletzen, ihre Geheimnisse auszuschreien, sie
überwand. Aber es ist vielleicht kein Zufall, daß sich das
sklavisch zu erniedrigen. Er weiß, daß sie ihm den Tod wünscht,
Drama solcher Entwicklungsmöglichkeit entgegenstellt. Das
und eben das trägt dazu bei, ihm sein Leben teurer zu machen.
Drama, scheint es, verlangt aus seinem inneren Wesen heraus
Nun aber ist die letzte Nacht gekommen, die sie mit dem Ge¬
eine andere Moral. Die der Gebundenheit anstelle jener der
liebten vereinigen könnte. Sie muß frei sein! Ihr Entschluß
freien Selbstbestimmung.
ist gefaßt. Sie gibt dem Dater das Schlafmittel so reichlich,
daß für ihn kein Aufwachen mehr ist. Von seiner Leiche stürzt
So zerrinnt hier vieles. Es trat mir schon im „Zwischen¬
sie fort, den Geliebten zu suchen.
spiel“ entgegen, ohne daß ich es aussprechen mochte, doch wird
Indem sie dessen Zimmer betritt, schreitet sie gleichsam in
der Eindruck diesmal stärker: Schnitzlers Charakteristik blaßt
ein zweites Drama hinüber. Der junge Offizier hat ein Ver¬
ab. Diele der Gestalten des neuen Schauspiels sind zu Be¬
hältnis mit der Frau seines Oberst unterhalten. Bei einem
griffen, sei es zu sehr geistreichen, verflüchtigt. In einer
Stelldichein werden beide vom Oberst überrascht, der Ehemann
aber lebt seine Schöpferkraft in aller Frische wieder auf.
schießt seine Gattin nieder. Marie hat das alles versteckt mit¬
Diese eine ist der Oberst. Er gehört zu jenen Menschen,
angesehen, aber auch das vermag ihren Entschluß nicht umzustoßen.
die der Wiener Dichter liebt, den großen Egoisten, die zugleich
Die Frist, die der Tod gesteckt, ist kürzer geworden, das Leben
große Lebenskünstler sind. Herr von Sala steht ihm nicht fern.
will sein Recht, es gilt seine Wonnen ein letztesmal gierig zu
Doch sind dem Typus diesmal ganz neue, individuelle Züge
schlürfen, und die Liebenden kosten sie aus. Die Nacht ist vor¬
abgewonnen. Dieser Oberst spielt mit den Menschen. Er
über, der Offizier erschießt sich selbst, den Mord an der Frau
hat das Liebesgehäkel des kleinen Leutnants mit seiner kleinen
des Oberst auf sich zu nehmen, Marie geht dem Leben ent¬
Frau lange Zeit ruhig, wissend mit angesehen. Rühl, überlegt
gegen.
stellt er den jungen Mann, fordert Rechenschaft und läßt sich,
Es stecken zwei dramatische Kerne in der Schale von
scheint es, das Opfer aus seinen Händen entschlüpfen. Im
Schnitzlers neuem Drama. All diese Geschehnisse, innerlich
rechten Augenblick ist er wie der Tiger mit einem Sprung bei
schwer zu überblicken, sind in zwei Akte hineingepreßt. Taten,
seiner Beute. Die kleine Frau, sein eigenes Weib, wird mit
vor denen es wie ein Abgrund klafft, geschehen in drängender Eile.
einem Epigramm abgetan. Der junge Mann darf weiter¬
Aber nicht die Tat ist von Belang für uns, sondern ihr
atmen, den Mord auf sich zu nehmen. „Es wäre menschlicher
innerliches Wachsen im Menschenherzen. Wie gewinnt es
gewesen, es in einem abzutun, sagt der Jüngling. „Mensch¬
Marie über sich, dem Vater das Gift zu reichen? Es fehlt
licher — ja. Aber das lag nicht in meiner Absicht.“
an Anlässen nicht. Sie haßt den Dater und hat beinahe ein
Diesem großen, kalten und egoistischen Lebenskünstler aber
Recht dazu, ihm den Tod zu wünschen. Die Stunde drängt.
ist sein Leben dennoch unter den Fingern entglitten. Sein
Der Arzt des Hauses hat ihr das Verbrechen nahegelegt.
Beruf hat ihm gelogen. Um Kriegsdienste zu tun, war er bei
Eine Freundin, die, den sicheren Tod an der Schwindsucht vor
der Armee eingetreten, aber es wurde und es blieb Friede. Wie
Augen, sich jedem Genusse hingibt, stärkt den Lebensdrang in
ein Advokat, der nur mit gemalten Verbrechern zu tun hätte,
ihr. Der Dater macht sich ihr im entscheidenden Augenblick
kommt er sich vor. Nun ihm endlich die Gelegenheit
verächtlicher. Aber das alles sind doch nur Anlässe, die Tat
wird, sein Handwerk zu üben, am lebenden Material, soll sie
näherzubringen. Man muß Mörderin sein, um zu morden, oder
ihm nicht wieder ungenossen fliehn. Denn es kommt vor,
ein schwerer, wechselvoller, innerer Kampf muß vorangehn.
daß Regimenter nicht ein einziges Mal im Feuer stehen.
Dem aber ist hier nicht so. Dies Verbrechen wirft keine
Davor bewahrt zu sein, einen guten Abgang zu gewinnen und
Schatten vorauf. Und man fragt weiter: Wie kann der junge
gleichzeitig dem albernen Betrugsspiel seiner dummen Frau ent¬
Offizier es über sich gewinnen, sich den Tod der Frau, die
hoben zu werden, erfindet er die Fabel, daß es notwendig
seinetwillen erschossen wurde, so ganz aus dem Sinn zu schlagen,
sei, die vor dreißig Jahren der Fahne angetane Schmach mit
daß er fähig ist, neue Liebe mit einer anderen auszugenießen?
dem Tode aller zu sühnen.
Mag man es Marie glauben, daß sie, an einer Leiche vorüber¬
Hiermit nun, als hätte man einen Gipfel erstiegen, er¬
gegangen, der des eigenen Daters, durch die zweite nicht fürder
öffnen sich ganz neue Ausblicke auf Schnitzlers Drama. Eine
zurückgehalten wird, — aber er, der Mitschuldige? Hier nun
Ferne tut sich auf. Reichtümer blinken. Man sieht die Dinge
fehlt jede Motivierung, auch jene äußerliche, die Tharakteristik
wie im hellen Licht der Wirklichkeit, das bei oder trotz seiner
gibt keinen Auf“ ut. So sinken die dramatischen Vorgänge
Helle nie erkennen läßt, wie sie in Wahrheit gestaltet sind.
.... Drama, so gewaltsam sie äußerlich sind,
in Schnitzlers
Die Luft, die allzeit bewegliche, das Ungewisse alles Menschen¬
auf den Wert en Thronikenfakten hinab.
seins ist gleichsam mitgemalt.
Marie geht, nachdem die Nacht ihres Schicksals dem
Hier gibt Schnitzler aus seinem Eigensten. Also, — die
Morgen gewichen, einem neuen Leben entgegen. Waren die
Notwendigkeit des Todesritts ist eine Fabel. Der alte kranke
beiden ersten Akte mit äußerer Handlung übersättigt, so schlägt
Mann, Mariens Dater, der wie ein Geizhals am Leben hängt,
der dritte die stillen Pfade beruhigender Betrachtung ein.
hört von dem Fahnenschwur der Offiziere, sieht sein altes Re¬
Sanftes Wellenspiel, abebbend, nach dem Sturm. Es gibt noch
giment den Marsch antreten, und eine perverse Wollust be¬
einen andern Auf des Lebens, der von Mord und Liebe und
schleicht ihn, daß er es im Grund ist, der diese alle in den
wie die hochklingenden Worte heißen mögen, nichts weiß. Er
Tod schickt, daß er, der Alte, diese Jungen überleben wird.
ist im Rhrthmus der sich ebenmäßig erneuenden Tage, im
Dielleicht war er garnicht der erste, der damals vor dreißig
Wechsel von Abend zu Morgen. Er singt das leise Lied des
Jahren floh? Nun aber redet er sich's ein und, da er's
steten Sichverjüngens. Er senkt die Schleier über die Ver¬
seiner Tochter sagt, schürt er den Haß in ihr und — bringt
gangenheit. Und dieser andere Ruf des Lebens schlägt nun,
sich selbst damit ums Leben.
sei es von ferne noch und undeutlich, dennoch tröstend an
Der Oberst hat die Fabel von der Notwendigkeit der
Mariens Ohr.]
sicherlich auch deshalb, um
Fahnenentsühnung erfunden
Es ist die Zeit, deren Heilkraft angerufen wird. Im
seinen jungen Nebenbuhler aus dem Weg zu räumen, seiner
Drama aber gibt es keine Zeit. Die starke Vergegenständ¬