box 24/1
19. Der Ruf des Lebens
neuen Geliebten zur Tür hi
Das Drama handelt vom Ruf des Lebens. Das Leben, Mädchen dem Rufe des Lebens folgt, wenn sie einer
erotischen Laune nachgibt.
Respekt vor der Soliditä
sagt es, ist so stark und sein Ruf ist so machtvoll, daß
Mannes haben, der im st
Erotische Launen hat Arthur Schnitzler in seinen
jeder, an den dieser Ruf eraeht, ihm folgen muß, allen
schießung seiner Geliebten
Hindernissen zum Trotz. Der Gedanke ist schön und
Anatol=Szenen dargestellt; und man erfreut sich hier an
er sich selbst erschießt, in
wahr; um ihn auszuführen, müßte das Drama den un¬
den heiteren Wirkungen, den geistreichen Paradoxen, die er
dem Selbstmorde liegenden
widerstehlichen Rufer in all seiner Stärke und Größe
mit Anmut aus ihnen zu ziehen weiß. Als Motive für
stündchen zu genießen. Uehl
zeigen. Und was zeigt es? Ein verliebtes Mädchen, das
solches Scherzspiel leisten sie treffliche Dienste. Aber unbe¬
durch den Obersten. Daß e
über die Leiche des eigenen Vaters hinweg zu ihrem
greiflich ist, daß der Dichter glaubt, aus diesen Motiven,
Frau ohneweiters niederkng
Buhlen läuft. Gewiß, auch Liebe ist Leben, und des
aus Anatol=Stimmungen und Anatol=Launen, auch
als ein Verfahren von mi
Lebens Größe schildert auch ein Drama, das eine große
Tragödien, ganze große Tragödien mit Dolch und Gift
Im dritten Akt wird dann
Liebe schildert. In dieser Weise hat lange vor Schnitzler
und allem sonstigen tragischen Zubehör, herleiten zu
um den der Oberst wußte, l
ein Dichter das Drama vom Ruf des Lebens geschrieben.
können. In allen Trauerspielen, die Schnitzler während
konstatieren konnte der
Wenn Julia, der Feindschaft der Familien zum Trotz, der
## letzten Jahre geschrieben hat — dieser Autor, den sein
weßhalb er für sich und
in jeder Stunde drohenden Todesgefahr nicht achtend, sich
#ter Humor wie keinen anderen auf das Gebiet des
Todesgelübde abgelegt hat.
in Romeos Arme stürzt, so folgt sie dem Rufe des
stspiels verweist, läßt nicht davon ab, Trauerspiele zu
das Recht, für den Ehebruch
Lebens, und man begreift, daß sie ihm folgen muß, weil
eiben — entwickelt sich die Handlung, mag sie in der
hat, nicht nur die Sünderin
in dem Drama die Liebe, von welcher der Ruf des Lebens
zenwart oder in der Renaissance=Zeit spielen immer
Regiment, einige Hundert
rdie
ergeht, in ihrer Allgewalt geschildert ist — geschildert von
aus Launen und Stimmungen nach Anatol=Art,“
daten und Offiziere, mit de
der poetischen Allgewalt eines Dichters ohnegleichen. Man
ürlich völlig unzureichend sind, um die tragischen Wir¬
Unmöglichkeiten des Stück
wird von Schnitzler cherlich nicht verlangen, daß er
zen zu begründen, die der Dichter aus ihnen ziebt. An
möglichste, von seinen morh
dichtet, wie Shakespeare. Johl aber darf man beanspruchen,
geheuerlichste.
daß in einem Drama, das von der Macht der Liebe
eniger Zeit Schnitzlers ganzes dramatisches Schaffen.
handelt, die Liebe in einer Größe erscheint, die es
demselben Mißverhältnis geht auch sein neues Drama¬
Dieser wegen eines E
ermöglicht, an ihre Macht zu glauben. In dem
Massenmord — denn das
Grunde. Die Heldin dieses Dramas soll. tragisch
Schnitzlerschen Drama jedoch macht die Liebe nirgends den
den letzten Mann getötet¬
#ten. Doch was das Drama von den Vorgängen
Eindruck der Größe; sa sie macht nicht einmal den Ein¬
Seele der Heldin mitteilt, reicht absolut nicht hin, um
Klarheit, daß das Drama,
druck der Liebe. Ein Mädchen hat einen Mann ein
e
Handlungsweise zu motivieren. Und dieses Mädchen,
auch an einer Unterschätzun
einzigesmal, nur wenige Stunden lang, gesehen; und
##s ihren Vater tötet, um eine erotische Laune zu be¬
Autor den Tod so häufig
noch eine lange Zeit nach dieser Begegnung ist ihr ganzes
fidigen, wirkt nicht tragisch, sondern nur peinlich und
tisches Auskunftsmittel, d
Wesen beherrscht von dem Wunsche, sich diesem Manne,
#estoßend.
eine nach der anderen sterbe
den sie kaum kennt, hinzugeben, selbst wenn sie, nachdem
ganz willkürlich sterben I
Ein Mädchen, wie Marie, hat niemals existierk und
sie ihm einmal gehört hat, ihn nie mehr wiedersehen sollte.
vierung, steht nicht im Ein
kann niemals existiert haben. Die anderen Hauptfiguren
Mit dem schönen Wort „Liebe“ kann man diese Regung
und mit dem Respekt, den
des Dramas sind nicht weniger unwahr und nicht weniger
der Sinne wohl kaum benennen, die eher ein eigentüm¬
dieser Größe schuldet.
unangenehm. Der Vater, der ein sadistisches Vergnügen
liches Gelüste, eine seltsame erotische Laune ist, deren
über den Tod auch der Di
darin findet, sein Kind, das ihn mit hingebender Liebe
ganze Abnormität noch durch die Tatsache dargetan wird,
dem Gespräch zwischen de
pflegt, dadurch seelisch zu martern, daß er es Jahre hin¬
daß das Mädchen, nur um dieses Gelüstes Willen, Herz
durch in seinem Krankenzimmer eingesperrt hält, ist ein
Albrecht im zweiten Akt w
und Hand eines anderen Mannes zurückweist, der sie
moralisches Ungeheuer. In moralischer Beziehung nicht
reiches gesagt — es bleibt
glücklich machen würde. Und es ist doch wirklich eine
höher zu achten ist der Offizier, Mariens Auserwählter.
diesem Drama nirgends di
unmögliche Behauptung, wenn der Dichter erklärt, daß Er steht dabei, wie seine Geliebte erschossen wird; und
weder in der Art, wie ge
ein abnormer Sexualtrieb das Leben ist, daß das nicht fünf Minuten später läuft er Arm in Arm mit einer über das Sterben gesproche
19. Der Ruf des Lebens
neuen Geliebten zur Tür hi
Das Drama handelt vom Ruf des Lebens. Das Leben, Mädchen dem Rufe des Lebens folgt, wenn sie einer
erotischen Laune nachgibt.
Respekt vor der Soliditä
sagt es, ist so stark und sein Ruf ist so machtvoll, daß
Mannes haben, der im st
Erotische Launen hat Arthur Schnitzler in seinen
jeder, an den dieser Ruf eraeht, ihm folgen muß, allen
schießung seiner Geliebten
Hindernissen zum Trotz. Der Gedanke ist schön und
Anatol=Szenen dargestellt; und man erfreut sich hier an
er sich selbst erschießt, in
wahr; um ihn auszuführen, müßte das Drama den un¬
den heiteren Wirkungen, den geistreichen Paradoxen, die er
dem Selbstmorde liegenden
widerstehlichen Rufer in all seiner Stärke und Größe
mit Anmut aus ihnen zu ziehen weiß. Als Motive für
stündchen zu genießen. Uehl
zeigen. Und was zeigt es? Ein verliebtes Mädchen, das
solches Scherzspiel leisten sie treffliche Dienste. Aber unbe¬
durch den Obersten. Daß e
über die Leiche des eigenen Vaters hinweg zu ihrem
greiflich ist, daß der Dichter glaubt, aus diesen Motiven,
Frau ohneweiters niederkng
Buhlen läuft. Gewiß, auch Liebe ist Leben, und des
aus Anatol=Stimmungen und Anatol=Launen, auch
als ein Verfahren von mi
Lebens Größe schildert auch ein Drama, das eine große
Tragödien, ganze große Tragödien mit Dolch und Gift
Im dritten Akt wird dann
Liebe schildert. In dieser Weise hat lange vor Schnitzler
und allem sonstigen tragischen Zubehör, herleiten zu
um den der Oberst wußte, l
ein Dichter das Drama vom Ruf des Lebens geschrieben.
können. In allen Trauerspielen, die Schnitzler während
konstatieren konnte der
Wenn Julia, der Feindschaft der Familien zum Trotz, der
## letzten Jahre geschrieben hat — dieser Autor, den sein
weßhalb er für sich und
in jeder Stunde drohenden Todesgefahr nicht achtend, sich
#ter Humor wie keinen anderen auf das Gebiet des
Todesgelübde abgelegt hat.
in Romeos Arme stürzt, so folgt sie dem Rufe des
stspiels verweist, läßt nicht davon ab, Trauerspiele zu
das Recht, für den Ehebruch
Lebens, und man begreift, daß sie ihm folgen muß, weil
eiben — entwickelt sich die Handlung, mag sie in der
hat, nicht nur die Sünderin
in dem Drama die Liebe, von welcher der Ruf des Lebens
zenwart oder in der Renaissance=Zeit spielen immer
Regiment, einige Hundert
rdie
ergeht, in ihrer Allgewalt geschildert ist — geschildert von
aus Launen und Stimmungen nach Anatol=Art,“
daten und Offiziere, mit de
der poetischen Allgewalt eines Dichters ohnegleichen. Man
ürlich völlig unzureichend sind, um die tragischen Wir¬
Unmöglichkeiten des Stück
wird von Schnitzler cherlich nicht verlangen, daß er
zen zu begründen, die der Dichter aus ihnen ziebt. An
möglichste, von seinen morh
dichtet, wie Shakespeare. Johl aber darf man beanspruchen,
geheuerlichste.
daß in einem Drama, das von der Macht der Liebe
eniger Zeit Schnitzlers ganzes dramatisches Schaffen.
handelt, die Liebe in einer Größe erscheint, die es
demselben Mißverhältnis geht auch sein neues Drama¬
Dieser wegen eines E
ermöglicht, an ihre Macht zu glauben. In dem
Massenmord — denn das
Grunde. Die Heldin dieses Dramas soll. tragisch
Schnitzlerschen Drama jedoch macht die Liebe nirgends den
den letzten Mann getötet¬
#ten. Doch was das Drama von den Vorgängen
Eindruck der Größe; sa sie macht nicht einmal den Ein¬
Seele der Heldin mitteilt, reicht absolut nicht hin, um
Klarheit, daß das Drama,
druck der Liebe. Ein Mädchen hat einen Mann ein
e
Handlungsweise zu motivieren. Und dieses Mädchen,
auch an einer Unterschätzun
einzigesmal, nur wenige Stunden lang, gesehen; und
##s ihren Vater tötet, um eine erotische Laune zu be¬
Autor den Tod so häufig
noch eine lange Zeit nach dieser Begegnung ist ihr ganzes
fidigen, wirkt nicht tragisch, sondern nur peinlich und
tisches Auskunftsmittel, d
Wesen beherrscht von dem Wunsche, sich diesem Manne,
#estoßend.
eine nach der anderen sterbe
den sie kaum kennt, hinzugeben, selbst wenn sie, nachdem
ganz willkürlich sterben I
Ein Mädchen, wie Marie, hat niemals existierk und
sie ihm einmal gehört hat, ihn nie mehr wiedersehen sollte.
vierung, steht nicht im Ein
kann niemals existiert haben. Die anderen Hauptfiguren
Mit dem schönen Wort „Liebe“ kann man diese Regung
und mit dem Respekt, den
des Dramas sind nicht weniger unwahr und nicht weniger
der Sinne wohl kaum benennen, die eher ein eigentüm¬
dieser Größe schuldet.
unangenehm. Der Vater, der ein sadistisches Vergnügen
liches Gelüste, eine seltsame erotische Laune ist, deren
über den Tod auch der Di
darin findet, sein Kind, das ihn mit hingebender Liebe
ganze Abnormität noch durch die Tatsache dargetan wird,
dem Gespräch zwischen de
pflegt, dadurch seelisch zu martern, daß er es Jahre hin¬
daß das Mädchen, nur um dieses Gelüstes Willen, Herz
durch in seinem Krankenzimmer eingesperrt hält, ist ein
Albrecht im zweiten Akt w
und Hand eines anderen Mannes zurückweist, der sie
moralisches Ungeheuer. In moralischer Beziehung nicht
reiches gesagt — es bleibt
glücklich machen würde. Und es ist doch wirklich eine
höher zu achten ist der Offizier, Mariens Auserwählter.
diesem Drama nirgends di
unmögliche Behauptung, wenn der Dichter erklärt, daß Er steht dabei, wie seine Geliebte erschossen wird; und
weder in der Art, wie ge
ein abnormer Sexualtrieb das Leben ist, daß das nicht fünf Minuten später läuft er Arm in Arm mit einer über das Sterben gesproche