II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 73

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19. Der Ruf Lebens
Telephon 1280.
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„ODSERVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus
Zeitung
w Perker
vom:

Weniger Erfreuliches ist von unseren!
Berliner Theatern zu berichten. Sie fri¬
sten ihr Dasein mehr schlecht als recht aus
ilten Beständen, und illustrieren die ewige
Wahrheit: „Nichts Neues unter der Son¬
ne“ das heißt unter ihrem Theaterhim¬
mel. Nur die Direktion des „Lessing¬
Theater“ übte wieder einmal ihr „Auto¬
renrecht“ an Axthur Schnitzler, dem sie
nun einmal das größte Versamn schenkt
und dem sie sich dankbar verpflichtet fühlt.
18
Das Publikum aber girierte diese Ver¬
pflichtung nicht und bereitete dem neuen
Drama „Der Ruf des Lebens“ eine ganz
eklatante Ablehnung. Nohlverdient. Denn
1
das Stück ist jämmerlich schlecht. Mit
Colportageromaneffekten sucht es tragische
Wirkungen zu erzielen, die einfach ko¬
misch sind. Giftmord, Ehebruch, Mord,
Selbstmord, Lusttod, Verrath, Dumm¬
heit bilden den anmuthigen „Reigen“ des
Stückes. Geistvolle Apercus, nachdenkliche
Betrachtungen, diese unterstrichen, jene
breit ausgesponnen, sind darüber ausge¬
streut. Man hört sie gern, nie aber geben
sie rohem Stoff edle Form. Hübscher
Schmuck ist es, lose Blüthen, und pran¬
gendes Laub, mit denen man Festgefügtes
kränzen kann. Aber einen ragenden Bau
kann man daraus nicht machen. Loses,
leichtes Gerank verweht, zum dramati¬
schen Bau gehört Quadergestein! Arthur
Schnitzler spintisiert zu viel, er hat die
gesunde Kraft zu schönem Schaffen ver¬
loren. Ich habe seit einiger Zeit wenig
Hoffnung, daß er der Bühne noch viel
geben wird, denn er will „einsame Wege“
wandeln und das muß man können, nicht
blos wollen.
Ulrich Frank.
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Sophokles in einer
Berliner Kunst- und Theaterrundschau.
Vollmöller zur Darste
Berlin, im April. einmal vor; eines de
Die beiden Monate Februar und März brachten mit werke aller Zeiten, eing
Ausnahme des Gastspieles des Moskauer künstterischen die nicht viel größer
Theaters kein theatralisches Ereignis, bei dem sich ein diesem räumlich auf
längeres Verweilen lohmte. Die hervorragenden Leistungen wegten sich die übern
der genannten russischen Schauspielertruppe können die Tragödie, nicht einma
Wiener jtzt selbst beurteilen und was während der letzten geschieden, so daß as
neun Wochen an Neuheiten in den Berliner Theatern schon ihre weit aushi
herauskam, ist bereits fast alles wieder in den Orkus der Pathos der gedankensch
Vergessenheit zurückgesunken. Vor allem Artur Schnitzlers. Was die Regie tun
dilettantisches Machwerk „Der Ruf des Lebens“, das im des antiken Theaters
Lessing=Theater seine Erstaufführung erlebte und den voll= zwar getan, aber sie n
ständigen Geistesbankrott seines Schöpfers unbarmherzig Stimmungsmacherei
aufdeckte. Nicht einmal der ganze Freundesklüngel von vorhang weg und 1
Berlin W. vermochte die Niederlage Schnitzlers zu ver= kürzes Verfinstern des
hindern. Man konnte in dieser Hinsicht wieder einmal ganz schwarzen Gardine, fei
interessante Beobachtungen über die Solidarität und das feuer lodern, gebrauch
Zusammenarbeiten der Wiener und Ber= galische Beleuchtung
liner jüdischen Theater= und Preßclique an= hinter den Kulissen
stellen. So führte beispielsweise das hiesige Schiller= empfundene und er
Theater 0. an demselben Abend, wo das Stück in Wien aber saß ein Publik
seine Premiere erlebte, das fünfaktige Schauspiel „Der Hellas mit seinen
deutet als eine verbl
Vogel im Käfig“ aus der Feder des Redakteurs der
Wiener „Arbeiter=Zeitung“ Stephan Großmann, gleich= Quälerei mit der
spielte da eigentlich
falls zum erstenmal für Berlin auf. Der Autor ist als
wänder gehüllten Sch
Bühnenschriftsteller für Berlin ein hemo novus, und wenn
Herzen bringen wollt
man bedenkt, wie schwer es sonst einem unbekannten
Dramatiker fällt, ein Erstlingswerk auch nur bei einem Herren im Zusch
Theater anzubringen, so wird man die Verwunderung dar= heuchelten? Angesic
über nicht unterdrücken können, daß es Herrn Großmann
kaum, sich mit der #
gelang, sein nicht besonders hervorragendes Stück in Berlin schäftigen, welche der
der „Antigone“ anges
und Wien aufführen zu lassen.
fehlt, läßt sich ohnehin
Ein Experiment, von dem man im voraus wußte, daß
setzung an die seiner
es mißlingen werde, machte Direktor Barnowski, indem er
in seinem Kleinen Theater die „A#tigone“ von dichum und anderer h