hox 24/1
19. Der Ruf des Lebens
8
zuforschen, wem von den deutschen Literaten, Publizisten die Studenten für einen fidelen Kneipabend verfassen. Dies; Eskapaden ins Reich der Tragödie suchen
oder Theaterleitern das höchst zweifelhafte Verdienst ge= zeigte sich vor allem in der fünfaktigen historischen Komödie besondere Eigenart ihres Meisters auszu
bührt, uns den irländischen Parodisten Bernard Shaw nach „Cäsar und Kleopatra“, welche Direktor Rein= sich in Wirklichkeit um Verlegenheitsszen
Teutschland eingeschmuggelt zu haben. Denn der Kultus, hardt in seinem „Neuen Theater“ kürzlich zum erstenmale Witzchen und Mätzchen Shaws nicht an
welcher mit diesem englischen Schriftsteller auf den deutschen gab. Der Rubikon-Ueberschreiter ist als alternder, stark raum von fünf langen Akten amüsant
Bühnen getrieben wird, ist um so auffallender, als das verbrauchter Lebemann gezeichnet, welcher die Welt von Ueberhaupt macht sich Mr. Shaw die
Publikum sich zu den Schöpfungen des Mr. Shaw voll= dem nüchternen Standpunkte des durch Börsenspekulationen wenn er die Leute damit zum Lachen
ständig ablehnend verhält. Und das mit Fug und Recht! reich gewordenen Plutokraten betrachtet, dem bei seinen
zum Beispiele den Britannius beim Au
Shaw ist nichts anderes als ein mittelmäßiger Parodist, erfolgreichen Geschäften alle Illusionen zum Teufel gingen,
springenden Helden ausrufen läßt; „H
Oder wenn ein römischer Feldherr von
der aber literarischen Ehrgeiz besitzt und weit mehr gelten der an keine Tugend mehr glaubt, an nichts, was den Menschen
adelt. Die erst 16 Jahre alte Kleopatra behandelt er mit
will als andere Schriftsteller, die ernste Werke in mehr oder
beschäftigt sich eben mit der Lösung der
dem überlegenen Humor des mit allen Salben geschmierten
Auch das Schiller=Theater brachte
minder gelungener Weise zu travestieren pflegen. So gibt
alten Lüstlings, der mit diabolischem Vergnügen beob¬
sein Opfer, indem es die „Helde
sich denn Shaw den Anschein, als sei er ein Satiriker,
achtet, wie empfänglich sich das frühverdorbene Geschöpf hatte damit bei seinem Stammpublikun
Humorift von hervorragender literarischer Bedeutung, und
für die ars amandi zeigt. Was aber jene schillernde Nil¬
literarisch so hochgelahrt wie das
damit niemand an seiner poetischen Sendung zweifle, ge¬
schlange betrifft, in deren wollüstigen Umschlingungen
ist, dafür jedoch ein gesünderes künst
heimnist er in seine Arbeiten so etwas wie eine nihilisti¬
später Autonius seine Manneskraft, Reich und Leben ein¬
besitzt kein Glück. Das Lustspielhau
scho Weltanschauung hinein, welche alle Erscheinungen von
büßte, so trägt sie in der ihr durch Shaw verliehenen
als N'ovität einen dreiktigen Schwa
der lächerlichen Seite aus betrachtet, spielt mit doppel¬
Charakteristik wahrlich nicht die Keime jener dämonischen
Hochsatte!“ auf, hergestellt in
sinnigen Redewendungen, kurz, er treibt allerlei Hokuspokus,
Größe in sich, welche nicht nur die Kleopatra bei Shake¬
der Wiener Judenfirma Leo Walter
unt die Leute über sein bescheidenes parodistisches Talent
speare, sondern auch die der Geschichte zeigt. Shaws
Heller. Eine unverschämtere Verhöh
hinwegzutäuschen. Im Gegensatze zu der Heldenverehrung
gekrönte Kurtisane Aegyptens gibt sich wie ein modernes
Geburtsadels und größere Glorifizien
Carlyles präsentiert er sich als Heldenverhöhner, schnüffelt
verzogenes Mädchen, welchem die Lektüre von Wildas
Geldadels ist mir noch nicht auf d
mit zynischem Behagen auf den Hintertreppen der Welt¬
„Salome“ und anderer ververser Bücher das Köpfchen Dieser Schwank, der im übrigen n
geschichte herum, guckt mit Vorliebe in Schlafgemächer und
verdreht hat und der niemand die Blutgelüste zutraut,
andere diskrete Räumlichkeiten, nur um etwa den Beweis
Rezepte angefertigt hund mit den dümn
von denen sie alle Augenblicke kindlich=naiv plaudert.
zu führen, daß sich auch ein Julius Cäsar nicht mit der
ist, hält sich trotzdem dauernd auf dem
Ebenso unglaubwürdig sind auch die anderen Gestalten ge¬
Pose des Welteroberers ins Bett legte und der große
verständlich, denn Spree=Athen zählt
zeichnet, mit einziger Ausnahme des Britannius, Cäsars
Napoleon sich wie jeder andere Sterbliche kratzte, wenn es
Juden! Und die vermögen einem so
Sekretär, in dem Shaw den Typus des Engländers ka¬
ihn juckte! Um zu dieser tiefsinnigen Weisheit zu gelangen,
schon eine stattliche Reihe gut besuch
brauchen wir uns wahrlich nicht den Mr. Shaw aus Irland
ritiert. Natürlich ist auch die Handlung als Travestie auf= garantieren. Zum Schlusse nenne ich
gefaßt, aber da zeigte es sich, daß der Autor nicht im= neueste Oper: „Die vier Grah
zu verschreiben! Nichts ist leichter, als den bekannten Schritt,
stande war, den gewaltigen historischen Stoff ganz ins
„Theater des Westens“ einen hu
der vom Erhabenen zum Lächerlichen führt, gerade auf den
Possenhafte aufzulösen, und so schnallte er sich mehr als ein= zielte, obgleich sie gegen die „Neugi
weltbedeutenden Brettern zu tun, und die Mittelchen,
mit welchen Shaw sein Publikum ab und zu zum mal den hohen Kothurn an, um in der ernsten Maske Melpo- den geringsten Fortschritt in der En
Lachen bringt, sind auch in jeder Parodie zu finden, menes über die weltbedeutenden Bretter zu stelzen. Diese ponisten zeigt, eher vielleicht einen Rüch
19. Der Ruf des Lebens
8
zuforschen, wem von den deutschen Literaten, Publizisten die Studenten für einen fidelen Kneipabend verfassen. Dies; Eskapaden ins Reich der Tragödie suchen
oder Theaterleitern das höchst zweifelhafte Verdienst ge= zeigte sich vor allem in der fünfaktigen historischen Komödie besondere Eigenart ihres Meisters auszu
bührt, uns den irländischen Parodisten Bernard Shaw nach „Cäsar und Kleopatra“, welche Direktor Rein= sich in Wirklichkeit um Verlegenheitsszen
Teutschland eingeschmuggelt zu haben. Denn der Kultus, hardt in seinem „Neuen Theater“ kürzlich zum erstenmale Witzchen und Mätzchen Shaws nicht an
welcher mit diesem englischen Schriftsteller auf den deutschen gab. Der Rubikon-Ueberschreiter ist als alternder, stark raum von fünf langen Akten amüsant
Bühnen getrieben wird, ist um so auffallender, als das verbrauchter Lebemann gezeichnet, welcher die Welt von Ueberhaupt macht sich Mr. Shaw die
Publikum sich zu den Schöpfungen des Mr. Shaw voll= dem nüchternen Standpunkte des durch Börsenspekulationen wenn er die Leute damit zum Lachen
ständig ablehnend verhält. Und das mit Fug und Recht! reich gewordenen Plutokraten betrachtet, dem bei seinen
zum Beispiele den Britannius beim Au
Shaw ist nichts anderes als ein mittelmäßiger Parodist, erfolgreichen Geschäften alle Illusionen zum Teufel gingen,
springenden Helden ausrufen läßt; „H
Oder wenn ein römischer Feldherr von
der aber literarischen Ehrgeiz besitzt und weit mehr gelten der an keine Tugend mehr glaubt, an nichts, was den Menschen
adelt. Die erst 16 Jahre alte Kleopatra behandelt er mit
will als andere Schriftsteller, die ernste Werke in mehr oder
beschäftigt sich eben mit der Lösung der
dem überlegenen Humor des mit allen Salben geschmierten
Auch das Schiller=Theater brachte
minder gelungener Weise zu travestieren pflegen. So gibt
alten Lüstlings, der mit diabolischem Vergnügen beob¬
sein Opfer, indem es die „Helde
sich denn Shaw den Anschein, als sei er ein Satiriker,
achtet, wie empfänglich sich das frühverdorbene Geschöpf hatte damit bei seinem Stammpublikun
Humorift von hervorragender literarischer Bedeutung, und
für die ars amandi zeigt. Was aber jene schillernde Nil¬
literarisch so hochgelahrt wie das
damit niemand an seiner poetischen Sendung zweifle, ge¬
schlange betrifft, in deren wollüstigen Umschlingungen
ist, dafür jedoch ein gesünderes künst
heimnist er in seine Arbeiten so etwas wie eine nihilisti¬
später Autonius seine Manneskraft, Reich und Leben ein¬
besitzt kein Glück. Das Lustspielhau
scho Weltanschauung hinein, welche alle Erscheinungen von
büßte, so trägt sie in der ihr durch Shaw verliehenen
als N'ovität einen dreiktigen Schwa
der lächerlichen Seite aus betrachtet, spielt mit doppel¬
Charakteristik wahrlich nicht die Keime jener dämonischen
Hochsatte!“ auf, hergestellt in
sinnigen Redewendungen, kurz, er treibt allerlei Hokuspokus,
Größe in sich, welche nicht nur die Kleopatra bei Shake¬
der Wiener Judenfirma Leo Walter
unt die Leute über sein bescheidenes parodistisches Talent
speare, sondern auch die der Geschichte zeigt. Shaws
Heller. Eine unverschämtere Verhöh
hinwegzutäuschen. Im Gegensatze zu der Heldenverehrung
gekrönte Kurtisane Aegyptens gibt sich wie ein modernes
Geburtsadels und größere Glorifizien
Carlyles präsentiert er sich als Heldenverhöhner, schnüffelt
verzogenes Mädchen, welchem die Lektüre von Wildas
Geldadels ist mir noch nicht auf d
mit zynischem Behagen auf den Hintertreppen der Welt¬
„Salome“ und anderer ververser Bücher das Köpfchen Dieser Schwank, der im übrigen n
geschichte herum, guckt mit Vorliebe in Schlafgemächer und
verdreht hat und der niemand die Blutgelüste zutraut,
andere diskrete Räumlichkeiten, nur um etwa den Beweis
Rezepte angefertigt hund mit den dümn
von denen sie alle Augenblicke kindlich=naiv plaudert.
zu führen, daß sich auch ein Julius Cäsar nicht mit der
ist, hält sich trotzdem dauernd auf dem
Ebenso unglaubwürdig sind auch die anderen Gestalten ge¬
Pose des Welteroberers ins Bett legte und der große
verständlich, denn Spree=Athen zählt
zeichnet, mit einziger Ausnahme des Britannius, Cäsars
Napoleon sich wie jeder andere Sterbliche kratzte, wenn es
Juden! Und die vermögen einem so
Sekretär, in dem Shaw den Typus des Engländers ka¬
ihn juckte! Um zu dieser tiefsinnigen Weisheit zu gelangen,
schon eine stattliche Reihe gut besuch
brauchen wir uns wahrlich nicht den Mr. Shaw aus Irland
ritiert. Natürlich ist auch die Handlung als Travestie auf= garantieren. Zum Schlusse nenne ich
gefaßt, aber da zeigte es sich, daß der Autor nicht im= neueste Oper: „Die vier Grah
zu verschreiben! Nichts ist leichter, als den bekannten Schritt,
stande war, den gewaltigen historischen Stoff ganz ins
„Theater des Westens“ einen hu
der vom Erhabenen zum Lächerlichen führt, gerade auf den
Possenhafte aufzulösen, und so schnallte er sich mehr als ein= zielte, obgleich sie gegen die „Neugi
weltbedeutenden Brettern zu tun, und die Mittelchen,
mit welchen Shaw sein Publikum ab und zu zum mal den hohen Kothurn an, um in der ernsten Maske Melpo- den geringsten Fortschritt in der En
Lachen bringt, sind auch in jeder Parodie zu finden, menes über die weltbedeutenden Bretter zu stelzen. Diese ponisten zeigt, eher vielleicht einen Rüch