box 24/1
19. Der Ruf des Lebens
—
—
Auch von Gastspielen; hat es im Monat Juni noch Brahms zurück
hier am ehesten den klingenden Lohn er-geweihten Hause noch ihre Thesenschlacht ausführten,
Erst kürzlich, just vor Schluß der Spiel-tritt ein Weib auf, das den frommen Gottesmann eines ein wenig getröpfelt. Da kam Maria Pospischill aus Hause eines
unzüchtigen Angriffs auf ihre Frauenehre bezichtigt. Hamburg und spielte mit einem leider nur notdürftig von Brahms
wir noch ein Beispiel dieser dramatischen
abgestimmten Ensemble eine Reihe Klassiker=Tragödien,hoben worden
Der Pfarrer gesteht und bereut öffentlich, aber er be¬
ft ohne dramatischen Beruf. Den Berliner
in denen ihr meistens die Hauptrolle zufiel: die Elektralauf, unseren 9
reut, die Tat nicht begangen, mit der ###sicht nur
Oliven, der unter dem Pseudonym
des Sophokles, die Iphigenie Goethes, die Sappho und herrliche Villa
Simplizissimus=Tonart allerlei Gesellschafts-fgespielt zu haben. Dies Bekenntnis zum Evangelium
der freien Liebe ist der erste Triumph des Teufels; der die Medea Grillpaczers. Die persönlichen Kunstleistungen zu überraschen
besten gegeben hat, stach plötzlich der
zweite folgt auf dem Fuße. Der Herrgott selber, heißt der tüchtigen und klugen Tragödin in allen Ehren, aber auch wir wark
Dramatikers, und die Sommerdirektion
es plötzlich, stehe im Bettlergewand vor der Kirchenpforte. daß ihr recht anspruchsvoll verkündigtes Bestreben, einer knappen
gtheaters war gutmütig oder schwach
En „psychologischen Bluetten", „burlesken Der Pfarrer erkennt ihn nicht und weist den frechen! die Großen der Weltliteratur „in dem Naturalismus der offen, die
kennt man
und „burlesken Phantasien“ den Schlüssel zur Landstreicher hochmütig von der Schwelle. Da ist sein Dichterepoche“, d. h. in dem ihrer Zeit und ihrem Wesen!
ein, steigen
gemäßen Natürlichkeitsstile, nicht etwa in dem „Natura¬
Maß voll: der Teufel darf ihn mitsamt seiner Gemeinde
Wir kommen
liefern. Der Unfug und die Verwirrung, die
lismus des 20. Jahrhunderts“ zu spielen, etwas wesentlich
Witzblättern entsprungenen Biesterchen da und dem neuen Gotteshaus vom Erdboden vertilgen.
anderes und höheres bedeute als die Klassiker=Renaissance, kein Laut zu
wäre furchtbar geworden, wenn sich nicht Der Sinn der „Komödie“ würde sich aus der an Unklar¬
die ohnedies schon im Werke, hat sie uns einstweilen mit sein? Doch
heiten und Widersprüchen reichen Handlung nur schwer
sommerliche Publikum seiner kritischen
ihren z. T. recht unausgeglichenen Aufführungen nichtNotenpult
enthüllen, wenn der Verfasser seiner Ohnmacht, sinnfällig
Brahms will
g bewußt geworden wäre, solche Konterbande
zu beweisen vermocht. — Im Neuen Königlichen Opern¬
und greifbar zu gestalten, nicht durch allerhand redselige
Klavier. Er
Ehe des Dramas nicht zu dulden. Wie gern
theater konnten Freunde der musikalischen Stilvergleichung
m Theater lacht, hatte dasselbe Publikum Erläuterungen, die scholastisch neben dem Grundtext
in den letzten Wochen seltene Feste feiern. D'Andrades holperig,
einherlaufen, zu Hilfe gekommen wäre. Daraus erfahren!
Nebenzimmer
Stelle wenige Wochen zuvor bei Rößlers
Gastspiel folgte das des Belgiers Henri Albers vom
„Falsch!
f bewiesen; aber daß es sich deshalb auf der wir denn glücklicherweise, daß Paul einmal wieder den
nicht mit oberflächlich dramatisierten Café= Bannstrahl gegen das papierne, leblose Dogma schleudert, Théatre de la Morrain in Brüssel; dem schmiegsamsten,
B
nkspäßen abspeisen läßt, hat es jetzt in nicht das Gott wohl stets und überall im Munde führt, ihn zierlichsten und temperamentvollsten Rigoletto und Don
noch
Juan folgte der kraftvollste, wuchtigste, pathetischste, aber
klicher Weise kundgetan. Jeder Freund einerleigentlich aber gar nicht kennt und von seinem Wesen!
nichts begriffen hat, und daß er von seiner Kanzel leider auch der behäbigste und — bürgerlichste, den es
hast du
Scheidung zwischen den poetischen Gattungen
senk ich, dieser energischen Grenzregulierung herab den naiven, herzhaft ohne viel Zweifeln und bisher gegeben hat. Eine Vereinigung beider grund¬
Wir
Fragen zugreifenden Lebensgenuß predigen möchte, derl verschiedenen Temperamente würde für die Rollen einen
zu verraten,
wertvollen Fortschritt bedeuten; gilt es sich zu entscheidenl
reuen.
erweichen!
ef diese Rideamus=Späher auf der Stufenleiter sich erinnert, daß Gott selber ja nicht Mensch geworden
für das eine oder das andere, so wird man D'Andrad#
von Kleider
hinabstiegen, so hoch suchte die vorletzte Dar- wäre, wenn er im Menschsein eine Sünde gesehen
doch wohl den „Vorzug geben.
Adolf Paul, dieser aus Finland stammende,
Schwelle
esselben Unternehmers emporzuklimmen. Es hätte...
Bub,
f Pauls Komödie „Die Teufelskirche“ aufzu= aber schon seit gut einem Jahrzehnt in Deutschland
,D
den
symbolisches Gedankendrama, das, verstehen lebende und deutsch schreibende Dramatiker ist einer der
Buntes Feuilleton.
nicht
Seiten vor
AAbsicht recht, so eine Art von modern=frei= fruchtbarsten, erfindungsreichsten und beweglichsten, die
„Meinl
Faust“ sein möchte. In Form einer Traum= wir haben, und fast immer greift er zu Problemen, die
Heiteres aus der Musikwelt.
„Ei st
Edie weder innerlich motiviert noch im Grunde auf Gipfel führen und in die Höhe weisen. Aber immer
— Karl Goldmark erzählt einem Mitarbeiter des
nicht. Abel
tischen Handlung genügend verankert ist, führt zeigt sich auch, daß seine Kühnheit größer als
die Unkenntn's der Wiener Fremdenblattes folgende heitere Erinnerung aus
daß
Es wa
Perfasser da ein gelstiges Duill zwischen einem seine Kraft und
Jahre, die mir etwa noch be¬
sonnigen T
also dem offiziellen Vectreter der Staats= Gefahren und Schwierigkeiten dieses Weges ist, diel seinen
ihn so mutig macht, Über die Zurückhaltung der schieden sind, brauche ich Ruhe, seelische und körperliche.
gekommen;
und dem leibhaftigen Gottseibeiuns vor. Der
t dem Pfarrer und seiner Gemeinde ein neues Berliner Theater kann er, der Eingewanderte, sich nicht Selbst den kleinen Weg, der mich in Gmunden vom See
sind tot.
Gotteshaus gebaut, aber nur unter der Be= beklagen; ein halbes Dutzend seiner Stücke sind schhuf bis zu meinem Häuschen führt, lege ich im Wagen
daß der Pfarrer an der heiligen Stätte nicht aufgeführt, ein weiteres halbes Dutzend soll folgen. Wie zurück. Wo sind die Tage, da mir der Weg von
Altaussee zum Grundlsee über die Berge ein fröhlicher
der ersten Stunde schon seinen Herrn und dankbar wollten wir sein, wenn unter diesem noch zu
dem er einzig und allein zu dienen vorgibt, erwartenden Reichtum anstatt vieler neuer Halbheite. Spazurgang war. Noch heute denke ich daran, als ich
die schöre Tour zum letztenmal in Gesellschaft von!
d verleuanet. Wäbrend die beiden in dem eben ein einziges Ganzes und Reifes wäre!
19. Der Ruf des Lebens
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Auch von Gastspielen; hat es im Monat Juni noch Brahms zurück
hier am ehesten den klingenden Lohn er-geweihten Hause noch ihre Thesenschlacht ausführten,
Erst kürzlich, just vor Schluß der Spiel-tritt ein Weib auf, das den frommen Gottesmann eines ein wenig getröpfelt. Da kam Maria Pospischill aus Hause eines
unzüchtigen Angriffs auf ihre Frauenehre bezichtigt. Hamburg und spielte mit einem leider nur notdürftig von Brahms
wir noch ein Beispiel dieser dramatischen
abgestimmten Ensemble eine Reihe Klassiker=Tragödien,hoben worden
Der Pfarrer gesteht und bereut öffentlich, aber er be¬
ft ohne dramatischen Beruf. Den Berliner
in denen ihr meistens die Hauptrolle zufiel: die Elektralauf, unseren 9
reut, die Tat nicht begangen, mit der ###sicht nur
Oliven, der unter dem Pseudonym
des Sophokles, die Iphigenie Goethes, die Sappho und herrliche Villa
Simplizissimus=Tonart allerlei Gesellschafts-fgespielt zu haben. Dies Bekenntnis zum Evangelium
der freien Liebe ist der erste Triumph des Teufels; der die Medea Grillpaczers. Die persönlichen Kunstleistungen zu überraschen
besten gegeben hat, stach plötzlich der
zweite folgt auf dem Fuße. Der Herrgott selber, heißt der tüchtigen und klugen Tragödin in allen Ehren, aber auch wir wark
Dramatikers, und die Sommerdirektion
es plötzlich, stehe im Bettlergewand vor der Kirchenpforte. daß ihr recht anspruchsvoll verkündigtes Bestreben, einer knappen
gtheaters war gutmütig oder schwach
En „psychologischen Bluetten", „burlesken Der Pfarrer erkennt ihn nicht und weist den frechen! die Großen der Weltliteratur „in dem Naturalismus der offen, die
kennt man
und „burlesken Phantasien“ den Schlüssel zur Landstreicher hochmütig von der Schwelle. Da ist sein Dichterepoche“, d. h. in dem ihrer Zeit und ihrem Wesen!
ein, steigen
gemäßen Natürlichkeitsstile, nicht etwa in dem „Natura¬
Maß voll: der Teufel darf ihn mitsamt seiner Gemeinde
Wir kommen
liefern. Der Unfug und die Verwirrung, die
lismus des 20. Jahrhunderts“ zu spielen, etwas wesentlich
Witzblättern entsprungenen Biesterchen da und dem neuen Gotteshaus vom Erdboden vertilgen.
anderes und höheres bedeute als die Klassiker=Renaissance, kein Laut zu
wäre furchtbar geworden, wenn sich nicht Der Sinn der „Komödie“ würde sich aus der an Unklar¬
die ohnedies schon im Werke, hat sie uns einstweilen mit sein? Doch
heiten und Widersprüchen reichen Handlung nur schwer
sommerliche Publikum seiner kritischen
ihren z. T. recht unausgeglichenen Aufführungen nichtNotenpult
enthüllen, wenn der Verfasser seiner Ohnmacht, sinnfällig
Brahms will
g bewußt geworden wäre, solche Konterbande
zu beweisen vermocht. — Im Neuen Königlichen Opern¬
und greifbar zu gestalten, nicht durch allerhand redselige
Klavier. Er
Ehe des Dramas nicht zu dulden. Wie gern
theater konnten Freunde der musikalischen Stilvergleichung
m Theater lacht, hatte dasselbe Publikum Erläuterungen, die scholastisch neben dem Grundtext
in den letzten Wochen seltene Feste feiern. D'Andrades holperig,
einherlaufen, zu Hilfe gekommen wäre. Daraus erfahren!
Nebenzimmer
Stelle wenige Wochen zuvor bei Rößlers
Gastspiel folgte das des Belgiers Henri Albers vom
„Falsch!
f bewiesen; aber daß es sich deshalb auf der wir denn glücklicherweise, daß Paul einmal wieder den
nicht mit oberflächlich dramatisierten Café= Bannstrahl gegen das papierne, leblose Dogma schleudert, Théatre de la Morrain in Brüssel; dem schmiegsamsten,
B
nkspäßen abspeisen läßt, hat es jetzt in nicht das Gott wohl stets und überall im Munde führt, ihn zierlichsten und temperamentvollsten Rigoletto und Don
noch
Juan folgte der kraftvollste, wuchtigste, pathetischste, aber
klicher Weise kundgetan. Jeder Freund einerleigentlich aber gar nicht kennt und von seinem Wesen!
nichts begriffen hat, und daß er von seiner Kanzel leider auch der behäbigste und — bürgerlichste, den es
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Scheidung zwischen den poetischen Gattungen
senk ich, dieser energischen Grenzregulierung herab den naiven, herzhaft ohne viel Zweifeln und bisher gegeben hat. Eine Vereinigung beider grund¬
Wir
Fragen zugreifenden Lebensgenuß predigen möchte, derl verschiedenen Temperamente würde für die Rollen einen
zu verraten,
wertvollen Fortschritt bedeuten; gilt es sich zu entscheidenl
reuen.
erweichen!
ef diese Rideamus=Späher auf der Stufenleiter sich erinnert, daß Gott selber ja nicht Mensch geworden
für das eine oder das andere, so wird man D'Andrad#
von Kleider
hinabstiegen, so hoch suchte die vorletzte Dar- wäre, wenn er im Menschsein eine Sünde gesehen
doch wohl den „Vorzug geben.
Adolf Paul, dieser aus Finland stammende,
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esselben Unternehmers emporzuklimmen. Es hätte...
Bub,
f Pauls Komödie „Die Teufelskirche“ aufzu= aber schon seit gut einem Jahrzehnt in Deutschland
,D
den
symbolisches Gedankendrama, das, verstehen lebende und deutsch schreibende Dramatiker ist einer der
Buntes Feuilleton.
nicht
Seiten vor
AAbsicht recht, so eine Art von modern=frei= fruchtbarsten, erfindungsreichsten und beweglichsten, die
„Meinl
Faust“ sein möchte. In Form einer Traum= wir haben, und fast immer greift er zu Problemen, die
Heiteres aus der Musikwelt.
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Edie weder innerlich motiviert noch im Grunde auf Gipfel führen und in die Höhe weisen. Aber immer
— Karl Goldmark erzählt einem Mitarbeiter des
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tischen Handlung genügend verankert ist, führt zeigt sich auch, daß seine Kühnheit größer als
die Unkenntn's der Wiener Fremdenblattes folgende heitere Erinnerung aus
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Perfasser da ein gelstiges Duill zwischen einem seine Kraft und
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also dem offiziellen Vectreter der Staats= Gefahren und Schwierigkeiten dieses Weges ist, diel seinen
ihn so mutig macht, Über die Zurückhaltung der schieden sind, brauche ich Ruhe, seelische und körperliche.
gekommen;
und dem leibhaftigen Gottseibeiuns vor. Der
t dem Pfarrer und seiner Gemeinde ein neues Berliner Theater kann er, der Eingewanderte, sich nicht Selbst den kleinen Weg, der mich in Gmunden vom See
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Gotteshaus gebaut, aber nur unter der Be= beklagen; ein halbes Dutzend seiner Stücke sind schhuf bis zu meinem Häuschen führt, lege ich im Wagen
daß der Pfarrer an der heiligen Stätte nicht aufgeführt, ein weiteres halbes Dutzend soll folgen. Wie zurück. Wo sind die Tage, da mir der Weg von
Altaussee zum Grundlsee über die Berge ein fröhlicher
der ersten Stunde schon seinen Herrn und dankbar wollten wir sein, wenn unter diesem noch zu
dem er einzig und allein zu dienen vorgibt, erwartenden Reichtum anstatt vieler neuer Halbheite. Spazurgang war. Noch heute denke ich daran, als ich
die schöre Tour zum letztenmal in Gesellschaft von!
d verleuanet. Wäbrend die beiden in dem eben ein einziges Ganzes und Reifes wäre!