II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 101

19. Der Ruf des Lebens
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des Wiener Walzers hinaus eroffner werdensol. Horen die Braven, die hergab. Der weite Akt ist nichts als
Feuilleton.
W. 1
da für Kaiser und Vaterland hinauszieben im Trompetengeschmetter
mit verdoppelter Schießerei. Dort
Lessing-Theater.
Säbelrasseln und Pferdetrappeln den Ruf des Lebens nicht mehr, sind
mord, und das junge Mädchen, nu
sie nun wirklich Helden oder bloß Narren? Ein Bernhard Shaw,
setzt, um zehn Jahre älter und bitt#
Sonnabend 24 Februar. Zum 1. Ptale: „Der Ruf desder Schnitzler unversehens angeregt haben inag, wäre um die Ant¬
weise den Geliebten, der mit ihr
Lebens.“ Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
wort nicht verlegen gewesen. Der weiche Wiener Dichter und feine
und nicht sterben wollte. Giftbeche
Den Inhalt des Stückes habe ich bereits — ählt, eine tiefere
Roisonneur, gewohnt, jedem Recht zu geben und die Relativität
Schnitzlers zarte Hände. Er kann
feelische Nachwirkung, die wir sonst Schnitzler immer gedankt haben,
der Dinge zu genießen, hat nicht Eigensinn genug, um sich zu be¬
denklich machen wie kaum einer, #
nicht verspürt: es bleibt nur noch brig, sich die künstlerischen
schränken und zu entscheiden. Er brennt wie häufig das Licht an
Teufelszeug vom Leibe bleiben und
Intentionen vorzustellen, die dieser dramatischen Mißbildung das
beiden Enden an und sagt, daß einige sich selbst betrügen, andere
knallen, besonders nicht, wenn wir
Leben geben sollten. Unseren Dich ern ist die Naivetät, die den betrogen werden, und die meisten je nach der Beleuchtung wohl
lenden Walzerklänge einer Lebensp
Mut der Erfndung bedingt, abhauden gekommen. Schnitzler wollte Heiden oder Narren scheinen mögen. Ein Betrüger, der Helden¬
Donau erlauschen sollen. Entwede
sich diesen Mut abpressen, und er hat etwas erfunden, was gar
rahm erschleichen möchte, ist der Oberst, der die Legende von dem
sammen geht nicht, wenigstens nich
nicht schlecht war und mir mindestens den ersten Akt interessant
durch die Schuld des Regiments verlorenen Feldzug
mal, bis sein Feld nach vielleicht u#
machte. Die blauen Kürassiere haben sich geschworen, datz keiner
die Welt und zug ich sich in den Kopf gesetzt hat, bei
sich auf dem der anderen zu grobs
von ihnen lebend aus dem Kriege zurückkehren soll, um die Ehre
dem allgemeinen Selbstmord das Leben und die Hörner,
er wenigstens das Handwerk lernen
ihres Regiments wiederherzustellen, das dreißig Jahre vorher von
mit denen ihn seine Frau begabt hat, auf dem Felde der
mechanisch zusammensetzt, kannn
einer plötzlichen Panik in die Flucht getrieben, eine Schlacht und einen
Ehre zu lassen. Die ganze Legende ist ein Witz dieses geistreichen
von denen ich ihm unter vielen
Feldzug zu Ungunsten des Landes entschieden hatte. Von den früheren
Herrn, aber wie der kluge Arzt bemerkt, der alles versteht, es
Der Schuß des Obersten, der die
Offizieren lebt nur noch einer, Maries Vater; an jenem Tagekönnte auch etwas daran sein, und man soll nicht fragen, woher
nommen ins Blaue nichts als ein
war er plötzlich aus ine Helden zum Feigling geworden, er
das Große kommt. Ehre, Ruhm, Vaterland mögen nur Worte
auf die Sache seelisch nicht vorberch
war schuld an der Panik, und er ist es nun eigentlich, der diese sein, aber sie klingen schön. Und Verrat, Buhlerei, Mord, was
des
Lentnants mit
ganze blühende Jugend in den Tod schickt. Dafür hat er sein alles sein Liebling Marie nicht ohne sein Mitwissen begangen hat,
uns jetzt zu Schulausdrücken,
Leben gewettet und an der Hekatombe, die da für Ehre, Ruhm,
sind häßlich klingende Worte, aber es braucht nichts dahinter zu
kommen, nicht allein als Au
Vaterland fallen soll, weidet er sich gefräßig wie an einem Blut= sein, und wir kommen auch darüber wie über alles hinweg, wenn
geschaute Drohung,
für
opfer, mit dem er noch ein paar Jahre seines elenden, qualvollen
wir nur am Leben bleiben, was Vergessen bedeutet. Wenn der Mann
gespielt haben muß. Sie darf nich
Daseins von den bösen Mächten da oben zu erkaufen meint.
noch weiter redete, würde er bei der alten Schnitzlerschen Weisheit
ganz Fremdes, Unerwartetes stoßen
Passons sur les saits. Die ganze Voraussetzung ist aus militärischen
enden, daß es am schönsten ist, melancholisch in der Abendsonne zu sitzen
dingung mit den anderen vorber
Gründen unwahrscheinlich, aber man muß gegen Voraussetzungen
und dabei von fernher die wehmütig süßen Klänge eines Wiener
selben Theaterrecht eine andere Sit
tolerant sein. Wenn Marie nun zu ihrem todgeweihten Leutnant
Walzers zu hören. Schnitzler hat sich also um eine Erfindung be¬
Leutnant in der letzten Nacht mit
läuft, nachdem sie den boshaften Vater, den Mörder ihres Glücks,
müht, die ihn selbst überwältigte um fortzeugend Scheußliches zu
spielt. Man kann ferner nicht für
ihrer Schönheit und Jugend unschädlich gemacht hat, so wird diese1 gebären, hat einen Vater durch die Tochter, eine Frau durch ihren
Ausgang nehmen. Im ersten sieht
Liebelei mit Vergiftung, diese private Herzenssache vor einen
Mann, einen Liebhaber durch sich selbst und dazu ein ganzes Re¬
fortlaufen, im zweiten das Liebe
größeren ernsteren Hintergrund gestellt, der auf Heroismus weist,
giment umbringen lassen, nur um sich einmal um sich selbst zu
Offiziers. Beide Male heißt es:
auf alle männlichen Ideale, die uns das Leben verachten heißen.
drehen, um wieder dieselbe Philosophie des Quietismus zu belehren
das, ohne zu wissen warum, dem
Und so würde das Thema vom „Ruf des Lebens“, das bis dahin
die sonst seine Anatoles mit bedächtig geformten Ringeln des
er bittet den Dramatiker, es nicht
zwischen jungen und alten Lebemännern, zwischen süßen kleinen
Zigarettenrauchs von sich bliesen. Vielleicht hat er so viel erfinden
lich findet sich für Schnitzler keine
Mädeln und komplizierten Frauen in klugen sauften, müden
müssen, so weit über die ihm vertraute Welt melancholisch eitten
zu verbessern, und wir wünschen,
Worten abgehandelt wurde, ein weiteres Echo finden in der
Selbstgenusses hinausspringen wollen, weil ihm nichts einfiel, weil bisher noch reich genug war, um
größeren Welt, von der nun eine Vorstellung über die Philosophie das verbrauchte Feld, das immerhin sein eigenes war, nichts mehr der anderen, der Rechner und Mache