II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 104

19. Der Ruf des Lebens
box 24/2
würde seibst das vom „Ruf des Lebens“ nicht verschieden sein. Esl wird ihr von einer Freundin
„Von Stufe zu Stufe.
könnte sich nur um Unterschiede des Grades handeln. Und befallen ist und darum die
hec##eisingtheater)
auch diese dürften schwerlich überwältigend ausfallen. —
erotischen Exzessen verbringt.
Es ist der Titel einer alten Posse, den ich diesen Zeilen als
anches geschriebten, was uns lieb und aus Liebe“ nennt Viktor von
Ueberschrift gegeben habe, und obwohl es sich keineswegs um eine
werk# Wiefe Filen sind ja auch nicht gegen ihn, sondern gegen
Kapitel eines Kolportageroma
Posse, sondern um den Niedergang einer einst berühmten Bühne
die schlechte Sache gerichtet, die er mit seinem letzten Stück ver¬
Die junge Dame läuft
handelt, wüßte ich keinen Tiiel, der einfacher und zugleich treffen¬
tritt, und diese Sache macht es allerdings zu einer kritischen ins Zelt des geliebten Offizie
der das Wesen der Sache bezeichnete. Das Lessingtheater sinkt
Pflicht, so klar und deutlich wie nur immer möglich zu reden. Der
bald darauf die junge Frau #
in der Tat von Stufe zu Siufe, und zwar sinkt es, ohne daß eine
„Ruf de# Lebens“ ist ein Werk der Kolportageliteratur und ist es
mit dem Offizier die Ehe ##
Notwendigkeit des Sinkens zu erkennen wäre. In dieser Welt des
in so hohem Maße, daß man nur den Inhalt zu erzählen braucht,
flieht ins Nebenzimmer und d
Wechsels hat ein jedes Ding ja seine Zeit, und wenn die Zeit der
um das Geure erkennen zu lassen. Im ersten Akt also lernen ihre alten Sünden. Dann ###
Bühne, die einst die Bühne unserer jungen Hoffnung war, wirk¬
wir einen pensionierten Ritimeister kennen, der unheilbar krank springt ins Zimmer, knallt
lich dahin wäre, könnten wir von ihr Abschied nehmen, wie man
ist und im Egoismus der Krankheit seine junge Tochter wie ein einer gewissen Wehmüt von
von seiner Jugend Abschied nimmt oder von seiner Heimat oder
Jolterknechr peinigt. Die ganze Stenenfolge geht bis an die junge Mädchen un sich, stürm
von irgend etwas anderem, das man verlassen muß, weil der Ab¬
gußerste Grenze des Qualvollen und versöhnt weder durch künsts] jagt sich am nächsten Morge
lauf des Lebens es nun so will. Wenn das Theater verfiele und
lerischen Sinn, noch durch künstlerische Kraft. Unten auf der haben wir also eine Liebesna#
das Ensemble seine Blätter verlöre, weil der Herbst ins Land ge¬
Straße zieht dann das Regiment der „blauen Kürassiere“ vorbei, mittelbar an einen Mord##
kommen ist, könnten wir vielleicht melancholisch gestimmt werden,
mit dem es eine ganz eigene Bewandtnis hat. Vor etwa dreißig feiert wurde und mit einem
aber wir würden in Frieden scheiden, weil der Herbst nun einmal
Jahren haben diese Kürassiere den Verlust einer Schlacht herbei¬
zes im „Scharfrichter von Ber
die Stunden bringt, in denen jeder ehrliche Baum sich zum Sterben
geführt, und dafür haben nun alle Offiziere und sämtliche Mann¬
Im letzten Akt hören da
rüstet. Der Herbst aber ist ja gar nicht im Land. Andere Bühnen
schaften den Schwin getan, daß keiner von ihnen lebend zurück= liches Lamentieren und Ph
stehen in des Sommers goldener Fülle da und das Lessingtheater
kehren dürfe. Unter dem Schweigen des Volkes ziehen sie als „tot¬
Dame, die durchaus erotische
stirbt keinen ehrlichen Tod, sondern geht an sich selber zu Grunde,
geweihtes Regiment“ in die Schlacht. Wenn Minna so etwas in
wollte, ist verrückt geworden
den bekannten Heften liest, findet sie es gewiß sehr romantisch; ich
blauen Kürassieren sind pro
tion und Initiative abhanden gekommen ist. Das aber ist kein
persönlich finde es übergeschnappt und bewundere höchstens die
einen, der sich dann aber in
melancholisches, sondern ein tristes Schauspiel, das man fröstelnd
Mathematik des Krieges, die es möglich macht, noch vor Beginn
Tochter des Rittmeisters nei
und mißmutig verläßt. Es ist beinahe so etwas wie ein Trost,
eines Feldzuges die völlige Vernichtung eines bestimmten Re¬
schließlich doch mit einem m
daß der Vorfall wenigstens unheimliche Fortschritie macht. Viel¬
gimenis zu dekretieren. Mit diesem Regiment zieht nun ein
wollen, und damit fällt end
leicht darf man haffen, daß auf diese Weise schließlich doch ein
junger Offizier ins Feld, den die Tochter des kranken Rittmeisters
Jammt bittere Sache, diese
Ende herankommt und uns alle vom Jammer dieses Sterbens
vor Jahren auf einem Ball kennen lernte und nach dem sie sich
Schnitzlers in Verbindung zu
befreit. Vorläufig geht es ja noch von Siufe zu Stufe; wenn
seitdem in jeder Stunde gesehnt hat. Sie wird nun in der elften
berichtet werden solleen, blieb
man die letzte Première mit der festen Ueberzeugung verlassen hat,
Stunde von dem unstillbaren Verlangen befallen, wenigstens die
Von der Dacstellung da
daß es schlimmer nunmehr nicht kommen kann, muß man bei der
letzte Nacht mit dem Geliebten zusammen zu sein, wird aber von ElselLehmann und Ri
nächsten immer noch einige Stufen tiefer steigen. War das
ihrem kranken Vater daran gehindert, der sie als Pflegerin be¬
in wva
„Zwischenspiel“ bereits eine fast unbegreifliche Verirrung, be¬
halten will. Der alte Grobian aber bekommt diesmal nicht
Herr Marr quälte sich un
finden wir uns mit dem „Ruf des Lebens“ in den feuchten Recht; seine Tochter ermordet ihn mit Gift und folgt dann ihrem
Frl. Triesch und Gre
„Ruf des Lebens“. Wesentlich erleichtert wurde ihr das bischen
Kellerregionen, die unterhalb aller Literatur, auch der bescheidensten,
Schemen und nur Herr Rei
Vatermord durch zwei wichtige Umstände. Einmal ist ihr Vater
liegen. Viel tiefer wird es nun freilich nicht mehr gehen können.
liche Güte und menschliches
es gewesen, der vor dreißig Jahren mit den blauen Kürassieren
Es sei denn, daß Brahm sich etwa entschlösse, die „Lebende Brücke
guf Kuba“ oder etwas ähnliches zu spielen. Dem Wesen nach ausriß und so den Verlust der Schlackt herbeiführte, und zweitens! (Fortsetzung des Theate