19. Der Ruf des Lebens
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—sjel
„
von Preußen, wie alle deutschen Heile des Heeres, sich weiter bewähren zum Segen des Landes] (Stiftung von 50000 K für eine Milchorefbegungsungemt gur Ser
uch auf Ihre Gedanken einwirken und des ruhmreichen und siegreichen Reiches.
kämpfung der Sänglingssterblichkeit).
Delikatesse, mit der Risler hier einesteils die Innigkeit der Ton¬
r-Mrisk.
lichung und Vereinfachung der darstellerischen Mittel galt als
sprache traf, andererseits die Polyphonie des duftigen Stimm¬
die vornehmste Forderung. Daneben wandte man sein Augen¬
Konzertleben.
gewebes in ätherischer Klatheit vor uns erstehen ließ. Das
merk auf eine Reform der dekorativen Ausgestaltung. Die
Konzert war gut besucht.
Zeichen des Gesanges, so stand
Entfaltung von Glanz und Prunk haben die großen russischen
Ueber den dritten in dieser Woche stattgefundenen Kammer¬
Beichen der Kammermusik. Das
Theater von jeher geliebt und geübt. Was man in dieser Hin¬
musikabend, den zweiten Sonatenabend der Herren Professor
jährige Serie damit beschließend,
sicht leistete, hat uns vor sechs Jahren die Truppe der Sawina
Joachim und Luiter, können wir nicht berichten, da der Presse
Bert, in welchem die schon in dem
gezeigt, die fast jedes Drama in ein Ausstattungsstück verwan¬
keine Einladungen zugegangen waren.
L. W.
neten Genossenschaft aufgetretene
delte. Aber es fehlte der nuancierende, künstlerische Geschmack,
im mitwirkte, in dem sie eine An¬
der die Dekoration dem Stil des Dramas und der Stimmung
Im Hoftheater wurde am Sonnabend das harmlose,
rrn Bos ganz köstlich begleitet,
der einzelnen Akte und Szenen anzupassen wußte. Auch auf
gten Beifall der leider nicht allzu
etwas altmodische, aber doch ganz gefällige und vergnügliche
diesem Gebiete hat das Moskauer Theater für Rußland bahn¬
e Herrn Bos, van Vecu und van
Seribesche Lustspiel „Frauenkampf“ (Bearbeitung
brechend und vorbildlich gewirkt. Aus privaten Aufführungen,
ensche Trios auf dem Programm,
von Olfers), das seit mehreren Jahren aus dem Repertoir
die der reiche Industrielle und begeisterte Kunstfreund Sta¬
B=Dur Op. 97, in denen sie
verschwunden war, in neuer Einstudierung zur Aufführung
nislawski für den Kreis seiner Freunde veranstaltete, ist
#tfalteten, dessen ideale Vorzüge
gebracht und vom Publitum, wie nicht anders zu erwarten
das Institut hervorgegangen, das dann im Jahre 1898 an die
er kritischen Würdigung waren.
stand, mit freundlichem Beifall aufgenommen. Das Ensemble
en die Jnnigkeit des gegenseitigen
Oeffentlichkeit trat. Gleich die ersten Vorstellungen begründe¬
ist auf derartige Stücke besonders trefflich eingespielt, und hat auch
doch stets im Rahmen des Ganzen
ten seinen Ruf als die vornehmste Bühne Rußlands. Durch
mit dieser Vorstellung einen erneuten Beweis dafür erbracht.
enlassen der führenden Melodie¬
die Unterstützungen begüterter Mäcene wurde das Unternehmen
Auf den Ton liebenswürdigster Grazie war das Spiel abge¬
geklärt, wie wir es eben nur von
der geschäftlichen Rücksichten auf den Geschmack des großen
stimmt; eing feine Harmonie verband die Leistungen aller
Hut sind. Schade, daß der Ton
Haufens enthoben und die Ausgestaltung eines Repertoires
Darsteller, und in dieser Harmonie, in dieser Stileinheit be¬
abgeklärter Schönheit hinter dem
ermöglicht, in dem neben Tschechow, Tolstoi, Gorki, Ibsen,
stand der Hauptreiz des Abends. Von bedeutenderen Einzel¬
ich bedeutend zurücksteht, was vor
Macterlinck und Gerhart Hauptmann auch Shalespeare und
leistungen ist dagegen nichts zu berichten; es sei denn, daß
etritt. Allerdings hat Herr van
Sophokles zu Worte kamen.
man Herrn Pepplers Baron von Montrichard noch eine
tand gegenüber Herrn van Lier,
besondere lobende Erwähnung zollt.
allen Lagen wundervoll aus¬
Eine Gastspielreise durch die europäischen Großstädte soll
Wärme und Innigkeit ausstrahlt.
jetzt das Publikum der westlichen Nachbarländer mit dieser
NG ae Berliner Theaterbrief.
Donnerstag einen Sonaten=Abend,
höchsten Blüte der zeitgenössischen russischen Bühnentunst be¬
ens, nämlich die in D=Dur Op. 10,
Aus Berlin wird uns geschrieben: Dem „Moskauer
kannt machen. Berlin bildete die erste Etappe, und am Frei¬
Op. 90 und in C=Moll Op. 111
Künstlerischen Theater“ ging der Ruf voraus, nicht
tag fand in den Räumen des Berliner Theaters die
, dessen Hauptbedeutung in der
nur die erste, künstlerisch vornehmste Bühne Rußlands, son¬
Eröffnungsvorstellung statt, die den Ruf, der dem Moskauer
en, duftigen Fiaurenwerks liegt,
dern auch ein Reforminstitut zu sein, dessen Ziel und Streben
Theater vorangegangen war, vollauf bestätigte. Die fünf¬
Die D=Dur Sonate wurde so¬
auf die Abstellung alteingewurzelter Mißstände und die Er¬
aktige Tragödie „Zar Feodor Joannowitsch“ vom
ig im Geiste Beethovens angefaßt.
schließung neuer Quellen der theatralischen Kunst gerichtet
Grafen Alexei Tolstoi schildert den Niedergang des letz¬
lene gestochen, die lebhaft=tempera¬
sei. Ein modernes Drama besaßen die Russen seit geraumer
ten Herrschers aus dem Hause Rurik. Der gutmütige, krank¬
nschönen Kraftäußerungen und zu¬
Zeit, eine moderne Schauspielkunst aber mangelte ihnen. Der
haft=schwächliche Monarch überläßt die Regierungsgeschäfte sei¬
äuches an Unklarheit. Das mit
neue Geist, der im Laufe des letzten Jahrzehnts die Schau¬
nem energischen, ehrgeizigen und skrupellosen Schwager Boris
Mennetts klang z. B. nichts weniger
bühnen der westeuropäischen Kulturvölker befruchtet und um¬
Godunow, der in seinen, auf die Wiederherstellung einer straf¬
fach rythmische Eigenmächtigkeiten
gestaltet hat, wurde auch in den Gründern des Moskauer Thea¬
fen, absolutistischen Zentralgewalt gerichteten Bestrebungen
eab bewegten sich jedoch Rislers
iers lebendig. „Weg mit dem alten, gedankenlosen Schlendrian
durch das mehr demokratisch gesinnte Geschlecht der Schujstis
eigender Linie. War der Vortrag
der Tradition, weg mit der Schablone, der flachen Routine und
gehindert wird. Die Kämpfe zwischen dem intriganten Poli¬
nicht ganz schlackenfrei. so erstand
dem kunftwidrigen Virtuosentum!“ lautete die Parole. Es
ders deren köstlicher E=Dur=Satz,
tiker Godunow und dem ehrlichen, alten Haudegen Iwan
galt, die Darstellung der Eigenart des dramatischen Werkes
Die Krone des Abends aber bildete
Schujski bilden den Inhalt des Dramas. Feodor versucht wie¬
anzupassen, den ideellen Gehalt der Dichtung hervorzuheben
Froßen C=Moll=Sonate. Hier
derholt, die Streitigkeiten beizmegen, beschleunigt aber durch
und ihn in diskreten, dem modernen Geschmack entsprechenden,
gensatz der beiden Sätze geradezu
seine Einmischung nur die Katastrophe. Godunow beseitigt
seinen machtvoll weiterstrebenden,
künstlerischen Formen dem Publikum zum Bewußtsein zu
sowohl seinen Rivalen Schujski, als auch den jungen Zare¬
und Akkorden habe ich selten so
bringen. Eine straffe Führung der Regie, die alle virtuosen¬
witsch Dmitri, den Stiefbruder des kinderlosen Feodor, gewinnt
spielen gehört. Köstlich war dann haften Seitensprünge verhinderte und die Aufführung zu
dadurch die unbeschräufte Herrschaft über den willensschwachen
sten Satze wahre Triumphe feiernde! einem einheitlichen Kunstwerke gestaltete, sowie die Verinner¬
Fürsten und bahnt sich selber den Weg zum Throne. Mit
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von Preußen, wie alle deutschen Heile des Heeres, sich weiter bewähren zum Segen des Landes] (Stiftung von 50000 K für eine Milchorefbegungsungemt gur Ser
uch auf Ihre Gedanken einwirken und des ruhmreichen und siegreichen Reiches.
kämpfung der Sänglingssterblichkeit).
Delikatesse, mit der Risler hier einesteils die Innigkeit der Ton¬
r-Mrisk.
lichung und Vereinfachung der darstellerischen Mittel galt als
sprache traf, andererseits die Polyphonie des duftigen Stimm¬
die vornehmste Forderung. Daneben wandte man sein Augen¬
Konzertleben.
gewebes in ätherischer Klatheit vor uns erstehen ließ. Das
merk auf eine Reform der dekorativen Ausgestaltung. Die
Konzert war gut besucht.
Zeichen des Gesanges, so stand
Entfaltung von Glanz und Prunk haben die großen russischen
Ueber den dritten in dieser Woche stattgefundenen Kammer¬
Beichen der Kammermusik. Das
Theater von jeher geliebt und geübt. Was man in dieser Hin¬
musikabend, den zweiten Sonatenabend der Herren Professor
jährige Serie damit beschließend,
sicht leistete, hat uns vor sechs Jahren die Truppe der Sawina
Joachim und Luiter, können wir nicht berichten, da der Presse
Bert, in welchem die schon in dem
gezeigt, die fast jedes Drama in ein Ausstattungsstück verwan¬
keine Einladungen zugegangen waren.
L. W.
neten Genossenschaft aufgetretene
delte. Aber es fehlte der nuancierende, künstlerische Geschmack,
im mitwirkte, in dem sie eine An¬
der die Dekoration dem Stil des Dramas und der Stimmung
Im Hoftheater wurde am Sonnabend das harmlose,
rrn Bos ganz köstlich begleitet,
der einzelnen Akte und Szenen anzupassen wußte. Auch auf
gten Beifall der leider nicht allzu
etwas altmodische, aber doch ganz gefällige und vergnügliche
diesem Gebiete hat das Moskauer Theater für Rußland bahn¬
e Herrn Bos, van Vecu und van
Seribesche Lustspiel „Frauenkampf“ (Bearbeitung
brechend und vorbildlich gewirkt. Aus privaten Aufführungen,
ensche Trios auf dem Programm,
von Olfers), das seit mehreren Jahren aus dem Repertoir
die der reiche Industrielle und begeisterte Kunstfreund Sta¬
B=Dur Op. 97, in denen sie
verschwunden war, in neuer Einstudierung zur Aufführung
nislawski für den Kreis seiner Freunde veranstaltete, ist
#tfalteten, dessen ideale Vorzüge
gebracht und vom Publitum, wie nicht anders zu erwarten
das Institut hervorgegangen, das dann im Jahre 1898 an die
er kritischen Würdigung waren.
stand, mit freundlichem Beifall aufgenommen. Das Ensemble
en die Jnnigkeit des gegenseitigen
Oeffentlichkeit trat. Gleich die ersten Vorstellungen begründe¬
ist auf derartige Stücke besonders trefflich eingespielt, und hat auch
doch stets im Rahmen des Ganzen
ten seinen Ruf als die vornehmste Bühne Rußlands. Durch
mit dieser Vorstellung einen erneuten Beweis dafür erbracht.
enlassen der führenden Melodie¬
die Unterstützungen begüterter Mäcene wurde das Unternehmen
Auf den Ton liebenswürdigster Grazie war das Spiel abge¬
geklärt, wie wir es eben nur von
der geschäftlichen Rücksichten auf den Geschmack des großen
stimmt; eing feine Harmonie verband die Leistungen aller
Hut sind. Schade, daß der Ton
Haufens enthoben und die Ausgestaltung eines Repertoires
Darsteller, und in dieser Harmonie, in dieser Stileinheit be¬
abgeklärter Schönheit hinter dem
ermöglicht, in dem neben Tschechow, Tolstoi, Gorki, Ibsen,
stand der Hauptreiz des Abends. Von bedeutenderen Einzel¬
ich bedeutend zurücksteht, was vor
Macterlinck und Gerhart Hauptmann auch Shalespeare und
leistungen ist dagegen nichts zu berichten; es sei denn, daß
etritt. Allerdings hat Herr van
Sophokles zu Worte kamen.
man Herrn Pepplers Baron von Montrichard noch eine
tand gegenüber Herrn van Lier,
besondere lobende Erwähnung zollt.
allen Lagen wundervoll aus¬
Eine Gastspielreise durch die europäischen Großstädte soll
Wärme und Innigkeit ausstrahlt.
jetzt das Publikum der westlichen Nachbarländer mit dieser
NG ae Berliner Theaterbrief.
Donnerstag einen Sonaten=Abend,
höchsten Blüte der zeitgenössischen russischen Bühnentunst be¬
ens, nämlich die in D=Dur Op. 10,
Aus Berlin wird uns geschrieben: Dem „Moskauer
kannt machen. Berlin bildete die erste Etappe, und am Frei¬
Op. 90 und in C=Moll Op. 111
Künstlerischen Theater“ ging der Ruf voraus, nicht
tag fand in den Räumen des Berliner Theaters die
, dessen Hauptbedeutung in der
nur die erste, künstlerisch vornehmste Bühne Rußlands, son¬
Eröffnungsvorstellung statt, die den Ruf, der dem Moskauer
en, duftigen Fiaurenwerks liegt,
dern auch ein Reforminstitut zu sein, dessen Ziel und Streben
Theater vorangegangen war, vollauf bestätigte. Die fünf¬
Die D=Dur Sonate wurde so¬
auf die Abstellung alteingewurzelter Mißstände und die Er¬
aktige Tragödie „Zar Feodor Joannowitsch“ vom
ig im Geiste Beethovens angefaßt.
schließung neuer Quellen der theatralischen Kunst gerichtet
Grafen Alexei Tolstoi schildert den Niedergang des letz¬
lene gestochen, die lebhaft=tempera¬
sei. Ein modernes Drama besaßen die Russen seit geraumer
ten Herrschers aus dem Hause Rurik. Der gutmütige, krank¬
nschönen Kraftäußerungen und zu¬
Zeit, eine moderne Schauspielkunst aber mangelte ihnen. Der
haft=schwächliche Monarch überläßt die Regierungsgeschäfte sei¬
äuches an Unklarheit. Das mit
neue Geist, der im Laufe des letzten Jahrzehnts die Schau¬
nem energischen, ehrgeizigen und skrupellosen Schwager Boris
Mennetts klang z. B. nichts weniger
bühnen der westeuropäischen Kulturvölker befruchtet und um¬
Godunow, der in seinen, auf die Wiederherstellung einer straf¬
fach rythmische Eigenmächtigkeiten
gestaltet hat, wurde auch in den Gründern des Moskauer Thea¬
fen, absolutistischen Zentralgewalt gerichteten Bestrebungen
eab bewegten sich jedoch Rislers
iers lebendig. „Weg mit dem alten, gedankenlosen Schlendrian
durch das mehr demokratisch gesinnte Geschlecht der Schujstis
eigender Linie. War der Vortrag
der Tradition, weg mit der Schablone, der flachen Routine und
gehindert wird. Die Kämpfe zwischen dem intriganten Poli¬
nicht ganz schlackenfrei. so erstand
dem kunftwidrigen Virtuosentum!“ lautete die Parole. Es
ders deren köstlicher E=Dur=Satz,
tiker Godunow und dem ehrlichen, alten Haudegen Iwan
galt, die Darstellung der Eigenart des dramatischen Werkes
Die Krone des Abends aber bildete
Schujski bilden den Inhalt des Dramas. Feodor versucht wie¬
anzupassen, den ideellen Gehalt der Dichtung hervorzuheben
Froßen C=Moll=Sonate. Hier
derholt, die Streitigkeiten beizmegen, beschleunigt aber durch
und ihn in diskreten, dem modernen Geschmack entsprechenden,
gensatz der beiden Sätze geradezu
seine Einmischung nur die Katastrophe. Godunow beseitigt
seinen machtvoll weiterstrebenden,
künstlerischen Formen dem Publikum zum Bewußtsein zu
sowohl seinen Rivalen Schujski, als auch den jungen Zare¬
und Akkorden habe ich selten so
bringen. Eine straffe Führung der Regie, die alle virtuosen¬
witsch Dmitri, den Stiefbruder des kinderlosen Feodor, gewinnt
spielen gehört. Köstlich war dann haften Seitensprünge verhinderte und die Aufführung zu
dadurch die unbeschräufte Herrschaft über den willensschwachen
sten Satze wahre Triumphe feiernde! einem einheitlichen Kunstwerke gestaltete, sowie die Verinner¬
Fürsten und bahnt sich selber den Weg zum Throne. Mit