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19. Der Ruf des Lebens
WNTS
Berliner Theaterbrief.
7
1
*
Von Professor Dr. Alfred Ulaar in Charlottenburg.
In allem Zickzack des literarischen Getriebes, in allem stofflich ais ein großes Vorspiel zu König Oedipus gelten
Wellengekräusel der szenischen Bewegung lassen sich doch
könnte, baut zwischen sich und der Dichtung selbst eine Scheide¬
größere Strömungen unterscheiden, deren Richtung für ganze
wand auf. Auf diese Art kommt man der Hofmannsthal'schen
Quellengebiete charakteristisch ist. In Berlin wird für den
Gestaltenwelt nicht nahe. Unser Dichter hat den Mut, die
theatralischen Augenblicksbedarf ungemein viel geboten, mehr
Sage, die auf Sophokles zurückdentet und für die sonst manche
als in irgend einer anderen deutschen Stadt. Sucht man aber
dichterische Quelle fließt, als Rehmaterial zu betrachten. Er
neben der wirtschaftlichen Voraussetzung dieses lebhaften
rührt selbständig an die mpthenbildende Substanz, er steigt
Bühnengetriebes dessen geistige Wurzel, so findet man sie zur
zur Ueberlieferung hinab, zu den „Müttern“, von denen das
Seit wenigstens nicht in der bedeutenden Dichtung, die an Ort¬
Leben emportaucht und immer wieder emportanchen kann. Er
sieht die Sage als ein kind unserer Zeit, als ein Schwärmer
und Stelle entsteht, nicht in der Oroduktion, sondern in dem
Drang zu einer Richtung gebenden Uritik, die sich in der
und Pfochologe von heute, in den gebrochenen Farben, in
denen das Seelenleben dem Kulturmenschen von heute er¬
preußischen Haup stadt historisch entwickelt hat und die später in
der deutschen Reichshauptstadt für die Entwicklung des
scheint. Das Problem der gehemmten oder aufgehobenen
Theaterwesens den Ausschlag gab. Solche Ueberlieferungen
Freiheit liegt freilich als Element auch bei ihm zugrunde; aber
sind möchtiger als man sich im Wirbel der Tagesinteressen ein¬
es gestaltet sich ihm anders als in der antiken Schicksalstragödie
gesteht. Aus dem spröden Boden der Mlark sind einige eigen¬
und in der antikisierenden Dichtung älterer Tage. Ist in der
#irtig große Dichtercharaktere hervorgewachsen; Heinrich von
Antike die Vererbung der Anlage durch die Wolke des Fatums,
in der die Gestalten stehen, verschleiert, so verlegt unser Dichter
Kleist und in gemessenem Abstand, mehr ästereich= als kronen¬
stelz. Theodor Fontane sind Prachtstämme im deutschen Dichter¬
das Schicksal ganz und gar in das Blut seiner belden, die
walde. Aber die literarische Grundstimmung Berlins war
Tragik aber in die quälenden Kämpfe des Scheinwillens, in¬
immer mehr die ästhetische als die poetisch produktive. Der
dem eir mit großer Dirtuosität das Halbbewußte und das Un¬
genius loei ist, seit Berlin den ersten Aufschwung nahm, seit den
bewußte aufdämmern läßt. Ob man nun zur absoluten Ver¬
neinung des freien Willens, die sich als Geundstimmung durch
Tagen Lessings und Nikolais, die Uritik, und ganz besonders
eine ganze Reihe neuer Tragödien hindurchzieht, neigt oder
die grübelnde, die fpstematische, die sich in einer Richtung durch¬
setzen will. Die Bewegung der letzten zwanzig Jahre hat das
nicht, jedenfalls haben die Kämpfe und Stimmungen, von
denen Hofmannsthal die Tragödie ausgehen läßt, etwas inner¬
wieder aufs deutlichste dargetan; die stärksten Impulse bei den
lich Wahres und poetisch Bezwingendes.
mannigfachen Berliner Theatergründungen sind auf die kriti¬
Die Expositionsszenen des ersten Aktes, die am Urenzwege
schen Geister zurückzuführen. Und so ist es denn auch überaus
in Phokis spielen, sind prächtig emporgeführt, das Flackern,
charakteristisch, daß gerade der kritische Einfluß Berlins am
aus dem sich da das grelle Licht hervorarbeitet, übt einen eigen¬
weitesten hinaus wirkt und daß ein Berliner Kritiker — Paul
tümlichen Zauber aus, und die Spannung, die erregt wird, ist
Schlenther — auf der historisch ruhmvollsten deutschen Bühne,
aus dem Seelischen herausgesponnen. Oedipus, aufgewühlt
im Wiener Burgtheater als Direktor den dramaturgischen Ton
durch den Spruch der Drthia, die in Delphi ihm sein Schicksal
angibt. In Wien aber, wo zwar die Kritik auch ihre eigen¬
e kündete, ist entschlossen, nie mehr in die vermeintlich korinthische
tümliche Entwicklung nahm, aber mehr eine künstlerische als
eine theoretische, mehr nach der Seite des graziösen Genießens¬
Heimat zurückzukehren, wo ihn, nach seiner Vorstellung, die
Dämonen des Datermordes und der Blutschande umlauern.
als der des Ergründens, hat die unmittelbare dichterische Pro¬
Die Diener, die ihm in die Wildnis folgten, anstatt nach seinem
duktion, die aus dem üppigen Boden hervorschießt, für die
Auftrag nach Koriuth zurückzukehren, stößt er rauh von sich,
Entwicklung immer den Ausschlag gegeben. Und so wirkt
aber dem Aeltesten ihrer Schaar, dem Jugendpfleger, öffnet er
immer wieder die Donaustadt poetisch nach dem Norden hin.
Wien ist zur Zeit der dramatische Trumpf im ernsten drama¬
zuletzt doch sein blutendes Herz. Wundersam ist in seinem
Bekenntnis die Naivetät des reinen Gemüts mit der Wildheit
turgischen Spiel der Berliner Bühnen. Neben dem Schlesier
der Phantasie verbunden. Es ist die ganze Tragik der Duber¬
Hauptmann, dessen Eigenart allerdings mehr nach dem Norden
tät, die sich in diesem jugendlichen Oedipus enthüllt. Die
weist, sind es Wiener Dramatiker, die seit einigen Jahren das
Schrecken des delphischen Spruchs sind für ihn nicht nur eine
geistige Berlin vor allem in der Tiefe anregen. Beer=Hof¬
Prophezeiung, sondern ein Erlebnis. Er hat all das Schreck¬
mann, Hofmannsthal und Arthur Schnitzler drückten den beiden
liche geträumt, ehe es die Opthia als Zukunftsbild aus sich
letzten Spielzeiten ihr Gepräge auf. Zwei dieser Doeten be¬
herausquälte. Es steigt aus den Tiefen seines Naturells
herrschten, allerdings mit sehr verschiedenartigem Erfolge, das
empor, obgleich sein bewußter Wille so rein ist wie seine Er¬
Theaterinteresse der letzten Wochen, Hofmannsthal mit seiner
fahrung und obgleich er nie ein Weib berührt hat. Für diesen
Cragödie „Oedipus und die Sphinx“ Schnitzler mit seinem
unschuldig=schuldigen Zustand, für diese Phantasiequalen eines
Schauspiel „Der Ruf des Lebens“, Zwei Droduktionen, die
reinen Gemüts findet Hofmannsthal einen eigentümlich treffen¬
in Stoff.=Stil und Wert grundverschieden sind und doch gewisse
den Ausdruck, der bis in die Dialektik des Selbstbetruges hinein
übereinstimmende Züge aufweisen: eine Lebensanschauung, in
etwas Tragisch=Aufwühlendes hat. Wie originell, wie bezeich¬
deren Skepsis sich Freiheit und Verantwortung verflüchtigt,
nend für das heroische Naturell sind die Hoffmannsthal'schen
eine starke Reigung zur Sexualpathologie und ein Ueberreich¬
Derse, in denen Oedipus seine Abgekehrtheit vom Weibe be¬
tum an Motiven, der sich dramatisch nicht recht binden lassen
will.
kennt:
Wo ein Blick mich nicht bände bis in alle Seelentiefen,
Hofmannsthals Werk ist das unvergleichlich bedeutendere
Wo nicht die Welt mir schwände,
und tiefer greifende; ein Stück Leben und Entwicklung seines
Wo nicht Ehrfurcht und Schauder mich ganz auflöste —
Dichters hängt daran. Das haben alle gefühlt, die jüngst die
Wie könnte ich mich da geben?
Uraufführung von „Oedipus und die Sphiux“ im
Und eine nehmen und nicht mich geben.
„Deutschen Theater“ miterlebten. Die Kraft Hofmanns¬
Dies tun, und es wäre nicht ein Wirbel,
Der mein ganzes Wesen in sich reißt —
thals ist an diesem kühnen Versuch die Vorgeschichte der drei¬
Dies Unsagbare tun frech, kalt und dreist,
gliederigen Oedipodee von Sophokles zu dramatisieren, ge¬
An eine Brust mich drücken, wühlen in Haaren
wachsen; dem großen Talente, das im Deuten stärker ist als im
Und lauernd frech in mir mich bewahren —
Erfinden, hat der sagenhafte Stoff einen starken Halt gegeben;
Wie ein abenteuerndes Tier eine nehmen und eine nehmen —
mehr als je hat der geistvolle Schwärmer hier Empfindung und
Müßt' ich mich da nicht vor dem Anhauch des Meeres zu Tobe
Gestalt ins Gleichgewicht gebracht; die Mienschen zerfließen
schämen?
ihm diesmal nicht schattenhaft in Stimmungsbilder und die
Vor dem Schatten, dem Licht, vor den Sternen, dem Wind,
Reflexionen schmiegen sich hier wie Lichtlinien an greifbare
Vor der nackten Nähe lebendiger Götter,
Körper. Wer das Stück mit Sophokles vergleicht, weil es
Deren Augen überall sind?
19. Der Ruf des Lebens
WNTS
Berliner Theaterbrief.
7
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*
Von Professor Dr. Alfred Ulaar in Charlottenburg.
In allem Zickzack des literarischen Getriebes, in allem stofflich ais ein großes Vorspiel zu König Oedipus gelten
Wellengekräusel der szenischen Bewegung lassen sich doch
könnte, baut zwischen sich und der Dichtung selbst eine Scheide¬
größere Strömungen unterscheiden, deren Richtung für ganze
wand auf. Auf diese Art kommt man der Hofmannsthal'schen
Quellengebiete charakteristisch ist. In Berlin wird für den
Gestaltenwelt nicht nahe. Unser Dichter hat den Mut, die
theatralischen Augenblicksbedarf ungemein viel geboten, mehr
Sage, die auf Sophokles zurückdentet und für die sonst manche
als in irgend einer anderen deutschen Stadt. Sucht man aber
dichterische Quelle fließt, als Rehmaterial zu betrachten. Er
neben der wirtschaftlichen Voraussetzung dieses lebhaften
rührt selbständig an die mpthenbildende Substanz, er steigt
Bühnengetriebes dessen geistige Wurzel, so findet man sie zur
zur Ueberlieferung hinab, zu den „Müttern“, von denen das
Seit wenigstens nicht in der bedeutenden Dichtung, die an Ort¬
Leben emportaucht und immer wieder emportanchen kann. Er
sieht die Sage als ein kind unserer Zeit, als ein Schwärmer
und Stelle entsteht, nicht in der Oroduktion, sondern in dem
Drang zu einer Richtung gebenden Uritik, die sich in der
und Pfochologe von heute, in den gebrochenen Farben, in
denen das Seelenleben dem Kulturmenschen von heute er¬
preußischen Haup stadt historisch entwickelt hat und die später in
der deutschen Reichshauptstadt für die Entwicklung des
scheint. Das Problem der gehemmten oder aufgehobenen
Theaterwesens den Ausschlag gab. Solche Ueberlieferungen
Freiheit liegt freilich als Element auch bei ihm zugrunde; aber
sind möchtiger als man sich im Wirbel der Tagesinteressen ein¬
es gestaltet sich ihm anders als in der antiken Schicksalstragödie
gesteht. Aus dem spröden Boden der Mlark sind einige eigen¬
und in der antikisierenden Dichtung älterer Tage. Ist in der
#irtig große Dichtercharaktere hervorgewachsen; Heinrich von
Antike die Vererbung der Anlage durch die Wolke des Fatums,
in der die Gestalten stehen, verschleiert, so verlegt unser Dichter
Kleist und in gemessenem Abstand, mehr ästereich= als kronen¬
stelz. Theodor Fontane sind Prachtstämme im deutschen Dichter¬
das Schicksal ganz und gar in das Blut seiner belden, die
walde. Aber die literarische Grundstimmung Berlins war
Tragik aber in die quälenden Kämpfe des Scheinwillens, in¬
immer mehr die ästhetische als die poetisch produktive. Der
dem eir mit großer Dirtuosität das Halbbewußte und das Un¬
genius loei ist, seit Berlin den ersten Aufschwung nahm, seit den
bewußte aufdämmern läßt. Ob man nun zur absoluten Ver¬
neinung des freien Willens, die sich als Geundstimmung durch
Tagen Lessings und Nikolais, die Uritik, und ganz besonders
eine ganze Reihe neuer Tragödien hindurchzieht, neigt oder
die grübelnde, die fpstematische, die sich in einer Richtung durch¬
setzen will. Die Bewegung der letzten zwanzig Jahre hat das
nicht, jedenfalls haben die Kämpfe und Stimmungen, von
denen Hofmannsthal die Tragödie ausgehen läßt, etwas inner¬
wieder aufs deutlichste dargetan; die stärksten Impulse bei den
lich Wahres und poetisch Bezwingendes.
mannigfachen Berliner Theatergründungen sind auf die kriti¬
Die Expositionsszenen des ersten Aktes, die am Urenzwege
schen Geister zurückzuführen. Und so ist es denn auch überaus
in Phokis spielen, sind prächtig emporgeführt, das Flackern,
charakteristisch, daß gerade der kritische Einfluß Berlins am
aus dem sich da das grelle Licht hervorarbeitet, übt einen eigen¬
weitesten hinaus wirkt und daß ein Berliner Kritiker — Paul
tümlichen Zauber aus, und die Spannung, die erregt wird, ist
Schlenther — auf der historisch ruhmvollsten deutschen Bühne,
aus dem Seelischen herausgesponnen. Oedipus, aufgewühlt
im Wiener Burgtheater als Direktor den dramaturgischen Ton
durch den Spruch der Drthia, die in Delphi ihm sein Schicksal
angibt. In Wien aber, wo zwar die Kritik auch ihre eigen¬
e kündete, ist entschlossen, nie mehr in die vermeintlich korinthische
tümliche Entwicklung nahm, aber mehr eine künstlerische als
eine theoretische, mehr nach der Seite des graziösen Genießens¬
Heimat zurückzukehren, wo ihn, nach seiner Vorstellung, die
Dämonen des Datermordes und der Blutschande umlauern.
als der des Ergründens, hat die unmittelbare dichterische Pro¬
Die Diener, die ihm in die Wildnis folgten, anstatt nach seinem
duktion, die aus dem üppigen Boden hervorschießt, für die
Auftrag nach Koriuth zurückzukehren, stößt er rauh von sich,
Entwicklung immer den Ausschlag gegeben. Und so wirkt
aber dem Aeltesten ihrer Schaar, dem Jugendpfleger, öffnet er
immer wieder die Donaustadt poetisch nach dem Norden hin.
Wien ist zur Zeit der dramatische Trumpf im ernsten drama¬
zuletzt doch sein blutendes Herz. Wundersam ist in seinem
Bekenntnis die Naivetät des reinen Gemüts mit der Wildheit
turgischen Spiel der Berliner Bühnen. Neben dem Schlesier
der Phantasie verbunden. Es ist die ganze Tragik der Duber¬
Hauptmann, dessen Eigenart allerdings mehr nach dem Norden
tät, die sich in diesem jugendlichen Oedipus enthüllt. Die
weist, sind es Wiener Dramatiker, die seit einigen Jahren das
Schrecken des delphischen Spruchs sind für ihn nicht nur eine
geistige Berlin vor allem in der Tiefe anregen. Beer=Hof¬
Prophezeiung, sondern ein Erlebnis. Er hat all das Schreck¬
mann, Hofmannsthal und Arthur Schnitzler drückten den beiden
liche geträumt, ehe es die Opthia als Zukunftsbild aus sich
letzten Spielzeiten ihr Gepräge auf. Zwei dieser Doeten be¬
herausquälte. Es steigt aus den Tiefen seines Naturells
herrschten, allerdings mit sehr verschiedenartigem Erfolge, das
empor, obgleich sein bewußter Wille so rein ist wie seine Er¬
Theaterinteresse der letzten Wochen, Hofmannsthal mit seiner
fahrung und obgleich er nie ein Weib berührt hat. Für diesen
Cragödie „Oedipus und die Sphinx“ Schnitzler mit seinem
unschuldig=schuldigen Zustand, für diese Phantasiequalen eines
Schauspiel „Der Ruf des Lebens“, Zwei Droduktionen, die
reinen Gemüts findet Hofmannsthal einen eigentümlich treffen¬
in Stoff.=Stil und Wert grundverschieden sind und doch gewisse
den Ausdruck, der bis in die Dialektik des Selbstbetruges hinein
übereinstimmende Züge aufweisen: eine Lebensanschauung, in
etwas Tragisch=Aufwühlendes hat. Wie originell, wie bezeich¬
deren Skepsis sich Freiheit und Verantwortung verflüchtigt,
nend für das heroische Naturell sind die Hoffmannsthal'schen
eine starke Reigung zur Sexualpathologie und ein Ueberreich¬
Derse, in denen Oedipus seine Abgekehrtheit vom Weibe be¬
tum an Motiven, der sich dramatisch nicht recht binden lassen
will.
kennt:
Wo ein Blick mich nicht bände bis in alle Seelentiefen,
Hofmannsthals Werk ist das unvergleichlich bedeutendere
Wo nicht die Welt mir schwände,
und tiefer greifende; ein Stück Leben und Entwicklung seines
Wo nicht Ehrfurcht und Schauder mich ganz auflöste —
Dichters hängt daran. Das haben alle gefühlt, die jüngst die
Wie könnte ich mich da geben?
Uraufführung von „Oedipus und die Sphiux“ im
Und eine nehmen und nicht mich geben.
„Deutschen Theater“ miterlebten. Die Kraft Hofmanns¬
Dies tun, und es wäre nicht ein Wirbel,
Der mein ganzes Wesen in sich reißt —
thals ist an diesem kühnen Versuch die Vorgeschichte der drei¬
Dies Unsagbare tun frech, kalt und dreist,
gliederigen Oedipodee von Sophokles zu dramatisieren, ge¬
An eine Brust mich drücken, wühlen in Haaren
wachsen; dem großen Talente, das im Deuten stärker ist als im
Und lauernd frech in mir mich bewahren —
Erfinden, hat der sagenhafte Stoff einen starken Halt gegeben;
Wie ein abenteuerndes Tier eine nehmen und eine nehmen —
mehr als je hat der geistvolle Schwärmer hier Empfindung und
Müßt' ich mich da nicht vor dem Anhauch des Meeres zu Tobe
Gestalt ins Gleichgewicht gebracht; die Mienschen zerfließen
schämen?
ihm diesmal nicht schattenhaft in Stimmungsbilder und die
Vor dem Schatten, dem Licht, vor den Sternen, dem Wind,
Reflexionen schmiegen sich hier wie Lichtlinien an greifbare
Vor der nackten Nähe lebendiger Götter,
Körper. Wer das Stück mit Sophokles vergleicht, weil es
Deren Augen überall sind?