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19. Der Ruf des Lebens
hende Entfremdung des Brautpaares kann sie nicht weltmännischen Lumpen verhindern zu können. Die des milden Stifters nicht besitzt, als sie dem Kriegsgotte
r täuschen, daß John seine Martha wirklich Aufführung von Robert Mischs „Kindern“ bewie=,ihre Hekatomben darbringt: der wird in der Flammen¬
Um beide wieder zu vereinigen, erzwingt die
daß wir nun endlich von Gymnasiasten und christ dieses Stuckes lesen, bis ihm die Augen über¬
ige Dame eine Verlobung Johns mit ihr selbst,
Schülerdramen genug haben:
es ist also höchste jehen. Der Dichter scheint uns dorthin zu führen,
r Arger über das falsche Verhältnis zu Martha
Zeit, das Milien der Kindergärten für die
10o Gorti uns heimisch gemacht hat. Man mochte
Führt. Und in diesem einfältigen Liebhaber sollen! deutsche Bühne auszunutzen bezw. wie eine Zitrone
sagen: jeder Stuhl aus dem Nachtasyl wird
ich der Verfasserin Absicht eine Art Übermenschen so lange auszuquetschen, bis keine Spur von Saft und benutzt. Aber Tscherikoffs Stück ist doch wieder ganz
n! Über die ganze Handlung fließt eine breites Kraft mehr übrig bleibt. Ganz anders geartet war anders. Es fehlt der sanfte trostreiche Gegensatz, den
von Hausbackenheiten und unnötigen Wieder¬
Paul Ernsts „Eine Nacht in Florenz“, zu welcher des
der Priester Lukas in das Nachtasyl hineinbringt. Es
en. So kommen z. B. im zweiten Akte nach¬
Unterzeichneten Einakter „Im Eskorial“ gegeben wurde.
sehn aber auch die dumpfe Zerschlagenheit jener russischen
er fünf Perionen in die Wohnung der Frau Dr. Einen tolleren und groteskeren Fastnachtsspuk hat die
Volkstypen. Tscherikoffs Gestalten leiden an einer
und jede von ihnen redet ein Langes und Breites deutsche Bühne wohl noch nicht gesehen, wie diese über¬
gewissen Selvstbespiegelung des Elends, sind sentimental,
eren Einrichtung. Es wird wirklich Zeit, daß
mütige Groteske, die mit verwegener Hand das Grausen
deklamieren und verraten dadurch den deutschen Ursprung.
en Damen, die so unvorsichtig sind fürs Theater
des Todes und das Überschäumen des Lebens durch¬
Die Handlung besteht im wesentlichen darin, daß der
eiben, etwas genauer auf die Finger paßt. Daß
einanderschüttelt. Schade nur, daß die Komik sich anf! Dichter mit furchtbarer Steigerung, gleichsam mit immer
ücklich geseierter 75. Aufführung die Lustige
den Höhepunkten überschlägt und ein scheinlodt gewesener] särker dröhnenden Paukenwirbeln, alle Greuel des
ihrem ersten Hundert mit aller Lustigkeit
und wieder lebendig werdender Schneider an die Leicht-Trussisch-japanischen Krieges an uns vorüberziehen und
wird nicht wundernehmen. Als Neuheiten
gläubigkeit des Publikums allzu verwegene Zumutungen das Volk sich gegen all diese Unmenschlichkeiten, die von
in Gebiete der komischen Oper, nach deren Re¬
stellt. Auch wandert der Autor insofern zu sklavisch in den Herzen der Mütter, Frauen und Bräute die Söhne,
on allgemeine Sehnsucht empfunden wird, hatten
Shakespeares Bahnen, als er uns auch seine Zoten!
Männer und Jünglinge reißen, aufbäumen läßt. Das
bei anmutige, mit vielem Beifall ausgenommene
nicht ersparen zu dürfen glaubt, denen wir keinen Stück geht auf die Nerven; den zerfleischten, am Stachel¬
Wolf Ferraris „Vier Grobiane“ und Gorters
Geschmack mehr abgewinnen können. Sehr bedeutend draht hängenden Petruschka wird man nicht wieder los.
8 Gift“.
setzt mit dem ersten Alie -Schnitzlers„Ruf des
Ein herzzerreißendes Drama dieser Tschertkoffsche Krieg,
icht weniger als zehn Novitäten bescherte uns in
[Lebens“ ein, und es ist Ferüdezu erstaunlich, der mit tiefer Erschütterung angehört wurde. Das
Schauspielhause in den letzten Monaten Anton wie zwingend der Verfasser verstanden hat, den Vater=Schauspielhaus, das bekanntlich mit dem „Nachtasyl“
nn. Bei Gelegenbeit des Mehnertschen Gast-mord der Marie zu motivieren. Im weiteren Verlaufe einen seiner größten Triumphe gefeiert hat, hatte alle
kam in Engels „Hochzeit von Poel“ das nieder-ist es Schnitzler leider nicht gelungen, die einfach große Ausdrucksmittel in Tätigkeit gesetzt, um auch Tschertkoffs
Element wirksam zur Geltung. Das Thema] Linie der Entwickelung inne zu halten. Es entsteht ein
„Krieg“ zu-ähnlicher Geltung zu bringen und leistete
n den Verwandien der ersten Frau angefeindeten, unruhiges Zickzack, und der Eindruck der psychischen
Ldarftillerisch wieder einmal Ausgezeichnetes.
r endlich durchringenden zweiten Frau behandelt Notwendigkeit geht verloren. Immerhin ist hervorzu¬
Von den im Zentraltheater aufgeführten zahl¬
ngeschickt das aus dem Englischen des Pinero heben, daß der Dichter das Grundmotiv: den Schreireichen Operetten hatte wohl Vergeltsgott“ von
te Schauspiel „Ordnung im Hause“. Eine
nach dem Leben an allen seinen Gestalten zur Durch¬
181
den dauerndsten Erfolg.
Im volkstümlichen
namaskandal inszeniert mit sensationellen Mitteln
führung bringt. Schnitzler wandelt ersichtlich in Hebbei= Färkenbergthealer übte Richard Vossens zu Unrecht
Börsianerstück „Das goldene Kalb“,
schen Bahnen und will dessen schwersinnige Probleme verschollenes Schauspiel „Zwischen zwei Herzen“
aber an seiner Wirkung durch allzuweites auf das moderne Leben verwenden. — Wer militaristischergreisende Wirkung aus, ferner wurden gegeben des
reten des weiblichen Elementes Einbuße. In
gesinnt ist, für den ist das Drama: Krieg von Unterzeichneten, nach Hebbels gleichnamigem Epos gear¬
arat von Bernstein ist es die verheiratete Frau, [Alexander Tschertkoff (Pfeudonym für zwei
veitetes niederdeutsches Schauspiel „Mutter und
n einer Unterschlagung und Wechselfälschung Bremer Dichter) nicht geschrieben. Wer aber überzeugt
Kind“ und Fitgers „Hexe“.
en Geliebten vor Schande und Untergang reiten
davon ist, daß eine kriegerische Menschheit mit dem
Wilhelm Henzen.
d nach Fehlschlagen aller Mittel zur Preisgabe Wesen des Christentums in schärfstem Widerspruch stehl;
eigenen Person schreitet, den Selbstmord des ja, daß sie so lange ein wahres Christentum im Sinne
19. Der Ruf des Lebens
hende Entfremdung des Brautpaares kann sie nicht weltmännischen Lumpen verhindern zu können. Die des milden Stifters nicht besitzt, als sie dem Kriegsgotte
r täuschen, daß John seine Martha wirklich Aufführung von Robert Mischs „Kindern“ bewie=,ihre Hekatomben darbringt: der wird in der Flammen¬
Um beide wieder zu vereinigen, erzwingt die
daß wir nun endlich von Gymnasiasten und christ dieses Stuckes lesen, bis ihm die Augen über¬
ige Dame eine Verlobung Johns mit ihr selbst,
Schülerdramen genug haben:
es ist also höchste jehen. Der Dichter scheint uns dorthin zu führen,
r Arger über das falsche Verhältnis zu Martha
Zeit, das Milien der Kindergärten für die
10o Gorti uns heimisch gemacht hat. Man mochte
Führt. Und in diesem einfältigen Liebhaber sollen! deutsche Bühne auszunutzen bezw. wie eine Zitrone
sagen: jeder Stuhl aus dem Nachtasyl wird
ich der Verfasserin Absicht eine Art Übermenschen so lange auszuquetschen, bis keine Spur von Saft und benutzt. Aber Tscherikoffs Stück ist doch wieder ganz
n! Über die ganze Handlung fließt eine breites Kraft mehr übrig bleibt. Ganz anders geartet war anders. Es fehlt der sanfte trostreiche Gegensatz, den
von Hausbackenheiten und unnötigen Wieder¬
Paul Ernsts „Eine Nacht in Florenz“, zu welcher des
der Priester Lukas in das Nachtasyl hineinbringt. Es
en. So kommen z. B. im zweiten Akte nach¬
Unterzeichneten Einakter „Im Eskorial“ gegeben wurde.
sehn aber auch die dumpfe Zerschlagenheit jener russischen
er fünf Perionen in die Wohnung der Frau Dr. Einen tolleren und groteskeren Fastnachtsspuk hat die
Volkstypen. Tscherikoffs Gestalten leiden an einer
und jede von ihnen redet ein Langes und Breites deutsche Bühne wohl noch nicht gesehen, wie diese über¬
gewissen Selvstbespiegelung des Elends, sind sentimental,
eren Einrichtung. Es wird wirklich Zeit, daß
mütige Groteske, die mit verwegener Hand das Grausen
deklamieren und verraten dadurch den deutschen Ursprung.
en Damen, die so unvorsichtig sind fürs Theater
des Todes und das Überschäumen des Lebens durch¬
Die Handlung besteht im wesentlichen darin, daß der
eiben, etwas genauer auf die Finger paßt. Daß
einanderschüttelt. Schade nur, daß die Komik sich anf! Dichter mit furchtbarer Steigerung, gleichsam mit immer
ücklich geseierter 75. Aufführung die Lustige
den Höhepunkten überschlägt und ein scheinlodt gewesener] särker dröhnenden Paukenwirbeln, alle Greuel des
ihrem ersten Hundert mit aller Lustigkeit
und wieder lebendig werdender Schneider an die Leicht-Trussisch-japanischen Krieges an uns vorüberziehen und
wird nicht wundernehmen. Als Neuheiten
gläubigkeit des Publikums allzu verwegene Zumutungen das Volk sich gegen all diese Unmenschlichkeiten, die von
in Gebiete der komischen Oper, nach deren Re¬
stellt. Auch wandert der Autor insofern zu sklavisch in den Herzen der Mütter, Frauen und Bräute die Söhne,
on allgemeine Sehnsucht empfunden wird, hatten
Shakespeares Bahnen, als er uns auch seine Zoten!
Männer und Jünglinge reißen, aufbäumen läßt. Das
bei anmutige, mit vielem Beifall ausgenommene
nicht ersparen zu dürfen glaubt, denen wir keinen Stück geht auf die Nerven; den zerfleischten, am Stachel¬
Wolf Ferraris „Vier Grobiane“ und Gorters
Geschmack mehr abgewinnen können. Sehr bedeutend draht hängenden Petruschka wird man nicht wieder los.
8 Gift“.
setzt mit dem ersten Alie -Schnitzlers„Ruf des
Ein herzzerreißendes Drama dieser Tschertkoffsche Krieg,
icht weniger als zehn Novitäten bescherte uns in
[Lebens“ ein, und es ist Ferüdezu erstaunlich, der mit tiefer Erschütterung angehört wurde. Das
Schauspielhause in den letzten Monaten Anton wie zwingend der Verfasser verstanden hat, den Vater=Schauspielhaus, das bekanntlich mit dem „Nachtasyl“
nn. Bei Gelegenbeit des Mehnertschen Gast-mord der Marie zu motivieren. Im weiteren Verlaufe einen seiner größten Triumphe gefeiert hat, hatte alle
kam in Engels „Hochzeit von Poel“ das nieder-ist es Schnitzler leider nicht gelungen, die einfach große Ausdrucksmittel in Tätigkeit gesetzt, um auch Tschertkoffs
Element wirksam zur Geltung. Das Thema] Linie der Entwickelung inne zu halten. Es entsteht ein
„Krieg“ zu-ähnlicher Geltung zu bringen und leistete
n den Verwandien der ersten Frau angefeindeten, unruhiges Zickzack, und der Eindruck der psychischen
Ldarftillerisch wieder einmal Ausgezeichnetes.
r endlich durchringenden zweiten Frau behandelt Notwendigkeit geht verloren. Immerhin ist hervorzu¬
Von den im Zentraltheater aufgeführten zahl¬
ngeschickt das aus dem Englischen des Pinero heben, daß der Dichter das Grundmotiv: den Schreireichen Operetten hatte wohl Vergeltsgott“ von
te Schauspiel „Ordnung im Hause“. Eine
nach dem Leben an allen seinen Gestalten zur Durch¬
181
den dauerndsten Erfolg.
Im volkstümlichen
namaskandal inszeniert mit sensationellen Mitteln
führung bringt. Schnitzler wandelt ersichtlich in Hebbei= Färkenbergthealer übte Richard Vossens zu Unrecht
Börsianerstück „Das goldene Kalb“,
schen Bahnen und will dessen schwersinnige Probleme verschollenes Schauspiel „Zwischen zwei Herzen“
aber an seiner Wirkung durch allzuweites auf das moderne Leben verwenden. — Wer militaristischergreisende Wirkung aus, ferner wurden gegeben des
reten des weiblichen Elementes Einbuße. In
gesinnt ist, für den ist das Drama: Krieg von Unterzeichneten, nach Hebbels gleichnamigem Epos gear¬
arat von Bernstein ist es die verheiratete Frau, [Alexander Tschertkoff (Pfeudonym für zwei
veitetes niederdeutsches Schauspiel „Mutter und
n einer Unterschlagung und Wechselfälschung Bremer Dichter) nicht geschrieben. Wer aber überzeugt
Kind“ und Fitgers „Hexe“.
en Geliebten vor Schande und Untergang reiten
davon ist, daß eine kriegerische Menschheit mit dem
Wilhelm Henzen.
d nach Fehlschlagen aller Mittel zur Preisgabe Wesen des Christentums in schärfstem Widerspruch stehl;
eigenen Person schreitet, den Selbstmord des ja, daß sie so lange ein wahres Christentum im Sinne