II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 286

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19. Der Ruf esbens


. 1. k, duß es zu ; vec kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen
estollheit realistische Wirkungen zu ziehen, und er¬
bach dem Theatep in der Josefstadt ein Retter aus großer
sättigung mit Pikanterie, die diesen Erfolg erklärt. Der
afür märchenhaft ergreifende. Und die Wirklichkeit
Verlegenheit, wie es einst Anzengeu“ dem Theater an
umschaffend anstatt unzulänglich nachahmend
der Wien geworden ist. Seine harmlose Komödie „Baron
einen mit zu stark gewürzten Speisen und Getränken
sich auch der dekorative Rahmen, die hochgelegene
Liederlich“ erzielte dort Sonnabend einen unbestrittenen
verdorbenen Magen ist und bleibt die Diät.
sube, das muffige Kaserneninnere, die blühende
Erfolg, und wenn die Zeichen nicht trügen, wird dieser
Es wäre aber ungerecht, wollte man nicht hinzu¬
waldlandschaft.
Erfolg auch ein dauernder sein.
fügen, daß Schrottenbach über nicht von der Hand zu
Heinrich Schrottenbach ist kein Anzengruber. Er
weisende Mittel verfügt, die Diät so angenehm wie
Ketzt, wo unsere Wiener Volksschauspieler versprengt
bringt keine neuen Ideen auf die Bühne, sondern bewegt
möglich zu machen. Er hal einen gesunden Mutterwitz,
rsplittert sind, scheint das Volksstück wieder in Ehren
sich nur im Stoffkreise Adolf L'Arronges, in dem in ner
der den Dialog drastisch belebt; er versteht, wirksame
zu wollen, und gerade dort, wo man es am
irgendwer gebessert wird: entweder ungeratene Kinder oder
Szenen herbeizuführen und gute Rollen zu schreiben.
en vermutet hätte. Genau so, wie vor vierzig Jahren,
verblendete Eltern. Müßiggang und Arbeitslust, Adelsstolz
Jeder Darsteller hat eine kleine oder größere Bravour¬
ich mehreren=Operettenmißerfolgen dem Theater an
und Bürgertugend bilden auch bei Schrottenbach die
arie zu sprechen, und wo der Edelmut anno Marlitt
ien in Anzengrubers „Pfarrer von Kirchfeld“ un¬
Gegensätze, die durch allerhand Prüfungen zum Ausgleich
Oberhand zu gewinnen droht, stellt sich flugs ein humori¬
st ein Retter aus der Not erstand. Was die Franzosen
stisches Kontrastbild ein, das die süßliche Sentimentalität
letzten Jahren auf der Josefstädter Bühne trieben,
mit seinem Hang zum Wohlleben auf die abschüssige Bahn
paralysiert. Zudem wird das Stück in seinen
nur mehr Clownspässe, die vom Zirkus ins Boudoir
fauler Geschäfte geraten ist, steht im Mittelpunkt der
Hauptrollen vorzüglich gespielt. Herr Jarno bringt
ins Stundenhotel herübergenommen wurden,
Handlung. Er wird in seinem Hang durch den Hoch¬
für den Baron Liederlich aus seinem Geburts¬
der Pikanterie neuen Sauerstoff zuzuführen.
mut seiner zweiten Frau und ihrer Kinder unter¬
lande die Kenntnis und Beherrschung der madjarisch¬
und oft wurde es in diesen Blättern aus¬
stützt. Aus der Art geschlagen ist nur die Tochter
deutschen Mundart mit und er besitzt aus dem französi¬
hen, daß eine Fortentwicklung der französischen
aus erster Ehe. Sie wird im Haus als Aschen¬
schen Gesellschaftsstück die Uebung, immer elegant zu
ktechnik in der Richtung ungeniertester Ausbeutung
brödel behandelt, und da man es mit ihr zu arg treibt,
bleiben und weder im Zorn brutal, noch im Rührseligen
mischen Möglichkeiten im Verkehr der Geschlechter
verläßt sie das Elternheim, um bei einem reichen Amerikaner
weinerlich zu werden. Und Frau Niese kann wieder
ehr denkbar ist, und es mehrten sich die Leute, die
als Köchin in Dienst zu treten. Aus dem Dienstverhältnis
einmal sich selber spielen. Sie darf weinen und lachen,
saus dem schmerzhaft konvulsivischen Gelächter,
wird ein Liebesverhältnis, das zur Hochzeit führt, und die
dumm sein und klug sein und hat reichlich Gelegenheit,
k Josefstädter Theater durch Jahre in Permanenz
brave Tochter reißt durch ihr Beispiel und mit Hilfe der
ihren Mitspielern das Wilde herunterzuräumen. Neben
in Mene Tekel heraushörten, das gerade von denen,
Millionen ihres überseeischen Mannes schließlich Eltern
Herrn Jarno und Frau Niese rückte sich Herr Traeger
zumeist anging, unbeachtet blieb. Es mußte auch
und Geschwister aus dem Luder= und Lumpenleben zu
mit der derb, breit, innig und mannhaft gespielten Rolle
er „Floh im Ohr“ versagen, auf den Direktor Jarno
einem nützlicheren Dasein heraus. Man wundert sich, daß
des Amerikaners in die erste Linie des Josefstädters
etzte Hoffnung gesetzt hatte, bis er endlich mit der
mit solchen Motiven heute nochkein Erfolg zu erringen
Ensembles. Mit den Darstellern wurde auch der Ver¬
tnis, daß es so nicht weiter gehe, vor der bangen
ist, und gar im Josefstädter Theater, wo man an andere
fasser des Stückes oft und lebhaft vor die Rampe gerufen.
stand: Was nun? So wurde Heinrich Schrotten=] Kost gewöhnt ist. Aber vielleicht ist es gerade die Ueber¬