II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 305

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19. Der Ruf des Lebens
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Tochter gießt einige Tropfen Gift mehr in die Schale Ruf des Lebens an das Ohr des Menschen. Lockt ihn
sche Irrwege.
zu dummen und manchmal auch zu verhängnisvollen
und ist frei . .. dem Rufe des Lebens zu folgen.
Der Ruf des Lebens“.)
Der Ruf des Lebens lockt auch denselben jungen Schritten. Aber dann war's doch niemals der Ruf des
von Schnitzlers Talent halten Leutnant, um den die sündige Tochter den Vater er= Lebens, der das Unheil verursacht, sondern einfach das
für sich: man muß ihn ernst mordet. Aber der widersteht dem Ruf, weil es der tückische Schicksal, das immer ein Feind des frohen
Lebensrufes war. Darum vor dem Ruf des Lebens
ls zu den Strebern gehört, die rechte Ruf nicht ist, wahrscheinlich. Und da die rufende
Tag den Tageserfolg anstreben, Sünderin von ihrem Mann erschossen ist, kommt der warnen? Wem der Ruf etwas anderes ins Ohr schreit
gegangen. Freilich hat ihn der rechte Ruf. Von der Vatermörderin, die den jungen als die Schönheit und die helle Sonnenpracht des
geführt, wo er jetzt herum= Menschen lockt. Und von der rauchenden Leiche weg Lebens, der hat den Ruf eben nicht verstanden. Er ist
. Hier stocke ich schon. einem falschen Rufe gefolgt, den man den Ruf des
n dasselbe Gäßchen gelangt, um folgt er dem Ruf des Lebens.
Weg zu suchen. Und weil ihn Ist das wirklich der Ruf des Lebens? Der Tod ist ans Schicksals, Ruf des Verhängnisses, Ruf des Todes nennen
hat er die Not des Irrweges Ende des Lebens gesetzt, — gibt's wirklich ein Gemüt, mag, aber doch nie Ruf des Lebens. Der Ruf lockt immer
Leibes Notdurft hat sein be= das angesichts des grinsenden Todes den Ruf des Lebens nur in sonnige Höhen, zu leuchtender Tat. Auch beim
r ferngehalten, die Liebkosungen hört, oder besser, empfindet? Auch die Tigerin heult ein herrlichen Bergsteigen hat schon mancher den Hals ge¬
bergroße Freundeszirkel geboten, wenig an der Leiche ihres Gatten, ehe der Hunger sie brochen, weil er immer nur in die sonnige Höhe sah
er der Sohn eines berühmten zum Fraß des Leibes zwingt, — will der Arzt beweisen, und nicht auf den felsigen Boden. Soll darum die Höhe
ich zu den Auserkorenen gehört. daß es für den Ruf des Lebens keinen Tod gibt? Wie weniger leuchtend sein, weniger strahlend die freie Sonne,
t der koketten Schmachtlocke in jammervoll öde wäre dieses Leben, das keine Pause der weniger schön das strotzende Leben ...? Der Dichter,
die Charakteristik des Dichters. Sammlung, keinen Augenblick der pietätvollen Emp=der uns solches beweisen wollte, müßte freilich ganz andere
Und wie tief muß der Dichter im Mittel bringen. Hat der nordische Recke mit seinen ab¬
ernst nachzudenken, aber Iin findung kennt.
himer wieder die Gedankenwelt eigenen Irrtum stecken, wenn er solche Thesen aufstellt . . . grundtiefen Gehirngespinsten immer wieder die Schön¬
mgebung hinein. Des Lebens Das Leben ist doch menschlicher. Es würde dem ge= heit des Lebens zugestehen müssen, — da wird wohl so
ie Wand malen und malt doch wissenlosen Wüstling von der Natur aus die Pause zu= bald kein Dichter erstehen, der uns die Schillersche
Leinwand. Sein Leben als diktieren, die er in unsagbarer Unmenschlichkeit einfach Lebenslehre in düsterem Pessimismus umwandelt. Er
as süße Mädl kennen lernte und ausstreichen möchte. Probier's doch einer, von einer müßte ein Goethe des Lebenselends sein.
Das Stück Schnitzlers zerfällt in sich selbst. Die
Hier
in vollen Zügen schlürfte, als frischen Leiche weg ins Brautbett zu steigen
eigene Beweiskraft läßt den Dichter völlig im Stich und
n einem traurigen Falle einen könnte der Arzt doch den Dichter lehren, wie falsch
sie macht auch die Zuhörer für den Augenblick irre. Dann
eit des Lebens sieht, als wohl= dieser Ruf des Lebens ist.
Falsch wie die Zwiespältigkeit der Seele, die kalt= sagt der eine, man hätte es nur mit einem Traumbild
der im üppigen Salon über den
kt. Die alten Bäume rauschen blütig einen Mord am eigenen Vater begeht, um eine zu tun und der andere geht mit schonenden Worten um
ebenan spielt die gesittete Frau Liebesnacht zu feiern, die nie wiederkehrt, und dann in die Wahrheit herum. Aber dazu ist Schnitzler doch zu
te und des Dichters Phantasie spintisierender Verzweiflung ruhig das Leben weiterlebt, gut. Ihm muß man schon sagen, sein Stück sei herzlich
ndüsterte Höhen. Er sieht ein das keinen Ruf mehr für die tote Seele hat. Diese schlecht, weil es sein starkes Talent vertragen kann. Er
d hält's für das Wahre. Weiß philosophische Marie ist der weibliche Schnitzler. Redet wird weiter streben und endlich doch wieder auf den
raum ist. Und dann klatschen sich einen Paroxismus ein, der ihr gar nicht eigen ist rechten Weg kommen. Vorläufig ist er auf dem Irr¬
u.
ie Zeitungen schonend über die und legt einen schwarzen Schleier um das Leben, den wege ..
berühmten Vaters und der die eigene Selbstsucht gar nie gesehen hat. Sie posiert
edigt weiter seinen Irrweg. mit dem Todesgedanken, weil sie sich pumperlgesund
s ertönt an unser aller Ohr. fühlt. Man könnte sie beinahe im Verdacht haben, daß
zur Schandtat, den Wüstling sie alsbald in die Arme eines anderen eilen wird, um
n Menschen erreicht er nicht . .. am nächsten Tage wieder vom Tode zu spintisieren, wie
so grauslichen
die sündigen Menschen etwas Schnitzler nach der Aufführung eines
uten, die langweilen sich ihr Schauspiels sich bei Champagner als großer Dichter
gebung mit ihren Grundsätzen, fetern läßt.
Das tut einem in der Seele weh. Besonders wenn
ht ganz mißverstanden, so will
man in dem jungen Most den edlen Wein gären sah
rschütterndem Bilde vorführen.
alten Moser lockt der Ruf des und auf einen guten Tropfen hoffte. Wie konnte sich
5 Liebsten, zur rechten Stunde der flotte Erzähler von Anatols Liebesgeschichten, der
ralische Arzt, den der Ruf des feine Beobachter von Leutnant Mukis Schicksal, der ehr¬
der schiebt die sündigen Gelüste liche Kämpfer gegen Liebelei und gegen die Edelwildjagd
Lebens in die Arme. Die in solche Ge###kenwildnis verirren? Laut jauchzt der