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19. Der Ruf desMnuns
Gelozag in gelade durch diese Neitertruppe
die allgemeine Flucht veranlaßt und dadurch
eine Schlacht verloren worden. Um der Fahne
die Ehre wieder zu geben, verschwören sich die
Offiziere, den Tod zu suchen. Davon erfährt
die Tochter und glaubt sich nun um das einzige
Glück betrogen, das ihr erlebenswert erscheint.
Sie faßt den Eutschluß, ihr Glück nicht fahren
zu lassen, und um sich dem Geliebten hingeben
zu können, tötet sie ihren Vater dadurch, daß
sie ihm von einem Schlafmittel „für 1000
Nächte“ ins Glas mischt. Der Vater stirbt,
und die Tochter befriedigt ihr geradezu krank¬
haftes Gelüst. Sie nennt das recht phrasen¬
haft: das Leben hat mich gerufen! Das erhoffte
Glück findet sie damit natürlich nicht. Der einen
Stunde der Seligkeit folgt die Neue, die ihr
weiteres Leben zerstört. Neben dieser Haupt¬
Premer Stadttheater.
handlung läuft eine ganze Reihe von Episoden,
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*) Der Ruf des Lebens. 7 5400#
die mit ihr nur äußerlich verknüpft sind, aber
auch ihre Opfer an Toten und Sterbenden ver¬
Schauspiel von Arthur Schuitzler“
langen. Aber all diese Qualen können gleich¬
Schnitzler ist sozusagen der Stimmungs¬
wohl nicht seelisch erschüttern, weil hinter
dramatiker. An allem, was er bisher geschaf¬
ihnen allzu viel und allzu sichtlich verstimmende
sen, interessiert weniger die Handlung oder die
Absicht steht. Es sind gesucht verzwickte seelische
Charakteristik, als gerade die meisterhafte Artl Probleme, die mit seiner Hülfe taschenspiele¬
und Weise, wie er die Umgebung, in der sich risch bald unter diese, bald unter jene, immer
seine Personen bewegen, aus der heraus sie aber gewollt iheatralisch wirkungsvolle Be¬
gewissermaßen bedingt sind, zu schildern weiß leuchtung gestellt werden. Die Charakteristik!!
Und in dieser besonderen Hinsicht ist auch „Derl kann nicht befriedigen, weil sie an Theaterfigu¬
Ruf des Lebens“ ein aller Anerkennung wür¬ ren verschwendet ist, die nie gelebt haben und
diges Werk. Die Handlung dagegen geht von nie leben werden. Alles in allem hinterläßt
völlig unglaubhaften Voraussetzungen aus, das Stück den Eindruck eines verfehlten psycho¬
die einzig und offensichtlich zu dem Zwecke künst¬
logischen Experiments.
lich konstruiert erscheinen, um eben ein im
Mit der Aufführung der Novität konnte
gröbsten Sinne möglichst spannendes Theater¬
man im großen und ganzen zufrieden sein.
stück zustande bringen zu können.
Vortreffliche Leistungen boten namentlich Mi¬
Die Tochter eines todkranken und doch zu=schael Is ilovits als der alte Egoist und
gleich unendlich lebenshungrigen Egoisten Margate Conrad als dessen Tochter.
wird von diesem um ihr junges Leben geprellt, Demgegenuber war der Forstadjunkt von Al¬
indem er sie jahrelang mit eifersüchtiger Hart=sbert Kehm der doch ein Naturbursche sein
näckigkeit an sein Krankenbett gefesselt hält. sollte, entsetzlich verkünstelt. Die Ausstattung
Da darf sie einmal einen Ball besuchen, auf
muß als geschmackvoll anerkannt werden.
dem sie einen Kürassierleutnant kennen lernt,
G. P.
dem ihr ganzes — animalisches — Wesen ent¬
gegen schreit. Er hat sie zu einem Stelldichein
jebeten, das sie, von ihrem Vater zurückgehal¬
en, versäumt. Kurz darauf gibt es Krieg,
ind das betreffende Regiment geht in ihm dem
cheren Untergang entgegen, denn es gilt,
ine alte Schmach zu fühnen. In einem frühe¬
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19. Der Ruf desMnuns
Gelozag in gelade durch diese Neitertruppe
die allgemeine Flucht veranlaßt und dadurch
eine Schlacht verloren worden. Um der Fahne
die Ehre wieder zu geben, verschwören sich die
Offiziere, den Tod zu suchen. Davon erfährt
die Tochter und glaubt sich nun um das einzige
Glück betrogen, das ihr erlebenswert erscheint.
Sie faßt den Eutschluß, ihr Glück nicht fahren
zu lassen, und um sich dem Geliebten hingeben
zu können, tötet sie ihren Vater dadurch, daß
sie ihm von einem Schlafmittel „für 1000
Nächte“ ins Glas mischt. Der Vater stirbt,
und die Tochter befriedigt ihr geradezu krank¬
haftes Gelüst. Sie nennt das recht phrasen¬
haft: das Leben hat mich gerufen! Das erhoffte
Glück findet sie damit natürlich nicht. Der einen
Stunde der Seligkeit folgt die Neue, die ihr
weiteres Leben zerstört. Neben dieser Haupt¬
Premer Stadttheater.
handlung läuft eine ganze Reihe von Episoden,
2#17
*) Der Ruf des Lebens. 7 5400#
die mit ihr nur äußerlich verknüpft sind, aber
auch ihre Opfer an Toten und Sterbenden ver¬
Schauspiel von Arthur Schuitzler“
langen. Aber all diese Qualen können gleich¬
Schnitzler ist sozusagen der Stimmungs¬
wohl nicht seelisch erschüttern, weil hinter
dramatiker. An allem, was er bisher geschaf¬
ihnen allzu viel und allzu sichtlich verstimmende
sen, interessiert weniger die Handlung oder die
Absicht steht. Es sind gesucht verzwickte seelische
Charakteristik, als gerade die meisterhafte Artl Probleme, die mit seiner Hülfe taschenspiele¬
und Weise, wie er die Umgebung, in der sich risch bald unter diese, bald unter jene, immer
seine Personen bewegen, aus der heraus sie aber gewollt iheatralisch wirkungsvolle Be¬
gewissermaßen bedingt sind, zu schildern weiß leuchtung gestellt werden. Die Charakteristik!!
Und in dieser besonderen Hinsicht ist auch „Derl kann nicht befriedigen, weil sie an Theaterfigu¬
Ruf des Lebens“ ein aller Anerkennung wür¬ ren verschwendet ist, die nie gelebt haben und
diges Werk. Die Handlung dagegen geht von nie leben werden. Alles in allem hinterläßt
völlig unglaubhaften Voraussetzungen aus, das Stück den Eindruck eines verfehlten psycho¬
die einzig und offensichtlich zu dem Zwecke künst¬
logischen Experiments.
lich konstruiert erscheinen, um eben ein im
Mit der Aufführung der Novität konnte
gröbsten Sinne möglichst spannendes Theater¬
man im großen und ganzen zufrieden sein.
stück zustande bringen zu können.
Vortreffliche Leistungen boten namentlich Mi¬
Die Tochter eines todkranken und doch zu=schael Is ilovits als der alte Egoist und
gleich unendlich lebenshungrigen Egoisten Margate Conrad als dessen Tochter.
wird von diesem um ihr junges Leben geprellt, Demgegenuber war der Forstadjunkt von Al¬
indem er sie jahrelang mit eifersüchtiger Hart=sbert Kehm der doch ein Naturbursche sein
näckigkeit an sein Krankenbett gefesselt hält. sollte, entsetzlich verkünstelt. Die Ausstattung
Da darf sie einmal einen Ball besuchen, auf
muß als geschmackvoll anerkannt werden.
dem sie einen Kürassierleutnant kennen lernt,
G. P.
dem ihr ganzes — animalisches — Wesen ent¬
gegen schreit. Er hat sie zu einem Stelldichein
jebeten, das sie, von ihrem Vater zurückgehal¬
en, versäumt. Kurz darauf gibt es Krieg,
ind das betreffende Regiment geht in ihm dem
cheren Untergang entgegen, denn es gilt,
ine alte Schmach zu fühnen. In einem frühe¬