II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 389

19. Der Ruf des Lebens
Telephon 12.801.
Dt. —
„OSSLIVEN —
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San bgancjsco, Stockholm, St. Petersburg.
(dec#u#e#4 #rten Courier, Ber
Ausschnitt aus:
Margenausgabe
3O.SEFRENRLR 303
vom:
Aus Bremen wird uns berichtet: Im hiesigen
Stadtthearer ging am Sonnabend zum ersten Male
Arthur Schnitzlers dreiaktiges Schauspiel
„Der Ruf d#s“ in Szene. Während die
ersten Aufzüge sehr starke Wirkungen erzielten, die sich
namentlich nach den Aktschlüssen durch mehrmalige
lebhafte Hervorrufe der Darstellenden kundgab, wurde
dem Schlußakt — hauptsächlich wohl infolge des vor¬
angegangenen Uebermaßes von heftigst erregenden
Situationen — eine ungleich kühlere Aufnahme zu
teil. — Das Stück hatte sich unter der sorgsamen
Regie Gustav Burchards einer rühmlichen
Wiedergabe zu erfreuen wobei ganz besonders
Margarethe Conrad als Marie Moser ihre
reife Darstellungskunst erweisen konnte.
box 24/4
Telephon 12.601.
244
„ODSEIVER
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ocme Gowähs).
Ausschnitt- aus Kölnische Zeitung
30 S1P 1909
vom:

0 Bremen. Im hiesigen Stadttheater machte man den Versuch,
ob Arthur Schnitzlers Ruf des Lebens, der ja bereits vor drei
Jahren in-Bertinein sehr mißvergnügtes Echo weckte, in einer Neu¬
bearbeitung reiner klingen und tiefer in die Herzen dringen würde. Leider
ohne Erfolg; der wirre Ruf klang um nichts leichter und freier. Die
Bearbeitung besteht lediglich in einer Zusammendrängung des dramatisch
ganz zwecklosen dritten Aktes und in einer leisen Retusche der großen
dramatischen Motivierung des unnötig brutalen Vorganges im ersten
Akte, der die hysterische Katastrophe der armen, aber leider etwas
mannstollen Marie Moser einleitet. Man erinnert sich: das junge
Mädchen, das von ihrem kranken alten Vater grausam an den Kranken¬
stuhl gekettet wird, und das endlich den „Schlaf von tausend Nächten“
(Verdeutschung von Morphiumi) in ein Wasserglas gießt und dem
eigenen Vater an den Mund setzt, damit sie dem Ruf des Lebens —
in die Husarenkaserne folgen kann, wo Leutnant Max mit der Frau
seines Obersten inzwischen die Ehe brach, was dann, bevor er mit
Marie den Ruf des „Lebens“ anskostet, der untreuen Gattin noch
rasch auf offener Bühne eine Revolverkugel und plötzlichen Tod ein¬
bringt. Es ist die traurige Krankheitsgeschichte eines jungen Mäd¬
chens. Trotz heißen Bemübens der Regie und der Darsteller — Margarete
Conrads Marie war eine tapfere Leistung — blieb das Publikum ab¬
lehnend korrekt. Schnitzler hat aber auch Leiseres, Feineres, skeptische
Resignation in melancholischen Dialogen zu geben. Das Leben ist ja
für ihn nur Dialog. Aber für Theatergreuel mit Gift=, Selbstmord¬
und Ehebruchsschauern ist er zu willensschwach und skeptisch.
ennschben
ee