Blutes und der Triebe abfassen? Hier weiß
man zuletzt gar nicht mehr, wo hinaus mit all
den Schrecknissen. Denn im letzten Akt hören
wir nun noch, daß alle Offiziere richtig tot
sind, der Oberst, der Leutnant, das ganze Re¬
giment. Marie haust einsam und zerbrochen in
einem Häuschen, der Arzt ihres Vaters ist ihr
einziger Umgang.
Die oben erwähnte
erscheint
der
Freundin
nochmals auf
e
ist
nunmehr eine Cour¬
Bildfläche,
tisane geworden, befindet sich aber im letz¬
ten Stadium der Schwindsucht und ergeht sich
in den sonderbarsten nach Fieberdelirium klin¬
genden Reden, aus denen wir nur die Absicht
des Autors vermuten, wieder einmal die Ge¬
walt des Lebenstriebes zu erklären. Den Schluß
bilden einige Betrachtungen des Arztes über die
Unzerstörbarkeit der Natur, die die Blumen
blühen und die Vögel singen läßt, mögen die
Menschen es nun so oder anders treiben. Also
wiederum der Satz: das Leben geht unaufhalt¬
sam seinen Gang.
Ein Bericht kann natürlich die Farbe, den
Duft einer Dichtung nie erschöpfend geben, ja
sogar nur schwer andeuten. So sei denn nur
gesagt, daß dieses Drama selbstverständlich nicht
nur die erwähnten Vorgänge enthält, sondern
dazwischen auch eine Reihe sehr stimmungsvoller
Szenen mit gescheuten Dialogen. Als ganzes
aber vermag es wohl kaum zu befriedigen.
Kein einziger Charakter ist ausgeführt, alles
steckt in der Andeutung, in wilden Zickzacksprün¬
gen bewegt sich die Handlung und dabei ist
von all den Nebenfiguren eigentlich auch noch
allerlei zu erzählen! Und ist es nicht eigentlich
schon eine Kritik, daß der Rezensent hier nur
zu erzählen hat? Die Fülle der Ereignisse
schlägt die Gedanken tot.
Die Aufführung war ganz ausgezeichnet!
Wir haben jetzt ohne jeden Zweifel ein Schau¬
spielensemble, das der schweren Aufgabe ge¬
wachsen ist, auch Stücke zweiter Güte so heraus¬
zubringen, daß das Publikum gefesselt wird.
Ich habe der Uraufführung dieses Dramas sei¬
nerzeit im Lessingtheater zu Berlin beigewohnt,
wobei Schnitzler anwesend war und seine An¬
hänger gegen eine starke Opposition von Zi¬
schern zu kämpfen hatten. Ich darf aber sagen,
ohne zu übertreiben, daß die gestrige Auffüh¬
rung auch nach jener doch gewiß subtil einstu¬
dierten Premiere sich mit Ehren sehen lassen
konnte. Die Szenenbilder waren der Stimmung
vortrefflich angepaßt, das letzte Bild besonders
war sehr hübsch ausgeführt. Alles klappte, alle
hatten sich in ihre Aufgaben mit Ernst versenkt
und die feste Hand einer weisen Regie war
durchweg zu spüren.
Der erste Lorbeer aber gebührt Fräulein
Wernay. Ich habe die Rolle der Marie von
Irene Triesch geben sehen, ich habe sie von der
Kommissarshewskaja gesehen. Fräulein Wernay
übertraf gestern beide. Die Triesch gibt die
Marie zu starr, zu sehr von Anfang an zer¬
brochen, die berühmte Russin gab sie zu sehr
gealtert, zu verkümmert. Fräulein Wernay aber
weiß ein Innenleben der Marie ahnen zu lassen,
daß wir dann alles als folgerichtig begreifen.
Ein Mienenspiel, inneres Feuer verratend, weiß
sie zu geben, daß man aus der Spannung
nicht herauskommt. Und dabei ein Auftreten,
eine Geste von einem Reiz, der uns verstehen
läßt, daß das „Mädchen mit weißer Haut und
runden Armen“ auffällt und umworben wird.
Eine Leistung ersten Ranges!
Fräulein Enzinger gab die Rolle der oben
erwähnten lebenssüchtigen und schwindsüchtigen
Freundin. Der Dichter läßt diese soviel kon¬
fuses Zeug reden, daß es der Darstellerin sehr
schwer fallen muß, ein einheitliches Charakter¬
bild zu schaffen. Im ganzen war die Darstel¬
lung, die Frl. Enzinger gab, fein ausgeführt
und recht anmutig.
u
T enag¬
schlußrunde siegte Herr L. Schoeler (—50) über
Herrn C. Vajen (+¾) mit 6:4, 2:6 und 6:4.
Feuerbericht. Gestern um 5¼ Uhr nachmit¬
tags war in einer Wohnung des an der Säulen¬
straße Nr. 60a belegenen Gebäudes von Stei¬
nert durch eine heruntergefallene Wandlampe
diverses Mpbiliar in Brand geraten. Das Feuer
konnte von Hausleuten noch vor Eintreffen der
Feuerwehr unterdrückt werden, so daß der von
der Moskowischen Feuer=Assekuranz=Kompagnie
zu vergütende: Materialschaden unbedeutend ist.
man zuletzt gar nicht mehr, wo hinaus mit all
den Schrecknissen. Denn im letzten Akt hören
wir nun noch, daß alle Offiziere richtig tot
sind, der Oberst, der Leutnant, das ganze Re¬
giment. Marie haust einsam und zerbrochen in
einem Häuschen, der Arzt ihres Vaters ist ihr
einziger Umgang.
Die oben erwähnte
erscheint
der
Freundin
nochmals auf
e
ist
nunmehr eine Cour¬
Bildfläche,
tisane geworden, befindet sich aber im letz¬
ten Stadium der Schwindsucht und ergeht sich
in den sonderbarsten nach Fieberdelirium klin¬
genden Reden, aus denen wir nur die Absicht
des Autors vermuten, wieder einmal die Ge¬
walt des Lebenstriebes zu erklären. Den Schluß
bilden einige Betrachtungen des Arztes über die
Unzerstörbarkeit der Natur, die die Blumen
blühen und die Vögel singen läßt, mögen die
Menschen es nun so oder anders treiben. Also
wiederum der Satz: das Leben geht unaufhalt¬
sam seinen Gang.
Ein Bericht kann natürlich die Farbe, den
Duft einer Dichtung nie erschöpfend geben, ja
sogar nur schwer andeuten. So sei denn nur
gesagt, daß dieses Drama selbstverständlich nicht
nur die erwähnten Vorgänge enthält, sondern
dazwischen auch eine Reihe sehr stimmungsvoller
Szenen mit gescheuten Dialogen. Als ganzes
aber vermag es wohl kaum zu befriedigen.
Kein einziger Charakter ist ausgeführt, alles
steckt in der Andeutung, in wilden Zickzacksprün¬
gen bewegt sich die Handlung und dabei ist
von all den Nebenfiguren eigentlich auch noch
allerlei zu erzählen! Und ist es nicht eigentlich
schon eine Kritik, daß der Rezensent hier nur
zu erzählen hat? Die Fülle der Ereignisse
schlägt die Gedanken tot.
Die Aufführung war ganz ausgezeichnet!
Wir haben jetzt ohne jeden Zweifel ein Schau¬
spielensemble, das der schweren Aufgabe ge¬
wachsen ist, auch Stücke zweiter Güte so heraus¬
zubringen, daß das Publikum gefesselt wird.
Ich habe der Uraufführung dieses Dramas sei¬
nerzeit im Lessingtheater zu Berlin beigewohnt,
wobei Schnitzler anwesend war und seine An¬
hänger gegen eine starke Opposition von Zi¬
schern zu kämpfen hatten. Ich darf aber sagen,
ohne zu übertreiben, daß die gestrige Auffüh¬
rung auch nach jener doch gewiß subtil einstu¬
dierten Premiere sich mit Ehren sehen lassen
konnte. Die Szenenbilder waren der Stimmung
vortrefflich angepaßt, das letzte Bild besonders
war sehr hübsch ausgeführt. Alles klappte, alle
hatten sich in ihre Aufgaben mit Ernst versenkt
und die feste Hand einer weisen Regie war
durchweg zu spüren.
Der erste Lorbeer aber gebührt Fräulein
Wernay. Ich habe die Rolle der Marie von
Irene Triesch geben sehen, ich habe sie von der
Kommissarshewskaja gesehen. Fräulein Wernay
übertraf gestern beide. Die Triesch gibt die
Marie zu starr, zu sehr von Anfang an zer¬
brochen, die berühmte Russin gab sie zu sehr
gealtert, zu verkümmert. Fräulein Wernay aber
weiß ein Innenleben der Marie ahnen zu lassen,
daß wir dann alles als folgerichtig begreifen.
Ein Mienenspiel, inneres Feuer verratend, weiß
sie zu geben, daß man aus der Spannung
nicht herauskommt. Und dabei ein Auftreten,
eine Geste von einem Reiz, der uns verstehen
läßt, daß das „Mädchen mit weißer Haut und
runden Armen“ auffällt und umworben wird.
Eine Leistung ersten Ranges!
Fräulein Enzinger gab die Rolle der oben
erwähnten lebenssüchtigen und schwindsüchtigen
Freundin. Der Dichter läßt diese soviel kon¬
fuses Zeug reden, daß es der Darstellerin sehr
schwer fallen muß, ein einheitliches Charakter¬
bild zu schaffen. Im ganzen war die Darstel¬
lung, die Frl. Enzinger gab, fein ausgeführt
und recht anmutig.
u
T enag¬
schlußrunde siegte Herr L. Schoeler (—50) über
Herrn C. Vajen (+¾) mit 6:4, 2:6 und 6:4.
Feuerbericht. Gestern um 5¼ Uhr nachmit¬
tags war in einer Wohnung des an der Säulen¬
straße Nr. 60a belegenen Gebäudes von Stei¬
nert durch eine heruntergefallene Wandlampe
diverses Mpbiliar in Brand geraten. Das Feuer
konnte von Hausleuten noch vor Eintreffen der
Feuerwehr unterdrückt werden, so daß der von
der Moskowischen Feuer=Assekuranz=Kompagnie
zu vergütende: Materialschaden unbedeutend ist.