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19. Der Ruf des Lebens
brachte, sondern dem Ruf des Lebens folgte. Wie er's da= rend Fritz Goldhaber in der Rolle des Forstadjunkten durch¬
mals tat, so vermag nun auch seine Tochter nicht zu wider= aus verfehlt am Platze war. — Die Ausstattung war in den
stehen; aber auch ihr bringt der gewaltsam beschrittene Wegersten beiden Akten, die eigentlich allein in Frage kommen,
nicht das erhoffte Neuland. In einer Nacht erlebt sie tau= würdig und geschmackvoll, das Zusammenspiel gut,so daß das d
send Seligkeiten, sieht aber auch die Schatten drohen, die in Anbetracht des Stücks überraschend gut besuchte Haus mit d
sie vom Leben zurückschrecken. So muß sie sich im letzten Akt Recht am Beifall nicht sparte. Es war ein ehrlicher Ersol### in
trösten lassen mit der vagen Hoffnung, daß später einmal wie man ihm nach den Neuheiten der letzten Zeit im=Schau= si.
der Ruf zu einem schöneren, reiferen Leben an ihr Ohr spielhaus öfters begegnen möchte.
dringen wird. Und ihre Freundin, die auch dem Ruf des
Lebens folgte, da sie den Tod vor Augen sah, sie wird vom
Morgenfeier im Schauspielhatls.
Leben draußen zerbrochen. Es klingt wie ein tiefes, ver¬
* In der gestr. Matinée im Schauspielhaus vom Sonntag!
haltenes Weh durch die 3 Akte; eine müde Resignation, die
30. Nov. sprach 5## G. Traub-Dortmund über das
sich am besten spiegelt in den Worten, die einer der tot¬
Thema „Wert oder Unwertder Arbeit" Er stellte
geweihten Offiziere spricht: „Nichts kommt nach uns, alles
den Gegenstand seines Vortrags zunächst in den Zusammen.
stirbt mit uns; unser eigener Mörder, während er uns den
hang großer volkswirtschaftlicher Fragen hinein, wie sie z. B.
Dolch ins Herz gräbt, stirbt mit uns.“ Wozu also dem
Sombart in seinem Buch über Kapitalismus und Luxus ent¬
Ruf des Lebens folgen, da doch alles sterben muß? — Wie
wickelt hat, und formulierte dann sein Thema genauer, in¬
gesagt, eine lähmende, bleierne Atmosphäre in den 3 Akten,
dem er im Hauptteil seiner Rede die Frage behandelte: Ist der
die noch verstärkt wird durch die mustergültige Aufführung,
Sinn der Arbeit der, daß wir uns freuen sollen auf die Zeit,
die dem Schauspiel am Samstag zu teil ward. Adolf Teleky
da wir nicht mehr zu arbeiten brauchen? An der Hand
leitete die Aufführung, und er war es auch, der im ersten
etymologischer Auseinandersetzungen, bei denen auch das sla¬
Akt mit seiner meisterhaften Verkörperung des Vaters den
wische Wort robot, das die eigentliche Knechtsarbeit bezeich¬
düsteren Grundton für das ganze Stück angab. Neben ihm
net, herbeigezogen wurde, setzte der Redner auseinander, daß
ist Marie Andor zu nennen, eine neue Kraft des Theaters,
im deutschen wie im sonstigen Sprachgebrauch, so im griechi¬
die in ihrem Spiel das nach dem Leben hungernde Weib
schen und lateinischen, die körperliche Arbeit gleichbedeutend
zu einem Erlebnis machte. Man darf sich freuen, der Künst¬
sei mit Mühe und Not. Erst Luther hat in einer Stelle im
lerin in anderen tiefen Rollen noch zu begegnen. Lucy Nor= Sirachbuch Arbeit gleichbedeutend gesetzt mit Beruf und damit ##
berg gab die Schwindsüchtige, die ihr Leben bis zur Neige die tägliche Arbeit verklärt und auf eine höhere geistige Stufe
kosten will, vielleicht mit etwas zu starken Mitteln, aber sehr
gehoben. Es wurde sodann der Unterschied von „Schaffen“
gut, wenn man ihre Inanspruchnahme durch andere, leich= und „Arbeiten“ dargelegt und gezeigt. daß der letztere Be¬ d
teste Rollen in Betracht zieht. Als ihre Mutter hielt sich griff eine höhere Stufe darstelle, insofern, als in ihm die
wacker Anna Smith; Willi Meinberg gab einen sympathi= Offenbarung des eigenen Willens zum Ausdruck komme. Dem ##
schen, geraden Arzt, Dir. Bernecker den etwas merkwürdigen Standpunkt, daß der Mensch arbeiten soll, um später nicht ns
Oberst und Annie Reiter in wenigen Szenen wirkungsvoll
mehr arbeiten zu müssen, wurde ein gewisses Recht zugespro¬ dis
seine Frau. Karl Eggers=Dechen und Werner Fricke boten chen. Die körperliche Arbeit, die reine Muskelarbeit, ist in
in den kleinen Rollen der Offiziere Beachtenswertes, wäh¬ der Tat etwas den Menschen schwer Belastendes, sie wird viel¬ as
19. Der Ruf des Lebens
brachte, sondern dem Ruf des Lebens folgte. Wie er's da= rend Fritz Goldhaber in der Rolle des Forstadjunkten durch¬
mals tat, so vermag nun auch seine Tochter nicht zu wider= aus verfehlt am Platze war. — Die Ausstattung war in den
stehen; aber auch ihr bringt der gewaltsam beschrittene Wegersten beiden Akten, die eigentlich allein in Frage kommen,
nicht das erhoffte Neuland. In einer Nacht erlebt sie tau= würdig und geschmackvoll, das Zusammenspiel gut,so daß das d
send Seligkeiten, sieht aber auch die Schatten drohen, die in Anbetracht des Stücks überraschend gut besuchte Haus mit d
sie vom Leben zurückschrecken. So muß sie sich im letzten Akt Recht am Beifall nicht sparte. Es war ein ehrlicher Ersol### in
trösten lassen mit der vagen Hoffnung, daß später einmal wie man ihm nach den Neuheiten der letzten Zeit im=Schau= si.
der Ruf zu einem schöneren, reiferen Leben an ihr Ohr spielhaus öfters begegnen möchte.
dringen wird. Und ihre Freundin, die auch dem Ruf des
Lebens folgte, da sie den Tod vor Augen sah, sie wird vom
Morgenfeier im Schauspielhatls.
Leben draußen zerbrochen. Es klingt wie ein tiefes, ver¬
* In der gestr. Matinée im Schauspielhaus vom Sonntag!
haltenes Weh durch die 3 Akte; eine müde Resignation, die
30. Nov. sprach 5## G. Traub-Dortmund über das
sich am besten spiegelt in den Worten, die einer der tot¬
Thema „Wert oder Unwertder Arbeit" Er stellte
geweihten Offiziere spricht: „Nichts kommt nach uns, alles
den Gegenstand seines Vortrags zunächst in den Zusammen.
stirbt mit uns; unser eigener Mörder, während er uns den
hang großer volkswirtschaftlicher Fragen hinein, wie sie z. B.
Dolch ins Herz gräbt, stirbt mit uns.“ Wozu also dem
Sombart in seinem Buch über Kapitalismus und Luxus ent¬
Ruf des Lebens folgen, da doch alles sterben muß? — Wie
wickelt hat, und formulierte dann sein Thema genauer, in¬
gesagt, eine lähmende, bleierne Atmosphäre in den 3 Akten,
dem er im Hauptteil seiner Rede die Frage behandelte: Ist der
die noch verstärkt wird durch die mustergültige Aufführung,
Sinn der Arbeit der, daß wir uns freuen sollen auf die Zeit,
die dem Schauspiel am Samstag zu teil ward. Adolf Teleky
da wir nicht mehr zu arbeiten brauchen? An der Hand
leitete die Aufführung, und er war es auch, der im ersten
etymologischer Auseinandersetzungen, bei denen auch das sla¬
Akt mit seiner meisterhaften Verkörperung des Vaters den
wische Wort robot, das die eigentliche Knechtsarbeit bezeich¬
düsteren Grundton für das ganze Stück angab. Neben ihm
net, herbeigezogen wurde, setzte der Redner auseinander, daß
ist Marie Andor zu nennen, eine neue Kraft des Theaters,
im deutschen wie im sonstigen Sprachgebrauch, so im griechi¬
die in ihrem Spiel das nach dem Leben hungernde Weib
schen und lateinischen, die körperliche Arbeit gleichbedeutend
zu einem Erlebnis machte. Man darf sich freuen, der Künst¬
sei mit Mühe und Not. Erst Luther hat in einer Stelle im
lerin in anderen tiefen Rollen noch zu begegnen. Lucy Nor= Sirachbuch Arbeit gleichbedeutend gesetzt mit Beruf und damit ##
berg gab die Schwindsüchtige, die ihr Leben bis zur Neige die tägliche Arbeit verklärt und auf eine höhere geistige Stufe
kosten will, vielleicht mit etwas zu starken Mitteln, aber sehr
gehoben. Es wurde sodann der Unterschied von „Schaffen“
gut, wenn man ihre Inanspruchnahme durch andere, leich= und „Arbeiten“ dargelegt und gezeigt. daß der letztere Be¬ d
teste Rollen in Betracht zieht. Als ihre Mutter hielt sich griff eine höhere Stufe darstelle, insofern, als in ihm die
wacker Anna Smith; Willi Meinberg gab einen sympathi= Offenbarung des eigenen Willens zum Ausdruck komme. Dem ##
schen, geraden Arzt, Dir. Bernecker den etwas merkwürdigen Standpunkt, daß der Mensch arbeiten soll, um später nicht ns
Oberst und Annie Reiter in wenigen Szenen wirkungsvoll
mehr arbeiten zu müssen, wurde ein gewisses Recht zugespro¬ dis
seine Frau. Karl Eggers=Dechen und Werner Fricke boten chen. Die körperliche Arbeit, die reine Muskelarbeit, ist in
in den kleinen Rollen der Offiziere Beachtenswertes, wäh¬ der Tat etwas den Menschen schwer Belastendes, sie wird viel¬ as