d
19. Der Lebens
vom: 12 0Kli Psheller-Zeitung, un—
Theater und Kunst.
Deutsches Volkstheater. SchnißlersAuf des
We senmit mihen Tashen und scnichiche er.
zwischen gewaltigem Fühlen und müdem Erkennen, das am
letzten Ende ergebnislos auch für die Erkenntnis des Lebens
selbst bleibt. In seinem Besten hat dieses merkwürdige Stück
etwas Unwirkliches an sich, trotz krasser äußerer Vorgänge,
Kriegstrompeten, Revolverschüsse, Wahnsinn, Morde. Dieses Unz
wirkliche müßte auch der Aufführung gewahrt bleiben, um das
tiefere Symbolische festzuhalten. Auch in Kriegszeiten kommt es
da nicht auf die militärischen Signale und andere Handgreiflich¬
keiten an, welche die Bühne „beleben“, um das Poetische, also das
allein Wichtige und Entscheidende, um so gewisser zu töten. Un¬
wirklichkeit kann auch nicht durch Unmöglichkeit im Darstelleri¬
schen ersetzt werden. Ihre Aufgabe vollkommen erfaßt und ihr
genügt haben eigentlich nur Fräulein v. Wagner (Marie)
und Herr Onno (Max). Herrn Kramer (Oberst) hat man
auch in Charakterrollen schon viel besser gesehen, die Herren
Lackner (Moser) und Kutschera (Arzt) gaben nicht ganz
ihre Rolle, sondern ein recht gutes Surrogat. Fleißig, aber
nicht am Platze ist Fräulein Steinsieck (Irene), ganz un¬
zulänglich diesmal Fräulein Bukovics (Katherine). Eine
Ophelia mit Soubrettentönen, die überirdisch wirken sollen,
wenn sie mit ganz hoher Stimme gebracht werden — nein, das
geht nicht.
D. B.
0.#
Ausschnitt WWiener Montags Journal, Wien
K1.19½
vom:
Theater, Kunst und Literatur.
(Deuisches Volkstheater.) Arthur SchnitzerSchau¬
spiel „Der Wille zum Leben“ paßt mit seiner psycho¬
logisch=mystischen Seelenstimmung nicht zu den brutal realisti¬
schen Geschehnissen unserer großen Tage. Der Ernst der
Dichtung und ihr sittlicher Gehalt verschaffen ihr den Ach¬
tungserfolg, den das Stück auch diesmal wieder hatte. Die
Darstellung war sehr gut, insbesondere Fr. von Wagner
setzte ihre leidenschaftlich=innige Naivität ins beste Licht. Die
Künstlerin rückt jetzt sichtlich dem Verständnis der Direktion
und des Publikums näher und scheint bereits ein „Liebling“
geworden zu sein. Ansonst wirkten die Damen Thaller,
Steinsiek, Bulovics und die Herren Kutschera,
Kramer, Klitsch, Edthofer und Lackner verdienst¬
lich mit. Das Stück wurde viel beklatscht.
Bien.] Zum erstenmal hatte das Haus
box 24/5
vom: 12 o Miener Allgemeine Zeitung, Wien
Theater. Kunst und Literatur.
Wien. 12. Oktober.
[Deutsches Volkstheater.] Im zeitgerechten
Bestreben, Stücke zu bringen, in denen Uniformen vor¬
kommen und der Krieg sich thematisch bemerkbar macht,
bietet das Deutsche Volkstheater jetzt eine Neuinszenierung
von Schnitzlers: „Der Ruf des Lebens.“ Ein Schau¬
spiel, in dem hinter Todesverachtung, Heldenhaftigkeit und
Kriegspathos, taktvoll äber immerhin, Fragezeichen gesetzt
werden und die Ideologie der Pflicht, taktvoll aber immer¬
hin, nicht unwidersprochen bleibt. Also wie man sieht, ein
Stück, nur äußerlich zur Stimmung dieser Tage passend, in
denen der Ruf vom Leben weg laut und anhaltend über den
Erdteil llingt. Das leicht gekünstelte, mit Zurückhaltung
bedeutsame Drama ist in diesen Blättern seinerzeit sorgfältig
gewürdigt worden. Es zeigt in schöner Deutlichkeit alle
Merkmale Schnitzlerscher Feinheit und Schwäche: eine viel¬
fach bestrebte, locker ausschwärmende Gedanklichkeit (um dem
rohen Theaier hinrejchend Raum und Weg freizugeben;
ein ins Breite fehlschlagendes Bemühen, ins Tiefe zu
motivieren; eine bis zur Unwahrscheinlichkeit noble Sprache;
ein Versuch, Strenges mit Zartem zu paaren, als deisen
züchterisches Ergebnis, leider, doch kein reinrassiges Drame
zu Tage kam! Frau v. Wagner spielte das melancholisch¬
inbrünstige Mädchen, Fräulein v. Bukovics die sü߬
leichtsinnige Todgeweihte, Herr Kramer den unbegreiflich
heroisch=witzigen Oberst, Herr Kutschera den priesterlich
frisierten Arzt, Herr Lackner den peinlichen „alten Moser“
Fräulein Steinsieck die sündhafte Obristin. Den Leutnant
Max, dem der Ruf des Lebens ganz besonders schrill uns
sogar mehrstimmig in die Ohren gellt, stellte Herr Onno
dar. Mit jenem Fanatismus in allen Lebenslagen, der von
seinem Bühnendasein nun einmal unzertrennlich scheint.
EnENennlgude onfe Uewahr.)
Ausschnitt aus: Sohn- u Montags-Courier,
TZUKT 19½
vom:
Theater und Kunst.
Deutsches Volkstheater. Arthur Schnitzlexs dreiaktiges
Schauspiel „Der Ruf des Lebens“ hat näch langer Zeit
wieder aufgeführt einen vollen Erfolg
davongetragen.
Dieses Stück voll Gedankentiefe und feingeschliffener Sen¬
tenzen hat seinerzeit verschiedentliche Urteile über
sich
ergehen lassen müssen. Die nunmehrige Aufführung des¬
selben bewies voll seine Lebensfähigkei. Ganz außeror¬
dentlich gut gespielt von den Herren Kramer, der das
Werk sehr gut inszenierte Lackner, Klitsch, Edthofer und
Kutschera, den Damen Thaller, Wagner, Steinsieck und
Bukovics ward dem Werke und der Aufführung der ver¬
diente volle Beifall des Publikum sgespendet.
Ausschnitt aus:
12 UKTUDEHITSTlorgen Wien
vom:
Deutsches Volkstheater.
Schnitzlers „Der Ruf des Lebens“ bestand vorgestern
glänzenliche Feuertaure. Des Dichters eherne Ge¬
schütze wurden ins Treffen geführt, unsere Seele stand im
dichtesten Feuerregen und darüber hinaus donnerte eine
Stimme und übertönte alles in uns: Der Ruf des Lebens,
„Nach uns ist nichts, selbst unser Mö=, stirbt mit uns“
Von den Darstellern verdienen vor all Frau v.. Wagner
Lackner hat ent¬
und Herr Kramer volles Lob. (
einmal eine Schlacht
schieden Pech: sein alter Moser hat sa,
verpatzt, gestern „verlor“ er seine Rolle, denn statt des alten
Moser spielte er den alten Grutz. Auch Herrn Kutschera
ist ein nicht unerheblicher Irrtum unterlausen: er bekam seine
Einberusung als Arzt und rückte als Feldvikar aus, was
ei dem Arztemangel von bösen Folgen hätte werden könngn#
Füulein Steinsieck gab die Frau des Obersten ober¬
ich operetkenhaft, wodurch sie sich um die ganze ##arakte¬
ristktihter Rolle brachte. Ein vollbesetztes Haus=bankte dem
Dichte der uns dieses Stück gab, und dankte dem Theater,
das es us zurückgab und dankie auch der lapferen Truppe,
De ihm eieen Sieg erkämpfte.
Ch. L,
19. Der Lebens
vom: 12 0Kli Psheller-Zeitung, un—
Theater und Kunst.
Deutsches Volkstheater. SchnißlersAuf des
We senmit mihen Tashen und scnichiche er.
zwischen gewaltigem Fühlen und müdem Erkennen, das am
letzten Ende ergebnislos auch für die Erkenntnis des Lebens
selbst bleibt. In seinem Besten hat dieses merkwürdige Stück
etwas Unwirkliches an sich, trotz krasser äußerer Vorgänge,
Kriegstrompeten, Revolverschüsse, Wahnsinn, Morde. Dieses Unz
wirkliche müßte auch der Aufführung gewahrt bleiben, um das
tiefere Symbolische festzuhalten. Auch in Kriegszeiten kommt es
da nicht auf die militärischen Signale und andere Handgreiflich¬
keiten an, welche die Bühne „beleben“, um das Poetische, also das
allein Wichtige und Entscheidende, um so gewisser zu töten. Un¬
wirklichkeit kann auch nicht durch Unmöglichkeit im Darstelleri¬
schen ersetzt werden. Ihre Aufgabe vollkommen erfaßt und ihr
genügt haben eigentlich nur Fräulein v. Wagner (Marie)
und Herr Onno (Max). Herrn Kramer (Oberst) hat man
auch in Charakterrollen schon viel besser gesehen, die Herren
Lackner (Moser) und Kutschera (Arzt) gaben nicht ganz
ihre Rolle, sondern ein recht gutes Surrogat. Fleißig, aber
nicht am Platze ist Fräulein Steinsieck (Irene), ganz un¬
zulänglich diesmal Fräulein Bukovics (Katherine). Eine
Ophelia mit Soubrettentönen, die überirdisch wirken sollen,
wenn sie mit ganz hoher Stimme gebracht werden — nein, das
geht nicht.
D. B.
0.#
Ausschnitt WWiener Montags Journal, Wien
K1.19½
vom:
Theater, Kunst und Literatur.
(Deuisches Volkstheater.) Arthur SchnitzerSchau¬
spiel „Der Wille zum Leben“ paßt mit seiner psycho¬
logisch=mystischen Seelenstimmung nicht zu den brutal realisti¬
schen Geschehnissen unserer großen Tage. Der Ernst der
Dichtung und ihr sittlicher Gehalt verschaffen ihr den Ach¬
tungserfolg, den das Stück auch diesmal wieder hatte. Die
Darstellung war sehr gut, insbesondere Fr. von Wagner
setzte ihre leidenschaftlich=innige Naivität ins beste Licht. Die
Künstlerin rückt jetzt sichtlich dem Verständnis der Direktion
und des Publikums näher und scheint bereits ein „Liebling“
geworden zu sein. Ansonst wirkten die Damen Thaller,
Steinsiek, Bulovics und die Herren Kutschera,
Kramer, Klitsch, Edthofer und Lackner verdienst¬
lich mit. Das Stück wurde viel beklatscht.
Bien.] Zum erstenmal hatte das Haus
box 24/5
vom: 12 o Miener Allgemeine Zeitung, Wien
Theater. Kunst und Literatur.
Wien. 12. Oktober.
[Deutsches Volkstheater.] Im zeitgerechten
Bestreben, Stücke zu bringen, in denen Uniformen vor¬
kommen und der Krieg sich thematisch bemerkbar macht,
bietet das Deutsche Volkstheater jetzt eine Neuinszenierung
von Schnitzlers: „Der Ruf des Lebens.“ Ein Schau¬
spiel, in dem hinter Todesverachtung, Heldenhaftigkeit und
Kriegspathos, taktvoll äber immerhin, Fragezeichen gesetzt
werden und die Ideologie der Pflicht, taktvoll aber immer¬
hin, nicht unwidersprochen bleibt. Also wie man sieht, ein
Stück, nur äußerlich zur Stimmung dieser Tage passend, in
denen der Ruf vom Leben weg laut und anhaltend über den
Erdteil llingt. Das leicht gekünstelte, mit Zurückhaltung
bedeutsame Drama ist in diesen Blättern seinerzeit sorgfältig
gewürdigt worden. Es zeigt in schöner Deutlichkeit alle
Merkmale Schnitzlerscher Feinheit und Schwäche: eine viel¬
fach bestrebte, locker ausschwärmende Gedanklichkeit (um dem
rohen Theaier hinrejchend Raum und Weg freizugeben;
ein ins Breite fehlschlagendes Bemühen, ins Tiefe zu
motivieren; eine bis zur Unwahrscheinlichkeit noble Sprache;
ein Versuch, Strenges mit Zartem zu paaren, als deisen
züchterisches Ergebnis, leider, doch kein reinrassiges Drame
zu Tage kam! Frau v. Wagner spielte das melancholisch¬
inbrünstige Mädchen, Fräulein v. Bukovics die sü߬
leichtsinnige Todgeweihte, Herr Kramer den unbegreiflich
heroisch=witzigen Oberst, Herr Kutschera den priesterlich
frisierten Arzt, Herr Lackner den peinlichen „alten Moser“
Fräulein Steinsieck die sündhafte Obristin. Den Leutnant
Max, dem der Ruf des Lebens ganz besonders schrill uns
sogar mehrstimmig in die Ohren gellt, stellte Herr Onno
dar. Mit jenem Fanatismus in allen Lebenslagen, der von
seinem Bühnendasein nun einmal unzertrennlich scheint.
EnENennlgude onfe Uewahr.)
Ausschnitt aus: Sohn- u Montags-Courier,
TZUKT 19½
vom:
Theater und Kunst.
Deutsches Volkstheater. Arthur Schnitzlexs dreiaktiges
Schauspiel „Der Ruf des Lebens“ hat näch langer Zeit
wieder aufgeführt einen vollen Erfolg
davongetragen.
Dieses Stück voll Gedankentiefe und feingeschliffener Sen¬
tenzen hat seinerzeit verschiedentliche Urteile über
sich
ergehen lassen müssen. Die nunmehrige Aufführung des¬
selben bewies voll seine Lebensfähigkei. Ganz außeror¬
dentlich gut gespielt von den Herren Kramer, der das
Werk sehr gut inszenierte Lackner, Klitsch, Edthofer und
Kutschera, den Damen Thaller, Wagner, Steinsieck und
Bukovics ward dem Werke und der Aufführung der ver¬
diente volle Beifall des Publikum sgespendet.
Ausschnitt aus:
12 UKTUDEHITSTlorgen Wien
vom:
Deutsches Volkstheater.
Schnitzlers „Der Ruf des Lebens“ bestand vorgestern
glänzenliche Feuertaure. Des Dichters eherne Ge¬
schütze wurden ins Treffen geführt, unsere Seele stand im
dichtesten Feuerregen und darüber hinaus donnerte eine
Stimme und übertönte alles in uns: Der Ruf des Lebens,
„Nach uns ist nichts, selbst unser Mö=, stirbt mit uns“
Von den Darstellern verdienen vor all Frau v.. Wagner
Lackner hat ent¬
und Herr Kramer volles Lob. (
einmal eine Schlacht
schieden Pech: sein alter Moser hat sa,
verpatzt, gestern „verlor“ er seine Rolle, denn statt des alten
Moser spielte er den alten Grutz. Auch Herrn Kutschera
ist ein nicht unerheblicher Irrtum unterlausen: er bekam seine
Einberusung als Arzt und rückte als Feldvikar aus, was
ei dem Arztemangel von bösen Folgen hätte werden könngn#
Füulein Steinsieck gab die Frau des Obersten ober¬
ich operetkenhaft, wodurch sie sich um die ganze ##arakte¬
ristktihter Rolle brachte. Ein vollbesetztes Haus=bankte dem
Dichte der uns dieses Stück gab, und dankte dem Theater,
das es us zurückgab und dankie auch der lapferen Truppe,
De ihm eieen Sieg erkämpfte.
Ch. L,