19. Der Ruf des Lebens
Ausschnitt aus1
sche Wehr, Troppau
-AROV197
Sehaubühne und Kunst.
Troppaner Stattheater.
„Der Ruf des Lebens.“ Schauspiel in 3 Akten
von Arthur Schnitzler. (Aufführung am 5. No¬
vember 1914.) In dem sittlichen Ernst-unserer Tage
erscheinen uns die Personen des Schnitzler'schen
Stückes unwahr und verworren. Aufgeführt wurde
„Der Ruf des Lebens“ an unserer Bühne sehr gut.
Herr Direktor Schlismann=Brandt, der auch
Spielleiter war, hat uns durch seine vollendete
Leistung als „Der alte Moser“ aufs neue sein hohes
Talent bewiesen. Frl. Leonore May hat ihre Rolle
als Marie gut beherrscht und wir würden uns freuen
sie bald in einer sympathischeren Rolle zu sehen.
Frl. Marga Wilson war in der Rolle der Frau
Oberstin vortrefflich, ebenso Frl. Holm als Katharina
Richter.
Auch die anderen Darsteller waren sehr gut.
Herr Jensen als Oberst, die Herren Mahr und
von Lovric als Max und Albrecht, Herr Wa߬
muth als Forstadjunkt, Herr Moser als Doktor
Schindler. Das Zusammenspiel war vorzüglich und
der umsichtigen Spiekleitung gebührt ein besonderes
Lob. Es hat auch an reichem Beifall nicht gefehlt.
box 24/5
ie Schlesiache Presse. Tronrist
Ausschnitt abs:
11.9001974
Troppauer Stadttheater.
„Der Ruf des Lebens“. Schauspiel in ¬
##t# sei Tank: nur drei Akten und noch mehr To¬
von Arthur Schuitzsenhre mich
daßegen, daß man Zeiten, wo täglich so viele
Schwerverwundete die Stadt durchziehen und uns
Seuchen drohen, solche Stücke vorführt. Auch den
Spielern sah man vielfach, obwohl sie durchaus
zmindestens gutes boten, an, daß sie es gezwungen
jund nicht aus dem Innersten heraus, taten. Gro߬
artig war Herr Direktor Dr. Schlismann¬
Brandt in seiner alle Kräfte erfordernden und
erschöpfende Rolle. Bei den übrigen Mitwirkenden
hatte mar die Empfindung, als müßten sie sich
an all en Graus erst allmählich gewöhnen; aber
vom zbeiten Aufzug an gab es stellenweise treff¬
liche Zeistungen. Am natürlichsten, wirklich wie im
Leben, spielte meisterhaft Frau Conrady die alte
Richter. Die Oberstin war durch Frl. Wilson be¬
stens vertreten. Die Künstlerin wurde dem hetä¬
tenhaften, alle Bande abstreifenden Wesen des un¬
seligen Weibes durchaus gerecht. Frl. May wurde
ihrer Aufgabe, welche die widers# ebendsten Anfor¬
derungen erhebt, in bester Weise gerecht und führte
sie bis zum Ende lobenswert durch. Frl. Holm, die
Stile 3.
zu solchen Dingen lieber nicht herangezogen werden
sollte, war zumal im letzten Auftritt lebenswahr.
Die Herren Mahr und v. Lovric hatten kein
leichtes Spiel; bei der heutigen Stimmung bes
rührten zumal manche Ausführungen des Letzteren
feindselige:. Gefühlen. Aber beide Herren fanden
den richtigen Don und verdienten sich gerechte An¬
erkennung. Herr Jensen nahm den Oberst wohl
am richtigsten als Verkörperung des unnahbaren
Pflichtgefühles und brachte sie überzeugend mit der
ganzen Selbstbeherrschung zum Ausdrucke, die selbst
beim Vorbeischreiten an der getöteten Gattin laum
sein leichtes Zittern merken läßt. Herr Moser gab
den Doktor ungezwungen und gut; nur die beiden¬
male, wo er Kathrinens nahes Ende voraussagt,
klangen gar zu geschäftsmäßig.
Den bedauernswerten Forstadjunkten dekla¬
mierte Herr Waßmut anfänglich zu sehr; später
fand auch er das rechte Wort und führte sein Teil¬
löblich durch.
Der Spielleitung möchte ich doch nahelegen,
die Uhr im ersten Aufzuge zu beseitigen; unwill¬
kürlich schaut man hin, wenn es heißt, es sei eben 7,
und es stört dann, wenn es nicht wahr ist. Die Vor¬
stellung war imgganzen wohl einstudiert.
Ausschnitt aus1
sche Wehr, Troppau
-AROV197
Sehaubühne und Kunst.
Troppaner Stattheater.
„Der Ruf des Lebens.“ Schauspiel in 3 Akten
von Arthur Schnitzler. (Aufführung am 5. No¬
vember 1914.) In dem sittlichen Ernst-unserer Tage
erscheinen uns die Personen des Schnitzler'schen
Stückes unwahr und verworren. Aufgeführt wurde
„Der Ruf des Lebens“ an unserer Bühne sehr gut.
Herr Direktor Schlismann=Brandt, der auch
Spielleiter war, hat uns durch seine vollendete
Leistung als „Der alte Moser“ aufs neue sein hohes
Talent bewiesen. Frl. Leonore May hat ihre Rolle
als Marie gut beherrscht und wir würden uns freuen
sie bald in einer sympathischeren Rolle zu sehen.
Frl. Marga Wilson war in der Rolle der Frau
Oberstin vortrefflich, ebenso Frl. Holm als Katharina
Richter.
Auch die anderen Darsteller waren sehr gut.
Herr Jensen als Oberst, die Herren Mahr und
von Lovric als Max und Albrecht, Herr Wa߬
muth als Forstadjunkt, Herr Moser als Doktor
Schindler. Das Zusammenspiel war vorzüglich und
der umsichtigen Spiekleitung gebührt ein besonderes
Lob. Es hat auch an reichem Beifall nicht gefehlt.
box 24/5
ie Schlesiache Presse. Tronrist
Ausschnitt abs:
11.9001974
Troppauer Stadttheater.
„Der Ruf des Lebens“. Schauspiel in ¬
##t# sei Tank: nur drei Akten und noch mehr To¬
von Arthur Schuitzsenhre mich
daßegen, daß man Zeiten, wo täglich so viele
Schwerverwundete die Stadt durchziehen und uns
Seuchen drohen, solche Stücke vorführt. Auch den
Spielern sah man vielfach, obwohl sie durchaus
zmindestens gutes boten, an, daß sie es gezwungen
jund nicht aus dem Innersten heraus, taten. Gro߬
artig war Herr Direktor Dr. Schlismann¬
Brandt in seiner alle Kräfte erfordernden und
erschöpfende Rolle. Bei den übrigen Mitwirkenden
hatte mar die Empfindung, als müßten sie sich
an all en Graus erst allmählich gewöhnen; aber
vom zbeiten Aufzug an gab es stellenweise treff¬
liche Zeistungen. Am natürlichsten, wirklich wie im
Leben, spielte meisterhaft Frau Conrady die alte
Richter. Die Oberstin war durch Frl. Wilson be¬
stens vertreten. Die Künstlerin wurde dem hetä¬
tenhaften, alle Bande abstreifenden Wesen des un¬
seligen Weibes durchaus gerecht. Frl. May wurde
ihrer Aufgabe, welche die widers# ebendsten Anfor¬
derungen erhebt, in bester Weise gerecht und führte
sie bis zum Ende lobenswert durch. Frl. Holm, die
Stile 3.
zu solchen Dingen lieber nicht herangezogen werden
sollte, war zumal im letzten Auftritt lebenswahr.
Die Herren Mahr und v. Lovric hatten kein
leichtes Spiel; bei der heutigen Stimmung bes
rührten zumal manche Ausführungen des Letzteren
feindselige:. Gefühlen. Aber beide Herren fanden
den richtigen Don und verdienten sich gerechte An¬
erkennung. Herr Jensen nahm den Oberst wohl
am richtigsten als Verkörperung des unnahbaren
Pflichtgefühles und brachte sie überzeugend mit der
ganzen Selbstbeherrschung zum Ausdrucke, die selbst
beim Vorbeischreiten an der getöteten Gattin laum
sein leichtes Zittern merken läßt. Herr Moser gab
den Doktor ungezwungen und gut; nur die beiden¬
male, wo er Kathrinens nahes Ende voraussagt,
klangen gar zu geschäftsmäßig.
Den bedauernswerten Forstadjunkten dekla¬
mierte Herr Waßmut anfänglich zu sehr; später
fand auch er das rechte Wort und führte sein Teil¬
löblich durch.
Der Spielleitung möchte ich doch nahelegen,
die Uhr im ersten Aufzuge zu beseitigen; unwill¬
kürlich schaut man hin, wenn es heißt, es sei eben 7,
und es stört dann, wenn es nicht wahr ist. Die Vor¬
stellung war imgganzen wohl einstudiert.