II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 18

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nSam
18. Der einsane Nen
schwinden wird. Für die Jugend ist es einer der 1 „Eclair“, welcher bei verschiedenen Sachtundigen"!
dem wir in seiner Art wenig an die Seite zu stellen egozentrische Geschöpfe, die sich wohl nahe rücken und an der Seite seines Freundes ihre Seelenruhe wieder“
gesunden hat. Aber jetzt, da sie gestorben und ihn das
„doch alle von einander nichts wissen, kaum ihre Be¬
Alter nach einem Menschen lechzen läßt, vertraut er sich
haben. Mich hat den ganzen Abend der Gedanke an
ziehungen zu einander kennen und dazu bestimmt schei¬
seinem Sohne an, dem dreiundzwanzigjährigen Felix,
„Parsifal“ nicht verlassen, obwohl ich ihn nie —
nen, auseinander zu flattern“. Sie tragen den Knacks
der alle die Jahre seine wahre Abstammung nicht ge¬
meiner Schande sei's bekannt — auf der Bühne gesehen
in sich und reifen dem Katzenjammer des Gefühls ent¬
kannt hat. Und Felix stößt ihn von sich: das Anden¬
habe.
gegen, der das Leit= und Leidmotiv ihrer vorgeschritte¬
Deutsches Theater (13. Februar): „Der einsame
ken seiner Mutter ist ihm heilig, der Mann, der ihn
nen Jahre wird. Sie sind von Haus aus dazu be¬
Weg**). Schauspiel in fünf Akten von Arthur
großgezogen und seine Liebe erworben hat, soll sie fortan
stimmt, sich gar nichts anderes als Erinnerung zu be¬
Schnitzler. Was die „Liebelei“ für Arthur Schnitz¬
nur noch fester besitzen, während sein Vater ihm durch
deuten, und halten es für gut so, „sonst würden wir
lers exste Schaffensperiode bedeutete, scheinen die „Leben¬
diese Offenbarung fremder geworden ist. — Neben dem
alle toll vor Mitleid oder Ekel oder Angst“. Allein
digen Stunden“ für seine zweite werden zu wollen:
warmblütigen Egoisten steht der Egoist aus Berech¬
ziehen sie ihre Straße dahin. Selbst ihre Freunde
Mittelpunkt seines dichterischen Vorstellungskreises. Er
inung, Stephan von Salta, eine der wundervollsten Fi¬
geben ihnen nur geschickt die Stichworte, sind nur Gäste
ist inzwischen auf einer höheren Sprosse der Lebensleiter
guren des neueren Dramas, eine Gestalt von so über¬
in ihrem Leben, die sich vom Tisch erheben, wenn ab¬
legenem Humor, wie wir wenige in unserer Literaiur
angelangt, befindet sich 'etzt „nel mezzo del cammin
gespeist ist, und davonschleichen, jeder seine eigene ge¬
di nostra vita“. Der rauschenden Daseinsfreude, dem
besitzen. Ganz der Sklave des Moments und doch
bundene Marschronte. „Und wenn uns ein Zug von
schrankenlosen sich Ausleten folgen nun Erinnerungs¬
Herr seiner selbst wie seiner Umgebung. Ein Herz¬
Bacchanten begleitet — den Weg hinab gehen wir alle
klänge, Sehnsuchtsträum.. Wie er dort Menschen gab,
leiden gönnt ihm nur noch kurze Frist. Er ahnt es
allein ... wir, die selbst niemand gehört haben.“
die mit beiden Händer nach ihrem Glück haschen und
und weicht doch nicht um Haaresbreite von seinem un¬
Sie alle schreiten den einsamen Weg, und die Blu¬
es gegen die Vorurteile der Welt mit Einsetzung ihrer
verrücklichen Grundsatz ab, den Augenblick bis zur
men, die noch für sie blühen, sind die Erinnerungen.
vollen Persönlichkeit verteidigen, locken ihn jetzt jene Ge¬
Neige zu schlürfen. Auch das bessere Teil seines Lebens
Da ist zunächst der Maler Julian Fichtner, früh vom
stalten, die nicht dazu geboren sind, das Glück einzu¬
ist aus Erinnerungen gewoben. Und in elfter Stunde
Ruhm verhätschelt und ebenso früh schaffensmüde ge¬
fangen. Die wohl das Recht proklamieren, „sein Da¬
enstschließt er sich, das Mädchen, das ihm bewundernd
worden. Die Unrast treibt ihn von Ort zu Ort. Da
sein vollkommen auszuleben, mit allen Wonnen und
sich selbst geschenkt, zu seiner Frau zu machen. Viel¬
ihm seine Kunst ausgedient hat, schmachtet er nach
mit allen Schaudern, die darin verborgen liegen“ — die
leicht war auch dieser Antrag eine Laune. Sie aber
einem Lebenszweck. Zweimal hat das Glück seine Bahn
aber aus ihrer egoistischen Veranlagung heraus nicht
kennt sein Schicksal und ertränkt sich im Teich seines
gekreuzt, ohne daß er es zu halten vermocht hätte. Das
die Fähigkeit besitzen, im gegebenen Augenblick zuzu¬
Parks. Er zeigt sich eines solchen Opfers würdig und
eine mal hat das Weib, die ihm aufrichtig ergeven war
greifen. Wie Blinde torkeln sie an der Pforte des
scheidet freiwillig aus dem Dasein, obgleich ihm kein
— eine Schauspielerin, die jetzt von der Stille und dem
Glückes vorbei, weil sie infolge ihrer gesteigerten Sen¬
Zweifel mehr über seinen wahren Zustand gelassen
Frieden der Natur schwärmt — ihrem Kinde das Da¬
sitivität nicht den Mut haben, alle Konsequenzen der
wird. — Von diesen beiden Spielarten des Genu߬
seinsrecht geweigert. Das andere mal, da ein geliebtes
Tat auf sich zu nehmen. Bis an die Schwelle wagen
menschen hebt sich in ergreifender Schlichtheit die Ge¬
Weib in heißem Jugenddrang ihn suchte, während ihn
sie sich und beben dann zurück. Sie sind Götter von
stalt des Altruisten ab, der verzichten gelernt hat, der
die Freiheit in die Ferne trieb, ist diesem Glückselig¬
Bnaden des Augenblicks, Hohepriester der Selbstsucht,
keitstraum ein Kind entsprossen, das er vor der Welt betrogen worden ist — von seinem Weib und seinen
1 nicht als das seinige anerkennen darf, weil das Weib 1 Hoffnungen — und der doch durch seine opferstarke
*) Buchausgabe im Verlag von S. Fischer.
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