II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 49

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18. Der einsane Neg

+ Duisburg, 13. Febr. Kamn
erschien das Kölner Gürzenich =4
Sschmidt
Jahren dasselbe Mädchen umworben, dem einen gab sie sich hin,
Eldering, Karl Körner, Prof. Jost
den andern heiratete sie, weil der erste, Julian, aus Angst vor
macher zum zweiten Male in diest
der ehelichen Fessel wieder davonflatterte, um noch an andern
Bureau für
in weiterer Folge seiner vorigen §
Kelchen zu nippen. Zwei Jahrzehnte und mehr vergehen also,
umfassenden Quartettvorträge
Zeitungsausschnitte
während Frau Wegerath die große Lüge mit sich herumschleppt,
Quartett op. 29, Rob. Schuman
und ihr legitimer Mann nichts davon ahnt, daß sein Sohn
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
und zwischen beiden den größten
Felix, genau genammen, nicht sein Sohn ist. Der Jugendgeliebte
eigene Korrespondenten.
form, Beethoven, in dem seiner fri
kommt wieder in ihre Nähe als ein schon alternder Mann, die
Quartett op. 18 Nr. 5 (A-dur)
Telephon: III, 3051.
Torheit von damals liegt beiden so weit zurück, das Feuer ist
Berlin N. 24.
drei Quartette fanden seitens der#
längst verglommen, es hat keine Gefahr mehr, in zwanzig Jahren

gerechte, und von Unbedeutende
verjähren alle Schand= und anderen Taten, alles ist ausgelöscht.
Wiedergabe. Zu letzterem zähle i
Aus den künstlerischen Ambitionen Julians ist wohl auch nichts
Ausschnitt aus
reine Intonation bei dem Schul
gescheites geworden, er hat nur noch die Sehnsucht, nicht mehr
Grenze des Möglichen erreichende
allein zu sein, es graut ihm vor dem einsamen Weg ins Alter,
Forte im Andante Cantabile B
er braucht Liebe. Die wendet er dann dem jungen Mann zu,
Finale. Auch für die reproduzi
der nach der Meinung der Welt der Sohn seines Freundes, in
gartners Ausspruch gelegentlich es
Wirklichkeit sein eigener Sohn ist. Langsam und vorsichtig hebt
Mulbeh- Wöstpk. Zeitung, usson
gibt keine Kunst ohne Maß, Form#
er den Schleier von der Vergangenheit und läßt Felix erst ahnen
heit.“ Im übrigen zeigte der
und dann wissen, daß sie beide durch Bande des Blutes ver¬
neulich von dem Kölner Gürzer
bunden sind. Felix hört sich die Geschichte an, regt sich gewaltig
züge der möglichsten technischen
arüber auf, erklärt aber schließlich diesem posthumen Vater, daß
Zusammenspiels bei trefflich her#
keine Vaterrechte vergilbt, verjährt sind und bleibt bei Vater
Schattierung der Tonstärken sow
Wegerath. Wohin nun Julian auf seinem einsamen Wege noch
und temperamentvoller Wiedergal
kommen wird, weiß man nicht, wohl aber erfährt man es von
daß wir mit Spannung der W
45 FER ion8
Felix' Schwester Johanna, einem Mädchen unbestimmten Alters
Programms im dritten Kan
##% Berlin, 14. Febr. Theater. Ein trubseliges Stück er¬
und von transscendentaler Sinnesart. Sie scheint nicht ganz
dürfen. Reicher Beifall des an
gesund zu sein, wie denn alle Figuren dieses Stückes etwas wurm¬
lebte gestern im Deutschen Theater seine erste Aufführung. Der
Künstlern nach jedem Quartett zu
stichig anmuten. Johanna hat ihre Liebe an einen späten Jung¬
einsame Weg, hysterisches Schauspiel von Arthur
hovens am meisten anzusprechen
gesellen, einen Herrn von Sala, gehängt, der so etwas wie einen
Schnitzler. Ganz richtig: hysterisch, nicht etwa historisch. Die
auch am sorgfältigsten ausgefeil
weltmännischen Gelehrten darstellt, viel gereist ist und jetzt das
Aufnayme, die es fand, kam einer unsanften Ablehnung um ein

alte Elbatana ausgraben will. Auch der ist ein müder Mann,
Haar gleich, aufrichtigen Beifall gab es nur nach dem dritten
der den Auschluß versäumt hat. Dieser grämliche Kerl und das
Akt, offenes Hohngelächter nach dem vierten, sonst stritt zag¬
junge Mädchen verstehen einander, aber wie weit ihr Einver¬
hafter Beifall mit unbehaglichem Zischen. Ein so ganz auf den
Ton müder Resignation und seelischer Dekadenz gestimmtes Werk
ständnis reicht, erfahren wir wieder nicht, es wird nur rätsel¬
hat kein besseres Schicksal verdient, denn es ist kurz gesagt öde
haft angedeutet; jehenfalls springt bei Johanna plötzlich eine
Schraube und sie selost ins Wasser. Das ist der Schluß des vor¬
und langweilig. Mag sein, daß der Verfasser sein Behagen dabei
letzten Aktes, dem die mordende Heiterkeit im Parkett folgte.
gefunden hat, aus zerbrechlichem Stoff mit großer Fingerfertig¬
Im letzten Akt ist die allgemeine Trübsal noch größer, sie legt
keit etwas wie ein Drama zusammenzubringen, der Zuhörer und
sich wie ein dicker feuchter Novembernebel auf die ganze Ge¬
Zuschauer aber mit normalen Sinnen will nicht mit Hülfe
psychologischer Formeln genießen, sondern unmittelbar mit
schichte, und in diesem Nebel verlieren sich die Umrisse der Ge¬
Auge, Ohr und Verstand. Mag auch sein, daß in diesen end¬
stalten, bis der erlösende Vorhang fällt. — Daß die Fabel an
losen Reden und endlosen Gegenreden einige poetische Schön¬
sich genommen der dichterischen Bearbeitung wert ist, kann nicht
bestritten werden, wiewohl es sehr fraglich ist, ob gerade die
heiten eingewickelt sind wie Konfekt in einem Wunderknäuel,
einige tiefe Weisheitssprüche und zutreffende Lebensbetrach¬
dramatische Form die geeignetste ist; auf jeden Fall hat
Schnitzlers dramatisches Talent hier seine Grenze gefunden. Er
tungen, aber so etwas verdrießt doch auf die Dauer, und diese
wie ein paar Monate vor ihm Hauptmann mit seiner Rose
spärlichen Tröstungen kommen nicht auf gegen das allgemeine
graue Elend. Man hätte füglich mit der ersten Aufführung noch
Bernd neigen dazu, ihren Figuren ultrasubtile Seelenregungen
einzu hauchen. Die klingen dann nicht mehr an wie die Saite, deren
ein paar Tage warten sollen, bis zum Aschermittwoch, und Herr
Schwingungen eine gewisse Maximalgrenze überschreiten oder
Schnitzler hätte dann den Titel nehmen müssen: Katzenjammer
wie die Strahlen des ultravioletten Lichtes. Ibsen hat der¬
des Lebens. Großer Ibsen, was hast du angerichtet mit deinem
gleichen besser verstanden. Das Deutsche Theater ist übrigens
Januskopf! Jetzt kommen deine Nachbeter und schlagen ihm
wohl die einzige Bühne, an der solche Experimente ohne größere
mit plumper Hand die eine Hälfte ab, die nach der Zukunft
1 Gefahr unternommen werden können; man wird kaum eine
schaut. Was in diesem Schauspiel geschah, ehe der Vorhang zum
ersten Male hochgeht, ist auf alle Fälle interessanter, als die
Vorgänge, die nun folgen. Zwei befreundete junge Künstler, zweite Künstlerin wie Irene Triesch für die Darstellung der
Julian Fichtner und Wegerath, haben einst vor mehr als zwanzig! Johanna auftreiben, allerdings auch keinen zweiten Brahm.