II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 48

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18. Derin

Ausschnitt aus
Breslauer Zeitung
15 FEB. 004
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
* Berliner Premièren. Arthur Schnitzlers fünf¬
aktiges Schauspiel „Der einsamMeg
wurde heute
Deutschen Theater nach der breitlinigen Ex## des ersten
Aktes mit abwartender Verblüffung, nach den beiden nächsten Akten, die,
von besseren Schauspielern getragen, einen starken Erfolg hätten bedeuten
können, mit leidlichem Beifall begrüßt, um dann nach den beiden Schlu߬
akten unter Kämpfen zwischen Zischern und Applaudierenden begraben zu
werden. Wer ehrlich ist und dem feinsten unter den sinnirenden Bühnen¬
poeten der Gegenwart wahrhaft anhängt, wird sich dennoch — oder gerade
in diesem Falle den Mißvergnügten anschließen
darum —
müssen. Was in diesem Stücke von vornehmer, leicht zynischer und über¬
legener Weltphilosophie, von guten Worten, die diese und eine Lebens¬
auffassung von athenischer Kulturhöhe künden, enthalten ist, zerfließt und
zerläuft im Meere einer ungeschickten Technik, die absichtlich alles Konkrete
vermeidet und darum die Wirkung der Worte untergräbt. Ein Künstler
von Ruf hat, um nicht an die Scholle der Monogamie gebunden zu sein,
einst die Frau, die ihn liebte und — seinen Sohn unter dem Herzen trug,
in die Ehe mit einem Gleichgültigen ziehen lassen. Später will er sich
in seines Lebens alten Tagen — an das inzwischen zum jungen Manne
gereifte Kind klammern, inuß indessen erfahren, daß der Jüngling, der
alles weiß, sich von ihm ah= und dem Manne zu wendet, der, nicht sein
wahrhaftiger Vater, dennoch bisher die Sorgen und Bürden dieses Amtes
auf sich nahm. So werden die großen Egoisten, die stürmischen Lebens¬
genießer endlich zu solchen, die einsam am Wege sterben. Eine Tendenz,
die noch deutlicher durch eine zweite Hauptfigur des Dramas illustriert
wird; durch einen Aestheten, der — kühl bis ans Herz hinan — gleichfalls
die großen Eindrücke des Lebens, seinen Kummer und seine Freude nur
spielerisch nimmt, bis ihn eine späte Liebelei, deren überspanntes Objekt
in den Teich geht, zum Selbstmord treibt. Dieses Grundmotiv indessen
ist nicht etwa in kluger Knappheit konzentriert, sondern durch Nebenmotive
zersplittert und verschwindet schließlich ganz hinter den meinetwegen sehr
feinen, aber den dramatischen Nerv des Stückes einfach betäubenden,
verbalen Einschiebseln. Es mag sein — und ist sicher so —, daß diese,
stillen, marmorschönen Sätze vor allem andern die Liebe und den Vor¬
zug dieses kultivierten Wortbildners Schnitzler ausmachen. Aber, gerade
er hat gezeigt daß er auch der Bühne ihr Recht zu geben weiß, ohne den
Geschmack zu verletzen. — Die Darstellung war nicht auf der Höhe. Für
den konsequenten Genußmenschen, der gleich dem Zyniker Oskar Wildes
(in Eine Frau ohne Bedeutung“) sein Kind denjenigen lassen muß, die
es ihm aufgezogen haben, war Rittner zu gesund und wiederum nicht
imposant genug. Hier hätte man einen Hauch Sonnenthal verspüren
müssen: oder einen Hauch Bassermann, der den zweilen der armen
Lebenskünstler mit einer überwältigenden Feinheit und Zartheit darstellte.
Nur „gesund“ war auch Kurt Stieler in der Partie seines von
zwei Seiten beanspruchten Sohnes, der sensitiv, voll Duft und Nerven
sein soll: nur gesund endlich Else Lehmann, die einzige, die es sein
durfte, in einer Episode von gutem Humor. Aber jene Note, mit der
der Wiener Poet seit je zu svielen liebt, die Note der Todessehnsucht oder
besser, der ruhigen Todeserwurtung ist diesem Stücke zu deutlich auf¬
geprägt. Nach zwei Szenen weiß der Hörer: Moriturum te
Walter Turszinsky.
saluto!
Dr. Max Goldschmidt
„ „ Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Lübeckische Anzeigen u. Zeitung
45 FEB. 1904
„„
„Der einsame Weg“. Im Deutschen Theater
in Berlin fand am Sonnabend Arthur,
ers „Der einsame Weg“ nach langes Gedüld¬
roben des Publikums eine unzweideutige
[blehnung. Eine Art Recherche de la paternité
übertrieben sentimentaler Beleuchtung bildet dem
rriten