II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 81

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18. Der einsan
ne neg
Dr. Max Goldschmidt
Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Stückes. Der erstgeborene Felix, Offizier, ist die worden, nicht verlassen darf in seinem herzzer¬
Frucht der sündhaften Liebe Gabrieles und reißenden Jammer. Da kommt es zwischen Felix
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
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Fichtners; aber er hat natürlich keine Ahnung und Sala zu einer Auseinandersetzung, aus deren
von seiner Herkunft. Er sieht in Fichmer ledig= Verlauf dem Bruder der ganze Zusammenhang
klar wird. Der Bruder wird den Schimpf an
Ausschnitt aus
lich den Freund seines Vaters und seiner Mutter.
dem Verräter rächen. Sala jedoch zieht es vor,
Außer ihm lebt die Schwester Johanna, neu¬
sich selbst aus der Reihe der Lebenden zu
rasthenisch geworden in ihren Empfindungen und
streichen. Drei Tote hat das Stück gefordert.
in ihrem Handeln. Fichtner hat auf seiner
Herr Schnitzler aber hat diese Toten alle auf
Rückreiie nach Wien den jungen Offizier in
Magdeburgische Zeitung
seinem Gewissen. Es waren nutzlose Opfer.
seiner Garnison besucht. Sein Vatergefühl er¬
Gäbe es ein Standesamtsregister für dramatische
wacht übermächtig in ihm. In einer groß —
Leichen, dann müßte auf dem Totenzeitel für
das heißt breit — angelegten Szene zwischen
diese Leichen eingezeichnet stehen: Todesursachen
ihm und Felix wird das Geheimnis seiner Ge¬
16. 2.54
burt, sein Anblick jenes Porträts seiner Mutter nicht zu ermitteln. Herr Schnitzler hat mit den
ossenbar. Der junge Offizier will indessen von willkürlichen Erzeugnissen seiner dichterilchen
seinem „Erzeuger“ nichts wissen. Wegrath ist] Laune nichts anzufangen gewußt, deshalb hat:
er ihnen, einem nach dem anderen, einfach das
Berliner Theaterbrief.
ihm in Wahrheit sein Vater; Fichtner hat kein
Lebenslichtlein ausgeblasen. Fichtner mag seiber
Aurecht auf ihn. Felix hält sich tapfer und er
„Der einsame Weg“.
zusehen, wie er sich in seinem Dasein nach dem
verrät sich seinem Vater mit keiner Miene.
Stücke zurechtfindet. Vermutlich wird er sich
Schauspiel von Athur Schnitzler.
#### Kkx und Fichtner weiß nur Einer noch
mit einer ausrangierten Schauspielerin namens
um das Geheimnis, ein Herr v. Sala; so eine
Der von so vielen Bühnenerselen Felrächene
Irene Herms zusammentun, mit der er schon
Art von Salon=Mephisto. Er ist reich, unab¬
Wiener Sittenschilderer hat sich gestern mit
früher eine Liaison unterhalten hatte. Diese
hängig, bar und ledig von jeder Pflicht, alle it
seinem neuen, sehr ernst gemeinten fünsaktigen
Person, ein verwienertes Stück von einer Philine,
bereit, sich in irgend ein Abenteuer zu stürzen,
Schauspiel in des Wortes eigenster Bedeuung
ist eine alte gute Bekannte aus Schnitzlers
gleichviel in eine Liebelei oder in eine wissen¬
auf einem ganz einsamen Wege besunden, auf
„Anatol=Zyklus“. In dieser einzigen Figur ist
schaftliche Expedition nach Bakterien. Er ent¬
welchem ihm die sonst so willige Zuhörerschaft
wenigstens ein Stück Kreatürlichkeit vorhanden
schließt sich zu letzterer. So nebenbei sordert
nicht folgen konnte. Zwischen der Welt im Stücke
Echtes Schnitzler=Bühnenblut. Alle übrigen
er auch den jungen Wegrath zur Mitbeteiligung
und der Schuld der leidenden Hauptperson
Personen sind aus widrigen Elementen in der
auf. Die Sache läßt sich wie ein Spaß an; sie
liegen dreiundzwanzig Jahre. Damals war der
Feuilletonretorte zusammengegossen. Es fehlen
wird aber Ernst. Alles ist im besten Zuge.
1 Maler Zichtner jung und ein Künstler, auf den
ihnen zu allermeist jedwede Vorbedingungen zu
Felix hat seinen Urlaub erbeten und erhalten.
die Bezeichnung „vielversprechend“ mit bestem
einem wirklichen Dasein. Felix und der alte
Es geht nur noch an ein Abschiednehmen. Da
Jug angewendet werden konnte. Damals war
Wegrath vor allem hätten aber wirklich ein
ist aber noch Johanna auf der Welt. Zum Mit¬
Gabriele, die spätere Gemahlin des Alademie¬
Sie haben nichts ver¬
besseres Los verdient.
leid hat sie gar keine Anlage. Dem trauernden
direklors Wegrath und Mutter zweier in der
brochen und müssen trotzdem ein so namenloses
Ehe geborener Kinder, ebenfalls jung und wunder= Vater steht sie eine innerlich Fremde gegenüber,
Schnitzler
Elend mit sich herumschleppen.
herrlich erblüht. Der Liebestraum der beiden Aber für den Herrn v. Sala hat sie Etwas
sollie klüglich den einsamen Weg für die Zu¬
übrig, und Sala besinnt sich keinen Augenblick,
jungen Leute war lurz. Unmittelbar vor der
kunft vorsichtig meiden und lieber wieder zu
Trauung verläßt der Geliebte sein angebetetes] auf den Liebeshandel einzugehen. Johanna
seinen witzigen Einaktern von früher zurückkehren.
Mädchen: ohne Grund trennt er sich von ihr,1 kann ja ebenfalls die Expedition nach
Dann wird man ihm wieder gern bei seinen
Bakterien mitmachen — aber als seine Frau.
ohne Reue, wie er selbst sagt, geht er von
dialogischen Zierlichkeiten zusehen und über
Indessen macht Johanna diesem Plaue einen
dannen und führt ein Nomadenleben in der
manche geglückte Wendung lächeln. Fünf Akte
dicken Querstrich. Sie springt in den Teich, der
Kunst wie in der Liebe. Gabriele aber heiratet,
sich im Schloßgarten Salas befindet. Er hat hindurch endlose Zwiegespräche mit anhören zu
wie schon gesagt, den Male Wegrath, den
sonst gar keine andere Bestimmung. Alles istmüssen, ist jedoch eine allzu harte Zümutung.
Freund ihres Verführers und Verräters. Man
in der änfersten Bestürzung. Der Vater Weg= Hätte die Zuhörerschaft Herrn Schnitzler nicht
hatte lange Zeit nichts von ihm in seinen Wiener
rath ist ganz zerknirscht, ganz zermalmt. Felix von seinen früheren feinzisilierten dramatischen
Freundeskreisen erfahren. In dem Augenblicke,
weiß sich keinen Rat. Nur eines steht fest, daß] Nippfachen her noch in freundlicher und dank¬
wo die Bühnenhandlung einsetzt, erscheint er un¬
er den urmen Mann, der jein ganzes Leben hin= bater Erfmerung, es wäre ihm gestein sicherlich
Overmmet auf der Bildfläche. Gabriete ist auf
#n Tod klant und sirbt schen zu Anfang desi durch von allen auf das Schändlichste beirogeng ein sehr hartes Verditt zuerkannt worden. So
aber würden ihm unter der sicheren Voraus¬
setzung, daß er von dem eingeschlagenen falschen
1 Wege in Zukunft abkommen werde, mildernde
Umstände zugebilligt. Er möge indessen be¬
denken, daß „der einsame Weg“ einen Rückfall
bedeutet; denn „der Schleier der Berenice“
war schon ein arger Verstoß. Also, Vorsicht
wird nunmehr doppelte Pflicht.
Berlin, den 14. Februar.