box 23/1
18 Der einsane Neg
Dr. Max Goldschmidt
* *
Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Strassburger Post
17 FEB. 1904
e# der Macshauptsfadt.
*Von den drei Novitäten, deren Schicksal hier besprochen weideh
soll, ist „Der einsame Weg“ Arthur Schnitzlexs sicherlich
die tiefste und geistreichste, aben-uicht#rchste. Lag es an
der Breite der Exposition, oder an der Vielfältigkeit der sich ver¬
schlingenden Fäden, das Inieresse, das der erste Akt wachgerufen
hatte, ließ sich nicht so intensiv aufrechterhalten, und der Schluß
fand eine nur matte Aufnahme. Schntzler hat sich in seinem
Drama die Aufgabe gestellt, auf seine hochmoderne Weise den Satz
zu erläutern: „Und hättet Ihr der Liebe nicht usw.“ Mit einem
Pessimismus, der weit über alles hinausgeht, was wir in dieser
Michtung schon von ihm gesehen oder gelesen haben, zeigt er, wie
zwei Männer den einsamen Weg des Alters gehen müssen, da sie
in der Jugend es versäumten, durch Liebe sich Begleiter zu werben.
Der Maler Fichtner hat ein Mädchen verführt und verlassen; als
Gattin eines anderen hat sie einen Sohn geboren, den der Gatte,
der Maler Wegerath für seinen eigenen hält. Das war vor 25
Jahren. Nun kommt Fichtner, der Einsame, der trotz aller flüch=,
tigen Liebschaften kein Herz dauernd an sich fesseln konnte, und will,
nachdem die Geliebte gestorben i“ seinen Sohn Felix für sich gewinnen.
Aber der junge Mann liebt Wegerath, der ihm ein zärtlicher Vater
gewesen ist, und versagt sich dem wirklichen Vater, der als Abge¬
wiesener seinen einsamen Weg weiter ziehen muß. Dasselbe Los
wird auch dem kühlen Lebenskünstter Stephan v. Sala zuteil; in
seinen Plänen und Entwürfen legt das Schicksal, eine Todes¬
krankheit, seine Hand auf den Selbstsüchtigen. Und als das Mädchen,
das ihn liebt, die rechte Tochter Wegeraths, sich seinetwillen das
Leben nimmt, da geht auch er den einsamen Lebensweg nicht
weiter, sondern in den Tov. Den Sieg behält die Liebe, die Güte
in Gestalt Wegeraths, dem Felix ein Sohn bleiben wird, trotzdem
er es nicht in Wirklichkeit ist. Die einzige Gestalt, die in dieses
tiefmelancholische Milien ein heiteres, wenigstens frischeres Moment
bringt, ist die einer ehemaligen Schauspielerin, deren Klagen über
die unbefriedigte Muttersehnsucht etwas naiv Rührendes haben.
An einen wirklichen Erfolg des Stückes ist, wie gesagt, nicht recht
zu glauben; als Buchdrama gehört es aber wohl zu dem Besten
was jüngst geschrieben worden ist.
Dr. Max Goldschmidt
„ . Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nächrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051
3erlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Ostpreussische Zeitung, Königsberg (Ostpr.)
14 FEB. |90
W u
—
an Grnien Tbene u Sein lnd en Seweden.
Artkur=Schm##l#s jünfaktiges Schauspiel „Der einsame We
bei seiner Premiere eine sehr geteilte Aufrahme, denn in den Beifall
mischte sich mitunter Zischen. Dennoch haben wir es mit einem be¬
deutsamen Werk Schnitzlers zu tun. Eine müde Sehnsucht zurück
nach dem, was einst jung und schön in ihnen blühte und nun im
Sterben liegt, kennzeichnet die Personen der Handlung oder besser
die Figuren des Bildes, das ganz in leisen Pastellfarben geralt ist.
Eine Fülle wunderbar geformter Aphorismen beweist von neuem,
wenn es eines Beweises noch bevarste, daß Arthur Schnitzler ein
Das Stück ist bereits im Verlage von
Denker und Dichter ist.
S. Fischer, Berlin (Preis 2 M.) in Buchform erschienen.
Dr. Max Goldschmidt
. Bureau für
Zeitungsausschnitte
verhunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Jenaische Zeitung
17. 2.04
Kunst und Wissenschaft.
* Im Deutschen Theat r in Berlin ist ein neues Trauerspiel von
Axthur Schnitz
Wer einsame Weg“ aufgeführt worden. — Ein
moderne raspiel der müben Entsagung, des Alters, der Selbst.
quälerei, äußert Zabel in der National=Zeitung.
Zu den ersten Aufführungen des „Ring der Nibelungen“ in
diesem Jahr ist das Festspielhaus in Bayreuth schon ausverkauft.
18 Der einsane Neg
Dr. Max Goldschmidt
* *
Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Strassburger Post
17 FEB. 1904
e# der Macshauptsfadt.
*Von den drei Novitäten, deren Schicksal hier besprochen weideh
soll, ist „Der einsame Weg“ Arthur Schnitzlexs sicherlich
die tiefste und geistreichste, aben-uicht#rchste. Lag es an
der Breite der Exposition, oder an der Vielfältigkeit der sich ver¬
schlingenden Fäden, das Inieresse, das der erste Akt wachgerufen
hatte, ließ sich nicht so intensiv aufrechterhalten, und der Schluß
fand eine nur matte Aufnahme. Schntzler hat sich in seinem
Drama die Aufgabe gestellt, auf seine hochmoderne Weise den Satz
zu erläutern: „Und hättet Ihr der Liebe nicht usw.“ Mit einem
Pessimismus, der weit über alles hinausgeht, was wir in dieser
Michtung schon von ihm gesehen oder gelesen haben, zeigt er, wie
zwei Männer den einsamen Weg des Alters gehen müssen, da sie
in der Jugend es versäumten, durch Liebe sich Begleiter zu werben.
Der Maler Fichtner hat ein Mädchen verführt und verlassen; als
Gattin eines anderen hat sie einen Sohn geboren, den der Gatte,
der Maler Wegerath für seinen eigenen hält. Das war vor 25
Jahren. Nun kommt Fichtner, der Einsame, der trotz aller flüch=,
tigen Liebschaften kein Herz dauernd an sich fesseln konnte, und will,
nachdem die Geliebte gestorben i“ seinen Sohn Felix für sich gewinnen.
Aber der junge Mann liebt Wegerath, der ihm ein zärtlicher Vater
gewesen ist, und versagt sich dem wirklichen Vater, der als Abge¬
wiesener seinen einsamen Weg weiter ziehen muß. Dasselbe Los
wird auch dem kühlen Lebenskünstter Stephan v. Sala zuteil; in
seinen Plänen und Entwürfen legt das Schicksal, eine Todes¬
krankheit, seine Hand auf den Selbstsüchtigen. Und als das Mädchen,
das ihn liebt, die rechte Tochter Wegeraths, sich seinetwillen das
Leben nimmt, da geht auch er den einsamen Lebensweg nicht
weiter, sondern in den Tov. Den Sieg behält die Liebe, die Güte
in Gestalt Wegeraths, dem Felix ein Sohn bleiben wird, trotzdem
er es nicht in Wirklichkeit ist. Die einzige Gestalt, die in dieses
tiefmelancholische Milien ein heiteres, wenigstens frischeres Moment
bringt, ist die einer ehemaligen Schauspielerin, deren Klagen über
die unbefriedigte Muttersehnsucht etwas naiv Rührendes haben.
An einen wirklichen Erfolg des Stückes ist, wie gesagt, nicht recht
zu glauben; als Buchdrama gehört es aber wohl zu dem Besten
was jüngst geschrieben worden ist.
Dr. Max Goldschmidt
„ . Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nächrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051
3erlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Ostpreussische Zeitung, Königsberg (Ostpr.)
14 FEB. |90
W u
—
an Grnien Tbene u Sein lnd en Seweden.
Artkur=Schm##l#s jünfaktiges Schauspiel „Der einsame We
bei seiner Premiere eine sehr geteilte Aufrahme, denn in den Beifall
mischte sich mitunter Zischen. Dennoch haben wir es mit einem be¬
deutsamen Werk Schnitzlers zu tun. Eine müde Sehnsucht zurück
nach dem, was einst jung und schön in ihnen blühte und nun im
Sterben liegt, kennzeichnet die Personen der Handlung oder besser
die Figuren des Bildes, das ganz in leisen Pastellfarben geralt ist.
Eine Fülle wunderbar geformter Aphorismen beweist von neuem,
wenn es eines Beweises noch bevarste, daß Arthur Schnitzler ein
Das Stück ist bereits im Verlage von
Denker und Dichter ist.
S. Fischer, Berlin (Preis 2 M.) in Buchform erschienen.
Dr. Max Goldschmidt
. Bureau für
Zeitungsausschnitte
verhunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Jenaische Zeitung
17. 2.04
Kunst und Wissenschaft.
* Im Deutschen Theat r in Berlin ist ein neues Trauerspiel von
Axthur Schnitz
Wer einsame Weg“ aufgeführt worden. — Ein
moderne raspiel der müben Entsagung, des Alters, der Selbst.
quälerei, äußert Zabel in der National=Zeitung.
Zu den ersten Aufführungen des „Ring der Nibelungen“ in
diesem Jahr ist das Festspielhaus in Bayreuth schon ausverkauft.