II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 128

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18. Der einsane Neg
as Schicksal Stück mit jenem liebevollen Fleiße gezimmert, der Nonne erliegt, nach langem und brünstigem Gebete Sieger von Lodi hat ein befremdliches Abenteuer
m sind, weil ihn bislang immer ausgezeichnet hat. Jede Szene, vorm Bilde der Muttergottes, dem süßen Liebes= mit einer opfer= und auch sonst mutigen Dame, die
e keine Teil= jeder Satz ist klug bedacht und auf seine Festigkeit ge=zauber. Damit niemand il fündiges Tun merke, durchaus nicht zugeben will, daß er schlimme, kom¬
niemand ahne, daß sie mit dem schönen Prinzen da=promittierende Briefe von Frau Josephine liest.
vongeritten ist, steigt die heilige Jungfrau vom Al= Denn die Dame liebt den korsischen Parvenü und
vom Vater, prüft worden. Jeder Satz und jede Szene, für sich
tare herab und tut selber den Dienst der Entflohe= sucht ihm deshalb Gram und Schmerz zu ersparen.
ffenbart und betrachtet, bestehen auch: aber an das Gerüst, an das
Zu dem Zwecke verwandelt sie sich in einen kecken
e Selbstsucht Skelett der Handlung sind sie nur leicht ange¬
nen. Weil Beatrix vergessen hat, die Glocke zur
rechten Stunde zu läuten, und weil man sie bezichtigt. Bengel, der bemeldete Briefe stiehlt, kommt in den
die Stimme schraubt. Hier wollte der Künstler zu sehr Künstler
bringenden Verdacht der Spionage und kämpft mit
mer noch so sein; hier glaubte er, der Idee seiner Arbeit zuliebe,
dem ersten Konsul etwa dreiviertel Stunden lang
gen bringt, die altmodischen Bauregeln beiseite schieben, sich den Diebstahl des nun verschwundenen Marienbil¬
um Josephinens leichte Korrespondenz. Dieses
Junggesellen eine neue, eigene Technik schaffen zu dürfen. Und des durch ihre Unachtsamkeit ermöglicht zu haben,
soll sie gegeißelt werden. Aber Rosen regnen vom
Shaw=Spiel beginnt damit, daß Napoleon rote
Kranken nicht das Gerüst brach zusammen. Bierbaum gibt im
Himmel ohne Unterlaß, Glorie umstrahlt die Him¬
melskönigin im Gewand der armen Nonne. „Schwe= Tinte, in ihrer Ermangelung Menschenblut, bestellt,
erblüffte die ersten Akt seiner „Stella und Antonie“ ein
ster Beatrix ist heilig!“ rufen verzückt ihre Genof= und endet damit, daß er und die Dame sich verlan¬
schluß. Was wildes Opernlibretto Stoff genug für zwei Akte
gend in ugen sehen. Eine Groteske, die Cha¬
ind nicht fest und darum darf er es sich leisten, zwei und dreiviertel
sinnen. Und Rosen regnen vom Himmel ohne Un¬
rakterstudie sein möchte; ein Ulk, der Lustspieltöne
izen sich, zer=Akte hindurch lustig zu dilettieren. Erst dann er¬
terlaß und Glorie strahlt... Nach fünfundzwanzig
wacht die Opposition der Aufmerksamen.
Der dramatische Erstling des fröhlichen Lyrikers Jahren kehrt die Sünderin Beatrix ins Kloste zu= anschlägt; ein Spaßgefunkel, hinter dem ein geist¬
n. Mühsam
rück, um dort zu sterben. Kein Verbrechen, dus nicht reicher Kerl, aber kein Dichter steht. Shaw weiß
itzler hat sein
auf ihr lastet kein wilder Bußgedanke, der sie nicht mit seinem Witze nicht zwei Minuten lang Maß zu
ist hier so eingehend besprochen worden, daß mir zu
risches Emp¬
rüber ausge=tun fast nichts mehr übrig bleibt. Wie unbekümmert
kr wird. Sie um alles Wenn und Aber Herr Otto Julius diesmal zerfleischt. Am Altare hingestreckt, auf dem nunlhalten. Einem derben Witz zuliebe vernichtet er be¬
dem Drama, gedichtet hat, und mit welcher Seelenruhe er an gäh=endlich das Marienbild wieder lächelt, finden sie die denkenlos mühselig herbeigeführte feinere Wirkt.:
gen; ein Witz zerstört plötzlich sehr saubere Charak
Schwestern. Keine von ihnen versteht Beatrixens
terstudien. Immerhin sieht man gespannt den geo
gebenheit zu= nenden Abgründen hintänzelte, das zeigt die fidele
furchtbare Selbstanklagen; „die größten Heiligen
ßeren Schöpfungen dieses ungebärdigen Talent.
Ellen wir doch Tatsache, daß er für die Berliner Aufführung der
werden vom Bösen am grimmigsten heimgesucht,“
entgegen. Ich fürchte nur, sie erfreuen, wie de
von den An= „Stella“ einen neuen Schlußakt verfaßte, ohne auch
sagt die Oberin. Sind sie doch alle gestern Abend
„Schlachtenlenker“, den Leser zehnmal mehr als dei
icht der Weis= nur eine Silbe in den vorangegangenen brei Auf¬
Richard Nordhausen.
krs; die Masse zügen zu ändern. Antonie kämpft in Berlin keinen geruhsam mit dieser Schwester Beatrix, die fünf¬
Theaterbesucher.
Sie starrt und zweiten Kampf mit Stella um Johann Christian; undzwanzig Jahre lang als Vorbild und Leuchte bei
h geniert, weil Antonie fällt in Berlin nicht vom Dolche der erbitter= ihnen lebte, schlafen gegangen; ahnt doch keine wer
h arbeitet wie ten Nebenbuhlerin. Sie wendet sich vielmehr, ganz in diesen Jahren den Dienst der Pflichtvergessenen
cht bloßstellen durchlauchtigste Komtesse mit Ekel“ von dem be= tat . . . Das Neue Theater hat einen wundersamen
Rahmen für das Wunderbild geschaffen, und
fter mitten in trunkenen Schmierenkomödianten, dem sie auf ihrer
fromme Musik, Weihrauchdüfte Frau Sormas
Hochzeitsreise „zufällig" begegnet. Naiver als Bier¬
chsie Mut und
baum kann man den Forderungen des modernen köstliches Spiel vollendeten den Sieg. Doch diese
Dramas kaum gegenüberstehen. Gefällt die eine Beatrix sagt uns nichts. Es ist ein prächtiges Kir¬
chenstück, und wenn in unseren Domen noch Myste¬
wiesen, daß
und Sklave Lösung des Konfliktes nicht, so pappt man halt eine
rien aufgeführt würden, dürfte die Geistlichkeit an
er sie nicht andere an. Bedingung ist hann freilich, daß im
Maeterlincks Heldin nicht vorübergehen. Unseren
ganzen Stück kein Funke wirklichen Lebens auf¬
rschaft besitzt
sprüht, daß nirgends auch nur der Versuch einer Seelen aber hat die Beatrix nichts zu sagen, und von
en Einaktern
Charakteristik gemacht wird. Denn sonst ließe sich dem wahren Leid des armen Menschenkindes, das
ühneninstinkt,
natürlich nicht so harmlos Verwechsel=verwechsel= im Schmutz der Welt versank, erfahren wir nur
r Hans Jeder¬
Oberflächliches.
das Bäumchen, kling, klang, gloribusch spielen. —
ihn in Stim¬
Wie von dem Napoleon, den Herr Bernard
Maeterlincks Bewunderer sind übrigens
olcher Zauber
[Shaw, der jetzt vielgenannte Ire, in seinem
heuer nicht minder enttäuscht worden als die von
taus. Dann
„Schlachtenlenker“*) auf die Beine stellt. Der
Schnitzler und Bierbaum. Seine „Schwester
te, eingelullte
[Beatrix“ ist ein hübsches Bilderstück, ein präch¬
en, wie sich zum
*) Bernard Shaw: Der Schlachtenlen¬
Art Bier=tig ausgestattetes Mürchen, bei dem man aber In¬
ker. Komödie in einem Akt. (S. Fischer, Verlag,
Schnitzler über=nerlichkeit und in die Tiefen des Herzens steigende
er Wiener sein Dichterkraft umsonst suchen würde. Die holdselige Berlin.) Geh. 1 Ml. 50 Pfg.