II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 135

W
insäne
18. Der elnsung neg box 23/1
Stück ist voll von Aussprüchen über Welt und Menschen. dramatischer Ueberfluß, desset
Die heutige Nummer enthält:
Noch in keinem seiner Werke hat Schnitzler so viel Geist= derselbe innere Mangel ist. 1
„Verkehrs= und Industriezeitung“: „Die
der Kampf des Vaters um
volles und Tiefes gesagt. Aber mit dem Geist auf dem
Leistungsfähigkeit der Sibirischen Eisen¬
wenn es gelingt, seinen Geh#
Theater ist es eine eigene Sache. Er muß, um zu wirken,
Autor offenbar nicht vermoch
eine Aeußerung der dramatischen Kraft sein. Vom
bahn.“ Vom kaiserlichen Rat Peter F. Kupka.
nicht zu stande gebracht hat,
schwingenden und treibenden Rade müssen die Funken
„Die Dampfturbinen.“ Von Ingenieur
sollte, hat er drei Dramen g
sprühen. Geist allein, Geist ohne dramatische Kraft ver¬
Arthur Mestitz. Seite 20 bis 22.
So entsteht ein Allerlei
fehlt auf der Bühne in der Regel seinen Zweck; erst
das nicht als Fülle wirkt, so
wenn das große dramatische Triebrad im Schwung ist,
Ferner:
sprühi er seine Funken. Und vor allen Dingen: Geist kann
ruft. Die Haupthandlung g
Den Schluß des Romans „Der Weg zum
Nebenhandlungen, die manch
dramatische Kraft niemals ersetzen. Diese Erfahrung hat
Ruhme“ von Georges Ohnet. Seite 19.
nicht mehr weiß, was Haup
schon mancher homme d’esprit gemacht, als er versuchte,
Das eigentliche Thema wirk
ein Stück zu schreiben. Taten erwartet das Publikum vom
dann fast völlig fallen gelas
Bühnendichter. Sind in die Taten Gedanken eingestreut,
Feuilleton.
nur nou, in Gesprächen er
um so besser. Aber es ist ein unmögliches Beginnen, wenn
A
plötzlicher Wechsel in den H
ein dramatischer Auter durch Häufung von Gedanken
Berliner Theater.
Vorganges. Drei Akte lang
darüber hinweatäuschen will, daß er die Taten schuldig
„Der einsame Weg.“ Von Arthur Schnitzler.
zwischen Vater und Sohn;
geblieben ist So kommt es, daß die wertvollen geistigen
Das neue Drama von Arthur Schnitzler, das im
ist es ein Drama zwischen
Gaben, die das Schnitzlersche Schauspiel bringt, auf der
Deutschen Theater zur Aufführung gelangte, will eine
ihrem Verführer. Die Expo
Bühne fast völlig verloren gehen. Um sich an diesen zu
Tragödie des Egoismus sein. Es will zeigen, wie bei dem
vom gesuchten Sohne hin;
erfreuen, muß man es lesen. Das Buch bekundet fast auf
Manne, der in der Liebe immer nur den Genuß gesucht
man glauben, daß man
jeder Seite, daß dieses Stück, das im Theater versagt hat
hat, sich diese Selbstsucht durch Vereinsamung im Alter
Mädchen gesehen hat. Man
und versagen mußte, ein Dichter geschrieben hat. Darum
rächt. Es bringt einen alten Junggesellen auf die Bühne,
hat wohl derjenige Berliner Kritiker am richtigsten ge= erste Akt recht oder der letz
welcher einst die Frau eines andern verführt und sie zur
nicht zum Anfang, oder vi
urteilt, der gemeint hat, Schnitzler hätte sich gleich an den
Mutter eines Knaben gemacht hat, der jedoch als der
zum Schluß paßt?
Leser wenden sollen, statt an das Theaterpublikum, und
Sohn des andern aufgewachsen ist. Jetzt, wo der Ver¬
Der Held der Haupthat
hätte statt des Dramas eine Novelle schreiben sollen.
führer zu Jahren gekommen und der Knabe ein Jüngling
heißt Julian Fichtner. Er
Es ist seltsam, daß Schnitzler aus diesem eminent
geworden ist, möchte der Vater den Sohn zurücksordern;
führt, aber nicht geheiratet,
dramatischen Stoffe, dem Kampfe des Vaters um den
aber der Sohn, statt sich in die geöffneten Vaterarme zu
von ihm erzeugte Knabe als
Sohn, so wenig zu machen gewußt hat. In den ganzen
werfen, weicht voll Abscheu zurück. Das ist schön aus¬
Fichtner ist zugleich an
fünf Akten hat er ihm nur zwei große Szenen abge¬
gedacht. Ein ergreifender Konflikt mit einer traurigen, einer
teiligt. Er hat auch die S
wonnen. Das „groß“ gilt von der Ausdehnung; die innere,
originellen Lösung, die ein feiner Kenner des Menschen¬
Geliebten gehabt, und in e
Größe fehlt auch diesen Szenen, und im Tone sind sie
herzens gefunden hat. Nur daß man von diesem er¬
geschildert, wie nach langen
matt genue Nachdem er diese zwei Szenen geschrieben,
greifenden Konflikt in dem Stück sehr wenig ergriffen wird,
begegnen. Diese ehemalige
läßt der Autor sich den Stoff aus den Händen gleiten
weil dem Autor die Kraft gefehlt hat, um aus dem Stoff,
Schnitzlersche Figur. Eine
und greift nach einem andern. Der Hauptstoff ist nämlich,
den er mit richtigem dramatischen Instinkt gewählt hat, die
Zyklus, die zu Jahren gekon
zumeist ohne ersichtliche Notwendigkeit, mit anderen Stoffen
Wirkungen herauszuarbeiten, die dieser Stoff für die
nichts von ihrer Frische und
verkoppelt. Zum mindesten zwei Händlungen laufen neben
Bühnendichtung zu ergeben vermag. Man erwartet, den
ihr lediglich einen Zug wehr
der eigentlichen Handlung her, so daß man nicht ein
Kampf eines Vaters um seinen Sohn zu sehen — ein
sich anmutig in ihr heiteres
i Drama, sondern deren drei zu sehen bekommt. Ein Vater
tragisches Ringen. Aber gerungen wird nicht. Eine Hand
im zweiten Akt ist die L#
sucht seinen Sohn; ferner finden ein Liebhaber und eine
kaum erhoben,
streckt sich mit müder Geste aus und sinkt,
plaudert allerlei durcheinar
Geliebte sich nach Jahren wieder, um sich dann abermals
wieder zurück. Statt Kampf und Sturm, statt
liches, und ihr Partner
aller dramatischen Ungewitter — eine lange, lange zu trennen; außerdem verführt ein gealterter Don Juan
Melancholie. Statt der Handluna — Reflexion. Das ein junges Mädchen. Drei Dramen, wie gesagt. Ein spöttelnder Ueberlegenheit, in