II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 141

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18. Der einsane Nen
ax Goldschmidt
Bureau für
itungsausschnitte
direktem Nachrichtendienst durch
ene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
24.

Ausschnitt aus
Stück ist voll von Aussprüchen über Welt und Menschen. dramatischer Ueberfluß, dessen Grund freilich immer wieder
derselbe innere Mangel ist. Der eine, der eigentliche Stoff,
Noch in keinem seiner Werke hat Schnitzler so viel Geist¬
der Kampf des Vaters um den Sohn, ist Drama genug,
volles und Tiefes gesagt. Aber mit dem Geist auf dem
desse
be freie Prasse, Wien
wenn es gelingt, seinen Gehalt zu erschöpfen. Das hat der
Theater ist es eine eigene Sache. Er muß, um zu wirken,
Autor offenbar nicht vermocht; und weil er das Drama
eine Aeußerung der dramatischen Kraft sein. Vom
s um
nicht zu stande gebracht hat, das er schreiben wollte und
schwingenden und treibenden Rade müssen die Funken
n Geh#
sollte, hat er drei Dramen geschrieben.
23 FEB. 1904
sprühen. Geist allein, Geist ohne dramatische Kraft ver¬
vermoch
So entsteht ein Allerlei von Personen und Vorgängen,
fehlt auf der Bühne in der Regel seinen Zweck; erst
ht hat,
das nicht als Fülle wirkt, sondern nur Verwirrung hervor¬
wenn das große dramatische Triebrad im Schwung ist,
men
ruft. Die Haupthandlung gerät in ein Durcheinander von
sprüht er seine Funken. Und vor allen Dingen: Geist kann
lllerlei
Nebenhandlungen, die manchmal so überwuchern, daß man
dramatische Kraft niemals ersetzen. Diese Erfahrung hat
irkt, so
nicht mehr weiß, was Hauptsache und was Nebensache ist.
schon mancher homme d’esprit gemacht, als er versuchte,
ung g
Das eigentliche Thema wird in den beiden letzten Akten
ein Stück zu schreiben. Taten erwartet das Publikum vom
manch
dann fast völlig fallen gelassen. Oder vielmehr: es wird
Bühnendichter. Sino in die Taten Gedanken eingestreut,
Haup
nur noch in Gesprächen erörtert. Hingegen erfolgt ein
um so besser. Aber es ist ein unmögliches Beginnen, wenn
a wirh
ein dramatischer Autor durch Häufung von Gedanken plötzlicher Wechsel in den Hauptpersonen des dramatischen
erliner Theater.
gelas
darüber hinwegtäuschen will, daß er die Taten schuldig Vorganges. Drei Akte lang ist das Schauspiel ein Drama
Weg.“ Von Arthur Schnitzler.
en er
zwischen Vater und Sohn; im vierten und fünften Akt
geblieben ist. So kommt es, daß die wertvollen geistigen
hma von Artkhür Schnißler, das im
den H
ist es ein Drama zwischen einem jungen Mädchen und
Gaben, die das Schnitzlersche Schauspiel bringt, auf der
zur Aufführung gelangte, will eine
lang
ihrem Verführer. Die Exposition deutet auf das Drama
Bühne fast völlig verloren gehen. Um sich an diesen zu
mus sein. Es will zeigen, wie bei dem
ohn;
vom gesuchten Sohne hin; nach dem Schlußakt könnte
erfreuen, muß man es lesen. Das Buch bekundet fast auf
Liebe immer nur den Genuß gesucht
ischen
man glauben, daß man das Drama vom verführten
jeder Seite, daß dieses Stück, das im Theater versagt hat
stsucht durch Vereinsamung im Alter
eExp
Mädchen gesehen hat. Man weiß am Ende nicht: hat der
und versagen mußte, ein Dichter geschrieben hat. Darum
nen alten Junggesellen auf die Bühne,
hin;
erste Akt recht oder der letzte? Ist es der Schluß, der
hat wohl derjenige Berliner Kritiker am richtigsten ge¬
au eines andern verführt und sie zur
man
nicht zum Anfang, oder vielmehr der Anfang, der nicht
urteilt, der gemeint hat, Schnitzler hätte sich gleich an den
en gemacht hat, der jedoch als der
zum Schluß paßt?
Leser wenden sollen, statt an das Theaterpublikum, und
aufgewachsen ist. Jetzt, wo der Ver¬
der letz
Der Held der Haupthandlung, der Vater ohne Sohn,
hälte statt des Dramas eine Novelle schreiben sollen.
der visekommen und der Knabe ein Jüngling
heißt Julian Fichtner. Er hat einst Frau Wegrath ver¬
Es ist seltsam, daß Schnitzler aus diesem eminent
der Vater den Sohn zurückfordern;
führt, aber nicht geheiratet, und hat zugelassen, daß der
dramatischen Stoffe, dem Kampfe des Vaters um den
tt sich in die geöffneten Vaterarme zu
auptha
von ihm erzeugte Knabe als das Kind Wegraths aufwuchs.
Sohn, so wenig zu machen gewußt hat. In den ganzen
Abscheu zurück. Das ist schön aus¬
Er
Fichtner ist zugleich an einer der Nebenhandlungen be¬
fünf Akten hat er ihm nur zwei große Szenen abge¬
ender Konflikt mit einer traurigen, einer
ratet.
teiligt. Er hat auch die Schauspielerin Irene Herms zur
wonnen. Das „groß“ gilt von der Ausdehnung; die innere
die ein feiner Kenner des Menschen¬
Geliebten gehabt, und in einer Szene im zweiten Akt ist
Größe fehlt auch diesen Szenen, und im Tone sind sie
at. Nur daß man von diesem er¬
an
geschildert, wie nach langen Jahren die Zwei sich wieder
matt genug. Nachdem er diese zwei Szenen geschrieben,
in dem Stück sehr wenig ergriffen wird,
die S
begegnen. Diese ehemalige Schauspielerin ist eine echt
läßt der Autor sich den Stoff aus den Händen gleiten
Kraft gefehlt hat, um aus dem Stoff,
d in e
Schnitzlersche Figur. Eine der Frauen aus dem Anatol¬
dramatischen Instinkt gewählt hat, die und greift nach einem andern. Der Hauptstoff ist nämlich,
langen
Zyklus, die zu Jahren gekommen ist. Das Alter hat ihr
uarbeiten, die dieser Stoff für die zumeist ohne ersichtliche Notwendigkeit, mit anderen Stoffen
malige
nichts von ihrer Frische und Natürlichkeit geraubt und hat
verkoppelt. Zum mindesten zwei Handlungen laufen neben
ergeben vermag. Man erwartet, den
Eine
ihr lediglich einen Zug wehmütigen Ernstes gegeben, der
der eigentlichen Handlung her, so daß man nicht ein
um seinen Sohn zu sehen — ein
gekon
sich anmutig in ihr heiteres Wesen einfügt. Ihre Szene
Drama, sondern deren drei zu sehen bekommt. Ein Vater
Aber gerungen wird nicht. Eine Hand
he und
im zweiten Akt ist die Lustspielscene des Stückes. Sie
sucht seinen Sohn; ferner finden ein Liebhaber und eine
er Geste aus und sinkt, kaum erhoben,
g wehr
plaudert allerlei durcheinander, Drolliges und Nachdenk¬
Geliebte sich nach Jahren wieder, um sich dann abermals
Statt Kampf und Sturm, statt
heiteres
liches, und ihr Partner antwortet ihr in jenem Tone
eine lange, lange zu trennen; außerdem verführt ein gealterter Don Juan
Ungewitter
die 2#
der Handlung — Reflexion. Das ein junges Mädchen. Drei Dramen, wie gesagt. Ein spöttelnder Ueberlegenheit, in dem ein Weltmann gern mit