II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 148

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18. Der einsene ven
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#lung machte, nachdem eine gemeinsame Be= Gründen durchaus wünschenswert wäre, von der
rKunst- und Theaterrundschau. zu der Premiere, denn der Wiener Autor und seine Ber= geistig unbedeutende Professor Wegrath, Direktor der Aka¬
demie der bildenden Künste, dessen Frau Gabriele, die
Berlin, Anfangs März. liner Kollegien begegnen einander in der Behandlung eroti¬
ihn nur deshalb geheiratet hat, um der Schande zu ent¬

scher Probleme, die man in der guten alten Zeit nicht für
gehen, mit einem unehelichen Kinde niederzukommen; ferner
Hypermodernen Sezessionisten zeigen nebst literaturfähig hielt. Ob Marie Madelaine, die sich mit
beider Töchterchen Johanna, ein perverses, verrücktes
einem preußischen General a. D. verheiratet hat, auch der¬
aften Neigungen auch besondere Vorliebe für
Geschöpf, die Schauspielerin Irene Harms, die sich mit
selben Rasse wie Herr Schnitzler angehört, weiß ich nicht,
originelle Einrahmung ihrer Pinselprodukte,
Hilfe einer weisen Frau von der drohenden Mutterschaft
aber Phantasie und Empfinden der beiden zeigen unver¬
int es einem, als ob das Bild sozusagen in den
befreite; endlich die Lebemänner Julian Fichtner und
kennbare Geistesverwandtschaft. Perverse Sinnlichkeit und
gemalt worden wäre. Einem ganz ähnlichen
Stephan v. Sala, zwei Junggesellen, die in der Liebe nur
Moderlust durchtränken Madelaines Gedichte, die mollusken¬
igen zum Teile unsere zeitgenössischen Poeten,
möglichst viel abwechslungsreichen Genuß suchten und erst
artig in lauter Stimmung ohne das Rückgrat eines gesunden
mit ihrer Muse erzeugten Kinder in unglaub¬
dann edlere Gefühle im Herzen erwachen fühlen, als das
Gedankens zerfließen. Man bedauert die begabte Frau, wenn
Kostümierung in die Welt hinausschicken.
nahende Alter sie nachdenklich stimmt. Diese Menschen treten
enen man nicht recht weiß, ob sie griechische sie schließlich, nachdem sie in erotischen Phantasien geschwelgt,
auf und gehen ab, ohne jede dramatische Begründung, und
mit Grauen dem Tode entgegen blickt:
Schriftzeichen bedeuten, Einbände mit tollen
erzählen uns mit rücksichtsloser Geschwätzigkeit — auch ein
„Ich habe so Angst. Es versank der Tag.
nd schreienden Farbeneffekten, Figürchen und
Zeichen von Marasmus. — die höchst uninteressante Ge¬
Halt an die Uhr! Wenn ihr Ticken erklingt,
te, aus denen kein Mensch klug wird — in
schichte ihres Lebens; zwischen dem ersten und zweiten Akte
Denk ich immer, daß jeder Pendelschlag
tung präsentiert sich gar manche Neuer¬
stirbt Frau Gabriele eines natürlichen Todes und am Ende
Uns dem Tode näher und näher bringt!“
deutschen Büchermarktes, deren Inhalt es in
des vierten Auszuges ertränkt sich Johanna im Teiche der
In diesem Gefühle begegnet sie sich ganz besonders
m verlohnt, daß man sich über die Hiero¬
Villa des Herrn v. Sala. Warum sie zwischen dem zweiten
itels den Kopf zerbrochen hat. Dieser Tage mit Artur Schnikler der sein neuestes Opus, den „Einsamen
und dritten Akte Salas Geliebte wird, warum sie ins
einer Aschermittwochstimmung geschrieben zu
mir die Post ein solches Büchlein ins Haus,
Wasser geht — man weiß es nicht! Warum Schnitzler
haben scheint. Aber nicht aus dem Bußbedürfnisse eines
esbaren Typen gesetzt ist, aber dafür andere
verschiedenen seiner Personen okkultistische Eigenschaften
reuigen Tannhäuser heraus, sondern aus der Blasiertheit
en im Formate aufweist. Es sieht nämlich
verleiht, als rein äußerlichen Aufputz, warum Johanna
eines Lebemannes, der mit faunischem Lächeln die Bilanz
Poesiealbum in violettem Einbande, mit vio¬
seines Erdenwandels zieht und dann fröstelnd, von seinem von Seelenwanderung schwätzt, warum Herr v. Sala
ändchen zugebunden; das Papier schimmert
nach Baktrien reisen will, um sich als Mitglied einer
ch der Druck ist von derselben Farbe. Das Treiben angeekelt, der Welt den Rücken kehrt. Schnitzler
Expedition an Ausgrabungen zu beteiligen — das ver¬
dabei ist wohl, daß dieses Buch, dessen nied= muß doch gewiß an einem fürchterlichen ästhetischen Katzen¬
steht man gleichfalls nicht. Verschiedene Kritiker tüftelten
r einen biederen Onkel vom Lande leicht ver= jammer gelitten haben, als er einem der Haupthelden seines
heraus, daß es dem Autor darum zu tun war, folgende
es einer höheren Tochter zum Geschenke zu Stückes, dem Maler Julian Fichtner, die Worte in den
uesten Gedichte der bekannten perversen Marie Mund legte: „Ich weiß es ja; — für alle, ja auch für These, die er dem Dr. Reumann in den Mund legt, zu
beweisen: „Aber ich für meinen Teil finde: eine Lüge,
Sie bin ich ein Heruntergekommener, einer, der fertig ist,
hält, welche unter dem Titel „An der
einer, dessen ganzes Talent seine Jugend wan Wie zu= die sich so stark erwiesen hat, daß sie den Frieden eines
Fenseil“ bei L. v. Vangerow in Bremer¬
Hauses tragen kann, ist mindesten so verehrungswürdig,
treffend sich Herr Schnitzler mit diesem Aus pruche da
en sind. Ist es Absicht oder Zufall, daß der
charakterisiert hat! Sein bischen Jugend ist bei der „Liebelei“ als eine Wahrheit, die nichts anderes vermöchte, als das
Poesien in ein so unschuldsvolles Gewand ge¬
mit süßen Mädchen flöten gegangen, und trotz im er erst Bild der Vergangenheit zu zerstören, das Gesühl der Gegen¬
6 man sie unbesehen und unbesorgt auf das
vierzig Jahre alt ist, zählt er schon zu den #arischen wart zu trüben und die Betrachtung per Zukunft zu ver¬
nlegen möchte?
— Schön gesagt, aber im Wegrathschen Hause
wirren.“
Lebegreisen! Sic transit gloria mnundi!
Fahrt ins „Deutsche Theater“ zu der Erst¬
Eine nette Gesellschaft hat sich in seinem Stücke zu= herrscht nichts weniger als Frieden, sondern eine peinlich
nSchnitzlers „Der einsame Weg“ las
sammengefunden, die ihren einsamen Weg geht: Der beklommene Stimmung schwebt über der Familie, und der
fines Gedichten als entsprechende Vorbereitung