18. Der einsane Nag box 23/1
Dr. Max Goldschmidt
e Bureau für
Zeitungsausschnitte
Berlin N. 24.
Telephon: #l, 5051.
Ausschnitt aus
Pester Lloyd
32 AUG 1906
Juuer shater
„Der einsame Weg“ ist die letzte Arbeit Mllun
Schnitzler's. K##läßt uus nicht lange im Zweifel, Welchen weg er
(gwene=Stefan v. Sält, der alternde Scheiftsteller, sagt zu Julien
Fichtner, dem alternden Maler: „Es graut Ihnen vor der Einsam¬
keit?... Und wenn Sie eine Frau an Ihrer Seite hätten, wären
Sie heute nicht allem? ... Und wenn Kinder und Enkel um Sie
lebten, wären Sie es nicht?... Und wenn Sie sich Ihren Reich¬
thum, Ihren Ruhm, Ihr Genie bewahrt hätten, wären Sie es nicht ?...
Und wenn uns ein Zug von Bacchanten begleitet— den Weg hinab
gehen wir Alle allein ... wir, die selbst Niemandem gehört haben.“
Leute, die mit Pathos reden, möchten die Beiden Freunde nennen;
Sala sagt nur so viel, daß sie geschickt einunder die Stichworte
sbringen. Seit zwei Jahren haben sie sich nicht gesehen,
in dem Stück treffen sie sich auch nur zufällig. Sie
kehen allein den Weg hinab. Leute, die mit Pathos reden,
Pflegen zu sagen, daß Hedermann im „Schweiße seines
Angesichtes sein Kreuz nach Golgotha zu schleppen hat; das Beispiel
der zwei alternden Freunde zeigt, daß schmerzlicher der Weg, der
abwärts von Golgotha führt, wo kein Krenz mehr ist, — auch kein
Kampf, auch keine Täuschung. Wo die Selbsterkenntniß, die in dem
Rausche der Jugend unser Hofpoet gewesen, mit der Bilanz des
Hauptbuches unseres Lebens herumkramt und solche Posten unter¬
streichen muß: „Haben wir jemals ein Opfer gebracht, von dem nicht
unsere Sinnlichkeit oder unsere Eitelkeit ihren Vortheil gehabt
hätte: .. .“ „Wir haben die Thüren offen stehen und unsere Schätze
sehen lassen aber Verschwender sind wir nicht gewesen.“ „Anderen
mögen unsere Thorheiten, unsere Niederträchtigkeiten verborgen
bleiben, — uns selber nie.“
4.„