II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 225

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W
18. Der einsane neg
ind
* Hamburg, 12. Sept. (Tel.) Die „Hamb.
nde fer#st, ins Rebolutionar erklärt.
Nachr.“, das bekannte Bismarckblatt, teilen jetzt auch
Wie weiter zu berichten, ist der alte Ko¬
mit, sie müßten zu ihrem größten Bedauern heute
der aus der Regierungszeit des Fürsten Milosch
bestätigen, daß Fürst Bismarck ernstlich erkrankt
estammte, bereits gefallen, und von den steinernen
Zeugen des Belgrader Königsdramas sind nur noch
ist, und daß sein Zustand zu Besorgnissen An¬
Seinige Schutthaufen zu sehen. Man hat ihn abge= laß gibt.
nicht hinwegkommt. Man merkt in diesem Drama überall
die Versuche, psychologisch zu gestalten und zu motivieren,
Elberfelder Stadttheater.
aber es bleibt bei den Ansätzen. Die Charakteuxé sind
Au
nicht fest und sicher geformt, sie gleiten vorüber, wenn
Der einsame Weg.
man eben im Begriff ist, sie näher ins Auge zu, fassen! —
sell
(Schauspiel in fünf Akten von Arthur Schnitzler.)
Die einzelnen Episoden des Stückes reihen sich völlig lose
De¬
M. T. Elberfeld, 13. Sept.
aneinander, wie zufällig zusammengefügt. „Die Lebens¬
tet,
Schnitzler ist Wiener! Durch diese seine Nationalität
probleme werden aufgerollt, — aber verlieben sich wieder
dure
nimmt er unter den Dramatikern unserer Zeit eine geson¬
im Dunkel, ohne zur Lösung gebracht zussein. — Es fehlt
reiße
derte Stellung ein, denn der Begriff „Wiener Kunst“ um¬
Schnitzler eben an dramatischer Gestaltungskraft,
der i
es
ist
faßt eine ganz bestimmte Art der Dichtung, deren charak¬
18
gleichsam mehr eine stizzenhafte Geschichte, die
Das
er
teristische Züge vor allemdurch das Lokalkolorit be¬
erzählt. Gerade dieses Werk,leidet an dem Mangel
Temp.
dingt sind und aus der Anschquungsweise und der Art der
an Accenten, gerade hier entbehrt man die kurzen schar¬
wohl
Lebensbedingungen sich ableiten lassen. Die äußeren Mo¬
fen Striche, mit denen Ibsen in wenigen Augenblicken
ein seh.
aneute überwiegen, die Form wird in erste Linie betont,
einen Charakter greifbar und lebend zu gestalten weiß. —
lerische
den Nebenerscheinungen weit größere Bedeutung beigelegt,
Schnitzler stellt vieles nebeneinander, jedoch ohne die logi¬
tragende
als wir es im deutschen und sonderlich im norddeutschen
schen Beziehungen konfequent durchzuführen und die Höhe
stehen je
Drama gewohnt sind. Die Charaktere scheinen nicht um
des dramatischen Könfliktes durch Zusammenwirkung der
Graf Ad¬
Charaktere zu exzfelen.
ihrer selbst willen geschrieben zu sein. Die Dichtung bietet
hart auf n
keine speziell psychologischen Studien, sondern, mehr ein
Gespielt würde gestern Abend durchweg sinngemäß
Haltung d
kulturelles Bild, eine Momentanfnahme des Lebens,
nd gut. — Leider war zwar Frl. Voigt in letzter Stunde
Zwischen de
in der die Menschen und ihre Schicksale nur Staffage, sind.
erkrankt, aber Frl. Wolf übernahm es, die Rolle zu le¬
deren Wani¬
Sie interessieren uns, wir nehmen Anteil an dem, wasesie
sen. Selbstverständlich war eine Störung des Eindrucks
ersetzt sind,
daduuch nicht zu vermeiden, aber Frl. Wolf machte das
erleben, aber vor allem deshalb, weil sie in einem ganz
den geschmie
Lejen der Rolle doch so geschickt, daß der Dialog fließend
bestimmten Milien erscheinen, dessen Beschaffenheit schon
lendet ist.
an sich unsere Aufmerksamkeit zu fesseln weiß. Eine Hand¬
geführt wurde, und auch die Bewegungen einen möglichst
schen dem
ungezwungenen Eindruck erzielten. — Von den Künstlern
voll Esprit, ein wenig Sentimentalität und Melancholie“
Elberfeld si¬
machten sich vor allem Frl. Jakobi und Herr Brahm
und dazu oft ein frischer sprudelnder Humor, verleihen den
und Histor
um den Erfolg der Aufführung verdient. Sie tre
Lebensbildern der Wiener Dichter einen eigenen Zaubèr.
sO=
Prof. Ern#
wohl in den Bemerkungen, als auch im Ton die ichte
Aber gerade in ihrer Eigenart ist auch eine gewisse Ein¬
schwierig ##
ungekünstelteArt, die unser modernes Drama fordert
förmigkeit nicht wegzuleugnen. Charaktere verändern sich,
flachem B#
und die den meisten Schauspielern so schwer fällt. Sie
jeder gestaltet das Leben aus sich heraus anders, alle
zwei versche
wußten jedes Päthetische zu vermeiden und erreichten
Möglichkeiten der Entwicklung sind gegebenAnders da,
positionen
durch die Einfachheitund Natürlichkeit ihres Spieles die
wo das Milien die Hauptsache bildet. Die Halbwelt Wiens,
die höher
Lebenswahrheit der Gestalten. Herr Ruhbeck traf als
deren Leben und Treiben Schnitzler so oft züm künstlerischen
zur Decku
Maler Julian Fichtner nicht immer ganz den Konversati¬
Vorwurf diente zeigt in den Grundzügen doch meist über¬
wildes Hi¬
onston, besonders im viertenAkt deklamierte er an ein¬
einstimmende Bilder, die Salons dae Lebedamen der ele¬
fährt, da
zelnen Stellen anstatt zu sprechen. — Aber trotzdem fügte
ganten Welt sind meist auf den gleichen Ton gestimmt,
Bogen hi¬
er sich im Spiel dem Ganzen rechsgut ein. Herr Bütt¬
interessant werden diese Stätten doch erst dann, wenn ein
durch ein
ner ist bezüglich seiner Regie zu loben, Die Gruppenwir¬
Charakter sie betritt und wir an seinem Verhalten in
herzieht.
kungen waren künstlerisch zusammengestellt und in der
dieser Welt psychologische Städien machen können. Das
mische
Beleuchtung von äußerst intimer Wirkung.
heißt, wenn der Charaktek Selbstzweck ist, und das Mi¬
Mitte fü
Wie wir hören, wird, aus Anlaß der Erkrankung des
lien nur als wichtige Foli dient
Lücke zwi
— Schnitzlers litterarischer
Frl. Voigt, die für morgen angesetzte Auffühlung von
Ruhm gründet sich ingerster Linie auf das spezifisch Wie¬
in die Tig
Halbes „Strom“ auf Donnerstag verlegt werden,
nerische seiner Kunste
bringt e
Morgen findet statt dessen die erste Wiederholung von
Er versucht zwär die Einseitigkeit zu überwinden und
Kräftige
Schnitzlers Werk „Der einsame Weg“ statt.
auf psychologischer Basis seine Werke aufzubauen, aber
Ton sind
allem: m
es bleibt größtenteils hier beim Wollen. Die Konflikte,
wenn von salchen überhaupt ernstlich zu reden ist, ergeben
und empf#
Elberfeider Kunst.
sich doch meist aus äußeren Erscheinungen und Zufällig¬
nützte, un
keiten und sin nicht logisch aus der Gestaltung der Cha¬
bereits in
Nachdem der Sitzungssaal der Sttdtverordneten im
rakterefabzuleiten. — Schnitzlers neuestes Dramas „Der
Werte zus
Rathause einen mächtigen Wandschmuck durch ein
einame Weg“ ist vielleicht das beste Beispiel, um
diesem ne#
Gemälde von Prof. Peter Janssen in Düsseldorf er¬
deuklich die Grenzen zu erkennen, über die auch SchnitzlerI halten hatte, das in einer ausgedehnten Fläche eine SzeneI cherung si