box 23/3
18. Der einsane Neg
—
lichen Vater, der die letzte Hoffnung
vielmehr etwas Ueberspitztes, das kalte Räsonnement
auf ihn setzt, weist der Sohn ab und
im Einsamen Weg auch moch einen starken symbo¬
0ue Jeuilleton.
dem anderen mit dem ihn bisher kein
listischen und mystischen Zug nach Ibsen freilich ohne
verknüpfte, in tiefster Neigung zu. Di
dessen zwingende Schärfe und Kraft. Ebenso wie bei
Der einsame Weg.
liche Zusammengehörigkeit zweier Wesen
diesem spielt auch die eigentliche Handlung weit vor
(Schauspiel in 5 Akten von Arthur Schnitzler Zum
cendenz wird übertrumpft von der d
der Zeit des Stücks und rollt nun in ihren Folgen
erstenmal aufgeführt am 15. Mai, vonefämgastspiel des
langsam erobernden Erfüllung der Pfli
vor uns ab. Unter ziemlich hoher Spannung schweben
Lessingtheaters im Theater an der Wien.)
In Schnitzlers Stück überqueren
Gewitterwolken herein, aber sie entladen sich auf einem
Schnitzler strebt nach dem Ruhme, ein schwer
nicht immer klar erkennbare Grundme
dramatischen Nebenpfade und das gespenstische Rößlein
verständlicher zu sein. Nicht weil er es von Natur
Fichtner und sein Erlebnis mit Gabriel
von Rosmersholm, das auch in diesem Stücke spielt,
aus ist, sondern weil er es sein will. Im Ein¬
Wegraths, schielt deutlich nach Goethe un
gelangt nicht aus Ziel.
samen Weg“ finden die halben Worte kein Ende;
Tagen zu Sesenheim. Hier wie dort d
Freilich dieses Ziel mit Fingern zu deuten und
man hört sie wohl, aber sie rauschen vorüber, wie
lische Schwung, der über ein gebrochen
klar zu erkennen, ist schwer. Schon daraus mag man
leerer Schall. Die kurzen Sätze verschlingen und
allen Schauern eines süßen Schmerze
erraten, auf wie schwachen Beinen das Werk als
verstricken sich und hinter ihrem leuchtenden Körper
jenes Schauers vor der Kreatur, den
Drama steht. Sein natürlicher Fortschritt verstrickt
lauert ein unsichtbarer Gehalt, der uns beinahe zu ent¬
man Mut genug haben muß, um sich
sich nur zu oft in dialektischen Schlingen. Ueberall
schlüpfen droht. Verschlungen und einander durchkreuzend
Freiheit zu wahren und die goldene
zeigt sich der Hang des Dichters, statt unmittelbar
sind auch die Motive. Schnitzler wird kompliziert und
Lebens zu pflücken. Und noch nach
zu wirken, in die Tiefe zu bohren, eine Eigenschaft,
tief, um ja nicht einfach zu erscheinen. Eine Fülle
Reihe von Jahren, die verflossen
1 die in hervorragendem Maße auf die Novelle weist,
von Lebenserfahrung und schwer errungener Weisheit
Gabriele, die nunmehr der kühle Rasch
worin auch das Problem dieses Werkes eindring¬
ruht in diesem Stück. Doch zuweilen sind ihre Orakel¬
Genie Juliaus geblendet, ihm zuflog
lichere Gestaltung gefunden hätte. Was sich so auf
sprüche wie Steine der Cyklopen, die uns den Zu¬
dem Licht, findet der Verführer für
den ersten Blick als Kern der Handlung darstellt,
gang zum Tempel sperren, in dem tief verschleiert
Mann nur die Worte: „Leute von
ist nicht viel. Ein junger Mann erfährt, daß nicht
das Bild zu Sais, die ewige Wahrheit, tront.
raths sind nicht dazu geschaffen, wirk
der sein Vat ist, den er bisher dafür hielt, sondern
Von dem Wiener Boden, aus dem Schnitzler
weder Frau noch Kinder. Sie mö
ein anderer, an dem er mit Begeisterung hing. Wie
seine fruchtbarsten Anregungen sog und die ihn in
Aufenthalt bedeuten — Heimat nie
ihm dieser selbst bekennt, hatte er die Mutter knapp
der Literatur zu dem gemacht haben, was er ist, hat
sicht sich Julian selbst getäuscht. Die
vor der Hochzeit zu Fall gebracht und dann schnöde
er sich innerlich seit geraumer Zeit entfernt, ebenso
Rechnungen der Vergangenheit werd
verlassen, während der hintergangene Freund, ohne
hier, wie im „Zwischenspiel.“ Es handelt sich dabei
eine nach der andern, vom Sch
den Sachverhalt zu kennen, das Mädchen heiratete,
nicht um die Schicksale der Personen und deren dra¬
Hand gespielt. Irene Herms erschein
recht und schlecht durchs Leben trottete und seine
matische Fassung, sondern um ihre Farbe, um den
selben Zeit geliebt, als er das Herz Gal
Pflichten für den unterschobenen Sohn und für ein
Geist, der sie belebt. Diese Gestalten haben keine
zweites Kind, ein Mädchen tat. Aus dem Mitleid] Er, der durchs Leben ging, immer nur
wienerische Note. Ihr Element ist nicht der bewegte
Pulsschlag eines lebensfrohen Völkleins, sie haben erwächst, wie so oft, auch hier die Liebe. Den natür= Liebe fordernd, ohne zu geben, kanng
18. Der einsane Neg
—
lichen Vater, der die letzte Hoffnung
vielmehr etwas Ueberspitztes, das kalte Räsonnement
auf ihn setzt, weist der Sohn ab und
im Einsamen Weg auch moch einen starken symbo¬
0ue Jeuilleton.
dem anderen mit dem ihn bisher kein
listischen und mystischen Zug nach Ibsen freilich ohne
verknüpfte, in tiefster Neigung zu. Di
dessen zwingende Schärfe und Kraft. Ebenso wie bei
Der einsame Weg.
liche Zusammengehörigkeit zweier Wesen
diesem spielt auch die eigentliche Handlung weit vor
(Schauspiel in 5 Akten von Arthur Schnitzler Zum
cendenz wird übertrumpft von der d
der Zeit des Stücks und rollt nun in ihren Folgen
erstenmal aufgeführt am 15. Mai, vonefämgastspiel des
langsam erobernden Erfüllung der Pfli
vor uns ab. Unter ziemlich hoher Spannung schweben
Lessingtheaters im Theater an der Wien.)
In Schnitzlers Stück überqueren
Gewitterwolken herein, aber sie entladen sich auf einem
Schnitzler strebt nach dem Ruhme, ein schwer
nicht immer klar erkennbare Grundme
dramatischen Nebenpfade und das gespenstische Rößlein
verständlicher zu sein. Nicht weil er es von Natur
Fichtner und sein Erlebnis mit Gabriel
von Rosmersholm, das auch in diesem Stücke spielt,
aus ist, sondern weil er es sein will. Im Ein¬
Wegraths, schielt deutlich nach Goethe un
gelangt nicht aus Ziel.
samen Weg“ finden die halben Worte kein Ende;
Tagen zu Sesenheim. Hier wie dort d
Freilich dieses Ziel mit Fingern zu deuten und
man hört sie wohl, aber sie rauschen vorüber, wie
lische Schwung, der über ein gebrochen
klar zu erkennen, ist schwer. Schon daraus mag man
leerer Schall. Die kurzen Sätze verschlingen und
allen Schauern eines süßen Schmerze
erraten, auf wie schwachen Beinen das Werk als
verstricken sich und hinter ihrem leuchtenden Körper
jenes Schauers vor der Kreatur, den
Drama steht. Sein natürlicher Fortschritt verstrickt
lauert ein unsichtbarer Gehalt, der uns beinahe zu ent¬
man Mut genug haben muß, um sich
sich nur zu oft in dialektischen Schlingen. Ueberall
schlüpfen droht. Verschlungen und einander durchkreuzend
Freiheit zu wahren und die goldene
zeigt sich der Hang des Dichters, statt unmittelbar
sind auch die Motive. Schnitzler wird kompliziert und
Lebens zu pflücken. Und noch nach
zu wirken, in die Tiefe zu bohren, eine Eigenschaft,
tief, um ja nicht einfach zu erscheinen. Eine Fülle
Reihe von Jahren, die verflossen
1 die in hervorragendem Maße auf die Novelle weist,
von Lebenserfahrung und schwer errungener Weisheit
Gabriele, die nunmehr der kühle Rasch
worin auch das Problem dieses Werkes eindring¬
ruht in diesem Stück. Doch zuweilen sind ihre Orakel¬
Genie Juliaus geblendet, ihm zuflog
lichere Gestaltung gefunden hätte. Was sich so auf
sprüche wie Steine der Cyklopen, die uns den Zu¬
dem Licht, findet der Verführer für
den ersten Blick als Kern der Handlung darstellt,
gang zum Tempel sperren, in dem tief verschleiert
Mann nur die Worte: „Leute von
ist nicht viel. Ein junger Mann erfährt, daß nicht
das Bild zu Sais, die ewige Wahrheit, tront.
raths sind nicht dazu geschaffen, wirk
der sein Vat ist, den er bisher dafür hielt, sondern
Von dem Wiener Boden, aus dem Schnitzler
weder Frau noch Kinder. Sie mö
ein anderer, an dem er mit Begeisterung hing. Wie
seine fruchtbarsten Anregungen sog und die ihn in
Aufenthalt bedeuten — Heimat nie
ihm dieser selbst bekennt, hatte er die Mutter knapp
der Literatur zu dem gemacht haben, was er ist, hat
sicht sich Julian selbst getäuscht. Die
vor der Hochzeit zu Fall gebracht und dann schnöde
er sich innerlich seit geraumer Zeit entfernt, ebenso
Rechnungen der Vergangenheit werd
verlassen, während der hintergangene Freund, ohne
hier, wie im „Zwischenspiel.“ Es handelt sich dabei
eine nach der andern, vom Sch
den Sachverhalt zu kennen, das Mädchen heiratete,
nicht um die Schicksale der Personen und deren dra¬
Hand gespielt. Irene Herms erschein
recht und schlecht durchs Leben trottete und seine
matische Fassung, sondern um ihre Farbe, um den
selben Zeit geliebt, als er das Herz Gal
Pflichten für den unterschobenen Sohn und für ein
Geist, der sie belebt. Diese Gestalten haben keine
zweites Kind, ein Mädchen tat. Aus dem Mitleid] Er, der durchs Leben ging, immer nur
wienerische Note. Ihr Element ist nicht der bewegte
Pulsschlag eines lebensfrohen Völkleins, sie haben erwächst, wie so oft, auch hier die Liebe. Den natür= Liebe fordernd, ohne zu geben, kanng