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18. Der einsane-Neg
lichen Vater, der die letzte Hoffnung seines Lebens¬
vielmehr etwas Ueberspitztes, das kalte Räsonnement
auf ihn setzt, weist der Sohn ab und wendet sich
im Einsamen Weg auch moch einen starken symbo¬
# Feuilleton.
dem anderen, mit dem ihn bisher kein inneres Band
listischen und mystischen Zug nach Ibsen, freilich ohne
verknüpfte, in tiefster Neigung zu. Die rein äußer¬
dessen zwingende Schärfe und Kraft. Ebenso wie bei
Der einsame Weg.
liche Zusammengehörigkeit zweier Wesen durch Des¬
diesem spielt auch die eigentliche Handlung weit vor
piel in 5 Akten von Arthur Schnitzlei Zum
cendenz wird übertrumpft von der den Besitz sich
der Zeit des Stücks und rollt nun in ihren Folgen
l aufgeführt am 15. Mai, vonGefmtgästspiel des
langsam erobernden Erfüllung der Pflicht.
vor uns ab. Unter ziemlich hoher Spannung schweben
Lessingtheaters im Theater an der Wien.)
In Schnitzlers Stück üherqueren sich mehrere,
Gewitterwolken herein, aber sie entladen sich auf einem
chnitzler strebt nach dem Ruhme, ein schwer
nicht immer klar erkennbare Grundmotive. Julian
dramatischen Nebenpfade und das gespenstische Rößlein
dlicher zu sein. Nicht weil er es von Natur
Fichtner und sein Erlebnis mit Gabriele, der Braut
von Rosmersholm, das auch in diesem Stücke spielt,
sondern weil er es sein will. Im Ein¬
Wegraths, schiell deutlich nach Goethe und nach dessen
gelangt nicht aus Ziel.
Weg“ finden die halben Worte kein Ende;
Tagen zu Sesenheim. Hier wie dort der kraftgenia¬
Freilich dieses Ziel mit Fingern zu denten und
ört sie loohl, aber sie rauschen vorüber, wie
lische Schwung, der über ein gebrochenes Wesen mit
klar zu erkennen, ist schwer. Schon daraus mag man
Schall. Die kurzen Sätze verschlingen und
allen Schauern eines süßen Schmerzes hinwegsetzt,
erraten, auf wie schwachen Beinen das Werk als
ken sich und hinter ihrem leuchtenden Körper
jenes Schauers vor der Kreatur, den zu empfinden
Drama steht. Sein natürlicher Fortschritt verstrickt
ein unsichtbarer Gehalt, der uns beinahe zu ent¬
man Mut genug haben muß, um sich die innere
sich nur zu oft in dialektischen Schlingen. Ueberall
en droht. Verschlungen und einander durchkreuzend
Freiheit zu wahren und die goldenen Aepfel des
zeigt sich der Hang des Dichters, statt unmittelbar
lich die Motive. Schnitzler wird kompliziert und
Lebens zu pflücken. Und noch nach der langen
zu wirken, in die Tiefe zu bohren, eine Eigenschaft,
m ja nicht einfach zu erscheinen. Eine Fülle
Reihe von Jahren, die verflossen sind, seitdem
die in hervorragendem Maße auf die Novelle weist,
benserfahrung und schwer errungener Weisheit
Gabriele, die nunmehr der kühle Rasen deckt, vom
worin auch das Problem dieses Werkes eindring¬
diesem Stück. Doch zuweilen sind ihre Orakel¬
Genie Julians geblendet, ihm zuflog wie die Motte
lichere Gestaltung gefunden hätte. Was sich so auf
wie Steine der Cyklopen, die uns den Zu¬
dem Licht, findet der Verführer für ihren späteren
den ersten Blick als Kern der Handlung darstellt,
zum Tempel sperren, in dem tief verschleiert
Mann nur die Worte: Leute von der Art Weg¬
ist nicht viel. Ein junger Mann erfährt, daß nicht
bild zu Sais, die ewige Wahrheit, tront.
raths sind nicht dazu geschaffen, wirklich zu besitzen
der sein Vater ist, den er bisher dafür hielt, sondern
on dem Wiener Boden, aus dem Schnitzler
weder Frau noch Kinder. Sie mögen Zuflucht,
ein anderer, an dem er mit Begeisterung hing. Wie
fruchtbarsten Auregungen sog und die ihn in
Aufenthalt bedeuten — Heimat nie.“ Und doch
ihm dieser selbst bekennt, hatte er die Mutter knapp
Steratur zu dem gemacht haben, was er ist, hat
sieht sich Julian selbst getäuscht. Die unbeglichenen
vor der Hochzeit zu Fall gebracht und dann schnöde
F innerlich seit geraumer Zeit entfernt, ebenso
Rechnungen der Vergangenheit werden ihm jetzt,
verlassen während der hintergangene Freund, ohne
rie im „Zwischenspiel.“ Es handelt sich dabei
eine nach der andern, vom Schicksal in die
den Sachverhalt zu kennen, das Mädchen heiratete,
m die Schicksale der Personen und deren dra¬
Hand gespielt. Irene Herms erscheint, die er zur
recht und schlecht durchs Leben trottete und seine
Fassung, sondern um ihre Farbe, um den
selben Zeit geliebt, als er das Herz Gabrielens brach.
Pflichten für den unterschobenen Sohn und für ein
der sie belebt. Diese Gestalten haben keine
Er, der durchs Leben ging, immer nur von anderen
zweites Kind, ein Mädchen, tat. Aus dem Mitleid
kische Note. Ihr Element ist nicht der bewegte
hlag eines lebensfrohen Völkleins, sie haben] erwächst, wie so oft, auch hier die Liebe. Den natür= Liebe fordernd, ohne zu geben, kann nicht ernten,
18. Der einsane-Neg
lichen Vater, der die letzte Hoffnung seines Lebens¬
vielmehr etwas Ueberspitztes, das kalte Räsonnement
auf ihn setzt, weist der Sohn ab und wendet sich
im Einsamen Weg auch moch einen starken symbo¬
# Feuilleton.
dem anderen, mit dem ihn bisher kein inneres Band
listischen und mystischen Zug nach Ibsen, freilich ohne
verknüpfte, in tiefster Neigung zu. Die rein äußer¬
dessen zwingende Schärfe und Kraft. Ebenso wie bei
Der einsame Weg.
liche Zusammengehörigkeit zweier Wesen durch Des¬
diesem spielt auch die eigentliche Handlung weit vor
piel in 5 Akten von Arthur Schnitzlei Zum
cendenz wird übertrumpft von der den Besitz sich
der Zeit des Stücks und rollt nun in ihren Folgen
l aufgeführt am 15. Mai, vonGefmtgästspiel des
langsam erobernden Erfüllung der Pflicht.
vor uns ab. Unter ziemlich hoher Spannung schweben
Lessingtheaters im Theater an der Wien.)
In Schnitzlers Stück üherqueren sich mehrere,
Gewitterwolken herein, aber sie entladen sich auf einem
chnitzler strebt nach dem Ruhme, ein schwer
nicht immer klar erkennbare Grundmotive. Julian
dramatischen Nebenpfade und das gespenstische Rößlein
dlicher zu sein. Nicht weil er es von Natur
Fichtner und sein Erlebnis mit Gabriele, der Braut
von Rosmersholm, das auch in diesem Stücke spielt,
sondern weil er es sein will. Im Ein¬
Wegraths, schiell deutlich nach Goethe und nach dessen
gelangt nicht aus Ziel.
Weg“ finden die halben Worte kein Ende;
Tagen zu Sesenheim. Hier wie dort der kraftgenia¬
Freilich dieses Ziel mit Fingern zu denten und
ört sie loohl, aber sie rauschen vorüber, wie
lische Schwung, der über ein gebrochenes Wesen mit
klar zu erkennen, ist schwer. Schon daraus mag man
Schall. Die kurzen Sätze verschlingen und
allen Schauern eines süßen Schmerzes hinwegsetzt,
erraten, auf wie schwachen Beinen das Werk als
ken sich und hinter ihrem leuchtenden Körper
jenes Schauers vor der Kreatur, den zu empfinden
Drama steht. Sein natürlicher Fortschritt verstrickt
ein unsichtbarer Gehalt, der uns beinahe zu ent¬
man Mut genug haben muß, um sich die innere
sich nur zu oft in dialektischen Schlingen. Ueberall
en droht. Verschlungen und einander durchkreuzend
Freiheit zu wahren und die goldenen Aepfel des
zeigt sich der Hang des Dichters, statt unmittelbar
lich die Motive. Schnitzler wird kompliziert und
Lebens zu pflücken. Und noch nach der langen
zu wirken, in die Tiefe zu bohren, eine Eigenschaft,
m ja nicht einfach zu erscheinen. Eine Fülle
Reihe von Jahren, die verflossen sind, seitdem
die in hervorragendem Maße auf die Novelle weist,
benserfahrung und schwer errungener Weisheit
Gabriele, die nunmehr der kühle Rasen deckt, vom
worin auch das Problem dieses Werkes eindring¬
diesem Stück. Doch zuweilen sind ihre Orakel¬
Genie Julians geblendet, ihm zuflog wie die Motte
lichere Gestaltung gefunden hätte. Was sich so auf
wie Steine der Cyklopen, die uns den Zu¬
dem Licht, findet der Verführer für ihren späteren
den ersten Blick als Kern der Handlung darstellt,
zum Tempel sperren, in dem tief verschleiert
Mann nur die Worte: Leute von der Art Weg¬
ist nicht viel. Ein junger Mann erfährt, daß nicht
bild zu Sais, die ewige Wahrheit, tront.
raths sind nicht dazu geschaffen, wirklich zu besitzen
der sein Vater ist, den er bisher dafür hielt, sondern
on dem Wiener Boden, aus dem Schnitzler
weder Frau noch Kinder. Sie mögen Zuflucht,
ein anderer, an dem er mit Begeisterung hing. Wie
fruchtbarsten Auregungen sog und die ihn in
Aufenthalt bedeuten — Heimat nie.“ Und doch
ihm dieser selbst bekennt, hatte er die Mutter knapp
Steratur zu dem gemacht haben, was er ist, hat
sieht sich Julian selbst getäuscht. Die unbeglichenen
vor der Hochzeit zu Fall gebracht und dann schnöde
F innerlich seit geraumer Zeit entfernt, ebenso
Rechnungen der Vergangenheit werden ihm jetzt,
verlassen während der hintergangene Freund, ohne
rie im „Zwischenspiel.“ Es handelt sich dabei
eine nach der andern, vom Schicksal in die
den Sachverhalt zu kennen, das Mädchen heiratete,
m die Schicksale der Personen und deren dra¬
Hand gespielt. Irene Herms erscheint, die er zur
recht und schlecht durchs Leben trottete und seine
Fassung, sondern um ihre Farbe, um den
selben Zeit geliebt, als er das Herz Gabrielens brach.
Pflichten für den unterschobenen Sohn und für ein
der sie belebt. Diese Gestalten haben keine
Er, der durchs Leben ging, immer nur von anderen
zweites Kind, ein Mädchen, tat. Aus dem Mitleid
kische Note. Ihr Element ist nicht der bewegte
hlag eines lebensfrohen Völkleins, sie haben] erwächst, wie so oft, auch hier die Liebe. Den natür= Liebe fordernd, ohne zu geben, kann nicht ernten,