box 23/3
18. Der einsane Neg
Dils Herrenhaus hier
reicht da allein nicht aus. Es muß sich ihm intuitive Seelenverwandt= um die Vorstellung des
Wenn der Vorhang zwischen den einzelnen Traumbildern zufällt.
gegenzunehmen. Der Präsid
schaft zugesellen. Reichers Rosmer ist ein langweiliger, in seinen
hört man wieder den Gesang der Mönche. Der Effekt ist grob
eröffnet die Sitzung um hal
besten Stellen salbungsvoller Pastor. Das verurteilt die Dar¬
und deshalb vielleicht auf einen großen Teil der Masse suggestiv
besucht, auch auf der Galer
stellung, denn gerade von Salbung ist Rosmer völlig frei. Auch
wirkend. Die Darstellung gibt Herrn Rittner (Starschensky)
mierenpublikum“. Nach Ver
bedient sich Reicher einer manierierten Sprechweise, die, offenbar
und Fräulein Triesch (Elga) Gelegenheit, ihre Begabung ins
den Ministerwechsel ergrei
beabsichtigt, bedeutend wirken soll. Sie ist aber nur ermüdend und
hellste Licht zu setzen.
präsident und hält folgende
affektiert. Er spricht nämlich fast nie einen Satz im Flusse.
Der Aufführung des Schauspiels „Rosmersholm“
Ministerpräsident Prinz H
Immer stocken die Worte. Zwischen den einzelnen Worten liegen
von Ibsen ist wieder nachzusagen, was ich schon vor Jahren
Von Seiner Majestät zum
bisweilen lange Pausen. Das macht einen förmlich nervös.
über die Darstellung der Ibsen=Dramen durch die Berliner aus¬
mit der Leitung des Ministeriun
Auch Fräulein Triesch, die ich als Künstlerin sehr schätze,
gesprochen habe. Ihr Hauptvorzug war und ist die Deut'ichkeit. Die
mir zu gestatten, daß ich, zum e
paßt für die Rebekka nicht. Sie hat vorzügliche Momente, zu
nicht immer leichtverständlichen Problemdichtungen Ibsens be¬
scheinend, über die Ziele spreche,
denen ich ihr Entsetzen bei Krolls ausgesprochener Vermutung,
dürfen dem großen Publikum gegenüber einer sorgfältigen Ver¬
entschlossen ist. Vor allem ist
daß Dr. West ihr Vater gewesen sei, rechne. Aber anderes verhaut
dolmetschung. Dabei kommt das rein künstlerische Element
die Wahlreform durchzuführ
sie ganz schrecklich. Wie Rebekka den Entschluß faßt, Rosmer und
bisweilen etwas zu kurz. Aber gerade durch diese eindringliche
daß die erste Ankündigung der
Kroll ihre „Schuld“ zu bekennen — da ist sie ganz ruhig, ganz
Art der Darstellung hat die Berliner Schule sich um Ibsen sehr
Reform gerade in diesem Hause m
gefaßt. Fräulein Triesch aber fährt wiederholt auf und kreischt
verdient gemacht. Unsere Wiener Bühnen haben sich zu Ibsen
erfahren hat. Ich will aber
in die beiden Männer hinein. Sie gehabt sich wie eine Wildkatze.
noch immer nicht in ein dauerndes Verhältnis gesetzt. Da leisten
diese Anschauung von Männern
Nun ja, sie hatte ja etwas an und in sich, was an eine Wildkatze
denn die Berliner eine dankenswerte vorbereitende Arbeit, und
lauterste Vaterlandsliebe über ie
erinnerte. Aber dieses wilde Tier in ihr ist mansetot — das ist
wenn einmal, was wir Sach noch immer hoffen wollen, Ibsen
fizieren wird durch die Erkenntn
ja Rosmers Einwirkung auf sie. Und gerade diese Szene wirkt
sich auch in Wien einbürgert, so haben die wiederholten Gastspiele
öffentlichen Rechte eine zu
am meisten, wenn die Darstellerin der Rebekka sie mit ruhiger
der Berliner, insbesondere der von Dr. Otto Brahm geleiteten
worden ist und daß viele der
und demütiger Größe spielt. Ihr ganzes Wesen deckt sie auf — wie
Bühnen, sich einen großen Anteil an dem schließlichen Erfolg
gesprochen wurden, in Wirklichk
sie war und wie sie ist. In ihrem Geständnis und in ihrer Anklage
zuzuschreiben. Uebrigens gehört „Rosmersholm“ zu den am
Eine dieser Befürchtungen laute
liegt schon ihr Freispruch. Marrs Kroll war vielleicht etwas zu
leichtesten verständlichen Dramen Ibsens. Leider kann ich
Großge
eintönig polternd, aber im ganzen entsprechend. Herr Bassermann,
speziell von der diesmal gebotenen Darstellung von „Rosmersholm“
aus dem öffentlichen Leben verd
dieser große Künstler, kam mit Ulrik Brendel nicht zu Rande. In
nußer der schon hervorgehobenen Deutlichkeit der Interpretation
Staatsnotwendigkeiten steis voll
der äußeren Maske zu aufdringlich, blieb er das Innerliche
nichts Lobendes sagen. Herr Reicher ist kein guter
habe. Nichts ist irriger als die
Ulrik Brendels zum größten Teile schuldig. Er gab fast nur die
Rosmer. Herr Reicher gilt für einen besonders guten Schauspieler.
es auf eine solche Verdrängung
Charakteristik des Deklassierten, des Verlumpten. Aber auch in
Ich habe ihn nun in vielen Nollen gesehen und kann dieser all¬
Man darf eben nicht
dem herabgekommenen Brendel muß noch viel von seinem Humor,
gemeinen Meinung auf keine Weise beitreten. Herr Reicher hat
mit der besonderen 2
seinem Gemüt und von dem Tragischen seines Schicksals zu
Rontine, aber er ist keine Persönlichkeit von besonderem künstlerischen
grundbesitzes verwe
sehen sein. Das alles blieb zum größten Teile aus. Ganz aus¬
Ausdruck Nun ist Rosmer eine so eigenartige Natur, daß ihn gut
für sie allerdings, wenn das V
gezeichnet war der Peter Mortensgarb des Herrn Forest. Daß
zu spielen vielleicht nur ausnahmsweise einem Schauspieler ge¬
fortentwickelt werden soll, kein
übrigens trotz den großen schauspielerischen Mängeln, die ich an¬
lingen wird. Ibsen hat öfter solche schwankende Charaktere ge¬
im Wesen der Ausgleichung d
gedeutet habe, die Aufführung eine starke Wirkung ausübte, ist
staltet (man denke an Pastor Manders in den „Gespenstern“). Eine
Geschichte nicht nur bei uns, so
nur ein neuer Beweis für die Kraft der Dramatik Ibsens.
solche Mischung von Größe und Kraftlosigkeit glaubhaft zu machen,
E. Pernerstorfer. anderes als eine allmählie
dazu gehört inneres Milverstehen und Miterleden. Der Verstand
18. Der einsane Neg
Dils Herrenhaus hier
reicht da allein nicht aus. Es muß sich ihm intuitive Seelenverwandt= um die Vorstellung des
Wenn der Vorhang zwischen den einzelnen Traumbildern zufällt.
gegenzunehmen. Der Präsid
schaft zugesellen. Reichers Rosmer ist ein langweiliger, in seinen
hört man wieder den Gesang der Mönche. Der Effekt ist grob
eröffnet die Sitzung um hal
besten Stellen salbungsvoller Pastor. Das verurteilt die Dar¬
und deshalb vielleicht auf einen großen Teil der Masse suggestiv
besucht, auch auf der Galer
stellung, denn gerade von Salbung ist Rosmer völlig frei. Auch
wirkend. Die Darstellung gibt Herrn Rittner (Starschensky)
mierenpublikum“. Nach Ver
bedient sich Reicher einer manierierten Sprechweise, die, offenbar
und Fräulein Triesch (Elga) Gelegenheit, ihre Begabung ins
den Ministerwechsel ergrei
beabsichtigt, bedeutend wirken soll. Sie ist aber nur ermüdend und
hellste Licht zu setzen.
präsident und hält folgende
affektiert. Er spricht nämlich fast nie einen Satz im Flusse.
Der Aufführung des Schauspiels „Rosmersholm“
Ministerpräsident Prinz H
Immer stocken die Worte. Zwischen den einzelnen Worten liegen
von Ibsen ist wieder nachzusagen, was ich schon vor Jahren
Von Seiner Majestät zum
bisweilen lange Pausen. Das macht einen förmlich nervös.
über die Darstellung der Ibsen=Dramen durch die Berliner aus¬
mit der Leitung des Ministeriun
Auch Fräulein Triesch, die ich als Künstlerin sehr schätze,
gesprochen habe. Ihr Hauptvorzug war und ist die Deut'ichkeit. Die
mir zu gestatten, daß ich, zum e
paßt für die Rebekka nicht. Sie hat vorzügliche Momente, zu
nicht immer leichtverständlichen Problemdichtungen Ibsens be¬
scheinend, über die Ziele spreche,
denen ich ihr Entsetzen bei Krolls ausgesprochener Vermutung,
dürfen dem großen Publikum gegenüber einer sorgfältigen Ver¬
entschlossen ist. Vor allem ist
daß Dr. West ihr Vater gewesen sei, rechne. Aber anderes verhaut
dolmetschung. Dabei kommt das rein künstlerische Element
die Wahlreform durchzuführ
sie ganz schrecklich. Wie Rebekka den Entschluß faßt, Rosmer und
bisweilen etwas zu kurz. Aber gerade durch diese eindringliche
daß die erste Ankündigung der
Kroll ihre „Schuld“ zu bekennen — da ist sie ganz ruhig, ganz
Art der Darstellung hat die Berliner Schule sich um Ibsen sehr
Reform gerade in diesem Hause m
gefaßt. Fräulein Triesch aber fährt wiederholt auf und kreischt
verdient gemacht. Unsere Wiener Bühnen haben sich zu Ibsen
erfahren hat. Ich will aber
in die beiden Männer hinein. Sie gehabt sich wie eine Wildkatze.
noch immer nicht in ein dauerndes Verhältnis gesetzt. Da leisten
diese Anschauung von Männern
Nun ja, sie hatte ja etwas an und in sich, was an eine Wildkatze
denn die Berliner eine dankenswerte vorbereitende Arbeit, und
lauterste Vaterlandsliebe über ie
erinnerte. Aber dieses wilde Tier in ihr ist mansetot — das ist
wenn einmal, was wir Sach noch immer hoffen wollen, Ibsen
fizieren wird durch die Erkenntn
ja Rosmers Einwirkung auf sie. Und gerade diese Szene wirkt
sich auch in Wien einbürgert, so haben die wiederholten Gastspiele
öffentlichen Rechte eine zu
am meisten, wenn die Darstellerin der Rebekka sie mit ruhiger
der Berliner, insbesondere der von Dr. Otto Brahm geleiteten
worden ist und daß viele der
und demütiger Größe spielt. Ihr ganzes Wesen deckt sie auf — wie
Bühnen, sich einen großen Anteil an dem schließlichen Erfolg
gesprochen wurden, in Wirklichk
sie war und wie sie ist. In ihrem Geständnis und in ihrer Anklage
zuzuschreiben. Uebrigens gehört „Rosmersholm“ zu den am
Eine dieser Befürchtungen laute
liegt schon ihr Freispruch. Marrs Kroll war vielleicht etwas zu
leichtesten verständlichen Dramen Ibsens. Leider kann ich
Großge
eintönig polternd, aber im ganzen entsprechend. Herr Bassermann,
speziell von der diesmal gebotenen Darstellung von „Rosmersholm“
aus dem öffentlichen Leben verd
dieser große Künstler, kam mit Ulrik Brendel nicht zu Rande. In
nußer der schon hervorgehobenen Deutlichkeit der Interpretation
Staatsnotwendigkeiten steis voll
der äußeren Maske zu aufdringlich, blieb er das Innerliche
nichts Lobendes sagen. Herr Reicher ist kein guter
habe. Nichts ist irriger als die
Ulrik Brendels zum größten Teile schuldig. Er gab fast nur die
Rosmer. Herr Reicher gilt für einen besonders guten Schauspieler.
es auf eine solche Verdrängung
Charakteristik des Deklassierten, des Verlumpten. Aber auch in
Ich habe ihn nun in vielen Nollen gesehen und kann dieser all¬
Man darf eben nicht
dem herabgekommenen Brendel muß noch viel von seinem Humor,
gemeinen Meinung auf keine Weise beitreten. Herr Reicher hat
mit der besonderen 2
seinem Gemüt und von dem Tragischen seines Schicksals zu
Rontine, aber er ist keine Persönlichkeit von besonderem künstlerischen
grundbesitzes verwe
sehen sein. Das alles blieb zum größten Teile aus. Ganz aus¬
Ausdruck Nun ist Rosmer eine so eigenartige Natur, daß ihn gut
für sie allerdings, wenn das V
gezeichnet war der Peter Mortensgarb des Herrn Forest. Daß
zu spielen vielleicht nur ausnahmsweise einem Schauspieler ge¬
fortentwickelt werden soll, kein
übrigens trotz den großen schauspielerischen Mängeln, die ich an¬
lingen wird. Ibsen hat öfter solche schwankende Charaktere ge¬
im Wesen der Ausgleichung d
gedeutet habe, die Aufführung eine starke Wirkung ausübte, ist
staltet (man denke an Pastor Manders in den „Gespenstern“). Eine
Geschichte nicht nur bei uns, so
nur ein neuer Beweis für die Kraft der Dramatik Ibsens.
solche Mischung von Größe und Kraftlosigkeit glaubhaft zu machen,
E. Pernerstorfer. anderes als eine allmählie
dazu gehört inneres Milverstehen und Miterleden. Der Verstand