II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 377

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sane Neg
18. Der eins
wird,

Verfüllt waren. Ibsen ist eben nicht allein Stim= Kind und Geliebte! Klingt es nicht alles wie Be= stimme
mungsmaler und psychologischer Feinbildner, son=ruhigung und Zuspruch? Es sind Namen wie Hände, Kürz;
Feuilleton.
dern dazu auch der Dramatiker, der mit energischer die sich einem zutraulich auf die Schulter legen, um binnen
Faust das Schiff der Geschehnisse dem großen die Schen vor dem fremden Gesichte zu beschwichtigen. und

bühnenmäßigen Gesamteindruck zuzusteuern versteht. Nur weil sich die Menschen vergessen und des Ge= sucht
Bei ihm tragen stets sämtliche Personen, architek= sichts gegenüber nicht innewerden, können sie zu hauf
Schauspielhaus.
tonisch verteilt, die Handlung, jede von der Grund= anderen sprechen, wie zu sich selbst. Sonst gäbe es Ku
„Der einsame Weg.“
Es sind Sätze, die Wa
idee des Stückes durch die Eigentümlichkeit ihres noch mehr der Schweigsamen.
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Charakters hindurch bestrahlt. Die dadurch herbei= Stephan von Sala zu den vielen geistreichen Aperaus,
□ Düsseldorf, den 8. Januar.
Ast.
geführte geschlossene Einheitlichkeit fehlt dem Werke womit er aufwartet, als Definition des einsamen
Man wird noch nicht Ibsen, wenn man in einem
mu
Wegs aussprechen könnie. Er hat zeitlebens nur
Schnitzlers. Hier werden die beiden Ereignis¬
Drama möglichst geheimnisvoll in halben und
fremde Gesichter gesehen und sehen wollen, seine sie sich
Dämmertönen redet, und wenn min selbst von Haus stränge, die Enthüllung des Familiengeheimnisses, daß
Seele nie das Bedürfnis zu vertraulicher Aussprache Es
der Leutnant Felix Wegrath Zzu dem Akademie¬
aus so viel interessante Eigenart besitzt wie der
gefühlt. Beinahe brüsk weist er die Vermutung ab, iniFe
direktor Wegrath zu Unrecht Vater sagt, durch den
Wiener Arthur Schnitzler, sollte man getrost auf das
Urd
ser könne je Freunde gehabt haben, und ebenso
wirklichen Vater, den Maler Julian Fichtner, und
nordische Manteichenerzichten und nur Arthur
Ausg
als er sich einst Frau und Kind voll hat hi
die mit dem Tod beider Beteiligten endigende
Schnitzler sein wollen. Heinrich Stümcke, ein feiner
können, vermag er sich jetzt an Johanne Wegrat
Kenner der neueren Bühne, hat in seinen gesam= Liebesaffäre zwischen dem geistreichen Räsonneur,
feelisch zu erwärmen. Ein übermensch in
melten Theaterkritiken („Die vierte Wand“, Leipzig) legoistischen Lebenskünstler und Todeskandidat
Salonausgabe, ein raffinierter Le
dem „Einsamen Weg“ nachgerühmt, er sei, ohne un= Stephan von Sala und der hysterischen Johanne
den Dinge und Menschen nur daz
mittelbare Nachahmung, „der bislang wohl bedeu=Wegrath, — diese beiden Paralleldramen werden im
tendste Versuch, nach Ibsens mikrokosmischer Methode Grunde genommen lediglich durch den Umstand, daß hagende ästhetische Stimmungen
ihm Julian Fichtner, des gleichen
Menschen und Menschenschicksale miteinander in Be=Felix und Johanne Wegrath Geschwister sind — in¬
ziehung zu setzen, die feinen und leisen Übergänge folge eines Zufalls, möchte man fast sagen —, in so wehleidiger, wie Stephan von
und Zusammenhänge aufzudecken und ein Lebens=etwas wie einen losen Zusammenhang gebracht. Die schäumendem Leben genoß er die
rne
bild vor uns aufzurollen, das wie bei Ibsen nur der Einheitlichkeit des Stückes beruht in der Idee, ver= und Kraft. Die achtzehnjährige
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ogene in die
und verließ er, worauf sich die arme
letzte Akt einer langen und komplizierten Vorgeschichtel schiedene Menschen auf ihren einsamen Wegen zu
die
Ehe mit dem biederen Wegrathgrettete. Die Schau¬
ist.“ Das ist allerdings wahr: Schnitzler hat sich inzeigen. Die Art, wie sie der Dichter anwendet, wirkt
Herrn
spielerin Irene Herms, mit deren Darstellung er
seinem Schauspiel eine ibsenverwandte analytische jedoch dramatisch gewaltsam, und indem er auf eine
igjeder
sein berühmtestes Bild valte und die an ihm hi
Technik zu eigen gemacht, die in wunderbar feinerzielbewußte Konzentration der Handlung verzichtet,
nur
mit der Treue eines Hundes, wies er von der 2#
Weise die Schwingungen der menschlichen Seele, die schwächt er die Möglichkeit, Interesse an den Per¬
der
Aber nun naht das Alter, und der große K¬
zarten, zitternden Fäden von Seele zu Seele, die sonen zu wecken.
treff
sammer überkommt ihn. Er sieht mit einem
Es ist schon geraume Zeit her, daß ich einmal im
ganze seelische Atmosphäre, sei es in kunstvollen Zise¬
und
nur fremde Gesichter um sich, die Sehnsucht nag
Feuilleton irgend einer deutschen Tageszeitung eine
lierungen oder stimmungsvollen Andeutungen, zum
sentim
natürlichen Sohne packt ihn, in dem er vertr
Betrachtung über „Das fremde Gesicht“ las. Aber
Klingen zu bringen weiß. Jeder literarische Fein¬
Gesicht vermutet, er will ihn für sich gewinnen. A
vergessen habe ich sie nicht, dafür barg sie zu viel un¬
schmecker wird auch den „Einsamen Weg“ weit über
der Sohn ist dankbar und wählt denjenigen, dem er Ansch
heimliche Wahrheit in sich, eine Wahrheit, die ich nie
Gerhart Hauptmanns ebenfalls unter Ibsenschem
mehr als das bloße Dasein verdankt. Nun, da Felix der,
Einfluß geschriebene „Einsame Menschen“ stellen, zuvor aussprechen gehört. Es steht ein leises Grauen
die sehr viel gröber und äußerlicher gearbeitet sind. zwischen Mensch und Meyschen, so hieß es da unge=weiß, daß Fichtner sein Vater ist, erscheint er ihmmensch
fremd; Fichtner zieht in die Einsamkeit des alten sein
Aber jede Probe aufs Exempel, was eine gute Auf=ffähr. Nur von denen weicht es, die sich Heimat ge¬
Junggesellen. Auch Gabriele blickte in fremde Ge= gab
führung ist, beweist doch nur, wie stark Schnitzler worden sind. Aber das dauert lange; sie stellt sich
hinter Ibsens Meisterschaft zurückgeblieben ist. noch nicht mit dem echten Kusse ein. Die Meisten sichter: ihre Ehe mit Wegrath baute sich auf einer vorneh
Nirgends hat er mit diesem Schauspiel eigentlich behalten für uns das fremde Gesicht. Nicht die Lüge auf, und sie nimmt diese Lüge mit ins Grab, der H
rechten Erfolg gehabt, auch gestern Abend in unserem Fremdheit des Neuen und Fernen meine ich; was zu zahlen für die Schuld ist ihr nicht vergönnt. Die wisser
Schauspielhause nicht, obschon Inszenierung und mehr grauen macht, ist die Fremdheit des nächsten Tochter Johanne, einsam und unbefriedigt, wirft Kavia
Darstellung von liebevollstem Verständnis des Werkes Nachbars. Nachhar und Freund und Mutter und sich Sala an den Hals. Aus einer Augenblicks= sah F