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18. Der eins:
hinaus vermochte sie auch diese Mädchengestalt, die
sich der Dichter wohl als von anormaler Psyche ge¬
65 (Zweites Abonnementskonzert von Frau
dacht hat, die in den Umrissen aber etwas ver¬ Die Leidenschaflichten, weiche Panelung und #
dringt, wurde von den beiden Erstgenannten im Verein mit
Herrn Neubauer in erschöpfender und zugleich künstlerisch Haasters=Zinkeisen.] Das zweite Abonnementskonzert Al
schwommen ausgefallen ist, lebensmöglich zu ver¬
vollendeter Weise wiedergezeben. Es war ein großer von Frau Anna Haasters=Zinkeisen, wel¬
körpern. Freilich würde es der Figur in ihrer Denk¬
Genuß, ihrem Spiel und ihrem Gesang zu folgen.sches heute im Kaisersaale der Tonhalle statt=to
barkeit zustatten gekommen sein, wenn sie dem Back¬
Fräulein Olga Lenk war stimmlich ausgezeichnet fand, war nicht weniger gut besucht, wie das vorher¬
fischalter noch etwas näher gestanden hätte. Herrn
gehende. Die Künstlerin leitete dasselbe mit nichts
Bettelheim=Gabillons Felix war ab und
disponiert und entfaltete selbst in der höchsten Lage
Geringerem als mit der berühmten großen Sonate
zu ein bißchen steifer, als es die Rolle verlangte, im
alle Vorzüge ihres frischen, unverbrauchten Or¬
in C-dur, der „Waldstein=Sonate“ (op. 53) von Beet=u
übrigen aber recht ausprechend. Das ungeachtet
gans. Sentas große Ballade war eine Musterleistung
gesanglicher Charakterisierung. Ebenso gelang ihr hoven ein und spielte das monumentale, anspruchs¬
seines doppelten Gesichts herzensgute, ein wenig be¬
das Visionäre in der Darstellung des schwarmerischen volle Werk mit jener technischen Überlegenheit, vor¬
schränkte süße Wiener Madel Irene Herms hatte in
nehmen Ruhe und stilreinen Abgeklärtheit, welche die
Frau Körner eine prächtige Vertreterin gefunden,
Mädchens vorzüglich. Herr Neubauer war in seinen
beiden Szenen mit Senta ebenfalls auf der Höhereife, höchste Künstlerschaft kennzeichnen. Es würde
und das gleiche läßt sich von dem Arzt Reumann
die Bedeutung der Leistung, welche mit diesem Vor¬
sagen, den Herr Dr. Geyer übernommen hatte
und sang und spielte den verliebten Jäger in ein¬
trage geboten wurde, herabsetzen, wollten wir noch
Den Professor Wegrath spielte ein Herr Battige,
wandfreier Weise. über Herrn Waschows „Hol¬
über Feinheiten in Anschlag, Dynamik und Auf¬
er ging als Mensch und Pseudovater an, weniger als
länder" und Herrn Gärtners „Daland“ lassen sich zu.
fassung berichten, wo doch die letztere den Inten¬
Akademie=Direktor. Einwandfrei war Frl. Krüger
den alten Lobeserhebungen neue nicht mehr er¬
tionen des Komponisten in geradezu idealer Weise
als Gabriele. Das Zusammenspiel ließ kaum einen
sinnen. Es genüge daher, wenn wir konstatieren,
entsprach.
Wunsch unbefriedigt. Sehr natürlich und zwanglos
daß beide wieder ihr bestes gaben. Die Neben¬
Von einer nicht weniger interessanten Seite zeigte
hatte Herr Sturm als Regisseur die Stellungen
rollen der Amme und des Steuermanns Dalands
sich die Pianistin alsdann beim Vortrage der Schu¬
angeordnet, so insbesondere das gesellschaftliche Bild
wurden erstere von Frau Klara Schützendorf¬
mannschen Nippes: „Vogel als Prophet“ — welches!
im ersten Akte, da sich die Besucher mit der Familie
Vellwidt, letztere von Herrn Robert Hutt gut
Stücklein bekanntlich seinerzeit von Rubinstein in
Wegrath um den Gartentisch herum setzen. Das
ausgefüllt. Auch an den Leistungen der Chöre war
den Konzertsaal eingeführt wurde —, der Kinder¬
ganze Stück ist in Herbststimmung getaucht, leider
nichts auszusetzen. Der Regie möchten wir raten,
szenen und einer der Novelletten. Hier bewäbrte
hatte aber Herr Sturm nicht durchweg die dement¬
im zweiten und dritten Aufzuge die Beleuchtung der
sie sich nämlich aufs neue als Meisterin der musika¬
sprechenden Dekorationen zur Verfügung, er mußte
Szene nicht erst dann ganz vorzunehmen,
lischen Kleinmalerei und schuf aus einigen der
wenn der Vorhang bereits in die Höhe
wohl oder übel braunge velkte Blätter aus dem
intimen Kleinigkeiten und Klavierpoesien wahrhafte
gegangen ist, sondern schon vorher; die nachträgliche
saftigsten, sommerlichsten Baumgrün fallen lassen.
Kabinettstücke von unbeschreiblicher Anmut.
Erhellung der Bühne zerstört ein gut Teil Illusion.
Und wieder eine andere erschien Frau Haasters,
Das Orchester hatte sich mit der von dem Kompo¬
als sie sich an den Steinway setzte, um Chopin und
Stadttheater.
nisten 1846 veränderten Partitur des Werkes abzu¬
Liszt zu spielen. Da war von jener Reserve, mit
finden, die wesentlich von der ursprünglichen, sehr
* Düsseldorf, den 8. Jan. 1907.
welcher verständigerweise vorher die Virtuosin hinter
massigen Instrumentation abweichen soll und heute
die Tonkünstlerin zurückgetreten war, nichts mehr
„Der fliegende Holländer.“
zum ersten Male in Düsseldorf zu Gehor gebracht
zu spuren, und ungehemmt füllte die Tonpracht der
Heute Abend ging Richard Wagners romantische
wurde. Um den Unterschied herauszufinden und
virtuosen As-dur=Polonaise des Polen, die mit
Oper „Der fliegende Holländer“ mit tellweise neuer
seine Wirkung beurteilen zu können, müßte man
Passagen der heikelsten Art förmlich überladene
Besetzung im Stadttheater in Szene. Sie beschränkte
schon beide Partituren einmal kurz hintereinander
Rigoletto=Paraphrase von Liszt die weiten Räume
sich auf die Partien der „Senta“ und des Jägers
hören. Jedenfalls ließ auch in der heutigen Instru¬
des akustischen Saales. Enthusiastische Beifall= und
„Erik“, von denen die erstere Fräulein Olga Lenk,
mentierung das Orchester alle Schönheiten der Ton¬
Blumenspenden gaben auch äußerlich der Dankbar¬
die letztere Herrn Hans Neubauer zugefallen wat.
sprache dieser Oper zur Geltung kommen. Nach der
keit der Hörer für die genußreichen Darbietungen
Die übrigen wenigen Hauptrollen befanden sich in be¬
Ouverture und nach den Aktschlüssen wurde lebhaft
beredten Ausdruck.
applaudiert. Das Haus wies, namentlich im Par¬
währten Händen. „Den Holländer“ sang Herr Gustav
Als Mitwirkende war die Hofopernsängerin
Waschow den Seefahrer „Daland“ Herr Heinrick
kett, nur einen schwachen Besuch auf, was im Hin¬
Fräulein Charlotte Huhn aus Dresden ge¬
Gärtner. Mit diesen Kräften wurde die Vorstellung zu
blick auf die ausgezeichnete Darbietung sehr zu
wonnen worden. Mit sehr ausdrucksvollem Vortrage,
einem wirklichen Erlebnis, das von neuem packte, fesselte,
bedauern war.
in ihrer eigenartigen, mehr großzügigen, wie beson¬
faszinierte. Den Stimmungsgehalt der großen Szenen
des zweiten und dritten Aktes brachte das Künstlertrio,
ane W
18. Der eins:
hinaus vermochte sie auch diese Mädchengestalt, die
sich der Dichter wohl als von anormaler Psyche ge¬
65 (Zweites Abonnementskonzert von Frau
dacht hat, die in den Umrissen aber etwas ver¬ Die Leidenschaflichten, weiche Panelung und #
dringt, wurde von den beiden Erstgenannten im Verein mit
Herrn Neubauer in erschöpfender und zugleich künstlerisch Haasters=Zinkeisen.] Das zweite Abonnementskonzert Al
schwommen ausgefallen ist, lebensmöglich zu ver¬
vollendeter Weise wiedergezeben. Es war ein großer von Frau Anna Haasters=Zinkeisen, wel¬
körpern. Freilich würde es der Figur in ihrer Denk¬
Genuß, ihrem Spiel und ihrem Gesang zu folgen.sches heute im Kaisersaale der Tonhalle statt=to
barkeit zustatten gekommen sein, wenn sie dem Back¬
Fräulein Olga Lenk war stimmlich ausgezeichnet fand, war nicht weniger gut besucht, wie das vorher¬
fischalter noch etwas näher gestanden hätte. Herrn
gehende. Die Künstlerin leitete dasselbe mit nichts
Bettelheim=Gabillons Felix war ab und
disponiert und entfaltete selbst in der höchsten Lage
Geringerem als mit der berühmten großen Sonate
zu ein bißchen steifer, als es die Rolle verlangte, im
alle Vorzüge ihres frischen, unverbrauchten Or¬
in C-dur, der „Waldstein=Sonate“ (op. 53) von Beet=u
übrigen aber recht ausprechend. Das ungeachtet
gans. Sentas große Ballade war eine Musterleistung
gesanglicher Charakterisierung. Ebenso gelang ihr hoven ein und spielte das monumentale, anspruchs¬
seines doppelten Gesichts herzensgute, ein wenig be¬
das Visionäre in der Darstellung des schwarmerischen volle Werk mit jener technischen Überlegenheit, vor¬
schränkte süße Wiener Madel Irene Herms hatte in
nehmen Ruhe und stilreinen Abgeklärtheit, welche die
Frau Körner eine prächtige Vertreterin gefunden,
Mädchens vorzüglich. Herr Neubauer war in seinen
beiden Szenen mit Senta ebenfalls auf der Höhereife, höchste Künstlerschaft kennzeichnen. Es würde
und das gleiche läßt sich von dem Arzt Reumann
die Bedeutung der Leistung, welche mit diesem Vor¬
sagen, den Herr Dr. Geyer übernommen hatte
und sang und spielte den verliebten Jäger in ein¬
trage geboten wurde, herabsetzen, wollten wir noch
Den Professor Wegrath spielte ein Herr Battige,
wandfreier Weise. über Herrn Waschows „Hol¬
über Feinheiten in Anschlag, Dynamik und Auf¬
er ging als Mensch und Pseudovater an, weniger als
länder" und Herrn Gärtners „Daland“ lassen sich zu.
fassung berichten, wo doch die letztere den Inten¬
Akademie=Direktor. Einwandfrei war Frl. Krüger
den alten Lobeserhebungen neue nicht mehr er¬
tionen des Komponisten in geradezu idealer Weise
als Gabriele. Das Zusammenspiel ließ kaum einen
sinnen. Es genüge daher, wenn wir konstatieren,
entsprach.
Wunsch unbefriedigt. Sehr natürlich und zwanglos
daß beide wieder ihr bestes gaben. Die Neben¬
Von einer nicht weniger interessanten Seite zeigte
hatte Herr Sturm als Regisseur die Stellungen
rollen der Amme und des Steuermanns Dalands
sich die Pianistin alsdann beim Vortrage der Schu¬
angeordnet, so insbesondere das gesellschaftliche Bild
wurden erstere von Frau Klara Schützendorf¬
mannschen Nippes: „Vogel als Prophet“ — welches!
im ersten Akte, da sich die Besucher mit der Familie
Vellwidt, letztere von Herrn Robert Hutt gut
Stücklein bekanntlich seinerzeit von Rubinstein in
Wegrath um den Gartentisch herum setzen. Das
ausgefüllt. Auch an den Leistungen der Chöre war
den Konzertsaal eingeführt wurde —, der Kinder¬
ganze Stück ist in Herbststimmung getaucht, leider
nichts auszusetzen. Der Regie möchten wir raten,
szenen und einer der Novelletten. Hier bewäbrte
hatte aber Herr Sturm nicht durchweg die dement¬
im zweiten und dritten Aufzuge die Beleuchtung der
sie sich nämlich aufs neue als Meisterin der musika¬
sprechenden Dekorationen zur Verfügung, er mußte
Szene nicht erst dann ganz vorzunehmen,
lischen Kleinmalerei und schuf aus einigen der
wenn der Vorhang bereits in die Höhe
wohl oder übel braunge velkte Blätter aus dem
intimen Kleinigkeiten und Klavierpoesien wahrhafte
gegangen ist, sondern schon vorher; die nachträgliche
saftigsten, sommerlichsten Baumgrün fallen lassen.
Kabinettstücke von unbeschreiblicher Anmut.
Erhellung der Bühne zerstört ein gut Teil Illusion.
Und wieder eine andere erschien Frau Haasters,
Das Orchester hatte sich mit der von dem Kompo¬
als sie sich an den Steinway setzte, um Chopin und
Stadttheater.
nisten 1846 veränderten Partitur des Werkes abzu¬
Liszt zu spielen. Da war von jener Reserve, mit
finden, die wesentlich von der ursprünglichen, sehr
* Düsseldorf, den 8. Jan. 1907.
welcher verständigerweise vorher die Virtuosin hinter
massigen Instrumentation abweichen soll und heute
die Tonkünstlerin zurückgetreten war, nichts mehr
„Der fliegende Holländer.“
zum ersten Male in Düsseldorf zu Gehor gebracht
zu spuren, und ungehemmt füllte die Tonpracht der
Heute Abend ging Richard Wagners romantische
wurde. Um den Unterschied herauszufinden und
virtuosen As-dur=Polonaise des Polen, die mit
Oper „Der fliegende Holländer“ mit tellweise neuer
seine Wirkung beurteilen zu können, müßte man
Passagen der heikelsten Art förmlich überladene
Besetzung im Stadttheater in Szene. Sie beschränkte
schon beide Partituren einmal kurz hintereinander
Rigoletto=Paraphrase von Liszt die weiten Räume
sich auf die Partien der „Senta“ und des Jägers
hören. Jedenfalls ließ auch in der heutigen Instru¬
des akustischen Saales. Enthusiastische Beifall= und
„Erik“, von denen die erstere Fräulein Olga Lenk,
mentierung das Orchester alle Schönheiten der Ton¬
Blumenspenden gaben auch äußerlich der Dankbar¬
die letztere Herrn Hans Neubauer zugefallen wat.
sprache dieser Oper zur Geltung kommen. Nach der
keit der Hörer für die genußreichen Darbietungen
Die übrigen wenigen Hauptrollen befanden sich in be¬
Ouverture und nach den Aktschlüssen wurde lebhaft
beredten Ausdruck.
applaudiert. Das Haus wies, namentlich im Par¬
währten Händen. „Den Holländer“ sang Herr Gustav
Als Mitwirkende war die Hofopernsängerin
Waschow den Seefahrer „Daland“ Herr Heinrick
kett, nur einen schwachen Besuch auf, was im Hin¬
Fräulein Charlotte Huhn aus Dresden ge¬
Gärtner. Mit diesen Kräften wurde die Vorstellung zu
blick auf die ausgezeichnete Darbietung sehr zu
wonnen worden. Mit sehr ausdrucksvollem Vortrage,
einem wirklichen Erlebnis, das von neuem packte, fesselte,
bedauern war.
in ihrer eigenartigen, mehr großzügigen, wie beson¬
faszinierte. Den Stimmungsgehalt der großen Szenen
des zweiten und dritten Aktes brachte das Künstlertrio,