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dem totkranken Herrn v. Sala, eingelassen. Dieser Sala aber ist gleich
Fichtner von der Art jener Menschen, die stets ihren „einsamen Weg“
#verden gehen müssen, weil sie nicht fähig sind, sich die Liebe der
nderen — und stünden sie noch so nahe — durch ein Opfer zu er¬
aufen. Mit diesen wenigen rohen Linien seien die Gestalten jenes Schau¬
spiels in Erinnerung gebracht.
Es ist übrigens ganz merkwürdig — wir haben es erst kürzlich
gehört — daß das Schauspiel „Der einsame Weg“ eigentlich die
Keime der späteren Dichtung „Professor Bernhardi“ enthält. Die Wieder¬
en eren
höchst vernünstige kritische Bemerkung, Burckhard hätte besser getan,
statt sich persönlich dem Publikum zum Kampfe zu stellen, lieber mit
seiner berühmten Willenskraft den einzelnen Schauspieler zu laden
und dann mit dieser ganzen Batterie gegen das Publikum aufzufahren.
So wie wir es soeben beim Theaterfeldherrn Brahm beobachtet haben.
Nun sind die beiden Theaterleiter tot, die das größte Verdienst
um die Geltung Artur Schnitzlers auf der Bühne seiner Zeit sich er¬
worben haben: Burckhard, der ihm die Hofbühne eröffnet hat, noch
dazu mit einem Wiener Vorstadtdrama, der „Liebelei", und Brahm.
der ihn hochhielt, wenn ihn das Burgtheater fallen gelassen hatte. An
beider Wirken hat sich eine Literatur geknüpst. Kürzlich ist z. B. eine
Sammlung der kritischen Aufsätze Brahms erschienen. Auch für die
Publikation seiner Briefe wird die Zeit kommen. Schnitzler speziell
besitzt einen dicken Stoß Brahmscher Briefe, von denen viele — man
will's gar nicht glauben, weil der Mann sich doch immer so trocken¬
nüchtern gegeben hat — voll Humor stecken sollen. Aber in der
posthumen Literatur ist unser Burckhard seinem großen Berliner
Kollegen und Konkurrenten entschieden über. Der Reichsdeutsche war
der größere Künstler, unser Landsmann der interessantere Mensch.
Deshalb hat Otto Brahm auch nicht seinen Hermann Bahr gefunden.
Da schildert Burckhards Porträtist z. B., wie sein Held Rad¬
fahren gelernt hat. Von dem Grundsatz ausgehend, alles so zu
machen, wie es für ihn selbst taugt und nicht, wie es andere
vor ihm zu ihrem eigenen Gebrauch und Nutzen gemacht haben,
lehrte Burckhard das Radfahren sich selbst, denn er mußte nun
einmal alles, das Größte und das Kleinste, selbst von vorne an¬
sangen, ohne jemanden zu fragen. Also nahm er das Rad, saß auf,
fiel wieder um — so lange, bis er
fiel herab, saß wieder auf
nach drei Stunden schweißbedeckt das Gleichtgewicht fand, oben blieb
und Radfahren konnte. Dann nahm er den Schlüssel, drehte die
Schrauben auf, zerlegte das Rad und dachte nach, bis er herausfand,
es ungefähr wieder zusammenzusetzen. So entdeckte er sein eigenes
Radfahren. Er fragte nie: „Wie macht man das?", sondern er
fragte sich: „Wie machst iiu das?“ Ganz so nun, wie es Burckhard
mit seinem Rad getan, micht es Hermann Bahr in seinem Büchlein
mit Burckhard. Er zerlegt ihn vor unseren Augen, legt das letzte
Kugellager bloß, schraubt ihn wieder zusammen und läßt ihn dann
in seiner ganzen Feschheit an uns heranfahren, so daß wir glauben,
er müsse im nachsten Augenblick absitzen, „Ich habe die Ehre!“
sagen, mit uns zu plaudern beginnen und über irgend etwas lachen
und schimpfen.
Wäre Max Burckhard 1904 noch Direktor der Hofbühne gewesen
— Schnitzlers Schauspiel „Der einsame Weg“ wäre nicht erst zehn
Jahre nach seiner Berliner Premiere ins Burgtheater gekommen. Als
Dr. Freiherr v. Berger die Kanzlei auf dem Franzensring bezeg,
sprach er manchmal davon, demnächst entweder den „Schleier der
Beatrice“ (wobei mancherlei Besetzungsschwierigkeiten zu bewältigen
gewesen wären) oder den „Einsamen Weg“ herauszubringen. Die Er¬
füllung dieser Absicht blieb ihm, wie so vieles andere, versagt. Nun
hat sich Thimig für das zweitgenannte Schauspiel entschieden. Die
Regie führt Herr Devrient, der zugleich den Fichtner gibt, den Pro¬
fessor Wegrath gibt Herr Paulsen, seine Gattin Gabriele Frau
Haeberle, den Felix Herr Gerasch, die Johanna Fräulein Wohlgemuth,
die Herms Frau Bleibtreu und den Sala Herr Walden.
Wir haben vorhin der unglücklichen Wirkung erwähnt, die seiner¬
— im Gegensatze zum späteren Wien — der Ausgang des
zeit
vierten Aktes auf die Berliner geübt hat. Der Gedanke, nach dieser
Erfahrung den Aktschluß zu ändern und solcherart das Stück
„gefahrlos“ zu machen, lag nahe und mochte dem Verfasser auch
vielfach nahegelegt worden sein. Wie viele bekannte Bühnendichter
haben schon solcherart das Publikum zum Danke dafür, daß es das
Stück „angeblasen“ zum Mitarbeiter desselben Stückes erhoben!
Aber Artur Schnitzler hat derartige Insinuationen stets von sich
wiesen. Ein Stück sollte lier; durchfallen, aber ganz von ihm
sein. Das k mnte ihm doch Befriedigung
mußte es
währen. Aber ein Publikum rfolg nach oder vielleicht auch
durch Annahme eines fremden Ratschlages, von einem klugen:
Regisseur, einem besorgten Direktor oder dem bestmeinenden
Freunde ausgeheckt — derlei hätte ihm keinen Spaß gemacht. Er
gleicht in solcher Keuschheit seinem Freunde und Förderer Burckhard.
Hatte der Direktor ein Stück geschrieben, so gab er es Bahr zu lesen.
Der riet nun Burckhard diese und jene Aenderung, die der Autor
sogar klug fand, die auszuführen er aber als unredlich zurückwies.
„Es ist schad,“ meinte er, „daß mir das nicht eing'fallen ist, aber
es ist mir halt nicht eing'fallen!" Bahr fand einmal ein Werk
Burckhards unfertig. Dieser stimmte ihm zu, ließ es aber so und
meinte: „Wenn ein Kind nur eine Haxen hat, ist das ein Malheur,
aber die Mutter kann das Kind leider nicht noch einmal gebären!“
Und Stücke „mit künstlichen Haxen“ könne er nun einmal nicht
ausstehen.
Wie viele Komödien aber haben wir seither auf Bandagisten¬
St.
krücken über die Bühne humpeln sehen!
dem totkranken Herrn v. Sala, eingelassen. Dieser Sala aber ist gleich
Fichtner von der Art jener Menschen, die stets ihren „einsamen Weg“
#verden gehen müssen, weil sie nicht fähig sind, sich die Liebe der
nderen — und stünden sie noch so nahe — durch ein Opfer zu er¬
aufen. Mit diesen wenigen rohen Linien seien die Gestalten jenes Schau¬
spiels in Erinnerung gebracht.
Es ist übrigens ganz merkwürdig — wir haben es erst kürzlich
gehört — daß das Schauspiel „Der einsame Weg“ eigentlich die
Keime der späteren Dichtung „Professor Bernhardi“ enthält. Die Wieder¬
en eren
höchst vernünstige kritische Bemerkung, Burckhard hätte besser getan,
statt sich persönlich dem Publikum zum Kampfe zu stellen, lieber mit
seiner berühmten Willenskraft den einzelnen Schauspieler zu laden
und dann mit dieser ganzen Batterie gegen das Publikum aufzufahren.
So wie wir es soeben beim Theaterfeldherrn Brahm beobachtet haben.
Nun sind die beiden Theaterleiter tot, die das größte Verdienst
um die Geltung Artur Schnitzlers auf der Bühne seiner Zeit sich er¬
worben haben: Burckhard, der ihm die Hofbühne eröffnet hat, noch
dazu mit einem Wiener Vorstadtdrama, der „Liebelei", und Brahm.
der ihn hochhielt, wenn ihn das Burgtheater fallen gelassen hatte. An
beider Wirken hat sich eine Literatur geknüpst. Kürzlich ist z. B. eine
Sammlung der kritischen Aufsätze Brahms erschienen. Auch für die
Publikation seiner Briefe wird die Zeit kommen. Schnitzler speziell
besitzt einen dicken Stoß Brahmscher Briefe, von denen viele — man
will's gar nicht glauben, weil der Mann sich doch immer so trocken¬
nüchtern gegeben hat — voll Humor stecken sollen. Aber in der
posthumen Literatur ist unser Burckhard seinem großen Berliner
Kollegen und Konkurrenten entschieden über. Der Reichsdeutsche war
der größere Künstler, unser Landsmann der interessantere Mensch.
Deshalb hat Otto Brahm auch nicht seinen Hermann Bahr gefunden.
Da schildert Burckhards Porträtist z. B., wie sein Held Rad¬
fahren gelernt hat. Von dem Grundsatz ausgehend, alles so zu
machen, wie es für ihn selbst taugt und nicht, wie es andere
vor ihm zu ihrem eigenen Gebrauch und Nutzen gemacht haben,
lehrte Burckhard das Radfahren sich selbst, denn er mußte nun
einmal alles, das Größte und das Kleinste, selbst von vorne an¬
sangen, ohne jemanden zu fragen. Also nahm er das Rad, saß auf,
fiel wieder um — so lange, bis er
fiel herab, saß wieder auf
nach drei Stunden schweißbedeckt das Gleichtgewicht fand, oben blieb
und Radfahren konnte. Dann nahm er den Schlüssel, drehte die
Schrauben auf, zerlegte das Rad und dachte nach, bis er herausfand,
es ungefähr wieder zusammenzusetzen. So entdeckte er sein eigenes
Radfahren. Er fragte nie: „Wie macht man das?", sondern er
fragte sich: „Wie machst iiu das?“ Ganz so nun, wie es Burckhard
mit seinem Rad getan, micht es Hermann Bahr in seinem Büchlein
mit Burckhard. Er zerlegt ihn vor unseren Augen, legt das letzte
Kugellager bloß, schraubt ihn wieder zusammen und läßt ihn dann
in seiner ganzen Feschheit an uns heranfahren, so daß wir glauben,
er müsse im nachsten Augenblick absitzen, „Ich habe die Ehre!“
sagen, mit uns zu plaudern beginnen und über irgend etwas lachen
und schimpfen.
Wäre Max Burckhard 1904 noch Direktor der Hofbühne gewesen
— Schnitzlers Schauspiel „Der einsame Weg“ wäre nicht erst zehn
Jahre nach seiner Berliner Premiere ins Burgtheater gekommen. Als
Dr. Freiherr v. Berger die Kanzlei auf dem Franzensring bezeg,
sprach er manchmal davon, demnächst entweder den „Schleier der
Beatrice“ (wobei mancherlei Besetzungsschwierigkeiten zu bewältigen
gewesen wären) oder den „Einsamen Weg“ herauszubringen. Die Er¬
füllung dieser Absicht blieb ihm, wie so vieles andere, versagt. Nun
hat sich Thimig für das zweitgenannte Schauspiel entschieden. Die
Regie führt Herr Devrient, der zugleich den Fichtner gibt, den Pro¬
fessor Wegrath gibt Herr Paulsen, seine Gattin Gabriele Frau
Haeberle, den Felix Herr Gerasch, die Johanna Fräulein Wohlgemuth,
die Herms Frau Bleibtreu und den Sala Herr Walden.
Wir haben vorhin der unglücklichen Wirkung erwähnt, die seiner¬
— im Gegensatze zum späteren Wien — der Ausgang des
zeit
vierten Aktes auf die Berliner geübt hat. Der Gedanke, nach dieser
Erfahrung den Aktschluß zu ändern und solcherart das Stück
„gefahrlos“ zu machen, lag nahe und mochte dem Verfasser auch
vielfach nahegelegt worden sein. Wie viele bekannte Bühnendichter
haben schon solcherart das Publikum zum Danke dafür, daß es das
Stück „angeblasen“ zum Mitarbeiter desselben Stückes erhoben!
Aber Artur Schnitzler hat derartige Insinuationen stets von sich
wiesen. Ein Stück sollte lier; durchfallen, aber ganz von ihm
sein. Das k mnte ihm doch Befriedigung
mußte es
währen. Aber ein Publikum rfolg nach oder vielleicht auch
durch Annahme eines fremden Ratschlages, von einem klugen:
Regisseur, einem besorgten Direktor oder dem bestmeinenden
Freunde ausgeheckt — derlei hätte ihm keinen Spaß gemacht. Er
gleicht in solcher Keuschheit seinem Freunde und Förderer Burckhard.
Hatte der Direktor ein Stück geschrieben, so gab er es Bahr zu lesen.
Der riet nun Burckhard diese und jene Aenderung, die der Autor
sogar klug fand, die auszuführen er aber als unredlich zurückwies.
„Es ist schad,“ meinte er, „daß mir das nicht eing'fallen ist, aber
es ist mir halt nicht eing'fallen!" Bahr fand einmal ein Werk
Burckhards unfertig. Dieser stimmte ihm zu, ließ es aber so und
meinte: „Wenn ein Kind nur eine Haxen hat, ist das ein Malheur,
aber die Mutter kann das Kind leider nicht noch einmal gebären!“
Und Stücke „mit künstlichen Haxen“ könne er nun einmal nicht
ausstehen.
Wie viele Komödien aber haben wir seither auf Bandagisten¬
St.
krücken über die Bühne humpeln sehen!