II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 397

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18. Der einsane Neg
zeitlichen Nähe seelisch ferner legt als die lebens=f ab. Da sie auch das nahe Ende des leidenden, Es ist das hohe Lied der Liebe zu den
volle Romantik der Biedermeierepoche, sprach man Sala, den sie vom Herzen liebt, als unabwend= Kindern, das Schnitzler hier verkündet, wie er
itzlergar viel und tiefsinnig über den Tod und das bar erkennt, ertränkt sie sich im Teiche seines es später in dem herrlichen Schlußakkord seines
Dramas „Das weite Land“ getan. Im „Einsamen
Sterben. Auch Artur Schnitzlers Helden kranken Schlosses.
eram
daran. Sein keck=frivoler Anatol ist nachdenklich
Der tragische Tod dieser beiden seltsam
Weg“ bleibt es einer Frau vorbehalten, dies in
geworden und stellt nun als gealierter Herr von
empfindenden und tiefen Menschen ist aber im
schönster Weise zu offenbaren. Eine Frau, die
8 „Der
Sala die trübselige Frage: „Gibt es einen an¬
kein Kind hat, ist gar nie eine Frau gewesen“.—
Grunde nichts mehr als eine bloße Episode,
rn eine
ein aufschluchzendes Adagio in der gewaltigen
in diesem Sehnsuchtsruf der kinderlos alt
abge¬
terticte Pehrlicten
Sinfonie des ganzen Stückes. Das Grundthema,
gewordenen Komödiantin Irene Herms zeigt sich
in nach
an das Sterben denke?“
die tiefe Tragik ihres Daseins.
das sich um eine konkrete sittliche Forderung
ch von
Solcher Todesgedanken und Stimmungen handelt, hat mit der beiden Schicksal nichts
tief¬
Es gibt viele Theaterstücke, die stärker an unsere
gemein. Mit aller Präzision hat hier der Dichter
auf die
gibt es in dem Stücke gar viele, gleich dunklen
Nerven rühren, durch eine kraftpollere Handlung
eine Frage gestellt und mit voller Deutlichkeit
Wolken erscheinen sie am Horizont der Dichtung
unsere Leidenschaften lebhafter bewegen, wenige
zurück¬
Antwort darauf gegeben.
Einersten
aber, die reicher sind an Tiefe des Empfindens.
und selten nur durchbricht ein Strahl erwärmen¬
Oester¬
Das Schauspiel ist wie der träumende Schlo߬
Hat der natürliche Vater eines Kindes, der
den Humors das finstere. Gewölk.
sich um dessen Erziehung und Fortkommen nicht
hen in
park des Herrn von Sala. Entzückende Plätzchen,
„Ich habe einmal im Traum eine Frühlings¬
lossenen
im mindesten bekümmerte, noch irgendwie An=erfüllt von heimlich=verborgener Schönheit,
landschaft gesehen, ganz sonnig und mild, und
spruch auf dieses Kind oder wird er nicht viel= kristallhelle, tiefspiegelnde Gedanken, marmorne
ur ge¬
doch hab' ich über sie weinen müssen,“ bemerkt
mehr aller Rechte verlustig zugunsten desjenigen, Bilder edelsten Menschentums und inmitten aller
die melancholische Johanna zu ihrem Freunde
der in der Sorge um das Kind seine Stellen
Pracht der Liebe schönste Blüte.
Sala, der ihr mit den Worten: „Ja, die Traurig¬
ichtigste
einnahm? In dem Falle Fichtner=Wegrath spricht
keit steckt in den Dingen oft viel tiefer als man
Unter den Darstellern lassen wir den
pielerin
sich Schnitzler zugunsten des letzteren aus.
Damen nicht nur aus Gründen der Galanterie
ahnt,“ recht gibt. Wie eine Kassandra wandelt
Ferament
lichkeit, Johanna unheilverkünd nd einher. Mit geschärften
Die schöne Gabriele hat den egoistischen den Vortritt. Prächtig charakterisierte Frau
Künstler Julian Fichtner geliebt und da siesBleibtreu Irene Herms warmblütig=natür¬
dschaft, Sinnen blickt sie. die Vergangenheit und
ben ist, lauscht den Stimmen der Zukunft. Einst hat sie dieser in seinem Drange nach Ungebundenheit liches Wesen. Die seelischen Tiefen Johannas
ldet. als lydische Sklayin auf einer griechischen Insel verlassen, dessen Freund den Pflichtenmenschen wußte Fräulein Wohlgemuth in verklärter
ist blaß getanzt und so kann sie denn auch im Geiste Wegrath geheiratet. Professor Wegrath hält den Schönheit mit Helle zu erfüllen. Die leidende
im ersten Jahre gebornen Sohn für den seinen Frau Gabriele spielte Frau Haeberle schlicht
schöner ihrem Freunde ins alte Elbatana folgen, das
können dieser aus sechstausendjährigem Schutte heraus¬
und läßt ihm auch alle Liebe zuteil werden, die und ergreisend. Sonst gab es, von dem markant
ein guter Vater seinem Kinde entgegenbringt. gezeichneten Sala Harry Waldens abgesehen,
spiegle graben und in marmorner Herrlichkeit wieder¬
grath zu erstehen lassen will. Ihre krankhaft verfeinerten Kurz nach dem Tode seiner Mutter erfährt Leut= nicht viel Erfreuliches. Dem Julian Fichtner
[Devrients fehlte der Zug künstlerischer
Den Nerven fühlen jegliche Art von Widerwärtigkeit nant Felix Wegrath das Geheimnis seiner Geburt,
Park= in verstärktem Maße. Das Häßliche macht ihr und zwar durch niemand anderen als durch Größe. Die Herren Gerasch (Felix) und
Moritz Pein und so bildet sie sich schon aus diesem Grunde Fichtner, der den jungen Mann für sich ge=Herterich (Doktor Reumann) blieben ziemlich
monoton. Um den Professor Wegrath bemühte
sthalten zur Aesthetin. Ihre Erklärung, daß sie ihre winnen möchte. Der junge Offizier hat für die
aß der Mutter nicht mehr liebe, seitdem diese krank sei, plötzlich geoffenbarten Vatergefühle Fichtners sich Herr Paulsen mit einigem Erfolg. Das
als sein Publikum bereitete dem Stücke eine freundliche
heitererkann unter diesen Umständen nicht als Gefühls= kein Verständnis. Ihm gilt derjenige
erwiesen Aufnahme, so daß Schnitzler am Schlusse des
nitzlerssarmut gedeutet werden.
Vater, der sich ihm bisher als solcher
Pmantik.
zu, der dritten Aktes mehrmals dankend erscheinen
Johanna weiß das Ende ihrer Mutter hat. Und so wendet er sich Wegrath
alismus voraus, wie sie vorher das Ende von Salas nach dem Unglück mit der Gattin und Tochter konnte.
Lothar Ring.
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nitzlersskleinem Töchterchen geahnt hatte und sie rückt seiner doppelt bedarf. Fichtner muß den ein¬
ot ihrer sihrer Natur entsprechend, von der Totgeweihten samen Weg weiter wandern.