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18. Der einsane Nen
den geraden Weg. Warum nicht gleich wie ich das meine? Es ist ihr Beruf, Wesen in ihren Nach der Meinung des Dichters ist also der „einsame
Wir möchten uns dieser Forschungsexpe= Armen aufzunehmen, die von irgend einer Leiden= Weg“ nicht der Weg Aller, sondern nur der Weg der
her und russischer Gelehrter nicht so schaft mürbe oder zerbrochen sind. Aber sie ahnen Egoisten, und die Wegraths gehen in Gesellschaft.
nicht, woher sie kommen. Es ist ihnen auch ge=Aber sie bezahlen es teuer. Müssen solche Dinge
ßen, wie der Ulanenleutnant Felix, wenn
gönnt, Wesen heranzuziehen und zu betreuen, aberlgeschehen,“ sagt der Akademiedirektor, nachdem ihm
Geographen dabei sind, als dieser Herr
n der Geschichte ist er ebenso gut be= sie verstehen nicht, wohin sie gehen. Sie sind da, um die Tochter gestorben und Felix ihn dafür „Vater“.
gibt den Ruinen von Ekbatans ein sich unbewase aufzuopfern und in diesen Opfern genannt hat, „daß mir dieses Wort klingt, als hört'
sechstausend Jahren, während die ein Glück zu finden, das anderen vielleicht rechtsich's zum ersten Mal?“
Gabriele ist verdientermaßen schon im zweiten
7
on schon zu viel wäre. Wir wollen armselig vorkäme“
Akte tot, Johanna ertränkt sich, Sala erschießt sich.
Das ist die Moral des Mannes, der dem armen
aß Schnitzler das alles besser weiß und
Ein Stück, in dem so viele Hauptfiguren mit Tod
phisch=histschen Schwefel seinem Hel=Wegrath schon vor der Ehe Körner aufgesetzt hat.
ben Mund legt, um ihn als Maulheldenj? ber die Genies, die nach solcher Meinung „Heimat“ abgehen, heißt sonst nicht Schau=, sondern Trauer¬
ein könnten für Weib und Kind, die laufen ja spiel. Julian geht einem trostlosen Alter enigegen
sieren.
und legt vielleicht auch noch einmal Hand an sich
kine Freundin Johanna möchte dieser vor ihnen davon, bis die Frau tot und der Knabe
selbst. Solche Dinge wüssen geschehen, damit ein
forscher über Tibet nach Ekbatang in ldreiundzwanzig Jahre alt ist, — wie Figura zeigt!
Wegrath doch endlich Begleitung finde zu seinem
Wo gibt es also die wirkliche „Heimat“ außer für
tnehmen, „als meine Frau natürlich,
Grabe. Ein düsteres Lebensbild! Das Stück ist schon
Augenblicke? Wir denken, keiner kennt den anderen
diesen äußerlichen Dingen zu reden“.
vor mehr als zehn Jahren, 1903, nach den „Leben¬
so gut, daß er ihm wahre Heimat werden kann. Die
a, die das zweite Gesicht hat und jedem
digen Stunden“ und vor dem „Zwischenspiel“ des
findet man nur im eigenen Geist und Gemüt. Das
enTod vom Gesichte herunterliest, zieht
Autors erschienen, an anderen Orten auch schon
ist der „einsame Weg“, den wir auf Erden wan¬
En dem Teich der Villa ihres Liebhabers
aufgeführt worden. Es ist also kein neues Werk,
Infolge dessen muß sich Herr von deln: alle, alle, nicht nur die Selbstlinge, wie
aber doch schon eines aus der „zweiten Schaffens¬
konst doch vielleicht noch ein Jahr zu dieser Julian und dieser Sala. Schnitzler meint es
anders. Er läßt seinen Sala dem sohnberaubten periode“ Schnitzlers, in der er, wie es von ihm
hätte, binnen einer Stunde erschießen.
Julian tüchtig die Leviten lesen. „Es graut Ihnen heißt, im Leben die „dunkler abgetönten Schicksale“
zur rechten Zeit,“ heißt es, und be¬
und im Tode das „große Ziel des Lebens“ sucht
issenschaft vom alten Orient seines ab= vor der Einsamkeit? Und wenn Sie eine Frau an
und sieht. Diese Schlagworte sind hier in der Tat
Ihrer Seite hätten, wären Sie heute nicht allein?
Kennertums. Vater Wegrath verliert da¬
zutreffend. Schnitzler ist noch nicht wirklich alt, und
Und wenn Kinder und Enkel um Sie lebten, wären
hter und gewinnt einen Sohn. Der lie¬
wir möchten ihm und uns eine dritte Schaffensperiode
an meint, es sei ihm in höherem Sinne Sie es nicht? Und wenn Sie sich Ihren Reichtum,
dieses Dichters wünschen. Es ist dem Menschen an¬
geschehen. Leute von der Art Weg= Ihren Ruhm, Ihr Genie bewahrt hätten, wären
geboren, daß er in jungen Jahren den Tod gleich¬
licht dazu geschaffen, wirklich zu besitzen, Sie es nicht? Und wenn uns ein Zug von Bacchanten
frau noch Kinder. Sie mögen Zuflucht, begleitet, — den Weg hinab gehen wir alle allein.. ssam nur als wissenschaftliche Tatsache kennt. Er
bedeuten — Heimat nie. Verstehen Sie, wir, die selbst niemandem gehört haben.“ kokettiert mit ihm und treibt die Koketterie manch¬
18. Der einsane Nen
den geraden Weg. Warum nicht gleich wie ich das meine? Es ist ihr Beruf, Wesen in ihren Nach der Meinung des Dichters ist also der „einsame
Wir möchten uns dieser Forschungsexpe= Armen aufzunehmen, die von irgend einer Leiden= Weg“ nicht der Weg Aller, sondern nur der Weg der
her und russischer Gelehrter nicht so schaft mürbe oder zerbrochen sind. Aber sie ahnen Egoisten, und die Wegraths gehen in Gesellschaft.
nicht, woher sie kommen. Es ist ihnen auch ge=Aber sie bezahlen es teuer. Müssen solche Dinge
ßen, wie der Ulanenleutnant Felix, wenn
gönnt, Wesen heranzuziehen und zu betreuen, aberlgeschehen,“ sagt der Akademiedirektor, nachdem ihm
Geographen dabei sind, als dieser Herr
n der Geschichte ist er ebenso gut be= sie verstehen nicht, wohin sie gehen. Sie sind da, um die Tochter gestorben und Felix ihn dafür „Vater“.
gibt den Ruinen von Ekbatans ein sich unbewase aufzuopfern und in diesen Opfern genannt hat, „daß mir dieses Wort klingt, als hört'
sechstausend Jahren, während die ein Glück zu finden, das anderen vielleicht rechtsich's zum ersten Mal?“
Gabriele ist verdientermaßen schon im zweiten
7
on schon zu viel wäre. Wir wollen armselig vorkäme“
Akte tot, Johanna ertränkt sich, Sala erschießt sich.
Das ist die Moral des Mannes, der dem armen
aß Schnitzler das alles besser weiß und
Ein Stück, in dem so viele Hauptfiguren mit Tod
phisch=histschen Schwefel seinem Hel=Wegrath schon vor der Ehe Körner aufgesetzt hat.
ben Mund legt, um ihn als Maulheldenj? ber die Genies, die nach solcher Meinung „Heimat“ abgehen, heißt sonst nicht Schau=, sondern Trauer¬
ein könnten für Weib und Kind, die laufen ja spiel. Julian geht einem trostlosen Alter enigegen
sieren.
und legt vielleicht auch noch einmal Hand an sich
kine Freundin Johanna möchte dieser vor ihnen davon, bis die Frau tot und der Knabe
selbst. Solche Dinge wüssen geschehen, damit ein
forscher über Tibet nach Ekbatang in ldreiundzwanzig Jahre alt ist, — wie Figura zeigt!
Wegrath doch endlich Begleitung finde zu seinem
Wo gibt es also die wirkliche „Heimat“ außer für
tnehmen, „als meine Frau natürlich,
Grabe. Ein düsteres Lebensbild! Das Stück ist schon
Augenblicke? Wir denken, keiner kennt den anderen
diesen äußerlichen Dingen zu reden“.
vor mehr als zehn Jahren, 1903, nach den „Leben¬
so gut, daß er ihm wahre Heimat werden kann. Die
a, die das zweite Gesicht hat und jedem
digen Stunden“ und vor dem „Zwischenspiel“ des
findet man nur im eigenen Geist und Gemüt. Das
enTod vom Gesichte herunterliest, zieht
Autors erschienen, an anderen Orten auch schon
ist der „einsame Weg“, den wir auf Erden wan¬
En dem Teich der Villa ihres Liebhabers
aufgeführt worden. Es ist also kein neues Werk,
Infolge dessen muß sich Herr von deln: alle, alle, nicht nur die Selbstlinge, wie
aber doch schon eines aus der „zweiten Schaffens¬
konst doch vielleicht noch ein Jahr zu dieser Julian und dieser Sala. Schnitzler meint es
anders. Er läßt seinen Sala dem sohnberaubten periode“ Schnitzlers, in der er, wie es von ihm
hätte, binnen einer Stunde erschießen.
Julian tüchtig die Leviten lesen. „Es graut Ihnen heißt, im Leben die „dunkler abgetönten Schicksale“
zur rechten Zeit,“ heißt es, und be¬
und im Tode das „große Ziel des Lebens“ sucht
issenschaft vom alten Orient seines ab= vor der Einsamkeit? Und wenn Sie eine Frau an
und sieht. Diese Schlagworte sind hier in der Tat
Ihrer Seite hätten, wären Sie heute nicht allein?
Kennertums. Vater Wegrath verliert da¬
zutreffend. Schnitzler ist noch nicht wirklich alt, und
Und wenn Kinder und Enkel um Sie lebten, wären
hter und gewinnt einen Sohn. Der lie¬
wir möchten ihm und uns eine dritte Schaffensperiode
an meint, es sei ihm in höherem Sinne Sie es nicht? Und wenn Sie sich Ihren Reichtum,
dieses Dichters wünschen. Es ist dem Menschen an¬
geschehen. Leute von der Art Weg= Ihren Ruhm, Ihr Genie bewahrt hätten, wären
geboren, daß er in jungen Jahren den Tod gleich¬
licht dazu geschaffen, wirklich zu besitzen, Sie es nicht? Und wenn uns ein Zug von Bacchanten
frau noch Kinder. Sie mögen Zuflucht, begleitet, — den Weg hinab gehen wir alle allein.. ssam nur als wissenschaftliche Tatsache kennt. Er
bedeuten — Heimat nie. Verstehen Sie, wir, die selbst niemandem gehört haben.“ kokettiert mit ihm und treibt die Koketterie manch¬