II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 445


am

18. Der
Ausschnit auslie Bombe, Wien
vom:
K
THeaten
Artur Schnitzlenist-ein wentg hinter der
Zeit zürüekgeblieben.
Er ist zu diskret, vornehm und soigniert,
um sich in das Kampfgewühl der Gegenwart zu
bewegen und so hat er allmählich etwas Abge¬
klärtes, Gedämpftes an sich ausgebildet, welches
seine Werke zu keiner starken Wirkung kommen
läßt.
„Der einsame Weg“, vom Burgtheater jetzt
als Première herausgebracht, mutet wie eine alte
Komödie von Dumas fils an.
Ein Kind des Ehebruchs (besser gesagt, ein
in eine Ehe eingeschmuggeltes Kind) lernt seinen
eigentlichen Vater kennen und steht ihm fremd
gegenüber. Nebenbei verliebt sich ein junges
Mädchen in einen brustkranken Lebemann und
tötet sich dann — kein Mensch weiß, warum. Die
Aufnahme des seltsamen Stückes war denn auch
ziemlich lau. Mit der ewigen Erotik geht es nicht
mehr recht vorwärts, auch nicht mit den schlappen,
flauen Charakteren, welche Schnitzler zu zeichnen
pflegt.
Herr Walden und Frl. Bleibtreu warge
„die besten Darsteller des Abends.
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—. —0 bune —
Wiener Bilder
Husschnitt aus:
1- MAERZ 1915
vom.

Wiener Theaterbilder.
Burgtheater. „Der einsame Weg“. Schau¬
spiel in fünf Akten von Artur Schnitzler. Melancholie
breitet sich über jeden einsämen Weg. Auch über den,
welchen die handelnden Personen in Schnitzlers Stück
wandeln, Menschen mit starkem Innenleben fühlen sich
zumeist vereinsamt. Es ist dies ein trauriges Vorrecht
der Individualität, mag sie auch unserer Ethik als
schlecht oder gut gelten. Die sterbende Mutter fühlt sich
im Gedanken an ein Erlebnis ihrer Jugend, welches
sie zwang, mit einer Lüge in die Ehe mit Professor#
Wegrath zu treten, ebenso vereinsamt, wie der Maler
Fichtner, der der wirkliche Vater ihres Sohnes ist. Der
Lebenskünstler Sala wandelt freiwillig denselben ein¬
samen dunklen Weg, von wannen es keine Wiederkehr
gibt, auf dem ihm die holde, grübelnde Johanna, nach¬
dem sie sich ihm ergeben, durch einen Sprung in den
Teich vorangegangen ist. Melancholie, tief und
dauernd, Sehnen nach Glück, ohne Gegenwert leisten zu
können, durchzieht dieses Schauspiel. Wie fallendes
Laub in eine Herbststimmung Farbe und Buntheit
bringt, so hier tiefsinnige Gedanken, schöne Worte über
Menschenal, Leben und Streben, im brillanten
Dialog. Gedanken wollen genossen fein im Lesen
und Nachempfinden. In der Aufführung verflattern sie,
besonders wenn manche Darsteuer, wie Fräulein Wohl¬
gemut, Herr Devrient und Herr Herterich,
einen einsamen Weg, nicht recht sicher ihres Wollens,
wanderten. Den Intentionen des Dichters wurde Frau
Bleibtreu in einer Weise gerecht, die als vollendet
bezeichnet zu werden verdient. Auch Frau Häberle
fand den Ton inniger Rührung und rückschauender Er¬
griffenheit sehr gut. Herr Walden brillierte zum
Schluß als Sprecher. Die Ausstattung bot den an¬
sprechenden Rahmen für die gekennzeichnete Stimmung.
Det Dichter wurde wiederholt gerufen und konnte für

lebhaften Beifall danken.
egemesoue- Gewur
Aunsehniet an Humoristische Mäter, Hien
1- MAERZ 1914
vom:
Schnitzlers „Einsamer Weg“ hat im
Burgtheater enttäuschl, Werevon den bekannten
Vorzügen des Dichters hier wenig zu finden ist.
Dagegen ist die erotische Grübelei und Deutelei
stärker als je entwickelt und der Gang der
Handlung so unnatürlich wie möglich.
Schnitzler sollte seine Produktivität nicht gar
so stark anstrengen, da er im Grunde nur über
wenige Motive verfügt.
Und die ewige Erotik wird den Leuten all¬
gemach über.
Sehr gut spielte Frau Bleibtren, alle
anderen scheiterten an den unnatürlichen Figuren,
#elche sie zu gestalten hatten.