II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 490

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18. Der einsane Nen
seines väierlichen Hauses lah, weicht
wirrt zurück vor diesem Gestandnis.
stehlicher Drang führe ihn nust #
in dessen H###
empfinden zu dem gütigen Manne,
geboren und erzogen wurde, und der ihm in Wab
ein Valer geworden, wenn auch eines andern Mier
seinen Adern fließt. Er helt doppelt zu dem ##
Betrogenen, da dessen wirkliches Kind, die Tochter
Johanna, den Vater verläßt, ahne seiner nur zu
gedenken, da sie, die ihre Frauenehre an einen Aus
würdigen fortgeworsen, zur Erlenntnis kommt, wemr
sie ihre Liebe schenkte, und freiwillig aus dem Leben,
scheidet. Auch Sala steht, von Johannas Gelsstmord¬
vernichtet, am Schlusse auf den Trümmern= seines
Lebens, das er mit so kunstvoller Sorgfalt scheindor
so stolz aufgebaui hatte. Und nur der alte Megrath
ibleibt nicht gar einsam, uut ihm bacikng aa¬
furchtbaren Schlägen ein Schimmer von Altersglück
übrig.
So stellt sich in großen Zügen die Handlung des
Schnitzlerschen Bühnenwerkes dar. Menschenschicksale
ballen sich zusammen und ziehen an unserem Auge
vorüber, vom Geiste eines Dichters gedeutet, aber
doch nicht des Restes an Kälselhaftem, Unerklärlichem
jund Unerforschlichem entkleidet, der ihnen erst den
Malland, Milmneapens,
Poronte.“
Trancisco, Stockholm, „St.i Betershufg 0
Zauber des Menschlichen und Poetischen verleiht. Die
(Quellenangabe aldie „Gesäbt)toclG
verworrenen Pfade, die wir gehen, werden mit behutsamer
und zarter Hand entwirrt, aber es wird nicht der
Ausschnitt aus: Gorrespondont, Brünn
fruchtlose Versuch gemacht, auch das Unentwirrbars
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Wulösen. Ein Feuerwerk geistreicher, tiefdringender
vom:
Webensweisheit prasselt ##s den Szenen herbor und

beleuchtet mit flackerndem Scheine die Jäden, die sich
hin= und herziehen. Doch zu dem Punkie, wo biese
Theated Kunst und Literatur.
Faden sich zu Schicksalsknoten verschlingen, dringt
das Licht nicht — soll es, darf es nicht dringen, wenn
„Der einsame Weg.“
Schauspiel in fünf Akten von Artur Schnitzle der Dichter es ernst meint und sich nicht mit billiger.
Pointe zufrieden gibt.
(Erstaufführung im Brünner Stadttheater)
Doch ein anderes ist Schnitzlers Werk als Dichtung,
Gastspiel des k. u. k. Hosschauspielers Harry Walden, ein anderes als Theaterstück. Jenes, die Dichlung,
Sehr ernste Gedanken sind es, die Artur Schnitzler;
twird jeder lieben, und ihre Schwachen erscheinen nur
sin seinem Drama „Dei einsome Weg“ offenbart.
sals die Kehrseite ihrer Schönheiten Das Theaierstück
[Es ist eine wehmütige Erkenntnis, die letzten Endes aber wird von diesen Schwächen schwer betroffen und
bei aller Welt= und Lebensbetrachtung in uns Wurzel!“
schlägt: wir sind allein und bleiben allein. Dasicht allerorten behauptet es sich darum auf der Bühne.
Schicksal bringt uns mit anderen Menschen zusammen, Das Inieresse des Zuschauers ist ganz verschieden von
A#dem des Lesers. Im Lichte der Ramn= erkennt inum
Suuagrenwen -uns imsberwunsten, ute —
— wir bleiben allein. Nicht in dem schlechten Sinne## Unzulängliche gar
des Wortes, gewiß nicht. Wir leben mit vielenjz“ deutlich. Dem Publikum im Theater liegen jene
seinen und zarten Beziehungen und Andeutungen nicht
Menschen zusammen, Jahre hindurch, wir wechseln
mit ihnen Hunderttausende von Sätzen, Millionenjlahe und vermag nur schwer zu dem Dichterwerkei
Stellung zu nehmen.
von Worten, und plötzlich, eines Tages, merken wir,
Nur eine ganz vorzügliche Darstellung vermag
daß wir im Grunde gar nichts von ihnen gewußt!
haben, daß sie selbst nichts von uns wissen, daß jeder alle Schönheit der Szenen ins rechte Licht zu stellen
mit seinen Träumen, seinen verschwiegenen Wünschen und so den Erfolg des Ganzen zu sichern. Dies war
und Leidenschaften, mit seinem Grauen vor sich selbsthier gestern dank der Mitwirkung des Herrn Harryi
und seiner Sehnsucht ein eigenes, abgeschlossenes Leben] Walden der Fall. Sein Stephan von Sala war
eine Gestalt von weltmannischer Kultur und tief er¬
führt. Und wehe denen zumal, die mit unzulänglicher
faßter Charakteristik. Herr Rubel als Fichiner hatte
Kraft dies eigene Leben allzu bewußt meistern wollen!
neben dem Gaste einen schweren Stand, aber er stattete
Sie werden am grausamsten in die Einsamkeit ver¬
seine wenig dankbare Rolle mit der ganzen Kraft
schlagen.
Schnißler hat in seinem Schauspiel eine Anzablseines Temperamentes aus. Die schwierige Partie des
Leutnants Felix führte Herr Rehberger mit schöner
von Menschen vereinigt, an denen sich jener Fluch,
Worme des verhaltenen Empfindens durch. Dem Pro¬
#fessor Wegrath gab Herr Recke den Ton sympathi¬
der auf uns allen lasiet, unerbittlich bewährt. Zwei
scher Schlichtheit, der ihm gebührt. Herr Strauß
Egoisten stehen im Mitielpunkt, zwei von den Toren,
sprelte den Arzi Neumann mit souveräner Über¬
die, wie wir es eben formulierten, ihr Dasein allzu
bewußt meistern wollten, zwei alternde Männer, die
sich ihr Leben lang gescheut haben, ihre Existenz mit legenheit. Von ungleicher Wirkung waren die mitspie¬
lenden Damen. Die Gabriele des Fräuleins Birn¬
#um sprach zu leise und war meistenteils unver¬
einer andern anders zu verknüpfen als zu Genuß und
ständlich, ebenso die Johanna des Fräuleins Graf.
Rausch der Leidenschaft und die nun zehnfach mora¬
m übrigen föste. sie ihre treffenden Aufgaben.
tisch bankerott dem Ende entgegentaumeln. Es ist ein
Als eine episooisch auftretende aitliche Schauspielerin,
Maier und ein geistreicher Weltmann, her als ein
die sich noch ganz die Anmut, Frische und Liebens¬
seiner, aber schmacher Dichter dilettierte: Julian
Zichtner und Siephan v. Sala. Sie haben — der
eine in heißem Drang, alle schiummernden Kräfte zu,würdigkeit der Jugend bewahrt hat, war Frau Brandtl:
reichen Entsaltung zu bringen, der Andere in berech#svortrefflich.
Die Szenierung der Novität war eine sorgsältige.
Die allzulangen Zwischenaktspausen beeinträchtig¬
nender, blasierter Kühle — nie ein winzig Stuckchen
lihres Selbst geopfert, haben Existenzeu zertrümmert,
Hoffnungen getötet, Illusionen gemordet und haben —sien nicht wenig die Gesamtwirkung der Aufführng.
Das Publikum, das alle Räume des Hauses fülte,
zeichnete die Hauptdarsteller, namentlich den Gast¬
genossen. Nun siehen sie frierend da in ihrer Ein¬
wal###künstler durch Beifall und Vervorrufe aus
samkeit.