II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 489

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Erkenntr
würdigen fortgeworsen
sie ihre Liebe schenkte, und Preiwillig #
scheidet. Auch Sala steht, von Johansas
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vernichtet, am Schlusse auf den Trümhtern
18. Der einsane Ren
Lebens, das er mit so kunstvoller Sorgfolt scheind
so stolz aufgebaut hatte. Und nur der alte Mecrech
leibt
icht gal Ansam, uns ihm bit ung anch
furchtbaren Schlägen ein Schimmer von Altersglück
übrig.
So stellt sich in großen Zügen die Handlung des
Schnitzlerschen Bühnenwerkes dar. Menschenschicksele
ballen sich zusammen und ziehen an unserem Auge
vorüber, vom Geiste eines Dichters gedeutet, aber
doch nicht des Restes an Rälselhaftem, Unerklärlichem
Malland, Milmcapens,
lund Unerforschlichem entkleidet, der ihnen erst den
Trancisco, Stockholm, „St,Betershurg oloie.
Zauber des Menschlichen und Poetischen verleiht. Die
(Quellenangabe alüie Gecäbe)# S###lGf
verwortenen Pfade, die wir gehen, werden mil behntsamer
und zarter Hand entwirrt, aber es wird nicht der
Ausschnitt aus: Cofrespondent, Brünn
truchtlose Versuch gemacht, auch das Unentpirrbare
18 94,
Mulösen. Ein Feuerwerk geistreicher, biesdeingenden
vom:
Aebensweisheit prasselt aus den Szenen hervor und

beleuchtet mit flackerndem Scheine die Jäden, die sich
hin= und herziehen. Doch zu dem Punkte, wo diese
Theated Kunst und Literatur.
0 Faden sich zu Schicksalsknoten verschlingen, bringt
das Licht nicht — soll es, darf es nicht dringen, wenn
„Deer einsame Weg.“
der Dichter es ernst meint und sich nicht mit billiger
Schauspiel in Künf Akten von Artur Schnitzler.
Pointe zufrieden gibt.
(Erstaufführung im Brünner Stadttheater)
Doch ein anderes ist Schnitzlers Werk als Dichtung,
Gastspiel des k. u. k. Hofschauspielers Harry Walden. ein anderes als Theaterstück. Jenes, die Dichlung,
Sehr ernste Gedanken sind es, die Artur Schnitzler;wird jeder lieben, und ihre Schwächen erscheinen nur
in seinem Drama „Der einsame Weg“ offenbart. als die Kehrseite ihrer Schönheiten Das Theaierstück
Es isi eine wehmütige Erkenntnis, die letzten Endes
bei aller Welt= und Lebensbetrachtung in uns Wurzel aber wird von diesen Schwächen schwer betroffen und
schlägt: wir sind allein und bleiben allein. Daslicht allerorten behauptet es sich darum auf der Bühne.
Schicksal bringt uns mit anderen Menschen zusammen, Das Interesse des Zuschauers ist ganz verschieden von
Wdem des Lesers. Im Lichte der Ramne erkennt zunit¬
TR
pee-greunven uun- nsberwaldtrn,
— wir bleiben allein. Nicht in dem schlechten Sinne# d##s Terschwommene und technisch Unzulängliche gar
des Wortes, gewiß nicht Wir leben mit vielenszu deutlich. Dem Publikum im Theater liegen jene
Menschen zusammen, Jahre hindurch, wir wechselnseinen und zarten Beziehungen und Andeutungen nicht
mit ihnen Hundertlausende von Sätzen, Millionenjnahe und vermag nur schwer zu dem Dichterwertei
Stellung zu nehmen.
von Worten, und plötzlich, eines Tages, merken wir,
Nur eine ganz vorzügliche Darstellung vermag
daß wir im Grunde gar nichts von ihnen gewußt
alle Schönheit der Szenen ins rechte Licht zu stellen
haben, daß sie selbst nichts von uns wissen, daß jeder
mit seinen Träumen, seinen verschwiegenen Wünschen und so den Erfolg des Ganzen zu sichern. Dies war
und Leidenschaften, mit seinem Grauen vor sich selbsthier gestern dank der Mitwirkung des Herrn Harry
[Walden der Fall. Sein Stephan von Sala war
und seiner Sehnsucht ein eigenes, abgeschlossenes Leben
eine Gestalt von weltmännischer Kultur und tief er¬
führt. Und wehe denen zumal, die mit unzulänglicher
Kraft dies eigene Leben allzu bewußt mistern wollen faßter Charakteristik, Herr Rubel als Fichtner hatte
Sie werden am grausamsten in die Einsamkeit per, neben dem Gaste einen schweren Stand, aber er stattete
seine wenig dankbare Rolle mit der ganzen Kraft
schlagen.
Schnitzler hat in seinem Schauspiel eine Anzahls seines Temperamentes aus. Die schwierige Partie des
Leutnants Felix führte Herr Rehberger mit schöner
von Menschen vereinigt, an denen sich jener Fluch,
Warme des verhaltenen Empfindens durch. Dem Pro¬
der auf uns allen lastet, unerbittlich bewährt. Zwei
Egoisten stehen im Mittelpunkt, zwei von den Toren fessor Wegrath gab Herr Recke den Ton sympathi¬
die, wie wir es eben formulierten, ihr Dasein allzus'scher Schlichtheit, der ihm gebührt. Herr Strauß
bewußt meistern wollten, zwei alternde Männer, die spielte den Arzi Neumann mit souveräner Über¬
sich ihr Leben lang gescheut haben, ihre Existenz mitt legenheit. Von ungleicher Wirkung waren die mitspie¬
einer andern anders zu verknüpfen als zu Genuß und lenden Damen. Die Babriele des Fräuleins Birn¬
Rausch der Leidenschaft und die nun zehnsach morg.jbaum sprach zu leise und war meistenteils unver¬
ständlich, ebenso die Johanna des Fräuleins Graf.
lisch bankerott dem Ende entgegentaumein. Es ist eintn übrigen lösten sie ihre beiresfenden Aufgaben
Maler und ein geistreichen Kemann, der als ein Als eine episodisch auftretende sitliche Schauspielerin,
seiner, aber schwacher Dichtet #lettierte: Julianz
Jichtner und Stephan v. Sala. Sie haben — der die sich noch ganz die Anmut, Frische und Liebens¬
eine in heißem Drang, alle schlummernden Kräfte zurwürdigkeit der Jugend bewahrt hat, war Frau Brandt
vortrefflich.
Die Szenierung der Novitäl war eine sorgfältige.
reichen Entsaltung zu bringen, der andere in berech¬
Die allzulangen Zwischenaktspausen beeinträchtig¬
nender, blasie###: Kühle — nie ein winzig Stückchen
ihres Selbst #eopfert, haben Existenzen zertrümmert,
sien nicht wenig die Gesamtwirkung der Aufführung
Hoffnungen getötet, Illusionen gemordet und haben —
Das Publikum, das alle Räume des Hauses füllte,
genossen. Nun stehen sie frierend da in ihrer Ein¬
zeichnete die Hauptdarsteller, namentlich den Gast¬
kunsiler durch Beifall und Hervorrufe aus
samkeit.
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In die Familie ihres Freundes, des wackeren

und viederen Professors Wegrath, sind sie beide ein¬
gebrochen. Fichtner, als er einst die Braut des Ver¬
trauenden verführte und verließ, Sala, indem er jetzt
seiner jugendlichen Tochter heißblütige Sinnlichkeit
sich zu Nutze macht. Der schlanke Leutnant Felix
Wegrath trägt seinen Namen zu Unrecht; er
Zichiners Sohn, und der in der Verlassenheit Ertrin¬
kende möchte sich die Liebe seines Kindes nach der
Mutter Tode retten. Er sagt ihm alles; sagt ihm, wie
ler dereinst, im lauen Sommer vor 23 Jahren, seine:
Mutter geliebt und wie er sich von ihr brutal los¬
Igerissen. Doch der Sohn, den ein tiefes Gefühl zu
Tihm gezogen hatte, solange##r in ihm nur den Freund¬