II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 495

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18. Der e1eueg
Grimassen gegenüber zu befinden. Als ob uns eine Kluft von
diesen Menschen von gestern trennte. Bei gänzlicher Handlungs¬
armut des Werkes gibt der Wiener Dichter wie es seine weiche
Art ist, die Schilderung seelischer Vorgänge in besonders an¬
gelegten Naturen. Sie haben alle etwas vom sechsten Sinn
in ihren Vorahnungen und Vorausempfindungen. Den Be¬
ziehungen der Menschen zu einander, wie sie sich über sich selbst
und andere täuschen haftet etwas Unerfreuliches, fast Schmie¬
riges an. Man sieht auch die Notwendigkeit der gegenseitigen
Enthüllungen nicht ein. Das Schauspiel kann also nicht voll
überzeugen. Das dichterische Endergebnis der schwarzen, schwer¬
mütigen Lebensanschauung ist trostlos: den letzten Weg, den
allerletzten müssen alle Menschen einsam gehen und die
werden am härtesten betroffen, die wie der Maler Julian
Fichtner und der Dichter Stephan von Sala nur ihrem
Ich und der rücksichtslosen Ausnutzung ihrer Vorteile gelebt
haben. Einen helleren Ausblick gewährt die Gestalt eines
Jünglings, der sich in die Wahl zwischen zwei Vätern gestellt
sieht. Sein Herz wendet sich von dem genialen Selbstling fort
und dem Manne zu, der in seiner schlichten, anspruchslosen Art
ihm in hölserem Sinne Vater geworden ist. Das Schauspiel
entbehrt der dramatischen Eigenschaften — es ist eine Novelle
in Gesprächsform mit schönen tiefen Einzelheiten. Will man
es auf der Bühne geben, muß der Rotstift mit aller Rück¬
sichtslosigkeit einsetzen. — Edgar Licho hatte die Spiel¬
r Fhche-aur
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leitung selbst — sie zeigte wohl Verständnis für das Werk, aber
den künstlerischen Grundfehler, daß Herbstimmung, Schwermut,
Das schicksalsreiche Alberttheäter wurde Verzichtleistung, Hoffnungslosigkeit noch doppelt und dreifach
en Leitung des Tirektors Edgar Ad. unterstrichen wurden. Es war, als ob sich Abgeschiedene mit
iverkennt nicht, daß die Lage außer=sendlosen Pausen unterhielten. Schnitzler hat an sich zu
viel Stimmung, man muß nach einem frischen Luftzug
In erster Linie wurde die Direktion
trachten, nicht nach einer Vermehrung der wehmutsvollen
t auf das durch die Schwere der Zeit
Personal zur Eröffnung des Theaters Weichheit. Die Pausen in den Gesprächen und die Schwie¬
tigkeiten der szenischen Umbauten dehnten die Auffüh¬
Erkrankung eines Mitgliedes mußte die
rung weit über Mitternacht hinaus. Es war daher zu
ersten Abend geplante Vorstellung von
verstehen, daß viele Leute abwanderten und daß es vor
auspiel „Osfiziere“ abgesetzt werden, sehr
dem letzten Akt wegen der Verzögerung zu ziemlich heftigen
guten ersten Eindrucks. Arthur
Unwillensäußerungen des Publikums kam. — Die Darsteller
spiel „Der einsame Weg“, das zum
befolgten treulich die Anforderungen der Spielleitung und
verlangt zu seiner Wirkung eine Fülle
waren voll Gefühl und Wehmut. Hans Steiner der den
die hier gerade jetzt nicht vorhanden
Werke, die der Zeitstimmung so wenig verzichtleistenden Lebenskünstler und Dichter von Sala gab,
schwermutgetränkte Schnitzlersche Stim= hat Vornehmheit und eine persönliche Note, die nur für
schwierige Ligen des letzten Akts nicht ganz ausreichte. Seelische
mancherlei inneren Vorzügen durchaus
sen wirkt. Man hat bei den Menschen Zartheit wal in dem Spiel von Clemens Schubert zu
die Empfindung, sich Schatten und spüren und ein sicheres Gefühl war in Robert Müllers

Leistung erkennbar, der nur als Erscheinung die Vorstellungen, 2
die man von der dichterischen Gestalt gewann, nicht deckte.
Meta Bünger ist eine zu gut Schauspielerin, um selbst eine i
ihr fern liegende Aufgabe verhauen zu können. Vielleicht zeigtv#
es sich, daß Marta Mewes eine entwicklungsfähige Be¬
Das Haus war gut besucht — eine stärkerein
aabung hat.
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Wirkung wollte sich nicht einstellen.
Ammm-Sind uud die Kuuk=sö