II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 499

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18. Der Feg
unterrichteteren Zuschauer, den bösen Doppelsink
finchener Neueste Nachrichten
nicht ahnen kann, wenn bei fallendem Vorhang ge¬
München
äußert wird: das Wort Vater habe nun erst be¬
sondern Klang erlangt.
v Hutten
In den Beziehungen der einzelnen Personen zu.
einander herrscht eine gedämpfte Kultur der Aus¬

drucksweise, und sie ist es, die das undramatische
Ganze als Dialog zusammenhält.
Der einsame Weg
Der tiefere Grund ihrer Unwirksamkeit ist wohl
Schauspiel von Artur Schnitse
in einem Zuviel an seelischer Regie der Figuren
zu suchen, die dem Glaubhaften entgegensteht. Die
Erste Aufführung in den Kammerspielen am
Leute inszenieren sich alle in ihrem Lebenskummer
27. November
und wundern sich dann, wenn außer ihnen selbst.
* Diese fünf Akte, die im Jahre 1904 erschienen
sie niemand tragisch nimmt. Die Schauspielerin¬
find und denen nicht nur aus äußeren Gründen
Herms kann es mit ihrer Lustigkeit allein nicht
in Bühnenerfolg versagt blieb, wirken zwar nicht
machen. Und doch wäre es wie Erlösung, so ihr
so gegltert wie manches von Schnitzler. Aber sie
einmal etwa Herrn v. Sala, dem müden Le¬
laßen kühl, weil die Psychologie dieser Figuren,
benskünstler gegenüber, der innerlich verbraucht
in dem Abstand, den man heute zu ihnen gefun¬
ist, und sich darum für einen Philosophen hält, so
den, keineswegs unbefangen erscheint, sondern aus
ihr einmal bei seinen faden Anmerkungen ein ge¬
der Perspektive einer Sentimentalität gesehen, die
sundes „Wenn schon!“ herausführe.
man als Ganzes nicht mehr schätzt. Nicht bleibt
Die Darstellung hub unter Herrn Falkenbergs
die Summe emsiger Kleinarbeit zu verkennen, die
Regie mit Versprechungen an. Ziegels Herr von
Schnitzler an dieses Werk gewendet, ja es scheint
Sala war eine Figur von Haltung und Geschmack,
mit jeder Energie eine Stimmung gewollt, die als
der man drei Akte lang glaubte, was sie sagte.
#tmosphärischer Druck von Müdigkeit lastend dar¬
Die sonderb##e Johanna wurde von Frau Horwitz
über liegt und fühlbar herbeigeführt wird. Und
in einen einprägsamen Umriß eingefangen.
sie greift über auf die Figuren und teilt sich zuletzt
Schattenhaft echt ward alles gebracht, was in der
dem Zuschauer mit, aber ohne ihn zur Anteil¬
nahme an dem Schicksal dieler Leute zu nötigen.
zeichneten als Vater und Sohn ein paar Männer¬
Da ist der Maler Fichtner, der einmal ein Ta¬
typen, die frei von Theatralik blieben. Fräulein
lent gewesen, auch dem Leben gegenüber. Aber
Reiter (Irene Herms) sprach mit Laune dankens¬
nun wird er tiefsinnig darüber, daß sein dreiund¬
werte Worte der Ermunterung. In den Episoden
zwangzigjähriger Sohn Felix noch immer nicht in
des Ehepaars Wegrath und des Arztes Neumann
Fichtner, sondern in dem Akademiedirektor Weg¬
stitzten Frau Prasch=Grevenberg, Herr Marx und
rath den Vater verehrt. Wegrath besitzt eine Toch¬
Herr Marle das Niveau der Aufführung, um die
ter, deren geistige Konstitution zu aparten Er¬
Leo Pasetti mit sicherem Geschmack den dekorativen
lebnissen neigt, und die eine romanhafte Aus¬
Rahmen gezogen.
drucksweise bevorzugt. So erscheint sie wie be¬
Späterhin, vom dritten Akt an, war das Tempo
rufen, dem andern müden Herrn des Stückes,
nicht zu billigen. Es heißt die Schwächen eines
einem ausgebrannten Egoisten und Dichter, die
solchen Stückes bis zum Grund enthüllen, wenn
letzten Meilen seines einsamen Lebensweges zu
man vier Stunden zu seiner darstellerischen Be¬
übergolden. Ein so braver, anständiger Mann
wältigung benötigt. So flaute, dadurch mit ver¬
wie der Akademiedirektor Wegrath muß es schlie߬
ursacht, der ohnedies magere Beifall merklich ab,
lich noch erleben daß Johanna den für sie not¬
und man ging zuletzt kaum ohne den üblichen Bei¬
wendigen Lebensabschluß im Teich des Freundes
fall für die Darsteller aus dem Hause.
findet. Es erscheint nur wie ein Ausgleich, wenn
ihm gegenüber der alternde Junggeselle und Ge¬
Richard Elchinger
nießer Fichtner sich in dem Effekt getäuscht sieht,
den er für den Rest des Lebens von der Mittei¬
Aung an den Leutnant Wegrath erhoffte, daß er
idessen Vater sei und nicht der Professor. Dies
streibt vielmehr den sympathischen Offizier völlig
sin die Arme des Greises, der allerdings bis ins
Einale genarrt bleibt. Und, im Gegegensatz zum