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18. Der einsane Nen
das Schönste ist. Hier weist er deutend hinein in die Grund alles was er zu sagen hatte, leidenschaftlich her¬
verschlungenen Wege des Schauspiels, bellt, ein tiefes vor, und Rudolf Lenoir, der als Svielleiter verant¬
Symbol, Dunkles auf und steht matt aufleuchtend über wortlich zeichnete, war als Dr. Reumann von unfreiwil¬
dem Ende, ein Wegweiser zu schmerzlichem Verzicht. Der#liger, gänzlich verfehlter Komik. Frl. Parlows
einsame Weg, der „Weg hinab“, den alle allein gehen
Johanna en bebrte icht einer sompathischen, verhaltenen
müssen. Menschen leben ihr Leben, in Reichtum, Ruhm,
Innerlichkeit: aber ihr fehlte jede Reife, und aus dem
Liebg, Genuß, Enttäuschung, Schmerz und Verzweiflung
von heißen Sehnsüchten bebrängten, opferbereiten jungen
und einmal kommt der Tag, an dem ihnen alles unter
Weib wurde bei ihr eine Art somnambules Kind. Julius
den Händen zerrinnt. Einer nach dem andern geht von
Barna und Elise Eckert standen unaufdringlich an
ihnen; sie haben immer nur genommen, und nicht ge¬
geben; haben niemandem gebört, wieviele sie auch be¬
OE
sessen haben, und nie ihr Innerstes verschwendet. Und
stehen am Ende da, fröstelnd in der Kälte ihrer Einsam¬
keit. Was Schnitzler über all' das und noch manches
andere zu sagen hat, klingt aus der Tiefe eigener, schmerz¬
licher Erkenntnis. Und was er nicht sagt, was er ver¬
schweigt, schwingt mit in heimlichen Unter= und Ober¬
tönen von verborgener Musik, und erschüttert den, der
das Ohr hat für diese Musik. Alles ist von zartester
Geschliffenbeit, wie seine Menschen von zartester Ge¬
schlifsenheit sind. Kein lauter Ton dringt nach außen,
r
man muß hindurchsehen bis in die verborgensten Unter¬
gründe, um unter aller gedämpften Ruhe und artstokra=[d
tischen Verschlossenheit noch ein Chaos zu erblicken. Ein
Drama? Vielleicht. Nur daß das dramatische Geschebenst.
nach außen kaum fühlbar wird. Daß Seelenvorgänge sich
gegen einander steilen und Kämpfe ausgekämpft werden,
ohne sich geräuschvoll zu entzünden und zu entladen. Abers#
eine Dichtung, in der ein leises Wort, ein wehmütiges
Lächeln tiefer erschüttert, als Krach und Donnerschlag
mancher schweren dramatischen Geschütze es je vermögen.
Ob das Publikum des Thaliatheaters den Sinn (und
die Sinne) für die Tiese und Schönheit dieser Dichtung !
hat? Es scheint mir zum mindesten zweifelhaft. Be¬
sonders gestern, wo nicht für, sondern gegen Schnitzler |I
gespielt zu werden schien. Statt daß uns die verborgenesv
Musik und der ganze, verschwebende Stimmungszauber#
der Dichtung aufgedeckt worden wäre, brachte man teils
Snüchtern und kalt, teils volternd und schnanbend Worte,k
Worte ohne Glanz und Tiefe. Von Schnitzlerscher Graziess
SSiallEt Gendial Anzeiger
hatte allein Frl. Holm einen Hauch, und mehr, verspürt.
Nur glaubte man ihr die 43 Jahre nicht, die Irene Herms
alt sein soll. Die wundervollen Lyrismen Stephan von
Salas, der ein Dichter ist, klangen bei Herrn
Halpern gequält und quälend; ihm fehlte die feine
Geistigkeit dieses Lebenskünstlers, dessen innerste Natur
eater und, Musk.
er obendrein auf den Kopf stellte, als er seine tigfen,
wehmütig schmerzvollen Worte des Verzichts gegen Schluß
Thaliatheater.
des vierten Aktes nach Art eines leidenschaftlichen Aus¬ &
meWeg.“ (Alle perbe Bitternis und bruchs brachte. Herr Hart stellte mit seinem Julian
senheit, die am Schluß dieser schönen,
Fichtner ein großes Theater an, machte aus dem müden!
lung aus dunklen Augen ins Leerei Künstler ein heruntergekommenes Subjekt und hatte kei¬
im Dieel. Der bei Schnitzler oftlnen eindigen echten Ton: Hans Sanden sprudelte obne!
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18. Der einsane Nen
das Schönste ist. Hier weist er deutend hinein in die Grund alles was er zu sagen hatte, leidenschaftlich her¬
verschlungenen Wege des Schauspiels, bellt, ein tiefes vor, und Rudolf Lenoir, der als Svielleiter verant¬
Symbol, Dunkles auf und steht matt aufleuchtend über wortlich zeichnete, war als Dr. Reumann von unfreiwil¬
dem Ende, ein Wegweiser zu schmerzlichem Verzicht. Der#liger, gänzlich verfehlter Komik. Frl. Parlows
einsame Weg, der „Weg hinab“, den alle allein gehen
Johanna en bebrte icht einer sompathischen, verhaltenen
müssen. Menschen leben ihr Leben, in Reichtum, Ruhm,
Innerlichkeit: aber ihr fehlte jede Reife, und aus dem
Liebg, Genuß, Enttäuschung, Schmerz und Verzweiflung
von heißen Sehnsüchten bebrängten, opferbereiten jungen
und einmal kommt der Tag, an dem ihnen alles unter
Weib wurde bei ihr eine Art somnambules Kind. Julius
den Händen zerrinnt. Einer nach dem andern geht von
Barna und Elise Eckert standen unaufdringlich an
ihnen; sie haben immer nur genommen, und nicht ge¬
geben; haben niemandem gebört, wieviele sie auch be¬
OE
sessen haben, und nie ihr Innerstes verschwendet. Und
stehen am Ende da, fröstelnd in der Kälte ihrer Einsam¬
keit. Was Schnitzler über all' das und noch manches
andere zu sagen hat, klingt aus der Tiefe eigener, schmerz¬
licher Erkenntnis. Und was er nicht sagt, was er ver¬
schweigt, schwingt mit in heimlichen Unter= und Ober¬
tönen von verborgener Musik, und erschüttert den, der
das Ohr hat für diese Musik. Alles ist von zartester
Geschliffenbeit, wie seine Menschen von zartester Ge¬
schlifsenheit sind. Kein lauter Ton dringt nach außen,
r
man muß hindurchsehen bis in die verborgensten Unter¬
gründe, um unter aller gedämpften Ruhe und artstokra=[d
tischen Verschlossenheit noch ein Chaos zu erblicken. Ein
Drama? Vielleicht. Nur daß das dramatische Geschebenst.
nach außen kaum fühlbar wird. Daß Seelenvorgänge sich
gegen einander steilen und Kämpfe ausgekämpft werden,
ohne sich geräuschvoll zu entzünden und zu entladen. Abers#
eine Dichtung, in der ein leises Wort, ein wehmütiges
Lächeln tiefer erschüttert, als Krach und Donnerschlag
mancher schweren dramatischen Geschütze es je vermögen.
Ob das Publikum des Thaliatheaters den Sinn (und
die Sinne) für die Tiese und Schönheit dieser Dichtung !
hat? Es scheint mir zum mindesten zweifelhaft. Be¬
sonders gestern, wo nicht für, sondern gegen Schnitzler |I
gespielt zu werden schien. Statt daß uns die verborgenesv
Musik und der ganze, verschwebende Stimmungszauber#
der Dichtung aufgedeckt worden wäre, brachte man teils
Snüchtern und kalt, teils volternd und schnanbend Worte,k
Worte ohne Glanz und Tiefe. Von Schnitzlerscher Graziess
SSiallEt Gendial Anzeiger
hatte allein Frl. Holm einen Hauch, und mehr, verspürt.
Nur glaubte man ihr die 43 Jahre nicht, die Irene Herms
alt sein soll. Die wundervollen Lyrismen Stephan von
Salas, der ein Dichter ist, klangen bei Herrn
Halpern gequält und quälend; ihm fehlte die feine
Geistigkeit dieses Lebenskünstlers, dessen innerste Natur
eater und, Musk.
er obendrein auf den Kopf stellte, als er seine tigfen,
wehmütig schmerzvollen Worte des Verzichts gegen Schluß
Thaliatheater.
des vierten Aktes nach Art eines leidenschaftlichen Aus¬ &
meWeg.“ (Alle perbe Bitternis und bruchs brachte. Herr Hart stellte mit seinem Julian
senheit, die am Schluß dieser schönen,
Fichtner ein großes Theater an, machte aus dem müden!
lung aus dunklen Augen ins Leerei Künstler ein heruntergekommenes Subjekt und hatte kei¬
im Dieel. Der bei Schnitzler oftlnen eindigen echten Ton: Hans Sanden sprudelte obne!
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