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1S am
18. Der ein Jag
1#
Teleplion 12.861“
uter
6
„OBSERVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz Nr. 4.
Vertretungen
Ausschnitt aus: Frankfurter Nachrichten
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
und Intelligenz Blart
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm,
vom: A00U 191
St. Petersburg, Toronto.
ankurt 1.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
lische
Münchener Thealer und Kunst. Schn
Ausschnitt aus: Leipziger Tagblatt,
bring
„Es scheint jetzt wieder ein Geschlecht heranzu¬
vom. 22 JEIERBERIGI Leipzig
wachsen, das mehr Haltung hat, wenn auch weniger hal
„odi
Geist“ so sagt eine der viel und geistreich redenden
Personen in SchnitzlerEisamer Weg“, Man
den uns die Manchener Kammerspiele als Erst¬ #n
Münchener Theater
aufführung boten. Dieses Wort aus dem 1903
sein
Eine bedeutende Kette von weniger bedeutenden Apergus über die
geschriebenen Stück klingt heute — setzen wir für
rer
Liebe eröffnet und füllt das Spiel, das Gunnar Helberg „Die
Geist, spielerischer Geist — prophetisch. Wir haben! has
Tragödie der Liebe“ nennt und das hinter dem Firnis nordischer Gründ¬
zu dem Schnitzlerschen Werke bereits Distanz ge¬
lichkert und Sachlichkeil starke Wiener Unterköne in sich führt. Zwei
wonnenund empfinden heute stärker, als vor einem
Menschen feiern das Fest ihrer Liebe, und eine hellsichtige Eifersucht
Jahrzehnt, das Dekadente dieser Menschen; deka¬
festigt aus einem Dichter heraus, den die Nacht in das Licht der seligen
Feier wehte, das Band, das sie lösen wollte aus der Sehnsucht eigener
ent nicht etwa lediglich in ihren Liebeswirren,
in des Workes wahrster Be¬
be. Wenn Not am Mann ist —
sondern wegen ihrer inneren Unfertigkeit, ihrer sich
reutung! —, erscheint immer wieder diese kluge und kritische Person
selbst belauernden Skepfis, durch die alles in eine #
mit ihren schönen Anlässen zu Stichworten. Der Erfüllung der beiden
Komödie der Worte ausmündet. Man braucht
Eheleute begegnet sie zunächst auf der Heimfahrt von der Hochzeiksreise“
hierbei gar nicht die herbstlichen Reize dieser „kul¬
1
als das philosophierende Memento mori ihres Glückes. Wieder müssen 4
tivierten“ Menschen zu übersehen und wird ihrem
lange Dialoge Menschen entwirken, statt daß, wie es schließlich das
spielerischen, unproduktivem Geiste auch manch
Wesen des Theaters fordert, Menschen wirken. Der dritte Akt zeigt
die Hysterie der Frau, die ihren Mann liebt, ohne jedes Maß der Welt.
psychologisch feines Wort entnehmen. Das Haupt¬
Der Mann aber steht breit und gesund in der Welt und ihrer Arbeit;
thema, daß im Grunde jeder innerlich einsam seinen!
So klopft natürlch der Dichter bei der einsamen Frau an. Sieht ihre
Weg geht, ist im Grunde mehr elegischer Art und es
willige Nacktheit und leidet. Das Amen dieses verlorenen Spieles, in
liegt in der Natur dieser Menschen, daß ihnen
dem mathematisch genau der Satz bewiesen wird, daß Liebe kötet, ist "
starke dramatische Entladungen fern bleiben. So
ein Klingenstich in eine verzweifelte Frauenbrust. Sie tötet sich selbst,
eri bte man die fünf langen Akte nicht ohne Er¬
weil sie ihren Mann verlor, als er sie fand; weil sie sich kniend fand, ##
müdung, so sein auch unter Falckenbergs Negie
ohne Skolz und Scham, und weil sie sich ohne Echo fühlt in den Irr-###.
gespielt wurde, und insbesondere Direktor Ziegel,
gängen ihrer Liebe. — Die Horwiz war sentimenkal genug, um hier##
Marx, Carlé und Mirjam Horwitz die Zwischen¬
und da zu überzeugen, und um mit der blutarmen Idee, die sie dar¬
stellte, angenehm zu repräsentieren. Ziegels Hände lebken in schneller
töne ihrer Worte zur Geltung brachten.
Nervosität das einsame Leben eines Dichters, das hinter und in den
Das Problem illegitimer Vaterschaft, das im
Worten seiner Mitmenschen immer alle letzte Wahrheit weiß. ..
„Einsamen Weg“ ausgiebige Behandlung findet, be.
An Erstaufführungen brachten die Kammerspiele noch das
schäftigt auch das dänische Lustspiel: „Klein¬
„Zwischenspiel' von Schnitler. Man erlebte, daß seine
Eva“ von O. Ott, das sich im Volkstheater
Menschen, die mit den Händen plandern, in Skimmung von vorgestern
„Simson und
guter Aufnahme erfreute. Der Gedanke, daß die
machen, und ununterbrochen Makulakur reden.
Delila' von Sven Lange erwies die alte, starke Tragkraft
juge dliche, „noch nicht konfirmierte“ Titelheldin in
(genial'sch Ziegler als der genarrte Dichter!). Hier ist Techulk
das Geheimnis ihres Vaters eindringt, diesem ihre
und dramatische Absicht verschmolzen zur absoluten
heimatlose Halbschwester zuführt und die Eltern
Ich wundere mich, daß so wenige Bühnen das Stück
Wirkung!
aussöhnt, wäre nicht gerade sympathisch, würde der
spielen. — Das Schönste aber war die Aufführung: „Die Jungfern
Backsisch und seine Autorin nicht von solch liebens¬
vom Bischofsberg' von Gerhard Hauptmann. Diese
würdiger Naivität beherrscht, die da glaubt, mit
Wiedergeburt war ein köstliches Geschenk. So losgelöst aus aller
schönem Gefühl alle Hindernisse hinwegfegen zu
drückenden Gegenwart hat mich keine Reise, kein Buch und kein
können. Mit einem frisch und munter spielendem
Theater gemacht, wie dieser farbige Reigen von Lachen und Lustigkeit,
von gefoppter Oberlehrerwürde und pastoraler Zeremonie. Lampignons
Gaste als Eva, Alma Lind, hinterließ das an¬
sind drinnen und blaue Nacht. Weiße Mädelgestalten und werbende
spruchslose Stück freundliche Eindrücke.
Männer, Musik und wehende Lieder! Und immer wieder so silber¬
a.1.0
helles, unendlich sauberes Sommersonntagslachen! Ich werfe bei diesem
Dichkerwerk dankbar meine ganze, arme, kritische Voraussetzung aus
dem Tempel und bin ganz Mitspiel und freudige, lachende Andacht! —
Im Hoftheater wäre die Aufführung der „Armut' zu erwähnen. Der
Weibsteufel' blieb uns dank einer glücklichen Zensur erspart.
Die Bereicherung des Abends wurde Fräulein Käthe Bierkowski
(deren Name noch bekannt werden wird), weil sie ohne jede Hoftheaker¬
distanz ihr Teil Erdenmühselgkeit voller natürlicher, unmittelbarer
Hanns Johst.
Menschlichkeit durch die Dichtung trug.
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1S am
18. Der ein Jag
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Teleplion 12.861“
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„OBSERVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz Nr. 4.
Vertretungen
Ausschnitt aus: Frankfurter Nachrichten
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
und Intelligenz Blart
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm,
vom: A00U 191
St. Petersburg, Toronto.
ankurt 1.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
lische
Münchener Thealer und Kunst. Schn
Ausschnitt aus: Leipziger Tagblatt,
bring
„Es scheint jetzt wieder ein Geschlecht heranzu¬
vom. 22 JEIERBERIGI Leipzig
wachsen, das mehr Haltung hat, wenn auch weniger hal
„odi
Geist“ so sagt eine der viel und geistreich redenden
Personen in SchnitzlerEisamer Weg“, Man
den uns die Manchener Kammerspiele als Erst¬ #n
Münchener Theater
aufführung boten. Dieses Wort aus dem 1903
sein
Eine bedeutende Kette von weniger bedeutenden Apergus über die
geschriebenen Stück klingt heute — setzen wir für
rer
Liebe eröffnet und füllt das Spiel, das Gunnar Helberg „Die
Geist, spielerischer Geist — prophetisch. Wir haben! has
Tragödie der Liebe“ nennt und das hinter dem Firnis nordischer Gründ¬
zu dem Schnitzlerschen Werke bereits Distanz ge¬
lichkert und Sachlichkeil starke Wiener Unterköne in sich führt. Zwei
wonnenund empfinden heute stärker, als vor einem
Menschen feiern das Fest ihrer Liebe, und eine hellsichtige Eifersucht
Jahrzehnt, das Dekadente dieser Menschen; deka¬
festigt aus einem Dichter heraus, den die Nacht in das Licht der seligen
Feier wehte, das Band, das sie lösen wollte aus der Sehnsucht eigener
ent nicht etwa lediglich in ihren Liebeswirren,
in des Workes wahrster Be¬
be. Wenn Not am Mann ist —
sondern wegen ihrer inneren Unfertigkeit, ihrer sich
reutung! —, erscheint immer wieder diese kluge und kritische Person
selbst belauernden Skepfis, durch die alles in eine #
mit ihren schönen Anlässen zu Stichworten. Der Erfüllung der beiden
Komödie der Worte ausmündet. Man braucht
Eheleute begegnet sie zunächst auf der Heimfahrt von der Hochzeiksreise“
hierbei gar nicht die herbstlichen Reize dieser „kul¬
1
als das philosophierende Memento mori ihres Glückes. Wieder müssen 4
tivierten“ Menschen zu übersehen und wird ihrem
lange Dialoge Menschen entwirken, statt daß, wie es schließlich das
spielerischen, unproduktivem Geiste auch manch
Wesen des Theaters fordert, Menschen wirken. Der dritte Akt zeigt
die Hysterie der Frau, die ihren Mann liebt, ohne jedes Maß der Welt.
psychologisch feines Wort entnehmen. Das Haupt¬
Der Mann aber steht breit und gesund in der Welt und ihrer Arbeit;
thema, daß im Grunde jeder innerlich einsam seinen!
So klopft natürlch der Dichter bei der einsamen Frau an. Sieht ihre
Weg geht, ist im Grunde mehr elegischer Art und es
willige Nacktheit und leidet. Das Amen dieses verlorenen Spieles, in
liegt in der Natur dieser Menschen, daß ihnen
dem mathematisch genau der Satz bewiesen wird, daß Liebe kötet, ist "
starke dramatische Entladungen fern bleiben. So
ein Klingenstich in eine verzweifelte Frauenbrust. Sie tötet sich selbst,
eri bte man die fünf langen Akte nicht ohne Er¬
weil sie ihren Mann verlor, als er sie fand; weil sie sich kniend fand, ##
müdung, so sein auch unter Falckenbergs Negie
ohne Skolz und Scham, und weil sie sich ohne Echo fühlt in den Irr-###.
gespielt wurde, und insbesondere Direktor Ziegel,
gängen ihrer Liebe. — Die Horwiz war sentimenkal genug, um hier##
Marx, Carlé und Mirjam Horwitz die Zwischen¬
und da zu überzeugen, und um mit der blutarmen Idee, die sie dar¬
stellte, angenehm zu repräsentieren. Ziegels Hände lebken in schneller
töne ihrer Worte zur Geltung brachten.
Nervosität das einsame Leben eines Dichters, das hinter und in den
Das Problem illegitimer Vaterschaft, das im
Worten seiner Mitmenschen immer alle letzte Wahrheit weiß. ..
„Einsamen Weg“ ausgiebige Behandlung findet, be.
An Erstaufführungen brachten die Kammerspiele noch das
schäftigt auch das dänische Lustspiel: „Klein¬
„Zwischenspiel' von Schnitler. Man erlebte, daß seine
Eva“ von O. Ott, das sich im Volkstheater
Menschen, die mit den Händen plandern, in Skimmung von vorgestern
„Simson und
guter Aufnahme erfreute. Der Gedanke, daß die
machen, und ununterbrochen Makulakur reden.
Delila' von Sven Lange erwies die alte, starke Tragkraft
juge dliche, „noch nicht konfirmierte“ Titelheldin in
(genial'sch Ziegler als der genarrte Dichter!). Hier ist Techulk
das Geheimnis ihres Vaters eindringt, diesem ihre
und dramatische Absicht verschmolzen zur absoluten
heimatlose Halbschwester zuführt und die Eltern
Ich wundere mich, daß so wenige Bühnen das Stück
Wirkung!
aussöhnt, wäre nicht gerade sympathisch, würde der
spielen. — Das Schönste aber war die Aufführung: „Die Jungfern
Backsisch und seine Autorin nicht von solch liebens¬
vom Bischofsberg' von Gerhard Hauptmann. Diese
würdiger Naivität beherrscht, die da glaubt, mit
Wiedergeburt war ein köstliches Geschenk. So losgelöst aus aller
schönem Gefühl alle Hindernisse hinwegfegen zu
drückenden Gegenwart hat mich keine Reise, kein Buch und kein
können. Mit einem frisch und munter spielendem
Theater gemacht, wie dieser farbige Reigen von Lachen und Lustigkeit,
von gefoppter Oberlehrerwürde und pastoraler Zeremonie. Lampignons
Gaste als Eva, Alma Lind, hinterließ das an¬
sind drinnen und blaue Nacht. Weiße Mädelgestalten und werbende
spruchslose Stück freundliche Eindrücke.
Männer, Musik und wehende Lieder! Und immer wieder so silber¬
a.1.0
helles, unendlich sauberes Sommersonntagslachen! Ich werfe bei diesem
Dichkerwerk dankbar meine ganze, arme, kritische Voraussetzung aus
dem Tempel und bin ganz Mitspiel und freudige, lachende Andacht! —
Im Hoftheater wäre die Aufführung der „Armut' zu erwähnen. Der
Weibsteufel' blieb uns dank einer glücklichen Zensur erspart.
Die Bereicherung des Abends wurde Fräulein Käthe Bierkowski
(deren Name noch bekannt werden wird), weil sie ohne jede Hoftheaker¬
distanz ihr Teil Erdenmühselgkeit voller natürlicher, unmittelbarer
Hanns Johst.
Menschlichkeit durch die Dichtung trug.
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